Im Verhör, Teil 13

Fortsetzung von Teil 12

Angie hätte im Rückblick nicht sagen können, wie lange sie die Pissoirs schrubben musste. Schon nach wenigen Minuten verursachten ihr die auf dem Boden verstreuten Kügelchen unglaubliche Schmerzen. Doch jedes Mal, wenn sie versuchte, ihre Knie und Beine zu entlasten, indem sie sich etwas aufrichtete, fuhr ihr ein heftiger Stromstoß durch den Unterleib.

Die ständige Hitze und das Brennen, das beim Anziehen des Slips begonnen hatten, taten ihr Übriges. Alles war ein einziger Schmerz und es gab keine Möglichkeit, ihm zu entkommen. So versuchte Angie, sich auf ihre Aufgabe zu fokussieren.

Sie schrubbte, mit der völlig unzureichenden Zahnbürste sämtliche Urinale. Dabei ging sie besonders gründlich vor. Denn sie war sich absolut sicher, dass es keine leere Drohung gewesen war, als die Wärterin angekündigt hatte, Angie würde die Pissoirs später ablecken müssen.

Diese Frau hatte wirklich eine unbändige Lust sie zu quälen. Während sie fast wie in Trance weiterarbeitete, fragte sich Angie, ob diese Lust aus Hass oder aus sexueller Begierde entstand. Beides hielt sie für möglich. Diese Frau war ihr ein Rätsel und beunruhigte sie mehr als alles oder jeder andere hier.

Immer wieder hörte sie Schritte oder entfernte Geräusche, manchmal auch Schreie. Aber sonst unterbrach nichts die Stille ihrer konzentrierten Arbeit. Wenn Schritte so nah kamen, dass sie befürchten musste, ihre Arbeitszeit sei abgelaufen, geriet sie etwas in Panik. Denn noch lange waren die Urinale nicht so, dass sie sie gerne abgeleckt hätte.

Doch irgendwann öffnete sich die Tür wieder. Für ihre Knie und ihren Unterleib war Angie dankbar dafür, denn sie wusste nicht, wie sie den Schmerz länger aushalten sollte. Aber wenn es nach ihrem Verstand und ihrer Überzeugung gegangen wäre, dass alles sauber genug ist, dann hätte sie gerne noch weiter geputzt.

Tatsächlich öffnete sich die Tür und Angie war erleichtert, als die beiden männlichen Wärter den Raum betraten.

Mehr oder weniger gründlich überprüften beide, wie sauber die Pissoirs nun waren. Angie war sich sicher, dass das Biest, wie sie die Wärterin inzwischen insgeheim nannte, wesentlich strenger in ihrer Beurteilung gewesen wäre. Denn die beiden Männer befanden die Arbeit schnell als erledigt.

Dann kam der angekündigte Befehl und Angie sollte ausgiebig die Pinkelbecken lecken. Da sie gewusst hatte, dass das auf sie zukommen würde und da sie wirklich äußerst gründlich geputzt hatte, kostete sie das weniger Überwindung, als sie gedacht hatte. Die beiden Männer grinsten. Das konnte sie deutlich sehen. Und als Angie fertig war, kam auch prompt die nächste Schikane.

Mit dem Fuß schob Werter Y Kugeln beiseite und räumte so einen Flecken auf dem Fliesenboden frei. Dann spuckte er genüsslich auf diese Stelle, sah Angie, wie sie dort am Boden kniete, an und sagte „Du hast hier vergessen, etwas sauberzulecken“. Dabei grinste er.

Unwillkürlich hatte sich Angie in einem Anflug von Protest leicht erhoben, doch das löste nur einen weiteren Stromstoß aus und sie sank wimmernd wieder zu Boden.

„Na los!“ bekräftige Wärter D.

Angie blickte nach oben und beide grinsten sie an. Es war ihnen ernst. Also kroch sie herüber und leckte gehorsam den Boden sauber und die Spucke weg.

„So ist es brav“ grinste Wärter Y und es war deutlich zu merken, dass er sehr stolz auf seinen Einfall war. Angie wand sich vor Ekel und Scham.

Die beiden befreiten sie von der Elektrovorrichtung und auch von dem Kunststoffslip.

Die gierigen Blicke der beiden nahm sie dabei kaum mehr wahr. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Aber es fühlte sich an, als wäre es ein langer Tag gewesen. Sie war überall wund, sie war müde und stellte überrascht fest, dass sie auch hungrig war. Zu trinken hatte sie immer wieder bekommen. Aber gegessen hatte sie seit diesem widerlichen Frühstück nichts mehr und schon das war die erste Mahlzeit überhaupt gewesen, die sie hier bekommen hatte.

Sie kniete unbeachtet immer noch in dieser Toilette. Wärter D hatte den Raum verlassen, Wärter Y fegte die Kugeln beiseite und man merkte, er tat das nicht zum ersten Mal.

Da öffnete sich die Tür wieder und Wärter D kam zurück. In der Hand eine Schüssel oder ein Napf. Je nach Sichtweise. Diesen stellte er vor ihr ab. Angie sah nach oben und dann auf den Inhalt der Schüssel. Offenbar war es eine Art dicker Eintopf. Aber weit und breit kein Besteck.

„Du darfst jetzt essen Arhira“, sagte Wärter Y und grinste dabei. „Du hast doch sicher Hunger. Du hast 90 Sekunden, dann nehmen wir die Schüssel wieder mit.“

Damit blickte er auf seine Armbanduhr und sie wusste, dass er es absolut wörtlich meinte. Also beugte sie sich über die Schüssel am Boden, ihre Haare fielen dabei in den Eintopf und sie versuchte so schnell, so viel wie möglich zu essen.

Sie spürte, dass ihr ganzes Gesicht und zum Teil ihr Oberkörper mit Eintopf verschmiert wurden. Sie spürte auch, dass mehrere Finger in sie eindrangen, wie sie da so auf den Knien und nach unten gebeugt kniete. Es war ihr alles egal. Sie hatte einfach nur Hunger.

Ende Teil 13. Wird fortgesetzt.


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„9 1/2 Wochen“

Was in den 90ern „Basic Instinct“ und in den 2010er Jahren die „Fifty Shades of Grey“ Filme waren, war in den 80ern „9 1/2 Wochen“: DER Erotikfilm, der auch beim Gesamtpublikum ein großer Erfolg war.

„9 1/2 Wochen“ kam 1986 in die Kinos und war damals ein kommerzieller Erfolg. Zwar blieb er weit hinter dem Einspielergebnis des erfolgreichsten Films des Jahres, „Top Gun“ zurück, spielte aber mehr ein, als der im selben Jahr erschienene „Highlander“. Wobei der Erotikfilm international in einer ungeschnittenen Version erfolgreicher war, als in den USA.

Heute ist der Film vielleicht am berühmtesten dafür, dass wegen der Szene, in der Kim Basinger zu „You Can Leave Your Hat On“ stript, seit 40 Jahren Menschen zu diesem Joe Cocker-Hit strippen.

Ich hatte den Film als junger Mann irgendwann in den 80ern gesehen und nur eine sehr schemenhafte Erinnerung daran. Erwartet habe ich einen typischen Film, den man damals „heiß“ fand, den man aber heute vermutlich nicht mehr anschauen kann. So einfach war es dann aber nicht.

Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung: Elizabeth arbeitet in einer New Yorker Galerie und trifft irgendwann zufällig John Gray. Sie beginnen zu daten und dann schnell ein hitzige, aber wie der Titel des Films verrät, kurzlebige Affäre. Dabei ist John eindeutig in der dominanten Rolle und spielt, sich immer mehr steigernde BDSM-Spiele mit der bis dahin unerfahrenen Elizabeth. Dabei verrät er ihr aber kaum etwas über sich und so steigert sich bei ihr immer mehr das Gefühl, dass die Affäre ihr am Ende nicht guttut.

Ich hatte wie gesagt Schlimmes erwartet und vielleicht bin ich daher in meiner Beurteilung milde gestimmt. Ich meine, der Film ist fast 40 Jahre alt und heute gehen Filme wie „365 Tage“, die aus meiner Sicht mindestens fragwürdig sind, durch und werden wenig hinterfragt. Was soll ich da von einem Film aus dem Jahr 1986 erwarten?

