Fünf Jahre Eisbär-Blog!

Es war Anfang 2018, ich war frisch getrennt und machte mir – mehr aus Neugierde – einen Twitteraccount, der sich nur dem Thema BDSM widmen sollte.

Ich war zu dem Zeitpunkt länger nicht mehr im Austausch mit anderen über BDSM gewesen. Und so war ich sehr neugierig auf die Gespräche und Diskussionen, die sich ergeben würden. Ich wurde nicht enttäuscht. Relativ schnell ergaben sich spannende Unterhaltungen und regelrechte Schlagabtausche.

Sehr schnell merkte ich auch, wie viel Freude ich daran hatte, Tipps zu geben, wenn ich danach gefragt wurde. Außerdem war ich von einigen Geschichten tatsächlich regelrecht empört. Denn es ärgerte mich, aus verschiedenen Erfahrungsberichten zu hören, wie auf unerfahrene Menschen Druck ausgeübt wurde, damit andere bekamen, was sie wollten.

Aus einer dieser Unterhaltungen ergab sich – eigentlich ganz spontan – die Idee „das muss ich jetzt aufschreiben und dafür mache ich einen Blog auf“.

Eben schnell einen Blog aufzusetzen, war eine Sache von Minuten. Da ich mich damit beruflich ohnehin beschäftige, stellte das im Privaten kein Problem dar.

Gesagt, getan. Und nun, fünf Jahre später, ist daraus etwas entstanden, was ich selber nie für möglich gehalten hätte.

In diesem Blog, der damals aus dieser Idee entstand, sind mittlerweile 124 Beiträge erschienen. Es gab über die Jahre 644 Kommentare und die sagenhafte Zahl von einer halben Million Aufrufe.

Obendrauf hat sich daraus ergeben, dass meine Artikel bei den Schlagzeilen erscheinen und ich zuerst mit Marie und inzwischen mit Cate, den Podcast Lustgewinn, mit inzwischen fantastischen 53 Folgen.

Natürlich konnte ich mir nichts davon vorstellen, als ich diesen allerersten Artikel online stellte. Aber ich bin sehr stolz auf diese Arbeit.

Vor allem bin ich aber natürlich auch dankbar. Dankbar für die ganzen Menschen, die sich für das interessieren, was ich schreibe oder im Podcast erzähle. Und dankbar für die ganzen positiven Rückmeldungen. Vor allem die sind es natürlich, die motivieren, weiterzuschreiben.

Ebenfalls dankbar bin ich für die Möglichkeit, neue Einblicke in dieses facettenreiche Thema zu erlangen. Durch Gespräche und Kontakte, die nicht zuletzt durch den Blog zustande gekommen sind. Aber auch durch direkte Fragen, die mich immer wieder per Mail oder andere Kanäle erreichen. So erhalte ich Einblicke, die ich vielleicht sonst nie erhalten hätte.

Alles in allem war es mit Sicherheit eine meiner besseren Entscheidungen, als ich damals spontan diesen Blog eröffnet habe.

Ich habe vor, ihn auch weiterhin zu betreiben und freue mich auf neue Kontakte, Artikel und Gespräche.

Vielen Dank an alle Leser. Empfehlt den Blog wie immer gerne weiter und ich hoffe, ihr bleibt mir als Leserinnen und Leser erhalten.

Wenn BDSM-Beziehungen enden

Neulich las ich die Frage „Wie ist das eigentlich, wenn so eine intensive BDSM-Beziehung endet? Ist der Fall dann nicht noch schlimmer, als sowieso schon?“.

Kurz gesagt: Ich fürchte schon. Es kommt aber wie immer darauf an. Gehen wir also ins Detail.

Jede Trennung ist schwierig und je intensiver die vorangegangene Beziehung war, desto schwieriger wird das Ende. Mit BDSM hat das erst einmal nichts zu tun. Es sind tiefe Gefühle verschiedenster Art im Spiel und oft genug werden diese Gefühle bei Trennungen verletzt.

Wer sich trennt, verliert meist einen Menschen, mit dem man davor viel Zeit verbracht, Erfahrungen und Gefühle geteilt hat. All das endet und das alleine ist schon schwer. War die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, dann womöglich nicht einvernehmlich, sondern wurde einseitig getroffen, wird alles meistens noch viel schlimmer.

Ein Part hatte dadurch länger Zeit sich innerlich vorzubereiten, es entsteht Wut, Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Leere. Wir alle kennen das vermutlich auf die eine oder andere Weise.

Wenn eine BDSM-Beziehung zu Ende geht, können aber noch weitere Aspekte hinzukommen, die es noch etwas schwerer machen.

Nicht selten suchen Menschen lange nach einer BDSM-Beziehung, die für sie passt. Dem sind oft verschiedene Fehlversuche vorausgegangen. Es entsteht das Gefühl, es gäbe da draußen einfach niemanden, mit dem es passt. Oder zumindest nicht in einem Umkreis von zwei oder drei Tagesreisen. Kommt es dann doch endlich zu ersehnten Beziehung und diese endet dann, kann die Verzweiflung alleine schon wegen der langen Anbahnung groß sein. Das Wissen, wie schwer der Weg zu dieser Beziehung hin war, macht den Verlust gefühlt noch schlimmer und das Gefühl etwas besonders Wertvolles zu verlieren, wird alleine schon deswegen immens sein.

Aber auch die besondere Innigkeit, die BDSM-Beziehungen nachgesagt wird, macht ihr Ende für viele besonders schmerzhaft. Vielleicht wurden manche Fantasien und Bedürfnisse in dieser Beziehung zum ersten Mal erfüllt und nun verliert man genau diesen Partner. Auch das kann das Gefühl des Verlustes noch einmal deutlich schlimmer machen.

Noch dramatischer kann es werden, wenn die BDSM-Beziehung mit einem gewollten, womöglich sehr steilen Machtgefälle geführt wurde. BDSM kann eine gewollte, starke Abhängigkeit enthalten. Beide Partner wollen, dass in diesem Gefälle der eine Partner in eine Art Abhängigkeit vom Gegenüber kommt. Vielleicht, in dem der devote Part gewisse Entscheidungen nicht mehr trifft, gewisse Aufgaben an den dominanten Part abgibt etc. Das ist ok, wenn beide das wollen und es verantwortungsvoll ausleben.

Egal, ob diese Variante eher spielerischer oder sehr konsequent gelebt werden, sie kann bei einem Ende der Beziehung zu nicht zu unterschätzenden Problemen führen. Der devote und in diesem Fall gewollt abhängig gewordene Part muss eine deutlich größere Umstellung zurück in den Single-Alltag bewältigen, als jemand aus einer Vanilla-Beziehung oder auch einer BDSM-Beziehung ohne diese Aspekte.

Hier ist daher aus meiner Sicht im Vorfeld besonders sorgfältig zu überlegen, wie weit man gehen möchte und vielleicht auch, welche Strategien zurück man bereits einplant. Außerdem trägt aus meiner Sicht der dominante Part auch nach der Beziehung eine Verantwortung zu helfen, falls das gewollt ist. Gerade auch dann, wenn die Trennung vom dominanten Part ausgeht. Ich weiß, dass das oft schwierig umzusetzen ist. Aber in einer sehr tiefgehenden D/s-Beziehung heraus den devoten Part von 100 auf 0 abzubremsen, also quasi gegen eine Wand fahren zu lassen, kann eine sehr schwierige Situation sein.

Daher überlegt euch gut, wie weit ihr gehen wollt, wenn ihr so tief in das Leben anderer eingreift oder in euer Leben eingreifen lasst. Bei aller Euphorie auch ein wenig das Ende mit denken, kann da nicht schaden.

Ich denke also, die Ausgangsfrage, ob der Fall am Ende einer BDSM-Beziehung nicht noch schlimmer sei, kann mit: „meistens vermutlich schon“ beantwortet werden. Es kommt aber immer auf die Tiefe der Gefühle an. Eine sehr intensive Vanilla-Beziehung kann natürlich eine wesentlich schlimmere Trennung mit sich bringen, als eine eher lockere BDSM-Beziehung.

Das Sprichwort „Wer hoch fliegt, kann tief fallen“ hat da leider seine Berechtigung. Wie sind eurer Erfahrungen? Waren eure Vanilla-Trennungen leichter als die in BDSM-Beziehungen?

Gefühle im BDSM

Neulich erreichte mich eine fast schon verzweifelte Frage: „Sind Doms eigentlich immer kalt und abweisend und zeigen keine Gefühle?“

Die Schreiberin war BDSM-Anfängerin und hatte sich von ihrem Dom Zuneigung oder zumindest Wärme gewünscht, was dieser als abwegigen Gedanken sah und ihr Anliegen zurückwies. Bei seiner Sub sorgte das für große Verunsicherung und schließlich zu einer Mail an mich.

