Dom? Kann ich das?

Herzlichen Glückwunsch an jeden Menschen, der sich diese Frage stellt. Denn sie zeugt von Reflexion und Selbstkritik. Im BDSM-Kontext Dom zu sein ist nämlich etwas, das man nicht aus dem Ärmel schüttelt und das jede oder jeder problemlos in Perfektion abliefern könnte. Im BDSM so als Dom auftreten oder so dominant zu sein, dass auch der devote Part daraus einen Gewinn zieht, erfordert ein paar Eigenschaften und Engagement.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gehört habe, dass Männer während des Datings auf die Offenbarung, die Frau sei devot, geantwortet haben, sie würden auf BDSM stehen und dass sie selbstverständlich dominant seien. Auf der anderen Seite habe ich auch oft von Frauen gehört, dass sie sich die dominante Rolle nicht zutrauen. Sich fragen, ob sie das können. Einfach aus Sorge, es nicht glaubwürdig oder für das Gegenüber befriedigend „rüberbringen“ zu können. Quasi also „was, wenn ich darin nicht gut bin und es dem Gegenüber nicht gefällt?“.

Wie so oft, liegt die Antwort in der Mitte. Die dominante Rolle im BDSM ist keine Geheimwissenschaft, die erst nach jahrzehntelangem Studium in dunklen Kerkern gemeistert werden kann. Obwohl, darüber muss ich nochmal nachdenken. Nein, Spaß beiseite. Die dominante Rolle ist aber eben auch nichts, dass jede oder jeder sofort und aus dem Bauch beherrscht und damit „abliefern“ kann.

Fangen wir mit der Frage an, warum ihr euch überhaupt fragt, ob ihr Dom sein könnt. Habt ihr von euch aus dominante Fantasien? Erregen euch in eurem Kopfkino Bilder oder Szenen, in denen ihr jemanden dominiert? Oder stellt ihr euch die Frage, weil euch jemand von der eigenen BDSM-Leidenschaft erzählt hat und ihr euch nun grübelt, ob ihr diese Rolle einnehmen könntet?

In ersten Fall besteht ein eigenes Interesse aus sich heraus an dem Thema. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfüllende BDSM-Erfahrung. Im zweiten Fall scheint es so, als wärt ihr erst durch einen äußeren Impuls auf die Idee gekommen. Das bedeutet nicht, dass die Rolle nichts für euch ist. Aber dennoch würde ich vor einer realen Umsetzung dringend zu einiger Recherche und Beschäftigung mit dem Thema raten. Ihr tut sonst weder euch, vor allem aber eurem Gegenüber einen Gefallen, wenn ihr in eine Welt stolpert, ohne deren „Regeln“ und „Naturgesetze“ zu kennen.

Denn anders, als bei einer Stellung, die man noch nicht ausprobiert hat oder einem Kink, wie Sex in der Öffentlichkeit, die man einfach gemeinsam ausprobieren kann, bedarf es bei der Rolle des Doms im BDSM einiger Fähigkeiten und im Laufe der Zeit dann Erfahrungen.

Dom übernimmt für den devoten Part Verantwortung. Denn der devote Part gibt, je nach Spielart viel oder sehr viel Kontrolle an Dom ab. Dieser Verantwortung muss Dom sich im ersten Schritt bewusst sein und im zweiten Schritt muss Dom ihr gerecht werden. Darüber sind sich viele, die leichtfertig sagen „klar kann ich dich dominieren“ schlicht nicht im Klaren und scheitern dann in der Folge gerne daran.

Damit haben wir aber nur die absolute Mindestvoraussetzung für BDSM angesprochen. Seid euch bewusst, ihr übernehmt Verantwortung und seid bereit dafür!

Ein weiterer Punkt aber, in dem BDSM anders ist, als andere sexuelle Spielarten und daher die Dom-Rolle besondere Herausforderungen stellt, als andere Sexpraktiken: die Dom-Rolle braucht unbedingt und immer Initiative!

Wenn ihr eure Partnerperson oral befriedigt, dann kann diese immer mal einen Hinweis geben „mach doch mal lieber mehr das oder mehr so“. Wenn ihr gemeinsam eine neue Stellung ausprobiert oder eine Fantasie auslebt, dann ist es immer möglich, zwischendrin zu sagen „wollen wir es mal so oder so probieren“. Dadurch mag immer ein wenig sexuelle Spannung verloren gehen, aber es bleibt doch weiter heiß.

Wenn im BDSM die devote Person der dominanten Person sagen muss „könntest Du nicht mal wieder dieses oder jenes mit mir machen“ oder „mach doch mal mehr davon“, dann ist für die devote Person gefühlt 95% der sexuellen Spannung dahin. Denn genau das will die devote Person ja nicht. Sie will nicht sagen, was gemacht werden soll. Dabei ist es völlig egal, ob die devote Person das im Vorfeld initiieren oder währenddessen korrigieren muss. Der Kick, den es eigentlich geben sollte, ist meist einfach dahin.

Im Gegensatz zu „mach doch mal ein bisschen mehr so“ bei einer Sexstellung, wobei sich danach wieder fallengelassen werden kann, ist für eine devote Person, die eine dominante Person anleiten und animieren muss, der Hauptteil der Lust verloren.

Ja, aus solchen Konstellationen können mit Zeit und Geduld erfüllende BDSM-Beziehungen entstehen. Das will ich nicht ausschließen. Wenn ihr also wirklich neugierig seid und sagt, „ich hatte bisher aus mir heraus nicht die Idee, aber jetzt bin ich neugierig“, dann stürzt euch in diese neue Welt, lernt ihre „Regeln“ und „Naturgesetze“, aber seid euch bewusst, dass ihr lernt. Behauptet nicht etwas zu sein, dass ihr (noch) nicht seid, sondern bekennt euch dazu, dass ihr gerade in eine ganz neue Rolle einsteigt, statt voller Überzeugung zu behaupten „klar kann ich das“.

Aber wie bereits erwähnt: meinen Glückwunsch, dass ihr euch die Frage überhaupt stellt. Denn viel zu viele stellen sie sich nicht und sind voller Überzeugung, sie wären von Natur aus ein Dom. Quasi durch Geburt und vermeintlich „passenden“ Geschlechtsorganen.


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Die Magie der Fantasie

Sex beginnt im Kopf… Moment, das hatten wir eben erst.

Wenn Geschlechtsorgane sich berühren, dann passieren spannende Dinge und wenn Fantasien sich berühren… Ich glaube, ich komme nochmal rein.

Im Ernst. Im BDSM beginnt und passiert viel im Kopf. Das dürfte für die aufmerksamen Leserinnen und Leser dieses Blogs keine Neuigkeit sein. Natürlich kann BDSM sehr körperlich sein. Aber viele Spielarten beginnen im Kopf lange, bevor körperlich etwas passiert. Und wenn nicht, passiert körperlich einfach nichts.