Sagen wir es, wie es ist: der Film ist in weiten Teilen einfach wirklich heiß. Vor allem, wenn man auf BDSM steht. John etabliert schon beim ersten Date ein Machtgefälle, als er Elizabeth im Restaurant füttert und dann vor ihren Augen auf dem Hausboot demonstrativ das Bett bezieht. Sie sagt darauf auch sehr klar, dass er ganz schön zuversichtlich sei. Dann aber, sagt sie, sie wolle gehen und er lässt sie offenbar anstandslos gehen. Keine Gefangennahme oder ein „Du willst es doch auch“. Das habe ich schon schlimmer gesehen.

Es folgen wirklich reihenweise Szenen, die gerade für BDSM-Menschen sehr heiß sein dürften. Er schenkt ihr eine Uhr, gibt ihr dabei aber gleichzeitig auf, sie solle jeden Tag um 12 Uhr darauf schauen und daran denken, wie er sie berühre. Er lässt sie in seiner Wohnung alleine auf ihn warten, um dann anzurufen, sie damit dabei zu ertappen, wie sie in seinen Sachen gestöbert hat und beim Heimkommen zu sagen, sie sei ein „böses Mädchen“ gewesen und sie zu bestrafen.

In einer Szene kauft er ihr etwas und sie fragt, ob er denn nicht wissen wolle, was ihr gefalle, worauf er nur „Nein“ antwortet. Später kämmt er sie in einer Szene und sie fragt ihn, warum er sich so gut um sie kümmere.

Ja, ich bin mir sehr bewusst, wie wahnsinnig problematisch das alles in einem Kontext klingt, in dem womöglich kein Consent zwischen den beiden Menschen herrscht. Aber das ist genau mein Punkt. Das Einzige, was diesem Film zu einem fantastischen BDSM-Märchen fehlt, ist der Consent. Consent ist aber das Wichtigste im BDSM überhaupt. Ohne Consent kein BDSM.

Wie ich den Film aber sehe und verstehe, macht John das nicht aus böser Absicht. Immer, wenn Elizabeth sagt, sie will nicht mehr, hört er auf. Er lässt sie anstandslos vom Hausboot gehen und ihre Affäre beginnt danach erst. Er lässt sie (SPOILER!) auch am Ende gehen und wünscht sich nur verzweifelt, dass sie zurückkommt.

John ist ein Mann, dem die Worte und das Verständnis für das fehlen, was sein Handeln völlig legitim machen würde. Er müsste seine potenzielle Partnerin vorher fragen, ob sie solche Spiele mag. Dann wäre alles, was er tut, völlig in Ordnung. Er zieht seine Lust auch nicht aus der Konstellation heraus, dass sie es nicht mag. Im Gegenteil vergewissert er sich mehrfach im Film, dass es ihr gefällt.

Elizabeth wiederum ist eine Frau, die mit großer Sicherheit Ja gesagt hätte, hätte John ihr gesagt, worauf er steht. Denn Elizabeth entflammt vollkommen und ist ganz offensichtlich begeistert von den gemeinsamen Spielen. John und sie hätten also ein glückliches Paar werden können.

Was beide am Ende auseinanderbringt, sind nicht die BDSM-Spiele, ist nicht der fehlende Consent. Es ist Johns Unfähigkeit, sich zu öffnen und echte Intimität und Nähe zuzulassen. Elizabeth will wissen, wer er ist, will ihm nahe sein und John kann das nicht. Deswegen verlässt sie ihn.

Erst, als sie seine Wohnung verlässt und er ihr nachschaut, kann er sagen „Ich liebe dich, bitte komm zurück“. Aber da ist es zu spät.

Ich denke, es ist leicht, aus John Gray einen Bösewicht zu machen. Ich finde aber, er ist keiner. Er hat, wie sein Fast-Namensvetter Christian Grey seine Probleme, aber ist wesentlich weniger Opfer und schon gar nicht Täter im Kontext seiner Story.

Apropos Gray oder Grey. Können wir das mal ansprechen? Der männliche Protagonist im 1986 erschienenen „9 1/2 Wochen“ heißt John Gray. Im 2002 erschienen „Secretary“ heißt er Mr. Grey und in den „Fifty Shades of Grey“ Filme dann natürlich Christian Grey. Das kann doch kein Zufall sein? Wer hat sich da von wem inspirieren lassen oder wer wollte da wem eine kleine Huldigung hinterlassen? Wenn ihr mehr dazu wisst, dann schreibt es gerne in die Kommentare.


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Femdom vs. Maledom – Ein Vergleich

Das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung oder D/s ist für mich im BDSM das spannendste aller Spiele. Natürlich funktioniert es in alle Richtungen. Männliche Unterwerfung und weibliche Dominanz, sowie weibliche Unterwerfung und männliche Dominanz. Ja, ich weiß, es gibt auch jede Menge dazwischen und drumherum, aber ich fühle mich nicht wohl in diesem Rahmen über Dinge zu schreiben, die ich nicht aus eigenem Erleben kenne. Daher beschränke ich mich auf diese Konstellationen. Seht mir das bitte nach.

Wie also gesagt, funktioniert das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung selbstverständlich in alle Richtungen. Aber wie so oft, wenn man genauer hinschaut, wird es spannend. Ja, die grundsätzlichen Spielarten wie Erniedrigung, Gehorsam, Aufgaben, Rituale und Regeln können sich sehr ähneln. Schaut man aber im Detail, lassen sich viele Varianten finden, die nur in die eine, aber nicht in die andere Richtung funktionieren.

Ich finde diese Unterschiede faszinierend. Einmal, weil sie uns von Fall zu Fall viel über unsere Geschlechterrollen und unseren Umgang mit dem anderen Geschlecht verraten. Aber auch, weil ich bei manchem als männlicher Dom neidisch bin, dass mir diese Spielart nicht zur Verfügung steht.

Werden wir konkret. Ein sehr auffälliger Unterschied ist, wie Männer bei ihren Finanzen gepackt werden können. Nicht wenige devote Männer erregt es, wenn sie Geld für ihre Herrin ausgeben. Oft noch mehr, wenn sie dafür keine konkrete Gegenleistung erwarten dürfen. Von diesem Phänomen lebt eine ganze Branche unter dem Namen „Findom„. In meiner „Karriere“ als männlicher Dom kann ich die Frauen, die es erregt hat, für ihren Dom Geld ohne Gegenleistung auszugeben, an weniger als zwei Fingern abzählen.

Ich bewerte hier nicht. Tut, was euch guttut. Achtet auf euch und schaltet gelegentlich den Kopf ein. Ich finde hierbei jedoch besonders faszinierend, was das über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aussagt und über die besagten Geschlechterrollen.

Historisch gesehen, war der Mann in der Geschichte der Menschheit meist der Versorger, aber auch meist der Bestimmer in Beziehungen und Familien. Auch heute definieren viele „Männlichkeit“ mit Macht und Besitz. Ebenso, wie sich viele Männer über ihre Position und ihren Besitz definieren. Nur weil das so ist, können sie im BDSM an dieser Stelle gepackt werden. Wenn ihnen Position und Besitz genommen werden, noch dazu ohne Gegenleistung, dann erregt das Männer, die diese Spielart mögen.

Für Frauen jedoch, ist die Rolle derjenigen, die ihr schwer verdientes Geld an einen Dom abgibt, ganz offensichtlich wenig erstrebenswert. Ohne Soziologe zu sein, nehme ich an, dass für Frauen auch im 21. Jahrhundert die Vorstellung, finanziell abhängig zu sein, eine zu realistische Möglichkeit ist, um das Spiel damit sexuell reizvoll zu finden.