Wie so oft im Leben und daher auch im BDSM, ist es nicht so einfach. Die Antwort auf die Frage wäre also: Es kommt darauf an.

Eindeutig kann man sagen, dass jeder Mensch, auch devote Menschen im BDSM selbstverständlich das Recht hat, sich Wärme und Zuneigung zu wünschen. Auch und gerade von der dominanten Person. Gibt es diesen Wunsch und er wird bewusst nicht erfüllt, dann passt es offenbar nicht zwischen diesen beiden Menschen. Die Vorstellungen gehen ganz offensichtlich auseinander.

Im konkreten Fall den ich oben beschrieben habe, war das Verhalten der Schreiberin völlig richtig. Sie hat ihr Bedürfnis angesprochen und eine klare Antwort erhalten. Wie es scheint, passen ihr Wunsch und das, was ihr Gegenüber möchte, nicht zusammen.

Hier wäre eine denkbare Lösung, dass beide einen Kompromiss finden oder sie getrennte Wege gehen.

Die grundlegende Frage beantwortet das natürlich nicht. Doms sind Menschen wie alle anderen auch. Manche sind überschwänglich, gefühlvoll, andere zurückhaltend, wieder andere suchen nur Begegnungen ohne emotionale Bindung. Einige küssen und kuscheln gerne, andere nicht. Die einen haben einen sehr strengen und eher abweisenden Ansatz, andere sind liebevoll und wechseln dann zur Härte. Alles hat seine Berechtigung und seinen Reiz.

Solange alle Beteiligten die Vorstellung des Gegenübers akzeptieren können oder sie gar teilen, ist alles in Ordnung.

Es gibt aber im BDSM Spielarten, die leichter fallen, wenn es keine zu tiefe emotionale Bindung gibt oder die sogar bestimmte Verhaltensweisen voraussetzen, um realistisch zu wirken.

Manche besonders harten Spielarten und Varianten fallen leichter, wenn die Gefühle zueinander nicht allzu tief sind. Im Gegenzug tun sich die Beteiligten oft schwer, diese zuvor ausgeübten Varianten zu leben, wenn dann doch Gefühle entstanden sind.

Dieses Schema gilt selbstverständlich nicht für alle Menschen. Wenige Dinge sind allgemeingültig. Aber ein guter Teil von BDSMern wird verstehen, was ich meine.

Beispielsweise ist Erniedrigung so ein Fall. Eine Ohrfeige oder eine verbale Beleidigung mag da noch gehen. Wenn es aber heftiger wird, dann kann es für beide Seiten leichter sein, es mit jemandem zu tun zu haben, zu dem keine so tiefe Bindung besteht.

Ein anderes Beispiel wäre hier das sogenannte Wifesharing. Die Partnerin zum beiderseitigen Lustgewinn anderen „zur Verfügung zu stellen“ fällt vielen wesentlich leichter, wenn die Bindung nicht ganz so tief ist. Aber hier gibt es auch den gegenteiligen Effekt. Gerade, wenn die Bindung sehr eng ist und die Gefühle tief, wird für manche das Wifesharing noch interessanter.

Auch Spielarten wie Schläge/Impact Play können hier betroffen sein. Schon öfter habe ich die Klage von devoten Frauen gehört, dass ihr Partner früher härter zu Ihnen war und sie das sehr genossen haben. Seit die Gefühle gewachsen sind oder zum Beispiel auch seitdem gemeinsame Kinder da sind, wurde der Partner softer. Meistens zum Bedauern der Sub.

Es muss aber auch nicht immer an den Spielarten liegen. Manche Menschen bevorzugen einfach einen Stil im BDSM, der nicht durch große Zuneigung und Gefühle geprägt ist. Es steigert ihren Kick. Manch devote Menschen wollen an ihrem dominanten Spielpartner nicht so viele weiche Seiten sehen, sondern bevorzugen es, dass der Partner in der Beziehung hart und eher etwas abweisend ist. Auch das ist völlig okay, solange alle Beteiligten damit gut klarkommen.

Wieder andere führen sehr innige und tiefe Liebesbeziehungen und leben darin ihr BDSM aus. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es Fälle, in denen Menschen in solchen Liebesbeziehungen sich gelegentlich als Abwechslung anderen BDSM mit Partnern völlig ohne Emotion suchen.

Wie so oft gilt, es ist erlaubt, was gefällt und wodurch niemand verletzt wird. Die Annahme, dass Doms grundsätzlich immer kalt sind und keine Gefühle haben, ist selbstverständlich falsch. So wie nicht alle Subs gleich sind, sind es auch Doms nicht.

Wie immer hilft es, zu wissen, was einem selber guttut und braucht, um erfüllendes BDSM zu erleben. Dabei hilft es aber, sich klarzumachen, dass die eigenen Wünsche nicht auch immer die des Gegenübers sein müssen. Daher macht euch klar, was ihr wollt und teilt es mit. Dann lassen sich viele spätere Komplikationen vermeiden.

Wie findet man einen guten Dom?

Die Frage bekomme ich häufiger gestellt und ehrlich gesagt habe ich auch kein Patentrezept. Die Frage, die dem vorausgeht, nämlich was eigentlich ein guter Dom ist, habe ich an anderer Stelle schon behandelt.

Ganz ehrlich, dieses Thema ist sehr komplex und hängt auch ganz stark von den eigenen Vorlieben, Bedürfnissen und vielen anderen Faktoren ab. Daher versuche ich es mit Stichpunkten, die ich bei der Suche definitiv als ein Pro oder ein Contra werten würde. Macht euch dann selbst ein Bild und gleicht vielleicht euren aktuellen Kontakt mit dieser Liste ab.

Dabei habe ich vor allem die Konstellation „männlicher Dom und weibliche Sub“ im Blick. Schlicht aus dem Grund, dass ich mich mit dieser Konstellation am besten auskenne und Dynamiken in anderen Konstellationen sehr viel schlechter beurteilen kann.

Gerade beim Kennenlernen geht es zu 95% um Kommunikation. Mindestens. Daher:

  • Gibt es mit ihm Kommunikation auf Augenhöhe oder verläuft jeder Kontakt von Anfang an mit Machtgefälle? Gibt es ganz normale Kommunikation auf Augenhöhe, ohne dass ihr es einfordern müsst? Absolut PRO.
  • Wenn ihr merkt, dass er auch zu Praktiken drängen will, die ihm wichtig sind ohne zu fragen, ob ihr die auch mögt: lauft so schnell ihr könnt. Ihr seid mutmaßlich nur austauschbare Darstellerinnen in seinem Kopfkino. Großes CONTRA.
  • Fragt er euch hingegen danach, was euch gefällt, was euch an BDSM reizt, was eure Kinks sind und gleicht sie vielleicht mit seinen ab: PRO. Der Mann sucht mutmaßlich eine echte Spielpartnerin und keine willige „Sklavin“.
  • Drängt er euch zu einem möglichst schnellen Treffen, ohne euch die Chance zu geben zu erfahren, wer er ist, was er will und nimmt eure Bedenken dabei nicht ernst oder will er sich im Gegenteil ewig nicht treffen, verlangt aber Camsex, Bilder oder Videos: CONTRA.
  • Er akzeptiert Sicherheitsmaßnahmen wie Covern und Safewords oder spricht sie gar selber an: PRO.
  • Habt ihr keine anderen Gesprächsthemen als sexuelle Neigungen, Vorlieben, Kinks, BDSM-Praktiken? Wer ihr seid und was ihr jenseits von BDSM mögt und macht ist ihm offenbar egal? Großes CONTRA.
  • Geht er auf eure Fragen ein, nimmt sie ernst und kann vielleicht auch erklären, warum ihn manche Dinge mehr reizen als andere? Absolut ein PRO.
  • Gibt er euch als Beispiele für das was ihm gefällt ausschließlich extreme Pornobilder, die euch zu weit gehen? Spielt das für euch nicht runter. Sprecht eure Bedenken an: großes CONTRA.
  • Hatte ihr womöglich ein Treffen und er meldet sich weiterhin wie vorher bei euch? Vor allem fragt er nach, wie es für euch war oder was ihr vielleicht gerne oder weniger gerne mochtet? PRO.

Diese Liste ist nur eine Auswahl und kann keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie soll nur für die Dinge sensibilisieren, auf die man als Anfängerin und Sub achten sollte. Denn reden wir uns nichts ein: nicht nur Männer können schwanzgesteuert sein. Manchmal ist die Gier und die Lust nach dem, was die Fantasie schon so lange beschäftigt, größer als die Vernunft. Das ist ok.