Ich bin ein Mensch, der bereits beim Kennenlernen den Kopf meines Gegenübers spannend finden muss. Meine Fragen drehen sich zuerst vor allem um das, was in der Fantasie und im Kopf passiert. Körperlichkeit steht für mich beim Kennenlernen nicht im Vordergrund. Welche Haarfarbe jemand hat, wie groß sie oder er ist oder welche Kleidergröße getragen wird, ist maximal sekundär.

Ich will wissen: was passiert im Kopf?

Denn, wenn sich zwei Köpfe, zwei Geister oder zwei Fantasiewelten begegnen und es funkt, dann ist das ein Geschenk. Dann kann Magie entstehen. Wenn sich plötzlich zwei Gedankenwelten treffen und womöglich erkennen „ich bin gar nicht so ‚merkwürdig‘ wie ich dachte, es gibt noch andere wie mich“, wenn Menschen merken, sie werden nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Wünsche und Fantasien angenommen, dann ist das ein Geschenk, aus dem sich unglaublich viel entwickeln kann.

Findet ihr, das klingt schwülstiger oder poetischer, als ich sonst schreibe? Dann vielleicht, weil ich genau diese Magie in einer Partnerin suche.

Denn viel zu oft scheint es mir die Vorstellung zu geben, BDSM bestünde darin, die Fantasien, die die Partner einbringen, wechselseitig auszuleben oder herauszufinden, welche Fantasien man gemeinsam hat und sich auf diese zu konzentrieren.

Der viel bessere Fall ist jedoch aus meiner Sicht, dass beide ihre Fantasien offenlegen und sich auf dem Zusammentreffen der beiden Fantasiewelten etwas komplett Neues entwickelt. Etwas, dass nur durch die Entfaltung der beiden Fantasien und ihrer Verschmelzung entstehen konnte.

Ich bin kein Mathematiker. Davon bin ich weit entfernt. Aber wenn Mensch A die Fantasien 17 und 45 hat. Der letzte Spielpartner wiederum hatte die Fantasien 29 und 99. Der neue Spielpartner hat aber nun die Fantasien 23 und 87, dann ergeben sich schlicht völlig neue Summen. Das alles auch immer unter der Voraussetzung, dass einen 29 oder 99 überhaupt ansprechen oder neugierig machen. Im besten Fall aber entstehen völlig neue Fantasien, obwohl man selber weiter derselbe Mensch ist. Im noch besseren Fall ermutigt der neue Spielpartner einen dazu, zusätzlich noch neue Fantasien zu entwickeln und man selber animiert den Partner ebenfalls dazu. Plötzlich sind die Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung grenzenlos.

Zu theoretisch? Ok, das verstehe ich.

Angenommen, ihr habt schon länger Fantasien, die sich um eine umfassende, nahezu gottgleiche Kontrolle im Alltag drehen und trefft auf ein neues Gegenüber, einen potenziellen Spielpartner, den das Thema Orgasmuskontrolle fasziniert. Also die Kontrolle darüber abzugeben, wann die Person kommen darf. Aus dem gemeinsamen Austausch entwickelt sich eine neue Fantasie: warum nicht Orgasmuskontrolle in den Alltag tragen? Das Thema Keuschhaltung wird besprochen und beide begeistern sich dafür. Entstanden aus dem Zusammentreffen der beiden Interessen ist etwas Neues entstanden, auf das beide vielleicht von alleine oder mit anderen Partnern nicht gekommen wären.

Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel und im realen Kennenlernen ist das alles meist viel verzweigter und komplexer. Aber wenn sich Fantasien und Köpfe auf diese Weise ergänzen und sogar zu Neuem befruchten, dann ist das ein Glücksfall und je mehr die gegenseitigen Fantasiewelten sich einander öffnen und verschmelzen, umso besser wird es. Ja, das klingt nicht umsonst wie Sex.

Worauf möchte ich hinaus? Darauf, dass BDSM- und Fantasiewelten durch das Zusammenwirken aller beteiligten Personen entstehen und dadurch oft sowohl einmalig als auch besonders kostbar sind. Sicher sind sie kein Grund, eine nicht oder nicht mehr funktionierende Beziehung fortzuführen. Aber meiner Erfahrung nach schätzen wir sie oft zu gering und messen ihnen nicht ausreichend den Wert zu, den sie haben.

Denn die größte Stärke, die Magie der verschmolzenen Fantasiewelten, entstanden aus miteinander harmonierenden Köpfen, ist auch ihre größte Schwäche: sie sind einmalig. 17 und 87 ergibt schlicht nicht dieselbe Summe, wie 17 und 29. Lasst uns also positiv sein und das Wunder der gemeinsamen Fantasiewelt schätzen oder ggf. um ihren Erhalt kämpfen. Denn sie ist schwerer zu finden und wertvoller, als wir oft glauben.


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Die Dating-Hölle

Dating ist für manche ein großer Spaß, für andere der neunte Kreis der Hölle. Nein, ich habe Dante nicht gelesen, ich tue nur, als sei ich gebildeter, als ich bin.

Aber Spaß beiseite. Ich komme am Ende vielleicht nur auf fünf Kreise, aber die haben es in sich. Ab hier wird es teilweise recht brutal. Überlegt euch also, ob wir weiterlesen mögt.

Nehmen wir einmal Alma, ein als Frau gelesener Mensch und Ansgar, ein als männlich gelesener Mensch. Beide steigen frisch ins Onlinedating ein. Beide sind idealistisch. Sie glauben daran, dass man online nette Menschen trifft, die in einer ähnlichen Situation sind und wahlweise Liebe, Sex, Lust oder alles auf einmal suchen.

Beide legen sich auf einem Portal, nennen wir es „Irgendwas-Club“, ein Profil an. Beide geben sich Mühe und versuchen sich auf eine Weise darzustellen, die realistisch, aber auch fantasieanregend für die ist, die sich ansprechen möchten.

Ab hier fangen die Erfahrungen an, sich sehr zu unterscheiden.

Der erste Kreis der Hölle:
Alma bekommt ab dem Moment, wo sie in ihrem Profil einige Angaben gemacht hat, einen fließenden Strom an Zuschriften.
Ansgar bekommt keine.

Der zweite Kreis der Hölle:
Alma fühlt sich geschmeichelt. So viele Interessenten. Viele Anschreiben sind zwar ansprechend, aber dennoch irgendwie neutral. Aber egal. Bisher hatte sie nicht unbedingt die Erfahrung gemacht, dass man bei ihr in dieser Weise Schlange stand. Nicht, dass sie sich unattraktiv fand oder keine Begegnungen hatte. Aber diese Flut ist ihr dann doch neu und ein wenig unheimlich.
Ansgar hingegen erhält weiter keine Zuschriften und fängt parallel an, sich Profile anzusehen und anzuschreiben. Dabei ist er sorgfältig, liest genau, was dort steht. Er sortiert aus und schreibt nur die an, die ihn wirklich neugierig machen.