Vielleicht weniger eindeutig als das letzte Beispiel, aber viele devote Männer kickt, wenn sie im Alltag eingeschränkt werden, wenn sie Verbote bekommen, dieses oder jenes zu tun. Speziell, wenn es um das Ausleben von Sexualität geht. Die FLR wäre hier das extreme Beispiel, für das es keine Entsprechung im Verhältnis zwischen Maledom und Sub gibt. Devote Frauen finden solche Einschränkungen meiner Erfahrung nach seltener so erregend. Viel zu oft empfinden sie es als etwas, das sie im Alltag sowieso ähnlich erleben und es daher nicht als „heiß“ empfinden.

Ebenfalls spannend ist Folgendes. BDSM basiert ja sehr oft auf dem, was wir sonst nicht dürfen, wie zum Beispiel Ohrfeigen geben oder auf dem Verbot dessen, was wir sonst selbst bestimmen. Auch hier gibt es also offenbar große Unterschiede, aufgrund der verschiedenen Geschlechterrollen.

Ein ganz anderes Beispiel ist die Keuschhaltung. Als Femdom gibt es das Mittel des Peniskäfigs. Alleine aus anatomischen Gründen ist es leichter, die Erregung eines Mannes zu beeinflussen und zu stören, als die einer Frau. Ein Peniskäfig verhindert ziemlich zuverlässig eine Erektion und macht sie gegebenenfalls sogar schmerzhaft. Wir müssen nicht zu tief in die Biologie einsteigen, um zu sehen, dass bei Frauen Erregung anders funktioniert. Ja, es gibt Mittel diese Erregung technisch zu beeinflussen. Aber nicht so effektiv, wie bei Männern. Manche würden sogar sagen, es ist bei Frauen überhaupt nicht möglich, Erregung und auch einen Orgasmus zu verhindern.

Das ist ein Punkt, der mich schon lange sehr neidisch auf Femdoms sein lässt. Ehrlich. Das beschäftigt meine Fantasie seit Jahren und irgendwann werde ich eine BDSM-Fantasy-Geschichte schreiben, die diese „Ungerechtigkeit“ wieder gutmacht.

Wenig überraschend geht es auch im nächsten Beispiel um den Penis. Viele männliche Subs erregt es, wenn die Größe, Form oder Leistungsfähigkeit ihres Penis‘ thematisiert wird. Naturgemäß in diesem Fall nicht positiv. Eher, dass er zu klein, mickrig, enttäuschend oder unschön anzusehen sei. In meinem Leben als männlicher Dom habe ich so gut wie nie eine weibliche Sub getroffen, die es erregt hätte, wenn ich ihre Vulva oder Brüste verbal herabgewürdigt hätte. Ja, es gibt Ausnahmen. Aber sie sind eben Ausnahmen.

Auch das ist spannend, oder nicht? Im Schnitt scheinen Männer einfach ein ganz anderes Selbstbewusstsein zu haben, was ihren Penis angeht.

Ich sage ja, die Unterschiede zwischen dem, was für die eine Seite funktioniert und was für die andere, sind extrem spannend und ich hätte noch so viele Beispiele.

Eine weibliche Sub, die sich sexuell fremden Männern „zur Verfügung stellen“ soll, wird es völlig anders empfinden, als wenn ihr einem männlichen Sub sagt, er soll fremden Frauen „zur Verfügung“ stehen. Da geht es um unterschiedliche Moralvorstellungen, die wir anerzogen bekommen. Mehrere Männer und eine Frau, das ist auch in aufgeschlossenen Zeiten in der allgemeinen Bevölkerung etwas, bei dem viele mindestens die Augenbrauen heben und die Frau eher negativ beurteilen. Mehrere Frauen und ein Mann und sei er auf Knien? Deutlich weniger Menschen dürften diesen Mann moralisch verurteilen.

Es sei denn, der Mann würde dabei penetriert. Dann würde sich das vermutlich wieder umdrehen. Aber das wäre noch einmal ein ganz neues Thema. Denn ja, auch eine Anweisung zu gleichgeschlechtlichem Sex ist, für die breite Masse, sehr verschieden, wenn Sub weiblich oder männlich ist.

Ja, ich generalisiere hier. Ja, viele, die das lesen und sich in der Szene bewegen, werden denken „wo ist das Problem?“ Aber ich spreche hier von gesellschaftlichen Rollen und Moralvorstellungen. Und wären Partnertausch, Gruppensex und BDSM so wahnsinnig „normal“, dann würde das alles wohl auch viel offener gelebt.

Ich kann das Thema hier nur anreißen und das finde ich selber ausgesprochen schade. Aber ich habe das Gefühl, in diesem Thema steckt eher so etwas wie eine Bachelorarbeit. Aber wenn ich euch mit dem, was ich seit langem in meinem Kopf hin und her wälze, ein paar Gedankenanstöße geben konnte, dann würde ich mich freuen.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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Eine Spielart noch ohne Namen?

Ich gestehe: Ich langweile mich schnell. Ich muss das Gefühl haben, gefordert zu werden und muss etwas spannend oder neu finden. Ich interessiere mich immer für neue Themen, probiere beim Kochen immer neue Rezepte aus und brauche einfach regelmäßig neuen Input, der mich „auf Trab“ hält. Manchmal ist das toll. Manchmal nerve ich mich damit selber.

Im BDSM ist es meist nicht anders. Wenn mein BDSM in den ca. 30 Jahren, die ich das schon mache, immer nur darin bestanden hätte, dass sich eine Sub vor mich hinkniet, ich ihr später den Arsch versohle und am Ende komme ich, sie oder wir beide… ich hätte schon lange die Lust daran verloren.

Versteht mich nicht falsch. Es gibt bestimmt Leute, die genau das mögen. Zielgenau ihren Wunsch, ihr Bedürfnis befriedigen und das immer wieder. So bin ich nicht. Ich will Neues ausprobieren und neben den gewohnten Dingen auch bisher unerforschte Pfade erkunden.

Vielleicht denkt ihr jetzt „es gibt ja nicht endlos viele Schlaginstrumente und irgendwann hat man alle Varianten durch“. Das kann sein. Dennoch gibt es auch nach Jahren immer wieder Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Aber am Ende ticke ich etwas anders.

Was mich unter anderem sehr reizt, findet mehr auf der Metaebene statt. Ich finde spannend, was zwischen zwei Menschen passiert und wie sich dieselbe Handlung oder BDSM-Praktik verändert, wenn einer von diesen zwei Menschen wechselt. Nicht, weil ich den ständigen Wechsel will, sondern, weil mich fasziniert, wie radikal sich das Ergebnis ändert, wenn man einen Teil der Gleichung ändert.

Seit Jahren suche ich nach einem Begriff, einer verständlichen Definition, um zu erklären, was für mich im BDSM so ein wichtiger Faktor ist. Heute scheint es ganz simpel: Ich möchte mich nicht langweilen.

Wenn ich immer das sich gleichende Programm abspulen würde, dann würde ich mich langweilen. Ich vermute, ich wäre frustriert und zölibatär geworden. Ok, vermutlich nicht zölibatär. Aber frustriert wäre ich sicher geworden.

Was macht mich also immer wieder neugierig? Was hält mein Interesse an BDSM wach?

Es ist das, was ich mangels eines griffigen Schlagwortes die Spannungsfelder und Dynamiken nenne. Klingt lahm und eher trocken als aufregend? Stimmt. Ich könnte auch den Begriff „Fantasismus“ erfinden und so tun, als müsste man den kennen, würde aber auch nicht helfen zu erklären, was ich meine.

Ich verrate noch etwas über mich: Ich mag Geschichten. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und ich mag es, Geschichten erzählt zu bekommen. Oft ist BDSM für mich genau dann am besten, wenn ich damit Geschichten erzählen kann oder Geschichten erzählt bekomme.

Ok, ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen: „Ich kapiere nicht, worauf er hinaus will.“

Es ist recht einfach. Grundsätzlich strebe ich immer etwas Dauerhaftes an. Eine BDSM-Beziehung muss für mich immer eine Chance auf eine Zukunft haben. Mit Zukunft meine ich ganz konservativ formuliert, beide sehen nicht schon vor oder beim ersten Treffen das Ende der Beziehung vor Augen. So ticke ich persönlich eben.

Da ich das aber möchte, möchte ich dabei nicht so gerne stagnieren. Ich möchte nicht jedes Mal immer dieselben drei Praktiken wiederholen und das war es. Wiederholungen sind nicht schlimm. Aber für mich irgendwann nicht mehr spannend.