Achtet einfach auf ein paar Sicherheitsmaßnahmen, nutzt vielleicht diese Liste und dann traut euch auch einfach. Entgegen dem, was man in manchen Foren liest, ist nicht jeder zweite Dom ein verkappter Axtmörder. Aber ein paar kritische Fragen sollten eben geklärt werden.

Von DummDoms und echten Gefahren

Wer sich im Internet über BDSM informiert, stößt eher früher oder später in Berichten oder womöglich persönlich auf ihn: den DummDom. Aber was sind DummDoms? Wen bezeichnet man so und wer benutzt diesen Begriff und warum ist das Thema gar nicht so lustig wie man meinen könnte?

Was ein sogenannter DummDom sein soll, ist gar nicht so leicht zu sagen. Denn der Begriff wird oft sehr schnell und auch gar nicht so selten unberechtigt verwandt. Meistens außerdem, um andere abzuqualifizieren, weil man sauer ist. Naturgemäß geht das dann mit einem ordentlichen Maß an Unsachlichkeit einher.

Wie so oft gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffs. Mit ein paar Beispielen möchte ich in diesem Artikel versuchen einzugrenzen, in welchen Situationen der Begriff verwendet wird und bewerten, ob ich ihn dann für zutreffend halte.

Für mich zeichnet einen DummDom beispielsweise aus, dass er (und meistens sind es nun mal Männer) zum Beispiel vom ersten Tag oder gar dem ersten Anschreiben unrealistische Forderungen stellt.

„Knie Dich bei Deiner nächsten Antwort nackt vor den Rechner.“
„Sende mir eine Bewerbung mit drei Nacktbildern von Dir.“
„Unterwirf Dich mir sofort und für immer.“
„Komm jetzt sofort nach XY und lass Dich von mir benutzen.“

Ich frage mich oft, wie hoch wohl die Erfolgsquote bei diesem Vorgehen ist. Unzweifelhaft gibt es Frauen, die sich darauf einlassen. Meiner Erfahrung nach gibt es nichts, was es nicht gibt und wer darauf Lust hat, nur zu. Es kann aber getrost angenommen werden, dass hinter solchen Forderungen zu diesem Zeitpunkt eher kein sehr verantwortungsvoller und umsichtiger Mensch, geschweige denn Dom steckt.

Fazit: Eher also jemand, der aus Unerfahrenheit unrealistische Dinge fordert. Da der Mensch sich eindeutig zu wenig mit der Idee und dem Gedanken von BDSM beschäftigt und einfach uninformiert losgelegt hat, kann man ihn als DummDom bezeichnen.

Ein weiteres Indiz für einen Dom, der als DummDom bezeichnet werden könnte, sind Männer, die ungefiltert und unreflektiert Klischees aus Pornos oder einschlägigen Geschichten reproduzieren wollen, ohne auch nur den geringsten Abgleich mit der Realität anzustellen.

„Ab jetzt trägst Du nie wieder Unterhosen oder Hosen. Für immer.“

Für mich ein Klassiker, der mir zeigen würde, dass der Mensch auf der anderen Seite maximal ein begrenztes Wissen über die weibliche Biologie hat.

„In Zukunft fragst Du mich immer, ob Du auf die Toilette gehen darfst und wartest auf meine Erlaubnis.“

Versucht das mal, wenn beide berufstätig sind oder der Handy-Akku leer ist. Was dann? In die Hose machen, weil Dom nicht erreichbar ist?

Hier werden gerne Fantasien aus dem Kopfkino genommen und versucht diese 1:1 umzusetzen, ohne zu reflektieren. Es geht nur darum, die eigenen Fantasien umzusetzen, ohne auf Realitätsnähe oder Lebensumstände zu schauen.

Fazit: Wer solche Dinge verlangt, ist vermutlich über Kopfkino bisher nie hinaus gekommen. Daran ist nichts Schlimmes. Aber versucht doch bitte mal, Euch Eure Forderungen in einer realen Umsetzung vorzustellen. DummDom? Ein bisschen schon, weil es so einfach wäre, einen oder zwei Schritte weiterzudenken. Wenn zum Beispiel alle Beteiligten Spaß daran haben, dann lässt sich eine Fantasie an einem Wochenende oder in einem Urlaub durchaus umsetzen, ohne dass es nach zwei Stunden nur noch anstrengende und nervig ist.

Vielleicht habt ihr den Begriff DummDom aber auch schon einmal gehört, wenn etwas im Spiel schiefgegangen ist oder es hinterher zu einem Drop kam. Hier wird es schwierig. Sicher übernimmt Dom viel Verantwortung und muss dieser gerecht werden. Aber Fehler können vorkommen. Hier ist die entscheidende Frage: hat Dom sich fahrlässig verhalten?

Niemand ist davor gefeit, dass etwas schiefgeht. Bei aller Planung und Umsicht kann das passieren.

Weiterhin ist in solchen Fällen einzubeziehen, wie erfahren beide sind, wie weit beide einschätzen können, welche Risiken bestehen. Wurden Spielarten und Praktiken angewandt, bei denen beiden bewusst war, dass ein Risiko besteht (Stichwort RACK)? Oder hat Dom Praktiken angewandt, von denen er oder sie gar keine Ahnung hatte?

Fazit: Natürlich kann das Vertrauen nach so einem Zwischenfall unwiederbringlich dahin sein. Aber den anderen daher pauschal als DummDom abstempeln? Das hängt doch sehr von den Umständen ab.

Nicht selten wird aber auch dort von sogenannten DummDoms gesprochen, wo Männer vereinbarte Grenzen nicht achten.

Erst kürzlich erzählte mir eine Frau von ihren Erfahrungen mit einem Dom, der nach ihren Worten anfangs „absolut vernünftig“ wirkte. Als er sie dann aber nach längerer Anbahnung und zwei oder drei Treffen fixiert vor sich hatte, missachtete er klare Absprachen. Auf ihren Protest hin sagte er sinngemäß „Du wolltest es doch hart.“ und machte weiter.

Hier gibt es für mich keine Diskussion. Wer den Boden der getroffenen Vereinbarung mutwillig verlässt, der disqualifiziert sich. Im Einzelfall sprechen wir hier vielleicht sogar über eine Straftat. Das muss und darf niemand hinnehmen oder als „Hatte ich halt Pech und bin an einen DummDom geraten.“ abtun. Hier werden die Grundlagen des BDSM, nicht nur nicht beachtet, sondern mit Füßen getreten.

Consent (Zustimmung) ist das A und O und ohne Consent kein BDSM. Punkt.

Fazit: Wer sich bewusste nicht an klar vereinbarte Absprachen hält, ist kein guter Dom. Er ist aber kein DummDom, sondern jemand, der den Boden des BDSM komplett verlassen hat.

Ihr seht, DEN DummDom gibt es nicht. Es gibt sie an sich aber durchaus. Manche sind leicht zu erkennen und vielleicht müssen sie einfach noch dazu lernen. Oder sie sind einfach in unrealistischen Fantasien verfangen, dann wäre es vielleicht besser ihnen auszuweichen. Andere machen einfach nur Fehler und müssen dazulernen.

Bei wiederum anderen ist DummDom eine Verharmlosung, härtere Begriffe sind angebracht und es sollte aktiv gegen diese Leute vorgegangen werden.

Nicht jeder DummDom muss dumm sein und nicht jeder, der Grenzen überschreitet ist ein DummDom. Wie so oft gibt es eben kein Schwarz und Weiß, sondern eher Grautöne.

Abschließend möchte ich sagen, dass der Begriff DummDom oft als Keule gegen Menschen verwendet wird, mit denen es nicht geklappt hat. Wunschzettelsub ist so ein Begriff auf der anderen Seite des Spektrums, der aus denselben Gründen verwendet wird. Meistens steckt Enttäuschung dahinter. Mal berechtigt, mal unberechtigt. Geschimpft ist eben schnell, wenn etwas nicht geklappt hat. Gründe finden, warum es nicht geklappt hat, ist schwieriger.

Womit aber bitte keinesfalls die Situationen gemeint sind, in denen sich nicht an Absprachen mit Euch gehalten wurde. Da liegt die Schuld beim Täter, nicht beim Opfer.

Kopfkino ist keine To-do-Liste

Ich würde annehmen, dass bei jedem Menschen Sexualität im Allgemeinen und BDSM im speziellen im Kopf angefangen hat, ehe es „zur Sache ging“. Es entstehen Vorstellungen und Fantasien, Bilder und ganze Geschichten. Das so genannte Kopfkino kommt in Gang. Bei manchen sehr intensiv, bei anderen eher rudimentär. Aber es spielt sich eben zuerst einmal viel im Kopf ab.