Der dritte Kreis der Hölle:
Alma fängt an, die vielen Zuschriften zu sortieren und fühlt sich langsam latent überfordert, denn irgendwie scheint kaum jemand zu lesen, was in ihrem Profil wirklich steht. Zuerst ist sie freundlich, irgendwann fängt sie an sich zu ärgern und antwortet nur noch ausgewählten Zuschriften, die anderen ignoriert sie.
Ansgar bemerkt, dass, egal wie viel Mühe er sich gibt und wie freundlich und individuell er auf die einzelnen Profile eingeht, er kaum einmal eine Antwort bekommt.

Der vierte Kreis der Hölle:
Alma wird zunehmend ungehalten. Lesen diese Menschen denn nicht, was sie schreibt? Ist egal, was in ihrem Profil steht? Vielleicht. Aber dann ist es ihr auch egal. Warum nicht die große Auswahl nutzen und anfangen, sich die spannendsten Bewerber herauszusuchen und auszusieben. Wenn einer nicht zu 100% passt, weg mit ihm, es gibt ja genügend andere.
Ansgar bemerkt hingegen immer mehr, dass seine wohlformulierten und wenigen individuellen Anschreiben zu kaum etwas führen. Er hätte gerne mal eine Unterhaltung oder gar ein Date. Aber wenn er weiter nur die wenigen Profile anschreibt, die ihn wirklich interessieren und direkt berühren und kaum je jemand antwortet, dann kann das noch Jahre dauern. Außerdem hat er das Gefühl, schon bei winzigen Abweichungen ausgesiebt zu werden. Wieso also nicht mit einem Anschreiben, das ansprechend, aber dennoch neutral ist, viele Frauen auf einmal anschreiben? Irgendeine wird schon neugierig werden und antworten.

Der fünfte Kreis der Hölle
Alma hat immer mehr das Gefühl, sie wird einfach nur angeschrieben, weil ihn ihrem Profil der Haken bei „weiblich“ steht und das frustriert sie. Männer sind einfach alle gleich.
Ansgar schreibt mittlerweile quasi jedes Profil in seiner Umgebung an, Hauptsache, es hat einen Haken bei „weiblich“ und bekommt dennoch kaum Antworten oder gar Dates und das frustriert ihn. Frauen sind einfach alle gleich.

Wer wissen will, wie das bei Dante mit den Kreisen der Hölle endet, der wird das Gedicht „Göttliche Komödie“ nachlesen müssen und vielleicht die innere Göttin entdecken. Wie das mit dem Dating ausgeht, das wissen viele von uns. Eben oft mit Frust auf allen Seiten und natürlich ist ausschließlich die andere Seite daran Schuld. Aber wie immer im Leben: ganz so einfach ist es eben nicht.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Die Wichtigkeit von „Nachbesprechungen“

Ich werde nicht müde meinen Leserinnen und Lesern immer wieder zu erzählen, wie wichtig Kommunikation für eine erfüllende BDSM-Erfahrung ist. Kommunikation ist das A und O. Bisher ging es aber meistens um die Kommunikation während des Kennenlernens, in dem die Beteiligten herausfinden, ob es funktionieren könnte oder ob es besser wäre, es zu lassen.

Ich bin ehrlich, bisher habe ich einen ganz wichtigen Aspekt komplett außer Acht gelassen: die Kommunikation NACH einer gemeinsamen Erfahrung oder Session.

Denn egal, wie gut oder schlecht die gemeinsame Zeit verlaufen ist, es gibt aus so einem Gespräch viel für sich oder auch für eine mögliche gemeinsame Zukunft mitzunehmen.

Die meisten Menschen können dieses Gespräch, meiner Erfahrung nach, nicht fünf Minuten nach der „Action“ führen. Es brauch etwas Zeit, damit sich die Eindrücke setzen können und damit verarbeitet werden.

Dann sollte dieses Gespräch (oder nach Bedarf auch mehrere) unbedingt geführt werden.

Denn erstens ist es für beide Seiten dieses Spiels spannend und auch wichtig zu hören, wie das Gegenüber die einzelnen Situationen und Handlungen erlebt hat. Daraus lässt sich sehr viel lernen. Denn wie etwas vom einen Part gemeint war, kann beim Gegenüber völlig anders ankommen.

So kann eine eher heftig gemeinte Bestrafung als freundlicher Klaps wahrgenommen werden. Oder umgekehrt eine liebevoll gemeinte Aktion als heftige Maßregelung. Sender und Empfänger nehmen Dinge oft unterschiedlich wahr.

Das miteinander abzugleichen und so mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen, ist ungemein wichtig. Außerdem lernt man so das gegenseitige Verständnis, quasi die Handschrift des Gegenübers besser kennen. Das wiederum hilft in zukünftigen Situationen Handlungen besser einzuschätzen.

Weiterhin ist diese Nachbesprechung die ideale Gelegenheit, um abzuklären, ob das gemeinsame Spiel quasi weit genug ging, zu weit ging oder genau richtig war. Auch die Dosierung ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich erlebt habe, dass bei solchen Nachbesprechungen entscheidende Unterschiede in der Wahrnehmung aufgetreten sind.
„Ich dachte du wolltest mir damit signalisieren, ich sollte aufhören“
„Nein, ich habe nur eine kleine Pause gebraucht. Das nächste Mal lass mich Luft holen und dann kann es weiter gehen“

Oft ist BDSM wie ein Tanz. Man muss sich auf den Partner einstellen und seine oder ihre Zeichen lesen lernen. Ebenfalls ist es wichtig, ein gemeinsames Tempo zu finden und so in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Ein Rhythmus, beispielsweise von Härte und Zärtlichkeit, von Nähe und Distanz.

In den genannten Beispielen wird deutlich, dass die Nachbesprechung im besten Fall mehr ist als nur eine Nachbesprechung. Denn im besten Fall beginnt in dem Moment bereits die Planung für die nächste Session, das nächste Treffen.

Denn wie erwähnt, wird eine gute Domme oder ein guter Dom das Feedback aus diesen Gesprächen nutzen, um darauf die nächsten Pläne aufzubauen. Dom wird sich überlegen, welche der bisherigen Erfahrungen es gilt, auszuweiten und bei welchen bereits eine Grenze erreicht wurde.

Und eine kluge oder ein kluger Sub wird die Gelegenheit nutzen zu signalisieren, in welche Richtung die eigenen Vorstellungen, Fantasien und Wünsche gehen. Wobei ich zugebe, dass das vermutlich ein wenig Erfahrung braucht.

So eröffnet jede Nachbesprechung nach jeder Session die Chance, die nächste Erfahrung noch besser und auf die Beteiligten individuell angepasst zu gestalten.