Vor allem aber möchte ich, dass alles in irgendeiner Art Dramaturgie, Geschichte, Spannungsfeld oder Dynamik eingebunden ist. Dann finde ich es richtig spannend.

Wenn zum Beispiel die Sub als völlig unerfahrene Novizin eine Art Ausbildung durchlaufen will und soll. Wenn sich beispielsweise irgendein fernes und fast unerreichbares Ziel „erarbeitet“ und „verdient“ werden soll. Aber auch, wenn die Geschichte aus dem Bereich DaddyDom und LittleGirl kommt. Oder wenn es um das Hinarbeiten zu einer Verfügbarkeit für fremde Männer geht. Die Liste könnte endlos sein. Meine Fantasie ist bunt und kann aus vielen Ideen etwas machen.

Jedoch gibt es drei große Einschränkungen:

  1. Es muss etwas sein, das mich neugierig macht und reizt.
  2. Es muss auch mein Gegenüber neugierig machen und reizen.
  3. Ich möchte ungern der einzige sein, der die Ideen und Fantasien spinnt. Ich möchte eine Partnerin, die da mit mir mithält und eigene Ideen und Wünsche beisteuert.

Wie ihr seht, mache ich es mir gerne schwer. Spaß beiseite. Aber so jemanden zu finden, ist schon recht speziell und herausfordernd.

Warum erzähle ich euch heute so ungewohnt persönlich von diesem Konzept? Es ist nicht das einzige BDSM-Spiel, das mich reizt, aber ein sehr mächtiges unter den spannenden Spielen. Es ist aber vor allem eines, für das ich bisher nirgends auch nur ansatzweise eine Definition oder ein Vorbild gefunden habe. Genau deswegen schreibe ich nun hier so persönlich darüber. Um euch zu zeigen, dass auch das eine Vorliebe sein kann und um zu sehen, ob ich bei euch auf Gleichgesinnte treffe.


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„Dogs don’t wear pants“

Es wurde mal wieder Zeit für meine kleine Rubrik der Filmbesprechungen über Streifen, in denen BDSM eine Rolle spielt. Wie immer geht es weniger um die Qualität des Films, den künstlerischen oder den Unterhaltungswert. Viel mehr geht es darum, wie BDSM dargestellt wird und was dem Zuschauer über BDSM vermittelt wird.

Eine kurze Zusammenfassung. Juha ist Arzt und seine Frau stirbt bei einem Badeunfall. Er bleibt alleine mit seiner minderjährigen Tochter zurück. Der Verlust trifft ihn hart und auch noch Jahre nach dem Tod seiner Frau leidet Juha. In einer Szene sehen wir, wie er sich während der Selbstbefriedigung ein Kleid seiner Frau um den Kopf wickelt und sich dabei mit ihrem Parfum besprüht. Es ist offensichtlich, dass er ihren Verlust auch Jahre später nicht verwunden hat und dass eine Sexualität offenbar völlig zum Erliegen gekommen ist.

Mehr durch einen Zufall, weil er seine inzwischen Teenager-Tochter zu einer Piercerin fährt, stolpert Juha in das Dominastudio von Mona. Wenige Tage später wagt er es, als kompletter Neuling dort einen Termin zu machen. Damit beginnt eine wilde und extreme Reise in das Reich des BDSM.

Leider wird im Film nicht gezeigt, was vor dem ersten Treffen oder überhaupt vor den Sessions besprochen wird. Daher kann ich nur annehmen, dass Mona nicht einfach wild drauflos agiert, sondern in etwa weiß, was Juha sucht.

Jedenfalls geht sie direkt in die Vollen und hält sich nicht mit Dingen wie Klapsen auf den Arsch oder ähnlichem auf. Sie erklärt Juha, er sei ein Hund und gehöre daher auf alle Viere. Nackt natürlich. Daher auch der Titel des Films, der wörtlich mehrmals so fällt.

In der Folge geht es viel um Breathplay, also darum, Juha die Luft zum Atmen zu nehmen. Da schließt sich natürlich der Kreis zu dem Unfall, bei dem seine Frau gestorben ist. Denn die Erfahrung, fast zu ersticken, führt ihn zurück zu dem Moment, in dem er bei dem Versuch, sie aus dem Wasser zu ziehen, beinahe selber ertrunken wäre.

Es geht in diesem Film sehr viel um die Erfahrung, wie BDSM erlösend, ja kathartisch sein kann. Juha sucht seine Lust und geht dafür in den Moment zurück, in dem er seine Frau verloren hat. Vielleicht, um sich zu bestrafen, vielleicht um eben Erlösung zu finden. Wir wissen es nicht. Jedenfalls findet Juha in BDSM etwas, dass ihm hilft, wenngleich diese Hilfe auch extreme Formen annimmt.

Mona wiederum ist im Alltag offenbar Physiotherapeutin und lebt als Domina ihre Neigung aus. Sie liebt es, Schmerzen zuzufügen und zu erniedrigen. Vor allem genießt sie es aber, das alles vollkommen nach ihren Spielregeln zu tun. An einer Stelle wird sie von einer Freundin gefragt, ob sie nicht auch ab und zu davon träume, etwas „normales“ zu machen und sagt den wunderbaren Satz „I don’t like ordinary stuff„.

Im Gegensatz zum BDSM-Klischee in Filmen ist Mona kein Opfer. Mona ist selbstbestimmt und mag das, was sie tut. Das ist einer der Punkte, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. Vor allem, als in einer Szene offenbar wird, dass Mona eigentlich gerne noch viel weiter gehen möchte, als sie es im Job kann. Da wird ihre eigene Begierde und Neigung offenbar. Mona ist eine Frau mit Begierden und keine Wunscherfüllerin.

Hin und wieder ist der Film auch witzig. Als Juha zum Beispiel eine Session verlässt und Mona eigentlich noch gerne weiter gemacht hätte, schaut sie ihm aus dem Fenster hinterher und flüstert „Fucking Dog“, worauf ihr echter Hund sie anschaut und sie zu ihm sagt „Not you!“.

Natürlich verrate ich nicht, wie die Geschichte ausgeht. Aber ich sage euch gerne, dass ich die Darstellung von BDSM sehr gut und realistisch fand. Wie immer, wenn es über Seidenschals und Hintern verhauen hinausgeht, wird es die meisten Menschen schockieren, die keine Verbindung zu BDSM haben. Vielleicht euch viele, die BDSM leben. Aber wenn man über die eine oder andere Praktik hinwegsieht, dann sieht man zwei Menschen, die etwas suchen, dass ihnen im Leben fehlt und es finden. Nicht mehr und nicht weniger.

„Dogs don’t wear pants“ ist harter Stoff und das in mehrerlei Hinsicht. Aber BDSM ist hier nichts, an dem die Menschen leiden. Ganz im Gegensatz zum Marktführer „Fifty Shades of Grey„, wo man ja von BDSM geheilt werden muss. BDSM ist hier nicht das Problem, sondern die Lösung.

Ich bin gerne bereit zuzugeben, dass BDSM ist nicht immer und für alles die Lösung sein kann. Aber erst, wenn der Mainstream aufhört, BDSM in so schöner Regelmäßigkeit als das Problem darzustellen.

Schaut den Film nicht mit Menschen, die von BDSM keine Ahnung haben oder denen ihr das Thema vielleicht schmackhaft machen wollt. Aber schaut ihn euch ruhig an. Von mir ein Daumen nach oben.


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Die Vielfalt von BDSM-Beziehungen

Der Einstieg in BDSM und auch die Beschäftigung damit, sind von sehr vielen Fragen gekennzeichnet: „Was heißen all diese Abkürzungen„, „Wie erkläre ich die Fantasie, die ich im Kopf habe„, „Wie finde ich jemanden zum Ausleben„, „Darf ich sowas überhaupt wollen“ oder „Sollte ich nicht doch lieber einfach bei dem bleiben, was ich kenne und mich damit abfinden, dass mir etwas fehlt„, sind nur einig davon.