Fantasien und Kopfkino finde ich ausgesprochen wichtig. Wer anfängt sich mit BDSM zu beschäftigen, Filme schaut, Clips im Netz, Bücher liest oder einfach die Fantasie schweifen lässt merkt schnell, was einen Kick auslöst und was einen eher kalt lässt. Das ist gut. Das gibt einem Hinweise, in welche Richtung es mit der eigenen Sexualität und den eigenen Bedürfnissen geht.

Ich selber habe in Zeiten vor dem Internet die eine oder andere Runde durch die „Ab 18“-Abteilungen in Videotheken gedreht. Für die Jüngeren unter euch, das war wie YouPorn, nur dass man in einen Laden gehen, eine unförmige Kassette ausleihen und zuhause feststellen musste, dass der Inhalt für den man bezahlt hatte Mist war.

Damals habe ich mal einen Porno ausgeliehen, in dem sich zwei junge Frauen in Dessous nacheinander gefesselt haben. Dabei blieben sie in Dessous, zogen sich also nicht aus. Als die eine die anderen dann gefesselt hatte, begann sie diese mit Federn zu kitzeln. Das wars. Das war der Porno. Ich muss zugeben, mir gab und gibt das nichts. Aber hey, wem es gefällt.

Mein Kopfkino wurde da von anderen Szenen angeheizt. Frauen die ausgeliefert waren, gehorsam Anweisungen befolgten, benutzt und erniedrigt wurden heizten da viel eher meine Fantasie an.

Aus dem was ich damals gesehen habe, wurde mein Kopfkino gespeist und entwickelte sich. So habe ich mit der Zeit herausgefunden, was mich reizt und was eben nicht. Die Kombination Dessous, Federn und kitzeln habe ich jedenfalls nicht weiter verfolgt.

Wie früher ja bereits erwähnt, ist aus meiner Sicht in der Fantasie sowieso alles erlaubt. Kopfkino darf wild, gewalttätig, unrealistisch und überhaupt alles sein, was dem oder der Kopfkinobetreibenden gefällt. Was dann real passiert ist eine ganz andere Frage. Dazu fand ich diesen Tweet perfekt:

In der Fantasie gibt es einfach keine Risiken. Kein Risiko verletzt zu werden. Psychisch oder physisch. Auch kein Risiko, dass es einem am Ende doch nicht so gut gefällt. Kein Risiko plötzlich Panik zu bekommen, am Ende unbefriedigt zu bleiben oder sich schlicht mies zu fühlen. Kopfkino ist immer irgendwie geil und frei von Problemen.

Daher ist es immer wichtig sich damit zu beschäftigen was vielleicht nur in der Theorie geil ist und was auch in der Umsetzung gewollt und heiß ist. Denn das darf und muss sich sogar fast unterscheiden. Daher der Tweet mit dem Schrebergarten. In der Fantasie sind wir unverletzlich und dauergeil. Das darf so sein, ist aber auch der Grund, warum Fantasien gerne heftiger sind als das was wir real wollen. Wir riskieren in der Fantasie nichts. Sich dieses Unterschieds klar zu sein ist ganz wichtig. Keine Scham nötig. Aber der Unterschied zwischen Kopfkino/Fantasie und dem Wunsch nach realem Erleben ist extrem wichtig.

Vor allem auch im Austausch mit potentiellen neuen oder bestehenden Partnerpersonen. Es ist ganz besonders reizvoll, sich mal zusammenzusetzen oder zusammen im Bett zu liegen und gegenseitig das eine oder andere aus dem Kopfkino zu teilen. Vermutlich gibt es dann Überraschungen auf beiden Seiten.

Aber niemals, ich wiederhole: NIEMALS darf Kopfkino als direkte oder indirekte Aufforderung nach Umsetzung verstanden werden.

Wer nach längerer Überwindung bereit ist, dem Gegenüber den Wunsch nach Spielen mit Natursekt zu gestehen, möchte nicht ohne weitere Rücksprache bei nächster Gelegenheit angepinkelt werden.

Wer dem Gegenüber das Kopfkino eines Gangbangs offenbart, möchte nicht ungefragt plötzlich mit 12 erwartungsvollen Kerlen konfrontiert werden.

Wer im Kopfkino eine Fantasie hegt, in der es um öffentliche Erniedrigung geht, möchte nicht ohne Absprache auf dem Marktplatz angespuckt und bloßgestellt werden.

Kopfkino und Fantasien zu teilen ist ein großer Vertrauensbeweis. Etwas, dass man schätzen und für dass man sich dankbar zeigen sollte. Kopfkino zu teilen ist auch ein großer Schritt in die Richtung der Erfüllung von Bedürfnissen und Fantasien. Aber alle Beteiligten sollten und müssen sich darüber klar sein, dass Kopfkino erst einmal nur Kopfkino ist.

Manches davon zeigt in eine bestimmte Richtung. Die Fantasie mit dem Gangbang kann – muss aber nicht – in ein Erlebnis mit einem oder mehreren Sexpartner münden. Die Fantasie mit der öffentlichen Erniedrigung kann – muss aber nicht – in Erniedrigungsspiele münden.

Kopfkino ist ein Fingerzeig in die Richtung in der Kinks liegen könnten. Diesen Fingerzeigen kann man folgen und dann für sich oder mit Partner herausfinden, was einen am Ziel erwartet. Vielleicht eine Fantasie die umgesetzt werden will. Vielleicht auch etwas, dass nur als „Anheizer“ genutzt werden sollte. Vielleicht auch etwas, dass für immer Kopfkino bleiben soll und wird.

Das alles ist ok. Aber traut euch euer Kopfkino immer mal wieder mit neuen Ideen zu füttern, traut euch den passenden Menschen einen Einblick in das Programm eures Kopfkinos zu geben und wenn ihr die Glücklichen seid, denen Einblick gewährt wurde, dann zeigt euch würdig und nehmt diese Geste des Vertrauens nicht als Freifahrtschein direkt loszulegen. So ist es nicht gemeint.


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Edgeplay hat nichts mit Handyempfang zu tun

Wer die Redewendung „mit dem Feuer spielen“ googelt findet rasch die Definition „vorsätzlich mit der Gefahr spielen, sich absichtlich einem Risiko aussetzen“. Das trifft es sehr genau. Edgeplay ist ein Überbegriff für Spielarten, bei denen vorsätzlich mit der Gefahr gespielt und sich einem Risiko ausgesetzt wird.

Es geht um BDSM-Praktiken und -Spielarten, bei denen bewusst das Risiko eingegangen wird, dass auch mal etwas schief geht, dass es Verletzungen oder längerfristige ungewollte Folgen geben kann. Wichtig dabei ist, man geht das Risiko dennoch ein. Es ist nicht das Ziel der Spielarten, dass es zu Verletzungen kommt. Es kann aber eben passieren und dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.

Aber ist, wer sich absichtlich einem Risiko aussetzt noch im Bereich SSC (Safe, Sane und Consensual) unterwegs? Nein. Daher fallen Praktiken, die unter Edgeplay laufen auch unter RACK (Risk-aware consensual kink). Wenn ihr mehr über diese Abkürzungen erfahren wollte, dann solltet ihr den verlinkten Artikel lesen, denn hier soll es heute um etwas anderes gehen.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht „Äh, welcher vernünftige Mensch will denn bitte so was?“. Naja, die einen binden sich ein Gummiseil um den Körper und lassen sich von Brücken oder Felsklippen fallen, die anderen springen aus 3000 Metern Höhe aus Flugzeugen und wieder andere essen einen Fisch der sie, falsch zubereitet, töten könnte. Jeder hat eben so seinen Adrenalinkick und bei diesen Beispielen geht es noch nicht einmal um Sex. Dass bei diesem Thema mit rationalen Erklärungen oft wenig zu gewinnen ist, sollte sich als Erkenntnis mittlerweile durchgesetzt haben. Hoffe ich.

Es ist also einfach der Kick oder der Kink oder beides. In der englischen Sprache gibt es dafür den wunderbare Ausdruck „whatever floats your boat“. Eine entsprechende deutsche Redewendung die mir gefiele kenne ich nicht. Aber am ehesten passt vielleicht das altmodische „Jeder soll nach seiner Façon selig werden.“.

Jetzt höre ich euch aber fragen „Welche Praktiken und Spielarten sind denn nun Edgeplay“? Ihr wollte Beispiele. Also gut.

Rapeplay, also wenn die Beteiligten so tun, als würde Sex gegen den Willen einer beteiligten Person stattfinden. Wie alle Spielarten die unter den Begriff Consensual Non-Consent (CNC) oder Metakonsens fallen, geht es auch hier in Grenzbereiche des BDSM. Sowohl psychisch als auch physisch muss hier genauestens aufgepasst werden.