Wie ich also immer sage: Kommunikation ist im BDSM das A und O. Aber sie endet eben nicht mit dem Treffen und der Session. Sie geht dann erst richtig los. Denn in der Geschichte des BDSM war noch keine erste Session „perfekt“. Vertraut mir, ich habe das recherchiert. Aber wenn ihr dennoch eine Fortsetzung wollt, dann bietet euch die Nachbesprechung DIE Gelegenheit, die Dinge, die ihr mochtet, noch besser zu machen und die, die ihr nicht so mochtet, entweder zu ändern oder wegzulassen. Nutzt diese Gelegenheit, sobald ihr in der Lage seid, eure Eindrücke zu kommunizieren. Es wird euer BDSM-Erlebnis besser machen.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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Fünf Jahre Eisbär-Blog!

Es war Anfang 2018, ich war frisch getrennt und machte mir – mehr aus Neugierde – einen Twitteraccount, der sich nur dem Thema BDSM widmen sollte.

Ich war zu dem Zeitpunkt länger nicht mehr im Austausch mit anderen über BDSM gewesen. Und so war ich sehr neugierig auf die Gespräche und Diskussionen, die sich ergeben würden. Ich wurde nicht enttäuscht. Relativ schnell ergaben sich spannende Unterhaltungen und regelrechte Schlagabtausche.

Sehr schnell merkte ich auch, wie viel Freude ich daran hatte, Tipps zu geben, wenn ich danach gefragt wurde. Außerdem war ich von einigen Geschichten tatsächlich regelrecht empört. Denn es ärgerte mich, aus verschiedenen Erfahrungsberichten zu hören, wie auf unerfahrene Menschen Druck ausgeübt wurde, damit andere bekamen, was sie wollten.

Aus einer dieser Unterhaltungen ergab sich – eigentlich ganz spontan – die Idee „das muss ich jetzt aufschreiben und dafür mache ich einen Blog auf“.

Eben schnell einen Blog aufzusetzen, war eine Sache von Minuten. Da ich mich damit beruflich ohnehin beschäftige, stellte das im Privaten kein Problem dar.

Gesagt, getan. Und nun, fünf Jahre später, ist daraus etwas entstanden, was ich selber nie für möglich gehalten hätte.

In diesem Blog, der damals aus dieser Idee entstand, sind mittlerweile 124 Beiträge erschienen. Es gab über die Jahre 644 Kommentare und die sagenhafte Zahl von einer halben Million Aufrufe.

Obendrauf hat sich daraus ergeben, dass meine Artikel bei den Schlagzeilen erscheinen und ich zuerst mit Marie und inzwischen mit Cate, den Podcast Lustgewinn, mit inzwischen fantastischen 53 Folgen.

Natürlich konnte ich mir nichts davon vorstellen, als ich diesen allerersten Artikel online stellte. Aber ich bin sehr stolz auf diese Arbeit.

Vor allem bin ich aber natürlich auch dankbar. Dankbar für die ganzen Menschen, die sich für das interessieren, was ich schreibe oder im Podcast erzähle. Und dankbar für die ganzen positiven Rückmeldungen. Vor allem die sind es natürlich, die motivieren, weiterzuschreiben.

Ebenfalls dankbar bin ich für die Möglichkeit, neue Einblicke in dieses facettenreiche Thema zu erlangen. Durch Gespräche und Kontakte, die nicht zuletzt durch den Blog zustande gekommen sind. Aber auch durch direkte Fragen, die mich immer wieder per Mail oder andere Kanäle erreichen. So erhalte ich Einblicke, die ich vielleicht sonst nie erhalten hätte.

Alles in allem war es mit Sicherheit eine meiner besseren Entscheidungen, als ich damals spontan diesen Blog eröffnet habe.

Ich habe vor, ihn auch weiterhin zu betreiben und freue mich auf neue Kontakte, Artikel und Gespräche.

Vielen Dank an alle Leser. Empfehlt den Blog wie immer gerne weiter und ich hoffe, ihr bleibt mir als Leserinnen und Leser erhalten.

Gefühle im BDSM

Neulich erreichte mich eine fast schon verzweifelte Frage: „Sind Doms eigentlich immer kalt und abweisend und zeigen keine Gefühle?“

Die Schreiberin war BDSM-Anfängerin und hatte sich von ihrem Dom Zuneigung oder zumindest Wärme gewünscht, was dieser als abwegigen Gedanken sah und ihr Anliegen zurückwies. Bei seiner Sub sorgte das für große Verunsicherung und schließlich zu einer Mail an mich.

Wie so oft im Leben und daher auch im BDSM, ist es nicht so einfach. Die Antwort auf die Frage wäre also: Es kommt darauf an.

Eindeutig kann man sagen, dass jeder Mensch, auch devote Menschen im BDSM selbstverständlich das Recht hat, sich Wärme und Zuneigung zu wünschen. Auch und gerade von der dominanten Person. Gibt es diesen Wunsch und er wird bewusst nicht erfüllt, dann passt es offenbar nicht zwischen diesen beiden Menschen. Die Vorstellungen gehen ganz offensichtlich auseinander.

Im konkreten Fall den ich oben beschrieben habe, war das Verhalten der Schreiberin völlig richtig. Sie hat ihr Bedürfnis angesprochen und eine klare Antwort erhalten. Wie es scheint, passen ihr Wunsch und das, was ihr Gegenüber möchte, nicht zusammen.

Hier wäre eine denkbare Lösung, dass beide einen Kompromiss finden oder sie getrennte Wege gehen.

Die grundlegende Frage beantwortet das natürlich nicht. Doms sind Menschen wie alle anderen auch. Manche sind überschwänglich, gefühlvoll, andere zurückhaltend, wieder andere suchen nur Begegnungen ohne emotionale Bindung. Einige küssen und kuscheln gerne, andere nicht. Die einen haben einen sehr strengen und eher abweisenden Ansatz, andere sind liebevoll und wechseln dann zur Härte. Alles hat seine Berechtigung und seinen Reiz.

Solange alle Beteiligten die Vorstellung des Gegenübers akzeptieren können oder sie gar teilen, ist alles in Ordnung.

Es gibt aber im BDSM Spielarten, die leichter fallen, wenn es keine zu tiefe emotionale Bindung gibt oder die sogar bestimmte Verhaltensweisen voraussetzen, um realistisch zu wirken.

Manche besonders harten Spielarten und Varianten fallen leichter, wenn die Gefühle zueinander nicht allzu tief sind. Im Gegenzug tun sich die Beteiligten oft schwer, diese zuvor ausgeübten Varianten zu leben, wenn dann doch Gefühle entstanden sind.

Dieses Schema gilt selbstverständlich nicht für alle Menschen. Wenige Dinge sind allgemeingültig. Aber ein guter Teil von BDSMern wird verstehen, was ich meine.