Mit einigen oder fast allen dieser Fragen habe ich mich gelegentlich schon beschäftigt. Aber heute kommt eine weitere und sehr wichtige Frage hinzu: Wie funktioniert das eigentlich mit diesen BDSM-Beziehungen und welche Arten gibt es überhaupt?

Im BDSM gibt es Beziehungsformen oder Arten von Begegnungen, die es im Vanillabereich nicht gibt. Zuerst fallen mir da die Begriffe „Spielbeziehung“ und „Session“ ein. Es sind Begriffe, die fremd klingen, unter denen sich jemand, der neu im BDSM ist, nichts vorstellen kann und sich daher mangels Erfahrung alles Mögliche darunter vorstellt.

Erst einmal räumen wir ein paar Klischees ab. BDSM-Beziehungen bestehen nicht alle aus kriechen, schlagen und Fetischspielen rund um die Uhr. Manche vielleicht, aber sicher nur sehr wenige. Es geht auch nicht darum, 24/7 über das Gegenüber zu bestimmen und jede Sekunde des Alltags zu kontrollieren. Aber auch nicht alle BDSM-Beziehungen sind Liebesbeziehungen.

Im Grunde sind BDSM-Beziehungen so vielfältig wie alle anderen Arten von Beziehungen auch und es gibt viele Schnittmengen zu ihnen.

Im BDSM gibt es sie alle: die monogamen Liebesbeziehungen, die Poly- oder offenen Beziehungen, die Affären, die reinen Sextreffen, die ONS, die Freundschaft+, alles was ihr wollt. Sie werden eben nur zum Teil anders genannt und etwas anders gestaltet.

Was ist denn nun eine Spielbeziehung? In der Regel versteht man darunter eine Beziehung von Menschen, die sich treffen zum hauptsächlichen Zweck des gemeinsamen Auslebens von Neigungen. Das kann, muss aber nicht mit Gefühlen zueinander einhergehen.

Eine Spielbeziehung ist ganz grob verwandt mit einer Freundschaft+ im Vanilla Bereich. Es werden relativ klar Spielregeln miteinander abgesteckt, was geht und was nicht. Alle Beteiligten bekommen im besten Fall, was sie wollen, ohne sich dafür auf eine feste Beziehung einzulassen.

Aber natürlich gibt es auch hier endlos viele Varianten. Manche Spielbeziehungen sind enger und ähneln fast festen Beziehungen. Man verbringt Zeit miteinander und ist vielleicht in großer Zuneigung verbunden. Andere wiederum sind eher ein wenig zweckmäßig. Wie immer hängt es hier davon ab, was die Beteiligten wollen und miteinander vereinbaren.

Eine Session ist im Normalfall ein eher kürzerer Zeitraum, in dem BDSM miteinander praktiziert wird. Sicher gibt es Beispiele, in denen Sessions über Stunden oder gar Tage gehen. Ich würde aber behaupten, dass das die Ausnahmen sind. Auch leben längst nicht alle BDSMer ihre Neigung in Sessions aus. Viele bevorzugen es, dass der BDSM Anteil mehr in die miteinander verbrachte Zeit integriert und weniger klar abgegrenzt ist. Aber auch das hängt völlig von den gemeinsamen Vorlieben und Absprachen ab.

Zu diesen zwei eher „szenetypischen“ Beziehungsformen kommt noch die Tatsache, dass im BDSM die Offenheit sich auch mit anderen Partnern auszuleben, aus meiner Sicht tendenziell etwas größer ist als im Rest der Gesellschaft. Auch das ist ein Faktor, der für viele Menschen, die sich neu mit BDSM beschäftigen, oft befremdlich ist.

Vermutlich gibt es die Menschen, die zuerst nach den großen Gefühlen oder gar der Liebe suchen und dann gemeinsam ihre BDSM-Neigungen ausleben. Aber ich behaupte, dass es unter BDSMern auf Partnersuche viele Menschen gibt, die an erster Stelle nach sexueller Übereinstimmung und erst, wenn die vorhanden sind, nach Gefühlen füreinander suchen. Bei Menschen ohne BDSM-Bezug mag es das auch geben, aber ich denke, der Prozentsatz ist dort niedriger. Sprich, es werden vermutlich weniger Menschen im Rest der Bevölkerung speziell wegen ihrer Neigungen zu einer speziellen Lebensart nach einer Partnerperson suchen, sondern sich vielleicht erst verlieben und dann herausfinden, ob es auch sexuell passt. Womöglich erklärt das auch die Verbreitung von Spielbeziehungen. Es werden Kompromisse gemacht und Menschen sind offen für alternative Konzepte, weil sich zu verlieben UND mit diesem Menschen BDSM ausleben zu können, gleich zwei Gewinnerlose auf einmal sind, die man ziehen muss.

Das ist nur meinen Beobachtungen entnommen und nicht empirisch gestützt. Aber wem es wichtig ist, BDSM auszuleben, wird eben auch sichergehen wollen, dass die neue potentielle Partnerperson dieses Interesse teilt. Oder zumindest offen dafür ist, eine potentielle Beziehung nicht monogam zu führen.

Das ist eine weitere Besonderheit unter Menschen, die BDSM leben. Unter diesen Menschen ist es offenbar weiter verbreitet, alternative Beziehungsformen zu leben. Natürlich gibt es viele Menschen, die offene Beziehungen leben oder polyamor sind und die KEIN BDSM leben und nicht alle BDSMer sind poly oder leben offene Beziehungen. Aber die Offenheit gegenüber einem Modell, in dem sich die Partnerperson auch mit anderen trifft, scheint mir deutlich größer.

Für viele, die anfangen, sich mit BDSM zu beschäftigen, mag das ein weiterer Reiz sein. Anderen macht das aber noch zusätzlich Angst. Denn entweder ist ihnen diese Denkweise, dass Sex nicht immer nur mit einer einzigen Person verknüpft sein muss, fremd oder sie schreckt sie sogar ab.

Wie so oft, gibt es auch hier kein Richtig und Falsch, kein Schwarz oder Weiß. Es kommt darauf an, was die beteiligten Menschen sich wünschen und miteinander besprechen und vereinbaren. Aber genau das solltet ihr eben auch ausführlich tun. Wenn ihr euch Monogamie wünscht, dann kommuniziert das. Wenn ihr für andere Ideen offen seid, euch aber auch Sorgen darüber macht, dann redet auch darüber. Wollt ihr aber einfach alles mitnehmen und dennoch eine feste Bezugsperson haben, dann seid auch da ganz offen und steht zu dem, was ihr wollt. Zwischen all den Modellen gibt es genug Grauzonen für alle.


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Wie findet man einen guten Dom?

Die Frage bekomme ich häufiger gestellt und ehrlich gesagt habe ich auch kein Patentrezept. Die Frage, die dem vorausgeht, nämlich was eigentlich ein guter Dom ist, habe ich an anderer Stelle schon behandelt.

Ganz ehrlich, dieses Thema ist sehr komplex und hängt auch ganz stark von den eigenen Vorlieben, Bedürfnissen und vielen anderen Faktoren ab. Daher versuche ich es mit Stichpunkten, die ich bei der Suche definitiv als ein Pro oder ein Contra werten würde. Macht euch dann selbst ein Bild und gleicht vielleicht euren aktuellen Kontakt mit dieser Liste ab.

Dabei habe ich vor allem die Konstellation „männlicher Dom und weibliche Sub“ im Blick. Schlicht aus dem Grund, dass ich mich mit dieser Konstellation am besten auskenne und Dynamiken in anderen Konstellationen sehr viel schlechter beurteilen kann.