Atemkontrolle oder Breathplay, also wenn die Atmung erschwert und kurzzeitig ganz unterbunden wird, ist ebenso ein Beispiel wie Wachsspiele oder auch Angstspiele und Erniedrigung.

Bei Atemkontrolle kann es psychisch ebenso zu unkalkulierbaren Folgen kommen wie bei Angstspielen oder Erniedrigung. Hier müssen sich die Beteiligten der Gefahr immer bewusst sein. Ebenso nicht zu unterschätzen sind natürlich mögliche körperliche Folgen bei Atemkontrolle. Ebenso kann es bei Wachsspielen zu bösen Verbrennungen kommen.

Ganz bewusst beschreibe ich jetzt hier nicht im Detail wie diese Praktiken ablaufen, was zu beachten ist und was passieren kann. Möglicherweise gibt es dazu später mal einzelne Artikel. Die Aufzählung soll nur dazu dienen, dass wir alle Beispiele vor Augen haben worum es mir geht. Aber sie sollen auch zeigen, dass Edgeplay nicht immer im absoluten Extrembereich angesiedelt ist.

Wachsspiele sind etwas, das unter Anfängern sehr beliebt ist. Dennoch drohen hier Gefahren. Ebenso ist es mit Erniedrigung. Beide Spielarten zeigen auch, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, wie eine Spielart ungewollte Folgen haben kann. Wie oben erwähnt eben psychische, physische Folgen oder sogar beides. Gerade die Gefahr psychischer Folgen wird leider zu oft unterschätzt oder übersehen.

Sind denn aber nun solche Praktiken und Spielarten „ok“?

Ich denke alleine durch die im letzten Absatz genannten Beispiele wird klar: natürlich sind sie erst einmal ok. Wer Edgeplay praktizieren möchte, sollte sich nur eben bewusst sein, dass es auch Gefahren gibt und das schon bei Dingen, die allgemein als eher harmlos wahrgenommen werden.

Seid euch bewusst was ihr vorhabt und tun wollt. Redet vorher darüber welche Fantasien und Kinks ihr habt. Da gibt es auch keinen Grund sich für Praktiken zu schämen die in Richtung Edgeplay gehen. Gerade die latente Gefahr kann ja ein ganz großer Kick sein. Aber spart bei diesen Gesprächen keinesfalls aus, dass diese Praktiken nicht ganz ungefährlich sind.

Denkt dabei an möglich Gefahren für den Körper UND für den Geist. Geht sicher, dass alle Beteiligten sich der möglichen Gefahren bewusst sind und trefft Sicherheitsmaßnahmen wo es möglich ist. Bei einem Tunnelspiel beispielsweise ist es immer wichtig etwas zur Hand zu haben, um die Wirkung einer Salbe oder einer Chili irgendwie abzumildern.

Zu wissen, welche Notfallnummer Hilfe herbeirufen, wenn wirklich mal etwas schief geht, ist ebenso wichtig.

Was die psychischen Folgen angeht, achtet genau auf die Reaktionen eurer Mitspieler und führt im Nachgang noch einmal Gespräche über das Geschehene. Gerade bei solchen Spielarten ist die Gefahr eines Subdrop nicht zu verachten. Aber auch Dom kann und darf Redebedarf haben.

Alles in allem gilt, seid euch dessen bewusst was ihr tut. Geht die Sache mit Vorsicht und Vernunft an. Redet vorher darüber, damit alle Beteiligten sich klar sind was passieren könnte. Und ganz wichtig, bei allen Sicherheitsmaßnahmen bleibt dennoch immer ein Restrisiko. Auch dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.

Ich weiß, das klingt jetzt alles als wäre vor jeder BDSM-Session ein zweiwöchiges Sicherheitstraining nötig. Ist es nicht. Aber sich dessen bewusst zu sein was man tut und dass es Risiken beinhaltet ist unerlässlich. Und je klarer ihr euch dessen seid, je deutlicher ihr kommuniziert habt ehe ihr ein neues Spiel ausprobiert, desto weiter könnt ihr gemeinsam gehen.

Edgeplay muss also niemandem Angst machen. Es ist eine ganz legitime Spielart innerhalb von BDSM. Aber jeder und jede sollte sich diesen Spielarten mit Respekt nähern, sie sollten wissen was sie tun und alle Beteiligten sollten sich klar sein, was passiert. Aber eigentlich gilt das ja für alle BDSM-Varianten.


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Kontrollverlust und Handlungsoptionen

Wenn man einen BDSMer zum Lachen bringen will, dann ist „BDSMer sind alle gleich und stehen alle auf die gleichen Dinge“ sicher kein schlechter Versuch.

Was Leute kickt die BDSM mögen ist äußerst vielfältig. Man frage 10 Menschen und bekommt 6 verschiedenen Antworten. Wenn es dann in die Details geht, sind es schon eher 15 verschiedene Antworten – bei weiterhin 10 Menschen. Klingt kompliziert? Ist es manchmal auch.

Ja, es gibt viele Überschneidungen und „Fan-Favourites“.

Viele stehen auf Fesselung oder Fixierung. Aber nicht alle.

Viele stehen auf Schläge. Aber nicht alle.

Viele stehen auf Erniedrigung. Aber nicht alle.

Viele stehen auf Aufgaben. Aber nicht alle.

Viele stehen auf Unterwerfung. Aber nicht alle.

Daneben gibt es auch seltenere Praktiken und natürlich die Menschen, die auf verschiedenste Kombinationen von Praktiken stehen. Daher dann die oben erwähnten 15 Antworten. Denn, eine BDSM-Neigung muss ja nicht konsistent immer gleich sein. Heute findet die Person das eine geil und morgen eine leicht andere Kombination. Tagesform, Hormonstatus, Stimmung… alles kann da eine Rolle spielen.

Eine nicht so häufig genannte Spielart ist der Kontrollverlust. Fragt man Anfänger etwas intensiver und konkreter, dann kommt zwar schon oft die Antwort „Ich will einfach mal die Verantwortung“ abgeben. Unter den Top-Suchbegriffen bei YouPorn oder Pornhub taucht „Kontrollverlust“ jedoch eher nicht auf. Es ist eine schwerer zu fassende Vorliebe oder Neigung als Schläge oder Erniedrigung.

Kontrollverlust ist ein Gefühl und keine Handlung. Daher ist er so viel schwerer darzustellen und so weniger präsent in unserer Vorstellung von BDSM. Er ist aber dadurch auch weniger leicht herzustellen als Schläge zu verteilen oder jemanden hinknien zu lassen.

Ja, auch geschlagen werden oder sich hinknien müssen kann eine Erfahrung von Kontrollverlust sein. Man erduldet oder tut etwas, dass von alleine oder im Alltag nicht in Frage käme und dass unter dem Einfluss oder einer dominanten Person. Das Erlebnis ist hier, dass es keinen Widerspruch gegen etwas gibt, das im Alltag heftige Reaktionen hervorrufen würde. Das ist natürlich auch Kontrollverlust. Aber eher so der Einstieg in das Thema.

Als jemand der mit der Kunst des Bondage wenig am Hut hat, kann ich nur raten. Aber ich würde tippen, dass auch gefesselt und mit einem Hängebondage irgendwo aufgehängt zu werden, viel mit Kontrollverlust zu tun hat. Der Reiz sich komplett in die Hände eines anderen Menschen zu begeben und mit sich geschehen lassen. Schon praktisch, ist man ab einem gewissen Punkt ja nicht mehr in der Lage, aktiv etwas zu unternehmen und lässt geschehen.

Eine andere Erfahrung ist es, eingesperrt zu werden, beispielsweise in einem Käfig zu sitzen und keinerlei Handlungsoption mehr zu haben, als abzuwarten. Abzuwarten, bis der dominante Part entscheidet, dass es Zeit ist, die Tür wieder zu öffnen.

Auch andere Fesselungen – die dann noch in Verbindung mit dem Verbinden der Augen und/oder einem Knebel – führen zu einem intensiven Kontrollverlust.

In allen Fällen geht es um die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Nicht weg zu können. Sich nicht wehren zu können. Teilweise in Verbindung damit, sich noch nicht einmal äußern zu können.

Warum aber sollte es reizvoll sein nicht mehr zu entscheiden und keine Kontrolle mehr zu haben? Wer sollte das erstrebenswert finden? Nun, da gibt es viele Beispiele.
– Menschen, die sonst im Alltag im Beruf viel Verantwortung tragen.
– Menschen, die hochperformant ihren Alltag mit dutzenden einzelner Aufgaben managen, ihre Umwelt unter Kontrolle haben, sie verbessern und immer effizienter gestalten.
– Menschen, die Haushalt, Beruf und Familie täglich unter einen Hut bringen.
Oder, oder, oder… Unsere heutige Welt bietet genügend Möglichkeiten in Situationen zu stecken, in denen der Mensch nur noch funktionieren und „liefern“ muss.