Beispielsweise ist Erniedrigung so ein Fall. Eine Ohrfeige oder eine verbale Beleidigung mag da noch gehen. Wenn es aber heftiger wird, dann kann es für beide Seiten leichter sein, es mit jemandem zu tun zu haben, zu dem keine so tiefe Bindung besteht.

Ein anderes Beispiel wäre hier das sogenannte Wifesharing. Die Partnerin zum beiderseitigen Lustgewinn anderen „zur Verfügung zu stellen“ fällt vielen wesentlich leichter, wenn die Bindung nicht ganz so tief ist. Aber hier gibt es auch den gegenteiligen Effekt. Gerade, wenn die Bindung sehr eng ist und die Gefühle tief, wird für manche das Wifesharing noch interessanter.

Auch Spielarten wie Schläge/Impact Play können hier betroffen sein. Schon öfter habe ich die Klage von devoten Frauen gehört, dass ihr Partner früher härter zu Ihnen war und sie das sehr genossen haben. Seit die Gefühle gewachsen sind oder zum Beispiel auch seitdem gemeinsame Kinder da sind, wurde der Partner softer. Meistens zum Bedauern der Sub.

Es muss aber auch nicht immer an den Spielarten liegen. Manche Menschen bevorzugen einfach einen Stil im BDSM, der nicht durch große Zuneigung und Gefühle geprägt ist. Es steigert ihren Kick. Manch devote Menschen wollen an ihrem dominanten Spielpartner nicht so viele weiche Seiten sehen, sondern bevorzugen es, dass der Partner in der Beziehung hart und eher etwas abweisend ist. Auch das ist völlig okay, solange alle Beteiligten damit gut klarkommen.

Wieder andere führen sehr innige und tiefe Liebesbeziehungen und leben darin ihr BDSM aus. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es Fälle, in denen Menschen in solchen Liebesbeziehungen sich gelegentlich als Abwechslung anderen BDSM mit Partnern völlig ohne Emotion suchen.

Wie so oft gilt, es ist erlaubt, was gefällt und wodurch niemand verletzt wird. Die Annahme, dass Doms grundsätzlich immer kalt sind und keine Gefühle haben, ist selbstverständlich falsch. So wie nicht alle Subs gleich sind, sind es auch Doms nicht.

Wie immer hilft es, zu wissen, was einem selber guttut und braucht, um erfüllendes BDSM zu erleben. Dabei hilft es aber, sich klarzumachen, dass die eigenen Wünsche nicht auch immer die des Gegenübers sein müssen. Daher macht euch klar, was ihr wollt und teilt es mit. Dann lassen sich viele spätere Komplikationen vermeiden.

Wie findet man einen guten Dom?

Die Frage bekomme ich häufiger gestellt und ehrlich gesagt habe ich auch kein Patentrezept. Die Frage, die dem vorausgeht, nämlich was eigentlich ein guter Dom ist, habe ich an anderer Stelle schon behandelt.

Ganz ehrlich, dieses Thema ist sehr komplex und hängt auch ganz stark von den eigenen Vorlieben, Bedürfnissen und vielen anderen Faktoren ab. Daher versuche ich es mit Stichpunkten, die ich bei der Suche definitiv als ein Pro oder ein Contra werten würde. Macht euch dann selbst ein Bild und gleicht vielleicht euren aktuellen Kontakt mit dieser Liste ab.

Dabei habe ich vor allem die Konstellation „männlicher Dom und weibliche Sub“ im Blick. Schlicht aus dem Grund, dass ich mich mit dieser Konstellation am besten auskenne und Dynamiken in anderen Konstellationen sehr viel schlechter beurteilen kann.

Gerade beim Kennenlernen geht es zu 95% um Kommunikation. Mindestens. Daher:

  • Gibt es mit ihm Kommunikation auf Augenhöhe oder verläuft jeder Kontakt von Anfang an mit Machtgefälle? Gibt es ganz normale Kommunikation auf Augenhöhe, ohne dass ihr es einfordern müsst? Absolut PRO.
  • Wenn ihr merkt, dass er auch zu Praktiken drängen will, die ihm wichtig sind ohne zu fragen, ob ihr die auch mögt: lauft so schnell ihr könnt. Ihr seid mutmaßlich nur austauschbare Darstellerinnen in seinem Kopfkino. Großes CONTRA.
  • Fragt er euch hingegen danach, was euch gefällt, was euch an BDSM reizt, was eure Kinks sind und gleicht sie vielleicht mit seinen ab: PRO. Der Mann sucht mutmaßlich eine echte Spielpartnerin und keine willige „Sklavin“.
  • Drängt er euch zu einem möglichst schnellen Treffen, ohne euch die Chance zu geben zu erfahren, wer er ist, was er will und nimmt eure Bedenken dabei nicht ernst oder will er sich im Gegenteil ewig nicht treffen, verlangt aber Camsex, Bilder oder Videos: CONTRA.
  • Er akzeptiert Sicherheitsmaßnahmen wie Covern und Safewords oder spricht sie gar selber an: PRO.
  • Habt ihr keine anderen Gesprächsthemen als sexuelle Neigungen, Vorlieben, Kinks, BDSM-Praktiken? Wer ihr seid und was ihr jenseits von BDSM mögt und macht ist ihm offenbar egal? Großes CONTRA.
  • Geht er auf eure Fragen ein, nimmt sie ernst und kann vielleicht auch erklären, warum ihn manche Dinge mehr reizen als andere? Absolut ein PRO.
  • Gibt er euch als Beispiele für das was ihm gefällt ausschließlich extreme Pornobilder, die euch zu weit gehen? Spielt das für euch nicht runter. Sprecht eure Bedenken an: großes CONTRA.
  • Hatte ihr womöglich ein Treffen und er meldet sich weiterhin wie vorher bei euch? Vor allem fragt er nach, wie es für euch war oder was ihr vielleicht gerne oder weniger gerne mochtet? PRO.

Diese Liste ist nur eine Auswahl und kann keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie soll nur für die Dinge sensibilisieren, auf die man als Anfängerin und Sub achten sollte. Denn reden wir uns nichts ein: nicht nur Männer können schwanzgesteuert sein. Manchmal ist die Gier und die Lust nach dem, was die Fantasie schon so lange beschäftigt, größer als die Vernunft. Das ist ok.

Achtet einfach auf ein paar Sicherheitsmaßnahmen, nutzt vielleicht diese Liste und dann traut euch auch einfach. Entgegen dem, was man in manchen Foren liest, ist nicht jeder zweite Dom ein verkappter Axtmörder. Aber ein paar kritische Fragen sollten eben geklärt werden.