Gerade beim Kennenlernen geht es zu 95% um Kommunikation. Mindestens. Daher:

  • Gibt es mit ihm Kommunikation auf Augenhöhe oder verläuft jeder Kontakt von Anfang an mit Machtgefälle? Gibt es ganz normale Kommunikation auf Augenhöhe, ohne dass ihr es einfordern müsst? Absolut PRO.
  • Wenn ihr merkt, dass er auch zu Praktiken drängen will, die ihm wichtig sind ohne zu fragen, ob ihr die auch mögt: lauft so schnell ihr könnt. Ihr seid mutmaßlich nur austauschbare Darstellerinnen in seinem Kopfkino. Großes CONTRA.
  • Fragt er euch hingegen danach, was euch gefällt, was euch an BDSM reizt, was eure Kinks sind und gleicht sie vielleicht mit seinen ab: PRO. Der Mann sucht mutmaßlich eine echte Spielpartnerin und keine willige „Sklavin“.
  • Drängt er euch zu einem möglichst schnellen Treffen, ohne euch die Chance zu geben zu erfahren, wer er ist, was er will und nimmt eure Bedenken dabei nicht ernst oder will er sich im Gegenteil ewig nicht treffen, verlangt aber Camsex, Bilder oder Videos: CONTRA.
  • Er akzeptiert Sicherheitsmaßnahmen wie Covern und Safewords oder spricht sie gar selber an: PRO.
  • Habt ihr keine anderen Gesprächsthemen als sexuelle Neigungen, Vorlieben, Kinks, BDSM-Praktiken? Wer ihr seid und was ihr jenseits von BDSM mögt und macht ist ihm offenbar egal? Großes CONTRA.
  • Geht er auf eure Fragen ein, nimmt sie ernst und kann vielleicht auch erklären, warum ihn manche Dinge mehr reizen als andere? Absolut ein PRO.
  • Gibt er euch als Beispiele für das was ihm gefällt ausschließlich extreme Pornobilder, die euch zu weit gehen? Spielt das für euch nicht runter. Sprecht eure Bedenken an: großes CONTRA.
  • Hatte ihr womöglich ein Treffen und er meldet sich weiterhin wie vorher bei euch? Vor allem fragt er nach, wie es für euch war oder was ihr vielleicht gerne oder weniger gerne mochtet? PRO.

Diese Liste ist nur eine Auswahl und kann keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie soll nur für die Dinge sensibilisieren, auf die man als Anfängerin und Sub achten sollte. Denn reden wir uns nichts ein: nicht nur Männer können schwanzgesteuert sein. Manchmal ist die Gier und die Lust nach dem, was die Fantasie schon so lange beschäftigt, größer als die Vernunft. Das ist ok.

Achtet einfach auf ein paar Sicherheitsmaßnahmen, nutzt vielleicht diese Liste und dann traut euch auch einfach. Entgegen dem, was man in manchen Foren liest, ist nicht jeder zweite Dom ein verkappter Axtmörder. Aber ein paar kritische Fragen sollten eben geklärt werden.

Von DummDoms und echten Gefahren

Wer sich im Internet über BDSM informiert, stößt eher früher oder später in Berichten oder womöglich persönlich auf ihn: den DummDom. Aber was sind DummDoms? Wen bezeichnet man so und wer benutzt diesen Begriff und warum ist das Thema gar nicht so lustig wie man meinen könnte?

Was ein sogenannter DummDom sein soll, ist gar nicht so leicht zu sagen. Denn der Begriff wird oft sehr schnell und auch gar nicht so selten unberechtigt verwandt. Meistens außerdem, um andere abzuqualifizieren, weil man sauer ist. Naturgemäß geht das dann mit einem ordentlichen Maß an Unsachlichkeit einher.

Wie so oft gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffs. Mit ein paar Beispielen möchte ich in diesem Artikel versuchen einzugrenzen, in welchen Situationen der Begriff verwendet wird und bewerten, ob ich ihn dann für zutreffend halte.

Für mich zeichnet einen DummDom beispielsweise aus, dass er (und meistens sind es nun mal Männer) zum Beispiel vom ersten Tag oder gar dem ersten Anschreiben unrealistische Forderungen stellt.

„Knie Dich bei Deiner nächsten Antwort nackt vor den Rechner.“
„Sende mir eine Bewerbung mit drei Nacktbildern von Dir.“
„Unterwirf Dich mir sofort und für immer.“
„Komm jetzt sofort nach XY und lass Dich von mir benutzen.“

Ich frage mich oft, wie hoch wohl die Erfolgsquote bei diesem Vorgehen ist. Unzweifelhaft gibt es Frauen, die sich darauf einlassen. Meiner Erfahrung nach gibt es nichts, was es nicht gibt und wer darauf Lust hat, nur zu. Es kann aber getrost angenommen werden, dass hinter solchen Forderungen zu diesem Zeitpunkt eher kein sehr verantwortungsvoller und umsichtiger Mensch, geschweige denn Dom steckt.

Fazit: Eher also jemand, der aus Unerfahrenheit unrealistische Dinge fordert. Da der Mensch sich eindeutig zu wenig mit der Idee und dem Gedanken von BDSM beschäftigt und einfach uninformiert losgelegt hat, kann man ihn als DummDom bezeichnen.

Ein weiteres Indiz für einen Dom, der als DummDom bezeichnet werden könnte, sind Männer, die ungefiltert und unreflektiert Klischees aus Pornos oder einschlägigen Geschichten reproduzieren wollen, ohne auch nur den geringsten Abgleich mit der Realität anzustellen.

„Ab jetzt trägst Du nie wieder Unterhosen oder Hosen. Für immer.“

Für mich ein Klassiker, der mir zeigen würde, dass der Mensch auf der anderen Seite maximal ein begrenztes Wissen über die weibliche Biologie hat.

„In Zukunft fragst Du mich immer, ob Du auf die Toilette gehen darfst und wartest auf meine Erlaubnis.“

Versucht das mal, wenn beide berufstätig sind oder der Handy-Akku leer ist. Was dann? In die Hose machen, weil Dom nicht erreichbar ist?

Hier werden gerne Fantasien aus dem Kopfkino genommen und versucht diese 1:1 umzusetzen, ohne zu reflektieren. Es geht nur darum, die eigenen Fantasien umzusetzen, ohne auf Realitätsnähe oder Lebensumstände zu schauen.

Fazit: Wer solche Dinge verlangt, ist vermutlich über Kopfkino bisher nie hinaus gekommen. Daran ist nichts Schlimmes. Aber versucht doch bitte mal, Euch Eure Forderungen in einer realen Umsetzung vorzustellen. DummDom? Ein bisschen schon, weil es so einfach wäre, einen oder zwei Schritte weiterzudenken. Wenn zum Beispiel alle Beteiligten Spaß daran haben, dann lässt sich eine Fantasie an einem Wochenende oder in einem Urlaub durchaus umsetzen, ohne dass es nach zwei Stunden nur noch anstrengende und nervig ist.

Vielleicht habt ihr den Begriff DummDom aber auch schon einmal gehört, wenn etwas im Spiel schiefgegangen ist oder es hinterher zu einem Drop kam. Hier wird es schwierig. Sicher übernimmt Dom viel Verantwortung und muss dieser gerecht werden. Aber Fehler können vorkommen. Hier ist die entscheidende Frage: hat Dom sich fahrlässig verhalten?

Niemand ist davor gefeit, dass etwas schiefgeht. Bei aller Planung und Umsicht kann das passieren.

Weiterhin ist in solchen Fällen einzubeziehen, wie erfahren beide sind, wie weit beide einschätzen können, welche Risiken bestehen. Wurden Spielarten und Praktiken angewandt, bei denen beiden bewusst war, dass ein Risiko besteht (Stichwort RACK)? Oder hat Dom Praktiken angewandt, von denen er oder sie gar keine Ahnung hatte?

Fazit: Natürlich kann das Vertrauen nach so einem Zwischenfall unwiederbringlich dahin sein. Aber den anderen daher pauschal als DummDom abstempeln? Das hängt doch sehr von den Umständen ab.

Nicht selten wird aber auch dort von sogenannten DummDoms gesprochen, wo Männer vereinbarte Grenzen nicht achten.

Erst kürzlich erzählte mir eine Frau von ihren Erfahrungen mit einem Dom, der nach ihren Worten anfangs „absolut vernünftig“ wirkte. Als er sie dann aber nach längerer Anbahnung und zwei oder drei Treffen fixiert vor sich hatte, missachtete er klare Absprachen. Auf ihren Protest hin sagte er sinngemäß „Du wolltest es doch hart.“ und machte weiter.