Da scheint es wenig verwunderlich, dass einfach nackt in einem Käfig oder mit Augenbinde reglos gefesselt zu sein, zu einem Moment der Stille führt. Einem Moment, in dem nur noch Sein und nicht mehr Kontrollieren und Funktionieren im Mittelpunkt steht.

Diese stille Zufriedenheit und Ruhe kann, muss aber gar nicht zwingend mit Sexualität kombiniert werden. BDSM ist es nicht erst, wenn dabei auch Körpersäfte fließen. Sie dürfen es aber. Wie ihr wollt.

Wie ich sagte, Kontrollverlust ist als Spielart im BDSM nicht zu unterschätzen. Vor allem lernen wir daraus aber auch eines – finde ich: BDSM ist in seiner Vielfalt nicht in Schubladen einsortierbar. Was für den einen Menschen „harmlos“ erscheint, wie eben nackt in einem Käfig zu sitzen, akzeptieren dass man nicht heraus kommt und genau das genießen, ist für den anderen Menschen genau das Gefühl, dass unbewusst immer gefehlt hat.

Dieses Spannungsfeld zwischen oftmals sehr unterschiedlichen Neigungen gilt es nicht nur auszuhalten, sondern auch zu verinnerlichen.

Warnzeichen für Doms

Neulich habe ich mich in einem Artikel mit Warnzeichen für Subs beschäftigt. Woran man als Sub erkennen kann, dass man es womöglich mit einem Dom zu tun hat, von dem man lieber die Finger lassen sollte. Oder bei dem zumindest Vorsicht geboten ist. Diese Art Warnzeichen gibt es aber auch umgekehrt. Also woran erkennt ein Dom, dass er es mit einer oder einem Sub zu tun, bei der oder dem Vorsicht geboten ist?

Oft wird diese Perspektive vernachlässigt und sie birgt aus meiner Sicht auch ein wenig weniger Gefahren, denn meist ist doch Dom „am Ruder“ und riskiert seltener die eigenen Gesundheit. Die Gefahren der emotionalen Verletzungen sind allerdings auf beiden Seiten gleich und niemand möchte natürlich enttäuscht oder verletzt werden. Daher sind manche Warnzeichen eben doch wichtig und man sollte auf sie achten.

Wichtig ist mir dennoch, dass Verhalten wie ich es beschreibe kein Fehler ist. Es mag Doms geben, die genau das suchen. Niemand ist falsch, so lange er oder sie dem anderen nicht schadet.

„Ich gehöre für immer dir“ – In der Euphorie die Neigung endlich ausleben zu können und endlich jemanden dafür gefunden zu haben, werden oft schnell große Versprechungen gemacht. Ich musste selber schmerzhaft lernen, dass man diesen Beteuerungen nicht zu schnell glauben sollte. Oft genug ebbt die Euphorie im Alltag ab, Probleme treten auf und die großen Worte sind schnell vergessen. Also Vorsicht, Verletzungsgefahr!

Braucht ständige Anleitung BDSM ist eine wunderbare Sache und D/s erst recht. Es ist schön, wenn Sub Führung sucht und Dom sie gerne gibt. Wenn es aber ausartet, dass Führung nicht nur gewollt, sondern gebraucht wird um überhaupt durch den Alltag zu kommen, dann wird es schnell kompliziert. Und vor allem auch sehr unsexy. Wenn Sub für jeden Atemzug eine Anweisung braucht, dann mag das für den Anfang ganz spannend scheinen. Auf mittlere und vor allem lange Sicht kann es aber auch sehr anstrengend werden. In dem Fall gilt es sich in Acht zu nehmen was man sich wünscht, es könnte auf Dauer zu viel sein.

Fordert ein – Es gibt Typen von Subs, männlich wie weiblich, für die ist ein Dom eher Wunscherfüller oder Erfüllungsgehilfe oder wie auch immer man es nennen mag. Wenn Sub also zwar eigentlich geführt werden will, dann aber immer klar zu verstehen gibt „jetzt mach bitte das mit mir“, dann ist Vorsicht geboten. Nichts gegen Wünsche und dagegen sie auch zu äußern. Aber zu BDSM gehört eben auch, sich auszuliefern und zu unterwerfen. Dabei gleichzeitig den Ton anzugeben geht nur schlecht.

Ist „tabulos“ oder behauptet es – Niemand ist tabulos. Wer von sich behauptet „alles mitzumachen“ lügt oder hat irgendein Problem. Tabus mangels Erfahrungen nicht einschätzen oder benennen zu können ist damit allerdings natürlich nicht gemeint. Das kann gerade bei Anfängern immer vorkommen. Aber wenn jemand beim Kennenlernen allen Ernstes behauptet völlig tabulos zu sein, dann ist schon einmal grundsätzlich Vorsicht geboten.

Verschweigt Probleme – Richtig gefährlich kann es werden, wenn Sub von vornherein bekannte oder frisch auftretende Probleme verschweigt. Sei es aus Sorge „schwierig“ zu sein oder um zu Gefallen, in dem Sub viel aushält. Dabei können Grenzen überschritten werden und Schäden entstehen, die nicht mehr wieder gutzumachen sind. Körperliche, aber vor allem auch mentale oder seelische. Wenn Sub beispielsweise auf Rapegames steht, aber frühere Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt verschweigt, dann ist die Katastrophe vorprogrammiert. Oder Sub überspielt Schmerz, will nicht als „zu weich“ erscheinen und hält so mehr aus, als eigentlich gut gewesen wäre. Die Probleme folgen unweigerlich und können eine Spielbeziehung zerstören. Hier rate ich wie immer zu ganz offener Kommunikation.

Hält sich nicht an Absprachen – Eigentlich gilt dieser Punkt für jeden zwischenmenschliche Beziehung. Es wird schwierig, wenn das Gegenüber sich nicht an Absprachen hält und wenn möglich sollte man dann Abstand nehmen. Im BDSM gibt es aber eben noch einmal ganz andere Absprachen. Dinge, die man vereinbart und die eingehalten werden sollen. Regeln, der Rahmen den man miteinander vereinbart, wie man die Kommunikation gestaltet usw. Wer sich Sub daran immer und immer wieder nicht hält, dann ist auch das für mich immer ein Warnzeichen.

Hin und her – „Ich will, nein doch nicht, doch, nein doch nicht, oder vielleicht doch?“. Man kann Sub nicht überreden. Man sollte es auch gar nicht versuchen. Es bringt nichts. Wer nicht mit Überzeugung dabei ist, sollte eben erst klar kommen. Besser kann ich es nicht sagen. Damit sind wiederum nicht die Umstände gemeint. Umstände kann man manchmal nicht ändern und muss damit arbeiten. Aber die Überzeugung sollte da sein. Sonst wird es auch hier sehr schnell schwierig.

Wie schon neulich bei meinem Artikel über Warnzeichen bei Subs hätten es auch mehr als sieben werden können. Nun sind es sieben für beide Seiten. Vielleicht ist das ja auch eine ganz gute Symmetrie. Vollständig sind beide Aufzählungen sicher nicht. Hoffentlich dienen beide Artikel als Denkanstoß. Vielleicht können sie BDSM-Freunden auf beiden Seiten helfen potentielle Probleme frühzeitig zu erkennen um diese entweder anzusprechen oder im schlimmsten Fall die Notbremse zu ziehen.

Auch zu diesem Artikel gibt es ein Pendant bei den KollegInnen von Deviance.

Nur nicht aus der Rolle fallen?

Im BDSM gibt es ja vermeintlich nur zwei Rollen. Oben und unten. Theoretisch mag das stimmen. Aber wie immer im Leben ist es natürlich komplizierter als. Zuerst einmal gibt es ja die verschiedenen Spielarten von BDSM aus denen sich auch diese Abkürzung ableitet. Also Bondage & DisciplineDominance & SubmissionSadism & Masochism. Innerhalb dieser gibt es dann wieder unterschiedliche Rollen und natürlich unterschiedliche Vorlieben.

Das klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. Im Grunde ist es wie überall im Leben. Jeder hat seine Vorlieben und Stärken. Die einen kochen lieber, sind aber handwerklich mies. Andere haben den grünen Daumen, lassen aber Wasser anbrennen. Wieder andere lassen einen Computer abstürzen nur wenn sie den Raum betreten, können aber aus einem Wollknäuel und einer Nadel eine Abendgarderobe zaubern. Viele haben aber eben auch verschiedene Talente oder Vorlieben in sich vereint und da kommen wir zum Thema.