Kompromisse bei der BDSM-Partnerwahl

Auf der Suche nach Lebens- oder auch Sexpartnerinnen und Sexpartnern stellt jeder Mensch fest: die Auswahl ist begrenzt. Erstens, gibt es um uns herum nur eine begrenzte Zahl Menschen. China oder Australien beispielsweise fallen meistens aus praktischen Gründen erst einmal weg. Dann wird die Auswahl begrenzt durch die sexuelle Präferenz für ein bestimmtes Geschlecht – so diese Präferenz besteht. Dazu kommen dann optische Vorlieben, Interessen, die man gerne miteinander teilen möchte und ähnliche Punkte. Schnell stellt sich heraus: so wahnsinnig viele Leute kommen im Vergleich zur Weltbevölkerung nicht in Frage.

Wissenschaftler beispielsweise schätzen den Anteil von Homosexuellen in der Bevölkerung auf 3 bis 10 Prozent. Wer also diese sexuelle Präferenz hat, wird feststellen, dass sich die Auswahl zum Teil noch einmal massiv verringert.

Wie ist es aber für die, die auf BDSM stehen? Wie beim Anteil an Homosexuellen in der Bevölkerung ist auch da die Zahlenbasis dünn. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2017 sagten 19 Prozent der deutschen Bevölkerung, sie hätten BDSM probiert, aber keinen Gefallen daran gefunden. Wiederum 27 Prozent gaben an, sie würden BDSM als Bereicherung sehen. Eine erstaunliche Menge von 54 Prozent sagten, sie hätten es nicht probiert, wären aber offen dafür.

Abgesehen davon, dass ich nicht annehme, dass alle Befragte dieselbe Vorstellung vom Begriff BDSM hatten und alleine daher die Antworten mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt es doch eines: mit der Vorliebe BDSM wird die Auswahl an potenziellen Lebens- oder auch Sexpartnerinnen und Sexpartnern kleiner und die Suche damit nicht gerade einfacher.

Da können viele von uns froh sein, dass es das Internet gibt. So vergrößert sich die erreichbare Gruppe wieder deutlich. Man kann sich leichter auf gemeinsame Interessen abklopfen, denn die Anonymität macht viele mutiger. Auf der anderen Seite trifft man im Netz oft genug Leute, die am anderen Ende des Landes leben. Dass auch das Dating über das Internet Fallstricke mit sich bringt, habe ich ja bereits in einigen Artikeln behandelt. Heute soll es daher mehr um die eigenen Kriterien und Kompromisse gehen, die bei der Suche womöglich wichtig und nötig sind.

Die Suche nach einem passenden Gegenüber bedeutet immer verschiedene Abwägungen.

Wenn ich einen Menschen suche, der im Umkreis von 5 Kilometern zu meinem Wohnort lebt, Single ist, meine sämtlichen Neigungen teilt, bevorzugt 8 Fremdsprachen spricht und gerne wandern geht, wird die Suche vermutlich schwierig. Reduziere ich meine Kriterien auf: der Mensch soll einen Puls haben, wird es einfacher. Die Wahrheit liegt wie meistens irgendwo zwischen diesen Extremen.

Beim Dating und speziell dem mit BDSM-Hintergrund, gibt es meiner Erfahrung nach verschiedene Kriterien, die wir alle mal mehr, mal weniger anlegen.

  • Sympathie
  • sexuelle Vorlieben und Neigungen
  • Attraktivität
  • gemeinsame Interessen und Werte
  • Entfernung
  • Form der gewünschten Beziehung

Die Liste ist natürlich beliebig erweiterbar, aber sie deckt die wichtigsten Punkte ab. Ich denke, den obersten Punkt können wir als unverhandelbar annehmen. Wen man nicht sympathisch findet, den möchte man vermutlich auch nicht weiter kennenlernen oder gar Sex mit ihr oder ihm haben. Da mag es seltene Ausnahmen geben, aber die vernachlässigen wir mal.

Je enger ich aber die anderen Kriterien fasse, siehe mein Beispiel von oben, desto schwerer wird es, jemanden zu finden. Habe ich sehr konkrete sexuelle Vorlieben oder Fetische, die ich auch wirklich ALLE mit einem Gegenüber erfüllt haben möchte, habe ich dann noch ganz genaue Vorlieben, was die Attraktivität angeht etc. dann finde ich nur sehr schwer jemanden.

Ich muss mir also überlegen, was ist mir besonders wichtig und was etwas weniger wichtig. Möchte ich lieber keinen Sex, verzichte ich also lieber komplett, als Abstriche bei meinen Vorstellungen zu machen?

Das ist dann der Unterschied zwischen den Leuten, die sagen „Du, mit dir ist alles perfekt, aber deine Brüste sind ein B-Körbchen und ich finde Frauen erst ab C-Körbchen attraktiv. Schade.“ oder „Du bist ein Traummann. Aber 1,75 ist mir zu klein, ich finde nur Männer ab 1,80 attraktiv“. Oder eben den Leuten, die sagen, „Mit dir ist alles perfekt. Ich stehe zwar eigentlich auf Blonde, aber das ist mir in unserem Fall einfach egal.“.

Das sind bewusst sehr oberflächliche Beispiele, die nur das Muster zeigen sollen. Entweder wir freuen uns bei der Suche darüber, jemanden gefunden zu haben, mit dem alles super ist und es nur ein oder zwei Abstriche gibt. Oder wir suchen weiter, bis hoffentlich alles perfekt ist.

Ich persönlich bezweifle, dass es diese Perfektion gibt und ich habe auch das Glück, in meinen sexuellen und optischen Vorlieben nicht so festgelegt zu sein, dass mich nur ein sehr schmaler Abschnitt des Spektrums reizt. Ich meine das wirklich als Glück, denn Menschen, die wirklich nur durch ganz bestimmte Dinge erregt oder sexuell angesprochen werden, suchen sich das ja auch nicht aus. Wer einen Fetisch hat, hat sich selten dafür entschieden und wenn dann eben nichts anderes sexuell erregt, dann ist der Verzicht nicht machbar und die Suche eben viel schwieriger.

Das ist aber der Punkt. Die Suche nach dem Partner und gar dem BDSM-Partner ist schwer genug. Es gibt so oder so genügend einschränkende Kriterien. Finde ich jemanden, mit dem Sympathie und Anziehung stimmen, die oder der auch noch einigermaßen in der Nähe wohnt, dann kann ich mich entscheiden, ob ich auch noch den letzten Kink ausleben möchte, ob die Haarfarbe jetzt wirklich so extrem wichtig ist und ob es wirklich gleich von Anfang an etwas Festes oder gar Exklusives sein muss oder ob der Ausblick darauf genügt.

Das ist dann eben die Entscheidung zwischen „Ich freue mich etwas gefunden zu haben“ oder „Ich verzichte, denn die letzten paar Prozent müssen auch noch passen“.

Diese Entscheidung muss jede und jeder selber treffen.