Hier gibt es für mich keine Diskussion. Wer den Boden der getroffenen Vereinbarung mutwillig verlässt, der disqualifiziert sich. Im Einzelfall sprechen wir hier vielleicht sogar über eine Straftat. Das muss und darf niemand hinnehmen oder als „Hatte ich halt Pech und bin an einen DummDom geraten.“ abtun. Hier werden die Grundlagen des BDSM, nicht nur nicht beachtet, sondern mit Füßen getreten.

Consent (Zustimmung) ist das A und O und ohne Consent kein BDSM. Punkt.

Fazit: Wer sich bewusste nicht an klar vereinbarte Absprachen hält, ist kein guter Dom. Er ist aber kein DummDom, sondern jemand, der den Boden des BDSM komplett verlassen hat.

Ihr seht, DEN DummDom gibt es nicht. Es gibt sie an sich aber durchaus. Manche sind leicht zu erkennen und vielleicht müssen sie einfach noch dazu lernen. Oder sie sind einfach in unrealistischen Fantasien verfangen, dann wäre es vielleicht besser ihnen auszuweichen. Andere machen einfach nur Fehler und müssen dazulernen.

Bei wiederum anderen ist DummDom eine Verharmlosung, härtere Begriffe sind angebracht und es sollte aktiv gegen diese Leute vorgegangen werden.

Nicht jeder DummDom muss dumm sein und nicht jeder, der Grenzen überschreitet ist ein DummDom. Wie so oft gibt es eben kein Schwarz und Weiß, sondern eher Grautöne.

Abschließend möchte ich sagen, dass der Begriff DummDom oft als Keule gegen Menschen verwendet wird, mit denen es nicht geklappt hat. Wunschzettelsub ist so ein Begriff auf der anderen Seite des Spektrums, der aus denselben Gründen verwendet wird. Meistens steckt Enttäuschung dahinter. Mal berechtigt, mal unberechtigt. Geschimpft ist eben schnell, wenn etwas nicht geklappt hat. Gründe finden, warum es nicht geklappt hat, ist schwieriger.

Womit aber bitte keinesfalls die Situationen gemeint sind, in denen sich nicht an Absprachen mit Euch gehalten wurde. Da liegt die Schuld beim Täter, nicht beim Opfer.

„Das erzähle ich dir lieber nicht“

Wenn ich eine Frau kennenlerne und wenn wir beide die Absicht haben, dass es zu einer BDSM-Beziehung irgendeiner Art kommen soll, dann stelle ich immer sehr viele Fragen. Fragen über ihre Erfahrungen, Vorlieben, Fantasien, Wünsche, Abneigungen und Dinge, mit denen sie sich unwohl fühlen würde.

Dabei begegnen mir zuverlässig immer wieder zwei unterschiedliche Reaktionen:

  • „Wow, noch nie wollte ein Mann so viel darüber wissen, was ich will und was mir gefällt.“ und/oder
  • „Das verrate ich dir doch nicht, dann kannst du mich ja genau dort packen.“

Beide Sätze sind spannend und vielsagend, wie ich finde.

Fangen wir einmal mit der ersten Reaktion an. Offenbar gibt es solche Menschen. Menschen die sagen: „Mir scheißegal was dir gefällt, was Du willst oder wie es dir geht. Ich ziehe mein Ding durch. Dafür bin ich doch Dom, damit ich beim Sex keine Rücksicht auf meine Mitmenschen nehmen muss.“.

Wie ihr euch denken könnt: aus meiner Sicht sind solche Menschen nicht dominant im Sinne von BDSM, sondern vor allem Arschlöcher.

Denn wer einfach nur egoistisch die eigene Nummer durchziehen will, soll sich ein passendes Sextoy suchen oder einen der womöglich existierenden Menschen, den genau dieses Verhalten kickt. Dann soll das in Ordnung sein.

Aber ansonsten besteht BDSM wie jeder Sex aus Geben und Nehmen und aus dem Zusammenspiel der Wünsche, Bedürfnisse, Vorlieben und Neigungen aller Beteiligten.

Mein Anspruch beim BDSM ist es also, dass auch meine Partnerin ihren Spaß hat und auf ihre Kosten kommt. Vor allem aber möchte ich im Vorfeld herausfinden, ob wir uns in der nötigen Weise ergänzen. Ob es so passt, dass ein „Mehr“ überhaupt in Frage kommt. Dazu frage ich viel und gebe im Gespräch auch viel preis. Ich erzähle von mir und meinen Erfahrungen. Ich stelle und beantworte viele Fragen. Nur so geht es, finde ich. Sich zu öffnen ist aus meiner Sicht für beide absolut notwendig.

Noch dazu ist es ja in der Folge umso hilfreicher für beide und das angedachte gemeinsame Spiel, wenn ich genau weiß was ihr gefällt und was nicht. Da spielt die zweite oben erwähnte Antwort hinein. Je genauer ich weiß, welche Vorlieben und Abneigungen es gibt, desto gezielter kann ich damit spielen. Desto besser kann ich den Kopf ficken und mit Dingen aufheizen von denen ich weiß, dass sie gut ankommen und wenn nötig auch mal bestrafen mit Dingen, von denen ich weiß, dass die Frau sie nicht mag. Desto besser kann ich ihr geben was sie will oder es ihr auch verweigern. Ganz so, wie es mir gefällt. Und das ist ja im Metakonsens der Kern des gemeinsamen Spiels.

Das wiederum ist also genau in beiderseitigem Interesse. Als Dom steuere und lenke ich die Situation und meine Sub. Dafür muss ich aber möglichst genau wissen, wie sie tickt und worauf sie wie reagiert. Je besser ich darüber Bescheid weiß, desto besser gelingt mir die gewollte Führung. Desto besser gelingt es mir eine Situation herzustellen, in der sie sich fallen lassen und in meine Hände begeben kann. Immer in dem Wissen, dass ich ihre Grenzen und Wünsche kenne, und damit in diesem Rahmen nach meinem Belieben spiele.

Dabei verstehe ich schon, dass es ungewohnt und irgendwie gegen jede Intuition ist, jemandem beispielsweise zu verraten, wie man am besten erniedrigt oder bestraft werden kann. Letztlich ist es aber gewollt, Gemeinsamkeiten bei Wünschen und Neigungen zu finden, um diese im besten Fall miteinander auszuleben.

Darum geht es schließlich. BDSM, für die betreffende Person „richtig“ ausgelebt, geht tiefer als Vanilla-Sex. So habe ich es über die Jahre von sehr vielen gehört, die davor viele Jahre Sex ohne BDSM-Bezug hatten. Das ist nicht verwunderlich, denn diesen Menschen hatte vorher oft etwas in ihrem Sexleben gefehlt.

Was BDSM aber tatsächlich vom Vanilla-Sex abhebt, ist eben genau das worum es hier geht. Im Schnitt mehr Kommunikation. Mehr aktive Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Mehr Offenheit mit dem, was man will und braucht. Im Schnitt, wie gesagt.

Das macht aber eben auch in jeder Hinsicht verletzlicher. Sich offenbaren und Dinge preisgeben, die man vielleicht noch nie laut ausgesprochen hat, macht verletzlich und es braucht Vertrauen. Aber nur so besteht die Chance, diese Dinge auch zu erleben und diese ersehnten Gefühle zu fühlen.

Für mich ist das aber der beste und eigentlich einzige Weg, sich näher zu kommen und zu finden wonach wir suchen. Umso erstaunlicher die oben erwähnte Antwort „Wow, noch nie wollte ein Mann so viel darüber wissen, was ich will und was mir gefällt.“.

Schlimm genug. Ich weigere mich zu glauben, dass da draußen nur dominante Menschen herum laufen, die zur oben erwähnten Arschloch-Kategorie gehören. Das wäre fast schon tragisch. Umso wichtiger dann aber dieser Artikel. Und auch das sei noch gesagt: es ist ok, wenn ihr einen BDSM-Partner wollt, der euch rücksichtlos und ohne Beachtung eurer Klagen behandelt. Aber auch das habt ihr dann vermutlich oder hoffentlich vorher so kommuniziert und abgesprochen.