In früheren Artikeln bin ich ja bereits auf verschiedene Rollen eingegangen. Beispielsweise die Rolle Sub oder Daddydom bzw. Little. Daher hier ein paar andere Begriffe und Rollenbeschreibungen, die in meinem Blog bisher noch nicht in der Form besprochen wurden.

Da gäbe es zum Beispiel die Rolle Degradee oder Degrader. In dieser Spielart liebt es der eine Part zu erniedrigen, der andere Part wird durch Erniedrigung erregt. Perfekt ist es, wenn zwei zusammenfinden, die genau das so wollen. Daher sind auch die Begriffe so praktisch. Man kann damit klar kommunizieren was einen anmacht und worauf man steht.

Ein weiteres Beispiel wäre Brat oder das Gegenstück Brat-Tamer. Eine oder ein Brat liebt es aufsässig zu sein, frech, herausfordernd und irgendwie „ungehorsam“. Aber immer mit dem Ziel vom Partner dann eben gebändigt zu werden. Wer sich als Brat sieht möchte jedenfalls niedergerungen und dazu gebracht werden „brav“ zu sein. Der Reiz liegt hier oftmals darin die Überlegenheit des Partners körperlich zu spüren zu bekommen.

Wiederum ein anderes Thema wären Rope-Bottom und Rigger. Hier handelt es sich Begriffe aus dem Bondage, in dem im zugegebenermaßen Laie bin. Aber der Rigger fesselt hier grob gesagt und der Partner oder die Partnerin werden gefesselt.

Eine völlig andere Konstellation wären Cuckold/Cuckquean auf der einen und Hotwife und Bull. In dieser Spielart und in der heterosexuellen Variante würde es ein männlicher Cuckold genießen, dass seine dominante Partnerin (Hotwife) Sex mit einem anderen (oft als Bull bezeichneten) Mann hat. Hier geht es auch vornehmlich um Dominanz und Erniedrigung die für alle Beteiligten erregend sind.

So spannend diese Beispiele sein mögen fragt ihr euch aber vielleicht dennoch: Worauf will er hinaus? Gute Frage.

Im BDSM ist es wie im Leben. Wir sollten uns nicht auf eine Rolle festlegen lassen und in dieser verharren, wo wir doch gerne auch mal anders wären. Wer sich also als Brat sieht, der darf auch einfach mal brav und anlehnungsbedürftig sein. Anders herum darf eine sonst „brave“ Sub oder ein sonst „braver“ Sub auch mal rebellisch sein, ohne dass dadurch die ganze Konstellation der Beziehung in Frage zu stellen.

Wer auf Erniedrigung steht kann auch Tage haben, an denen Erniedrigung einfach alles nur noch schlimmer macht. Auch das ist völlig ok.

Vor allem aber darf, um bei den Beispielen oben zu bleiben, eine oder ein Degradee auch ein Rigger sein. Ein Dom oder eine Domme darf sich auch mal dominieren lassen, ein oder eine Sub dominieren. Ob den Partner oder jemand anderen ist dann wieder eine Sache der Absprachen.

Es gibt so viele Rollen im BDSM und es ist auch nicht falsch sich damit auszukennen. Es hilft um sich zu orientiere, um manchmal auf neue Ideen zu kommen und vor allem, um in etwa jemanden zu finden der etwas ähnliches will. Aber diese Rollen machen uns nicht aus. Lasst euch nicht auf etwas festlegen, dass nur einen Teil von euch und eurer Neigung ausmacht. Lasst euch vor allem nicht einengen. Seid wild, seid mutig und lasst eurem Spieltrieb freien Lauf.

Vor allem aber findet jemanden, der das zusammen mit euch als Chance versteht. Der euch nicht auf etwas festnagelt und zu etwas verpflichtet, dass nur einen Teil eurer Persönlichkeit ausmacht.

Niemand will 24 Stunden am Tag nur der oder die mit dem grünen Daumen sein. Genauso ist niemand 24 Stunden am Tag nur Rigger oder Degradee. Es gibt Phasen neben dem BDSM. Aber auch innerhalb des BDSM gibt es Phasen in denen man mal nicht der Definition der Rolle entspricht. Das ist dann kein Fehler, kein Versagen oder Problem. Es ist einfach menschlich. Oder im besten Fall wie gesagt eine Chance.

Schädlicher Druck im BDSM

Unter Druck entstehen ja bekanntlich Diamanten. Druck mag also toll sein, wenn man ein Haufen Kohlenstoff unter der Erde ist. Aber im BDSM ist Druck meist kontraproduktiv. Druck etwas zu erreichen. Druck etwas zu tun. Druck zu sein, wie ein anderer es möchte. Druck „Leistung“ abzuliefern. All das sind Dinge, um die es im BDSM nicht gehen sollte. Oft genug geht es aber eben doch darum und das ist ein Problem.

Als kurze Abschweifung möchte ich sagen, dass bei sexuellen Themen grundsätzlich nie Druck im Spiel sein sollte. Weder selbst auferlegter, noch von außen kommender. Ob und wie oft eine Frau kommt. Wie oft ein Mann kann oder ob er nicht kann, ist kein Maßstab der eine Rolle spielen sollte. Wenn die Frau kommt, dann kommt sie. Wenn der Schwanz steht, dann steht er. Wenn nicht, dann nicht. Davon sollte kein Seelenheil abhängen. Aber das nur nebenbei.

Im BDSM gibt es oft Druck. Einmal äußeren Druck und auch den Druck, den wir uns selber machen. Einige Beispiele sind der Druck zu funktionieren, obwohl es einem nicht gut geht. Der Druck Dinge mitzumachen, obwohl man nicht dazu bereit ist. Der Druck mehr oder besser zu sein, als man vermeintlich ist. Das ist extrem ungesund. Vor allem aber ist es auch völlig unnötig um zufrieden und glücklich BDSM auszuleben.

Fangen wir mit etwas offensichtlichem, weil zählbarem, an. Wie viele Schläge hält eine Sub oder ein Sub aus? Wieso sollte das wichtig sein? Zuerst einmal ist so etwas hochgradig abhängig von der Tagesform. Mal spürt man den Schmerz stärker, mal wenig stark. Daher ist ein Vergleich mit letzter Woche oder letztem Monat mindestens fragwürdig. Ein Vergleich mit dem was andere aushalten ist noch unsinniger. Vor allem aber: was soll er bringen?

Wird man in irgendeiner Form eine „bessere Sub“ oder ein „besserer Sub“ wenn man mehr Schläge aushält als jemand anderes? Ganz sicher nicht. Wem sollen solche Vergleiche etwas bringen? Niemandem.

Was sie aber mit Sicherheit bringen ist Druck. Der Druck vielleicht mehr auszuhalten ehe man sagt, dass es genug ist. Der Druck das Safeword doch noch nicht zu verwenden. Noch etwas mehr durchzuhalten. Ich persönlich halte das für ungesund. Denn so über seine Grenzen zu gehen kann gefährlich sein. Daher sollte man sich gut überlegen aus welcher Motivation und aus welchem Grund man solche Grenzen überschreitet. Nur um irgendeine am Ende beliebige Zahl zu übertreffen scheint mir das völlig sinnlos.

Ein anderer Aspekt ist, sich selber oder durch andere unter Druck setzen lassen Dinge zu tun, zu denen man nicht bereit ist. Sei es mit BDSM in die Öffentlichkeit zu treten. Sei es eine sexuelle Praktik auszuüben, zu der man nicht bereit ist. Oder sei es, andere in die bisher als Paar gelebte Beziehung einzubeziehen. Ob der Druck von einem selber oder vom Partner kommt ist dabei egal. Statt ihm nachzugeben, sollte man das Gespräch suchen und die Bedenken ansprechen.

Ja, im BDSM kann es sehr reizvoll sein über Grenzen zu gehen. Ich bin der Letzte, der das nicht versteht. Aber wenn man das tut, dann mit Bedacht und aus den richtigen Gründen. Nicht, weil man dazu gedrängt wird.

Neulich ging es in einem meiner Artikel um Warnzeichen für Subs, bei denen sie die Finger von einem Dom lassen sollten. Ein ganz deutliches Warnzeichen wäre auch, wenn Dom immer wieder mit Druck den eigenen Willen durchsetzt und Sub das Gefühl hat ständig Dinge zu tun, die sie oder er nicht will.