Meiner Erfahrung und Wahrnehmung nach haben sich die Vorstellungen in dieser Frage über die Jahre verschoben. Viele erkennen, dass es schwierig ist, jemanden um die Ecke zu finden und werden offener mit ihren Kriterien. Entfernung spielt eine weniger wichtige Rolle innerhalb der BDSM-Community, als es früher war. Auch Monogamie nimmt in ihrer Bedeutung ab. Ich nehme wahr, dass viele Menschen in diesen Kriterien offener geworden sind, weil sie um die Komplikationen in der Partnerwahl wissen und Kompromisse machen.

Diese Tatsache aber, macht es denen noch schwerer, die eben alles wollen. Für die bleiben dann schon mathematisch weniger Partnerpersonen. Ob das alles eine gute oder eine nicht so gute Entwicklung ist, kann und will ich gar nicht beurteilen. Sie ist einfach da. Oder wie seht ihr das?

Von DummDoms und echten Gefahren

Wer sich im Internet über BDSM informiert, stößt eher früher oder später in Berichten oder womöglich persönlich auf ihn: den DummDom. Aber was sind DummDoms? Wen bezeichnet man so und wer benutzt diesen Begriff und warum ist das Thema gar nicht so lustig wie man meinen könnte?

Was ein sogenannter DummDom sein soll, ist gar nicht so leicht zu sagen. Denn der Begriff wird oft sehr schnell und auch gar nicht so selten unberechtigt verwandt. Meistens außerdem, um andere abzuqualifizieren, weil man sauer ist. Naturgemäß geht das dann mit einem ordentlichen Maß an Unsachlichkeit einher.

Wie so oft gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffs. Mit ein paar Beispielen möchte ich in diesem Artikel versuchen einzugrenzen, in welchen Situationen der Begriff verwendet wird und bewerten, ob ich ihn dann für zutreffend halte.

Für mich zeichnet einen DummDom beispielsweise aus, dass er (und meistens sind es nun mal Männer) zum Beispiel vom ersten Tag oder gar dem ersten Anschreiben unrealistische Forderungen stellt.

„Knie Dich bei Deiner nächsten Antwort nackt vor den Rechner.“
„Sende mir eine Bewerbung mit drei Nacktbildern von Dir.“
„Unterwirf Dich mir sofort und für immer.“
„Komm jetzt sofort nach XY und lass Dich von mir benutzen.“

Ich frage mich oft, wie hoch wohl die Erfolgsquote bei diesem Vorgehen ist. Unzweifelhaft gibt es Frauen, die sich darauf einlassen. Meiner Erfahrung nach gibt es nichts, was es nicht gibt und wer darauf Lust hat, nur zu. Es kann aber getrost angenommen werden, dass hinter solchen Forderungen zu diesem Zeitpunkt eher kein sehr verantwortungsvoller und umsichtiger Mensch, geschweige denn Dom steckt.

Fazit: Eher also jemand, der aus Unerfahrenheit unrealistische Dinge fordert. Da der Mensch sich eindeutig zu wenig mit der Idee und dem Gedanken von BDSM beschäftigt und einfach uninformiert losgelegt hat, kann man ihn als DummDom bezeichnen.

Ein weiteres Indiz für einen Dom, der als DummDom bezeichnet werden könnte, sind Männer, die ungefiltert und unreflektiert Klischees aus Pornos oder einschlägigen Geschichten reproduzieren wollen, ohne auch nur den geringsten Abgleich mit der Realität anzustellen.

„Ab jetzt trägst Du nie wieder Unterhosen oder Hosen. Für immer.“

Für mich ein Klassiker, der mir zeigen würde, dass der Mensch auf der anderen Seite maximal ein begrenztes Wissen über die weibliche Biologie hat.

„In Zukunft fragst Du mich immer, ob Du auf die Toilette gehen darfst und wartest auf meine Erlaubnis.“

Versucht das mal, wenn beide berufstätig sind oder der Handy-Akku leer ist. Was dann? In die Hose machen, weil Dom nicht erreichbar ist?

Hier werden gerne Fantasien aus dem Kopfkino genommen und versucht diese 1:1 umzusetzen, ohne zu reflektieren. Es geht nur darum, die eigenen Fantasien umzusetzen, ohne auf Realitätsnähe oder Lebensumstände zu schauen.

Fazit: Wer solche Dinge verlangt, ist vermutlich über Kopfkino bisher nie hinaus gekommen. Daran ist nichts Schlimmes. Aber versucht doch bitte mal, Euch Eure Forderungen in einer realen Umsetzung vorzustellen. DummDom? Ein bisschen schon, weil es so einfach wäre, einen oder zwei Schritte weiterzudenken. Wenn zum Beispiel alle Beteiligten Spaß daran haben, dann lässt sich eine Fantasie an einem Wochenende oder in einem Urlaub durchaus umsetzen, ohne dass es nach zwei Stunden nur noch anstrengende und nervig ist.

Vielleicht habt ihr den Begriff DummDom aber auch schon einmal gehört, wenn etwas im Spiel schiefgegangen ist oder es hinterher zu einem Drop kam. Hier wird es schwierig. Sicher übernimmt Dom viel Verantwortung und muss dieser gerecht werden. Aber Fehler können vorkommen. Hier ist die entscheidende Frage: hat Dom sich fahrlässig verhalten?

Niemand ist davor gefeit, dass etwas schiefgeht. Bei aller Planung und Umsicht kann das passieren.

Weiterhin ist in solchen Fällen einzubeziehen, wie erfahren beide sind, wie weit beide einschätzen können, welche Risiken bestehen. Wurden Spielarten und Praktiken angewandt, bei denen beiden bewusst war, dass ein Risiko besteht (Stichwort RACK)? Oder hat Dom Praktiken angewandt, von denen er oder sie gar keine Ahnung hatte?

Fazit: Natürlich kann das Vertrauen nach so einem Zwischenfall unwiederbringlich dahin sein. Aber den anderen daher pauschal als DummDom abstempeln? Das hängt doch sehr von den Umständen ab.

Nicht selten wird aber auch dort von sogenannten DummDoms gesprochen, wo Männer vereinbarte Grenzen nicht achten.

Erst kürzlich erzählte mir eine Frau von ihren Erfahrungen mit einem Dom, der nach ihren Worten anfangs „absolut vernünftig“ wirkte. Als er sie dann aber nach längerer Anbahnung und zwei oder drei Treffen fixiert vor sich hatte, missachtete er klare Absprachen. Auf ihren Protest hin sagte er sinngemäß „Du wolltest es doch hart.“ und machte weiter.

Hier gibt es für mich keine Diskussion. Wer den Boden der getroffenen Vereinbarung mutwillig verlässt, der disqualifiziert sich. Im Einzelfall sprechen wir hier vielleicht sogar über eine Straftat. Das muss und darf niemand hinnehmen oder als „Hatte ich halt Pech und bin an einen DummDom geraten.“ abtun. Hier werden die Grundlagen des BDSM, nicht nur nicht beachtet, sondern mit Füßen getreten.