Am Ende bleibt aber die noch interessantere Frage die wir uns alle stellen sollten: wieso scheint es für viele Frauen da draußen eine so gänzlich neue und seltene Erfahrung zu sein, nach ihren Wünschen und sexuellen Bedürfnissen gefragt zu werden? Fragen so wenige potentielle Sexpartner danach? Woran liegt das? Antworten die, die gefragt werden nicht oder nicht ehrlich, weil sie es nicht gewohnt sind? Ich weiß es nicht, wäre aber neugierig dem nachzugehen.

Ich bleibe bei meinem Mantra: redet miteinander. Kommunikation ist der Schlüssel zu gutem und gesundem BDSM (übrigens auch zu gutem Vanilla-Sex). Versucht offen zu sein, auch beim Kennenlernen. Auch wenn es schwer fällt. Hört zu und seid aufmerksam. Beide Seiten. Dann seid ihr schon auf einem guten Weg.


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Edgeplay hat nichts mit Handyempfang zu tun

Wer die Redewendung „mit dem Feuer spielen“ googelt findet rasch die Definition „vorsätzlich mit der Gefahr spielen, sich absichtlich einem Risiko aussetzen“. Das trifft es sehr genau. Edgeplay ist ein Überbegriff für Spielarten, bei denen vorsätzlich mit der Gefahr gespielt und sich einem Risiko ausgesetzt wird.

Es geht um BDSM-Praktiken und -Spielarten, bei denen bewusst das Risiko eingegangen wird, dass auch mal etwas schief geht, dass es Verletzungen oder längerfristige ungewollte Folgen geben kann. Wichtig dabei ist, man geht das Risiko dennoch ein. Es ist nicht das Ziel der Spielarten, dass es zu Verletzungen kommt. Es kann aber eben passieren und dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.

Aber ist, wer sich absichtlich einem Risiko aussetzt noch im Bereich SSC (Safe, Sane und Consensual) unterwegs? Nein. Daher fallen Praktiken, die unter Edgeplay laufen auch unter RACK (Risk-aware consensual kink). Wenn ihr mehr über diese Abkürzungen erfahren wollte, dann solltet ihr den verlinkten Artikel lesen, denn hier soll es heute um etwas anderes gehen.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht „Äh, welcher vernünftige Mensch will denn bitte so was?“. Naja, die einen binden sich ein Gummiseil um den Körper und lassen sich von Brücken oder Felsklippen fallen, die anderen springen aus 3000 Metern Höhe aus Flugzeugen und wieder andere essen einen Fisch der sie, falsch zubereitet, töten könnte. Jeder hat eben so seinen Adrenalinkick und bei diesen Beispielen geht es noch nicht einmal um Sex. Dass bei diesem Thema mit rationalen Erklärungen oft wenig zu gewinnen ist, sollte sich als Erkenntnis mittlerweile durchgesetzt haben. Hoffe ich.

Es ist also einfach der Kick oder der Kink oder beides. In der englischen Sprache gibt es dafür den wunderbare Ausdruck „whatever floats your boat“. Eine entsprechende deutsche Redewendung die mir gefiele kenne ich nicht. Aber am ehesten passt vielleicht das altmodische „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“.

Jetzt höre ich euch aber fragen „Welche Praktiken und Spielarten sind denn nun Edgeplay“? Ihr wollte Beispiele. Also gut.

Rapeplay, also wenn die Beteiligten so tun, als würde Sex gegen den Willen einer beteiligten Person stattfinden. Wie alle Spielarten die unter den Begriff Consensual Non-Consent (CNC) oder Metakonsens fallen, geht es auch hier in Grenzbereiche des BDSM. Sowohl psychisch als auch physisch muss hier genauestens aufgepasst werden.

Atemkontrolle oder Breathplay, also wenn die Atmung erschwert und kurzzeitig ganz unterbunden wird, ist ebenso ein Beispiel wie Wachsspiele oder auch Angstspiele und Erniedrigung.

Bei Atemkontrolle kann es psychisch ebenso zu unkalkulierbaren Folgen kommen wie bei Angstspielen oder Erniedrigung. Hier müssen sich die Beteiligten der Gefahr immer bewusst sein. Ebenso nicht zu unterschätzen sind natürlich mögliche körperliche Folgen bei Atemkontrolle. Ebenso kann es bei Wachsspielen zu bösen Verbrennungen kommen.

Ganz bewusst beschreibe ich jetzt hier nicht im Detail wie diese Praktiken ablaufen, was zu beachten ist und was passieren kann. Möglicherweise gibt es dazu später mal einzelne Artikel. Die Aufzählung soll nur dazu dienen, dass wir alle Beispiele vor Augen haben worum es mir geht. Aber sie sollen auch zeigen, dass Edgeplay nicht immer im absoluten Extrembereich angesiedelt ist.

Wachsspiele sind etwas, das unter Anfängern sehr beliebt ist. Dennoch drohen hier Gefahren. Ebenso ist es mit Erniedrigung. Beide Spielarten zeigen auch, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, wie eine Spielart ungewollte Folgen haben kann. Wie oben erwähnt eben psychische, physische Folgen oder sogar beides. Gerade die Gefahr psychischer Folgen wird leider zu oft unterschätzt oder übersehen.

Sind denn aber nun solche Praktiken und Spielarten „ok“?

Ich denke alleine durch die im letzten Absatz genannten Beispiele wird klar: natürlich sind sie erst einmal ok. Wer Edgeplay praktizieren möchte, sollte sich nur eben bewusst sein, dass es auch Gefahren gibt und das schon bei Dingen, die allgemein als eher harmlos wahrgenommen werden.

Seid euch bewusst was ihr vorhabt und tun wollt. Redet vorher darüber welche Fantasien und Kinks ihr habt. Da gibt es auch keinen Grund sich für Praktiken zu schämen die in Richtung Edgeplay gehen. Gerade die latente Gefahr kann ja ein ganz großer Kick sein. Aber spart bei diesen Gesprächen keinesfalls aus, dass diese Praktiken nicht ganz ungefährlich sind.

Denkt dabei an möglich Gefahren für den Körper UND für den Geist. Geht sicher, dass alle Beteiligten sich der möglichen Gefahren bewusst sind und trefft Sicherheitsmaßnahmen wo es möglich ist. Bei einem Tunnelspiel beispielsweise ist es immer wichtig etwas zur Hand zu haben, um die Wirkung einer Salbe oder einer Chili irgendwie abzumildern.

Zu wissen, welche Notfallnummer Hilfe herbeirufen, wenn wirklich mal etwas schief geht, ist ebenso wichtig.

Was die psychischen Folgen angeht, achtet genau auf die Reaktionen eurer Mitspieler und führt im Nachgang noch einmal Gespräche über das Geschehene. Gerade bei solchen Spielarten ist die Gefahr eines Subdrop nicht zu verachten. Aber auch Dom kann und darf Redebedarf haben.

Alles in allem gilt, seid euch dessen bewusst was ihr tut. Geht die Sache mit Vorsicht und Vernunft an. Redet vorher darüber, damit alle Beteiligten sich klar sind was passieren könnte. Und ganz wichtig, bei allen Sicherheitsmaßnahmen bleibt dennoch immer ein Restrisiko. Auch dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.

Ich weiß, das klingt jetzt alles als wäre vor jeder BDSM-Session ein zweiwöchiges Sicherheitstraining nötig. Ist es nicht. Aber sich dessen bewusst zu sein was man tut und dass es Risiken beinhaltet ist unerlässlich. Und je klarer ihr euch dessen seid, je deutlicher ihr kommuniziert habt ehe ihr ein neues Spiel ausprobiert, desto weiter könnt ihr gemeinsam gehen.

Edgeplay muss also niemandem Angst machen. Es ist eine ganz legitime Spielart innerhalb von BDSM. Aber jeder und jede sollte sich diesen Spielarten mit Respekt nähern, sie sollten wissen was sie tun und alle Beteiligten sollten sich klar sein, was passiert. Aber eigentlich gilt das ja für alle BDSM-Varianten.


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