Ja, es geht im BDSM oft darum den Willen durchzusetzen und zu bestimmen bzw. dass über einen bestimmt wird. Aber der Wille des devoten Parts ist nicht egal. Beim besten Willen nicht. Und ihn mit Druck zu überwinden oder auszuschalten ist immer problematisch.

Fragt euch doch selber einmal, wo ihr in eurem BDSM ungesunden Druck verspürt. Druck, den ihr euch selber macht oder Druck, den ihr von außen spürt. Oft ist man sich dessen gar nicht so bewusst. Manchmal kann man ganz gut mit dem Druck leben, aber es hilft dennoch sich seiner bewusst zu sein. Und manchmal ist es vielleicht nötig etwas zu ändern, anzusprechen wo man ungesunden Druck spürt. Denn BDSM sollte nichts sein, dass unter Druck passiert.

Warnzeichen für Subs

Wie oft habe ich in Gesprächen mit weiblichen Subs schon Sätze gehört wie „da hätte es mir eigentlich schon klar sein sollen“ oder „eigentlich hätten da die Alarmglocken läuten sollen“. Was sind denn aber nun echte Warnzeichen bei denen man als Sub noch einmal überdenken sollte, ob man es hier mit einem vertrauenswürdigen und verlässlichen Dom zu tun hat?

Ein schwieriges Thema, denn nicht alle Menschen verhalten sich so, dass es miteinander absolut vergleichbar wäre. Auch nicht alle empfinden ähnliches Verhalten als unangenehm oder gar verletzend. Aber einige Verhaltensweisen sind dann doch so, dass man absolut nur davor warnen kann.

Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass ein „Fehlverhalten“ eines Doms für sich genommen vielleicht noch kein Problem sein mag. Aber es kann ein Zeichen dafür sein, dass danach noch andere Probleme folgen. Nach dem Motto „wenn er mich an der Stelle schon nicht ernst nimmt, wie wird es dann erst später sein“. Daher sollte man Probleme frühzeitig ansprechen und gegebenenfalls lieber früher als zu spät die Reißleine ziehen.

Hier nun also die Dinge, die ich Subs als Warnzeichen an die Hand gebe. Wenn euch solches Verhalten begegnet, dann haltet kurz inne in dem was ihr gerade tut und hört mindestens noch einmal ganz genau in euch rein.

Stellt keine Fragen – Ein guter Dom wird immer viele Fragen stellen. Und zwar nicht, ob ihr rasiert seid, anal benutzbar oder ob ihr euch als Kennzeichnung seinen Namen auf den Venushügel tätowieren lasst. Viel mehr wird es am Anfang darum gehen, was euch an BDSM reizt. Was eure Bedürfnisse sind. Was euch kickt, euch Angst macht, wie eure Fantasien aussehen, was ihr erleben wollte und was ihr auch keinen Fall erleben wollt. Wenn einen Dom das alles nicht interessiert, dann ist Vorsicht angebracht. Manche Doms leiden unter der „Berufskrankheit“ zu glauben, sowieso schon alles zu wissen.
Ich habe aber auch schon von dem Exemplare gehört, die Dinge sagen wie „ist mir egal, ich mache mit dir sowieso was ich will“. Wenn euch so einer begegnet, dann rennt. Und zwar schnell.

Bespricht keine Rahmenbedingungen – Der Rahmen ist im BDSM extrem wichtig. Sind Eingriffe in den Alltag gewollt oder tabu? Dürfen Verwandte und bekannte etwas mitbekommen? Findet BDSM nur im Bett und in Sessions statt oder geht es darüber hinaus? All das sind Fragen, die ganz individuell zu beantworten sind. Die einen wollen es so, die anderen so. Gerade deswegen ist es so wichtig diesen Rahmen zu besprechen. Und das auf Augenhöhe. Wer da nicht aus seiner Dom-Rolle kann und Gespräche auf Augenhöhe zulassen kann, wer solche Gespräche nicht will, bei dem ist Vorsicht geboten. Das sollte ein Warnzeichen sein und von dem sollte man eher die Finger lassen.

Verweigert Treffen – Wie sage ich es? Er verlangt von euch Bilder und Videos, will sich aber auch nach Wochen und Monaten nicht treffen? Großer Fake-Alarm.

Will Covern unterbinden – Vertrauen ist im BDSM extrem wichtig. Selbstverständlich. Man begibt sich als Sub in die Hände eines anderen und muss sicher sein, dass einem nichts geschieht. Daher ist der Aufbau von Vertrauen schon einmal an sich ein Faktor den man beachten muss. Wenn ihr nicht das Gefühl habt vertrauen zu können, dann lieber gar nicht weiter gehen. Aber auch wenn man vertraut, ist Vorsicht angebracht. Und da ist Covern ein wichtiger Punkt. Bei einem ersten Treffen ist es gut sich covern zu lassen. Also jemand anderem zu sagen, wo man ist und mit wem man sich trifft. Dem Dom mitzuteilen, dass man sich covern lässt, ist ebenfalls sinnvoll. Sollte er etwas dagegen haben, dann Achtung. Auch das ist ein Warnzeichen.

Will kein Safeword benutzen – Ein Safeword ist, gerade am Anfang besonders wichtig. Es dient der Sub dazu im Notfall STOP zu sagen. Aber es dient euch zur Steuerung der Intensität. Manchmal ist es auch ganz simpel eine Hilfe im Kopf, dass man weiß „wenn es mir zu weit geht, dann kann ich es anhalten“. Will ein Dom partout kein Safeword verwenden, selbst wenn ihr danach fragt, dann zieht lieber gleich einen Schlussstrich, als noch weiter zu gehen. Kein Safeword zu wollen, ist ein echtes Warnzeichen. Auch hier gibt es übrigens die Spaßvögel die Dinge sagen wie „Wofür? Das ist doch hier kein Spiel. Wenn Du eine Sub bist, dann gehorchst Du einfach und zickst nicht rum.“. Mein Rat hier: nachdem ihr aufgehört habt zu lachen, beendet den Kontakt.

Beachtet eure Tabus nicht – Jeder hat Tabus im BDSM, Dinge die er oder sie nicht mögen, die sie nicht reizen, die sie schlicht ablehnen. Diese Tabus bespricht man üblicherweise irgendwann. Diese Tabus zu achten ist eine Selbstverständlichkeit. Aber die Achtung der Tabus sagt auch, dass der Dom euren Willen achtet und daher auch euch als Person. Wenn ein Dom wissentlich und willentlich über Tabus hinweggeht und sich einfach nur nimmt wonach ihm ist, dann ist das schon kein Warnzeichen mehr. Da kann es dann schon in Richtung von Nötigung und Straftaten gehen. Das darf man sich nie und zu keiner Zeit gefallen lassen.

Will unterbinden, dass ihr euch informiert – Im Netz gibt es viele Informationsquellen zu BDSM. Daneben gibt es Stammtische, Bücher etc. Ein Dom, der euch erklären will, dass ihr nur auf ihn und seine Ansichten hören sollt und nicht mit anderen reden, euch anderweitig informieren sollt, der ist auch mit Vorsicht zu genießen. Wenn ein Dom nicht will, dass ihr euch entfaltet, Neues entdeckt, euch informiert, dann ist das für mich ein ganz deutliches Warnzeichen.

Fängt euch nicht auf – BDSM ist oft eine Achterbahnfahrt. Emotional kann da sehr sehr viel passieren und da muss es selbstverständlich sein, dass euch ein Dom auch auffängt und Aftercare anbietet. Sich als erkundigt wie es euch geht, ob alles ok, euch Zeit geben runter zu kommen. Wer euch sofort rauswirft nachdem er seinen Spaß hatte und euch dann mit den Gedanken und Fragen alleine lässt, auch vor dem kann man nur warnen.

Ohne eine bestimmte Gewichtung waren das meine Warnzeichen für Subs und solche, die es werden wollen. Am Ende sind es nun sieben geworden. Es hätten sicher auch noch mehr sein können. Einen Anspruch auf Vollständigkeit gibt es hier sicher nicht.

Inspiration mich näher mit dem Thema zu beschäftigen war übrigens dieser Artikel bei den KollegInnen von Deviance.

Zum Abschluss ist mir eines noch wichtig. Manches in diesem Artikel mag Dinge berühren, die ihr als Verhalten vielleicht mögt. Kein Safeword zu haben kann reizvoll sein. Ohne Aftercare rausgesetzt zu werden und sich so benutzt zu fühlen kann auch etwas sein, dass man als Kick mag. Das ist auch völlig ok. Wenn ihr diese Dinge aber tut, dann nur sehr bewusst und mit dem Wissen um die Gefahr. Vor allem aber mutmaßlich nicht als Anfänger und nicht mit jemandem, der er noch nicht oder nicht gut kennt. Da liegt der große Unterschied.