Consent (Zustimmung) ist das A und O und ohne Consent kein BDSM. Punkt.

Fazit: Wer sich bewusste nicht an klar vereinbarte Absprachen hält, ist kein guter Dom. Er ist aber kein DummDom, sondern jemand, der den Boden des BDSM komplett verlassen hat.

Ihr seht, DEN DummDom gibt es nicht. Es gibt sie an sich aber durchaus. Manche sind leicht zu erkennen und vielleicht müssen sie einfach noch dazu lernen. Oder sie sind einfach in unrealistischen Fantasien verfangen, dann wäre es vielleicht besser ihnen auszuweichen. Andere machen einfach nur Fehler und müssen dazulernen.

Bei wiederum anderen ist DummDom eine Verharmlosung, härtere Begriffe sind angebracht und es sollte aktiv gegen diese Leute vorgegangen werden.

Nicht jeder DummDom muss dumm sein und nicht jeder, der Grenzen überschreitet ist ein DummDom. Wie so oft gibt es eben kein Schwarz und Weiß, sondern eher Grautöne.

Abschließend möchte ich sagen, dass der Begriff DummDom oft als Keule gegen Menschen verwendet wird, mit denen es nicht geklappt hat. Wunschzettelsub ist so ein Begriff auf der anderen Seite des Spektrums, der aus denselben Gründen verwendet wird. Meistens steckt Enttäuschung dahinter. Mal berechtigt, mal unberechtigt. Geschimpft ist eben schnell, wenn etwas nicht geklappt hat. Gründe finden, warum es nicht geklappt hat, ist schwieriger.

Womit aber bitte keinesfalls die Situationen gemeint sind, in denen sich nicht an Absprachen mit Euch gehalten wurde. Da liegt die Schuld beim Täter, nicht beim Opfer.

„How To Build a Sex Room“

Diese neue Netflix-Serie hat in der letzten Zeit einiges Aufsehen erregt. Sogar die große „New York Times“ hat über die Sendung geschrieben. Ich habe sie fast in einem Rutsch durchgesehen und muss sagen, ich hatte meinen Spaß. Aber erst einmal: worum geht es eigentlich?

Es handelt sich bei „How To Build a Sex Room“ um eine Reality-TV-Sendung. Melanie Rose, die offenbar früher Schauspielerin war und nun seit vielen Jahren Häuser und Wohnungen einrichtet, kam irgendwann durch einen Kunden auf die Idee, sogenannte Sex-Räume einzurichten. Wie es scheint, tut sie das mit so viel Leidenschaft und Erfolg, dass sie nach eignen Angaben seit 20 Jahren nichts anderes tut.

Rose tut allerdings noch viel mehr. Denn in den einzelnen Folgen gibt sie ihren Kunden Tipps und Anregungen für deren Sexleben. Sie führt sie in Dominastudios und Sexshops, um sie auf neue Ideen zu bringen oder manchmal auch um herauszufinden, was sexuell gesehen gar nicht ihr Fall ist. Denn der Sex-Raum soll ganz individuell auf die Menschen angepasst sein, die ihn später nutzen sollen. Nichts kommt hier von der Stange. Alles ist individuell überlegt und gestaltet.

Was mir zuallererst auffiel, egal wie ich mir eine Frau vorgestellt hatte, die für Leute Sex-Räume einrichtet: so eher nicht. Melanie Rose wirkt eher wie eine freundliche Großmutter und dadurch auch eher, als würde sie eine Backsendung moderieren. Natürlich ist das ein Klischee. Aber wir alle haben ja Klischees im Kopf und gerade, dass sie wirkt, wie sie wirkt, macht meiner Meinung nach einen großen Teil des Charmes der Sendung aus.

Wäre sie eine 1,80 m große und vollbusige Blondine oder ein muskulöser und braungebrannter Mann, dann wäre es eine ganz andere und sicher nicht so herzerwärmende Sendung. Denn Melanie Rose ist ohne Zweifel das Herz und die Seele der ganzen Show.

Das hier ist aber immer noch ein Blog über BDSM. Was hat die Sendung also mit BDSM zu tun, fragt ihr?

Natürlich geht es nicht vorrangig um BDSM. Aber und das ist ein großes Aber: hier werden sämtliche Sexpraktiken, an denen erwachsene Menschen freiwillig teilnehmen, positiv und vorurteilsfrei dargestellt bzw. beschrieben.

Er lässt sich gerne von ihr anal penetrieren? Melanie ist absolut fein damit.

Sie mag „Watersport„, womit Spiele mit Urin gemeint sind? Melanie hat kein Problem damit.

Hier ist eine Poly-Familie mit sieben Erwachsenen, die wechselweise Sex haben? Melanie freut sich und macht auch diese Gruppe glücklich.

Er schaut gerne zu? Kein Problem.

Ein schwules Paar, ein lesbisches Paar, non-binär, verschiedene Ethnien und Hautfarben? Alles cool. Es sind alles Menschen und Melanie findet deren Kinks und erschafft für sie die perfekten Sexräume.

Ich kann gar nicht genug betonen, wie gut es mir gefällt, dass hier sämtliche Bedürfnisse, Kinks, Wünsche und Neigungen als gerechtfertigt und als nichts, wofür man sich schämen muss, dargestellt werden. Ich habe die ganze Zeit selig gelächelt und gedacht „Es könnte so einfach sein“.

Verstärkt wird diese Wirkung noch dadurch, dass die Paare völlig unterschiedlich sind. Hier leben auch Menschen Kinks aus, die nach außen eben NICHT danach aussehen. Die Kinder haben und deren Schmutzwäsche überall herumliegt. Hier haben Menschen kinky Neigungen, die auf einer Farm leben oder aussehen wie Buchhalterinnen oder Banker. Leute, die eben nicht wie Fetisch-Liebhaber aussehen, haben kinky Sex. Aber auch die, die eben doch so aussehen. Das fand ich alles ganz wunderbar.

Wollt ihr mit einem Partner ins Gespräch über kinky Sex kommen? Schaut euch ein paar Folgen von „How To Build a Sex Room“ an. Sucht ihr Anregungen für eure eigenen „Spielzimmer“? Schaut euch „How To Build a Sex Room“ an. Seid ihr wie ich und es verschafft euch ein gutes Gefühl, wenn Menschen offen, mit Freude und ohne Vorurteile über Sex reden: schaut euch unbedingt „How To Build a Sex Room“ an.

Ja, natürlich gibt es auch etwas zu kritisieren. Bei aller Offenheit und Diversität scheint es in dieser Welt keine Menschen zu geben, die sich keinen eigenen Raum nur für ihren Sex leisten können. Armut oder zumindest Geldknappheit scheint nicht zu existieren. Aber hey, niemand hat gesagt, dass es sich hier um eine Sozialstudie handelt und am Ende können wir alle etwas Positives aus dieser Sendung ziehen.