Dom? Kann ich das?

Herzlichen Glückwunsch an jeden Menschen, der sich diese Frage stellt. Denn sie zeugt von Reflexion und Selbstkritik. Im BDSM-Kontext Dom zu sein ist nämlich etwas, das man nicht aus dem Ärmel schüttelt und das jede oder jeder problemlos in Perfektion abliefern könnte. Im BDSM so als Dom auftreten oder so dominant zu sein, dass auch der devote Part daraus einen Gewinn zieht, erfordert ein paar Eigenschaften und Engagement.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gehört habe, dass Männer während des Datings auf die Offenbarung, die Frau sei devot, geantwortet haben, sie würden auf BDSM stehen und dass sie selbstverständlich dominant seien. Auf der anderen Seite habe ich auch oft von Frauen gehört, dass sie sich die dominante Rolle nicht zutrauen. Sich fragen, ob sie das können. Einfach aus Sorge, es nicht glaubwürdig oder für das Gegenüber befriedigend „rüberbringen“ zu können. Quasi also „was, wenn ich darin nicht gut bin und es dem Gegenüber nicht gefällt?“.

Wie so oft, liegt die Antwort in der Mitte. Die dominante Rolle im BDSM ist keine Geheimwissenschaft, die erst nach jahrzehntelangem Studium in dunklen Kerkern gemeistert werden kann. Obwohl, darüber muss ich nochmal nachdenken. Nein, Spaß beiseite. Die dominante Rolle ist aber eben auch nichts, dass jede oder jeder sofort und aus dem Bauch beherrscht und damit „abliefern“ kann.

Fangen wir mit der Frage an, warum ihr euch überhaupt fragt, ob ihr Dom sein könnt. Habt ihr von euch aus dominante Fantasien? Erregen euch in eurem Kopfkino Bilder oder Szenen, in denen ihr jemanden dominiert? Oder stellt ihr euch die Frage, weil euch jemand von der eigenen BDSM-Leidenschaft erzählt hat und ihr euch nun grübelt, ob ihr diese Rolle einnehmen könntet?

In ersten Fall besteht ein eigenes Interesse aus sich heraus an dem Thema. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfüllende BDSM-Erfahrung. Im zweiten Fall scheint es so, als wärt ihr erst durch einen äußeren Impuls auf die Idee gekommen. Das bedeutet nicht, dass die Rolle nichts für euch ist. Aber dennoch würde ich vor einer realen Umsetzung dringend zu einiger Recherche und Beschäftigung mit dem Thema raten. Ihr tut sonst weder euch, vor allem aber eurem Gegenüber einen Gefallen, wenn ihr in eine Welt stolpert, ohne deren „Regeln“ und „Naturgesetze“ zu kennen.

Denn anders, als bei einer Stellung, die man noch nicht ausprobiert hat oder einem Kink, wie Sex in der Öffentlichkeit, die man einfach gemeinsam ausprobieren kann, bedarf es bei der Rolle des Doms im BDSM einiger Fähigkeiten und im Laufe der Zeit dann Erfahrungen.

Dom übernimmt für den devoten Part Verantwortung. Denn der devote Part gibt, je nach Spielart viel oder sehr viel Kontrolle an Dom ab. Dieser Verantwortung muss Dom sich im ersten Schritt bewusst sein und im zweiten Schritt muss Dom ihr gerecht werden. Darüber sind sich viele, die leichtfertig sagen „klar kann ich dich dominieren“ schlicht nicht im Klaren und scheitern dann in der Folge gerne daran.

Damit haben wir aber nur die absolute Mindestvoraussetzung für BDSM angesprochen. Seid euch bewusst, ihr übernehmt Verantwortung und seid bereit dafür!

Ein weiterer Punkt aber, in dem BDSM anders ist, als andere sexuelle Spielarten und daher die Dom-Rolle besondere Herausforderungen stellt, als andere Sexpraktiken: die Dom-Rolle braucht unbedingt und immer Initiative!

Wenn ihr eure Partnerperson oral befriedigt, dann kann diese immer mal einen Hinweis geben „mach doch mal lieber mehr das oder mehr so“. Wenn ihr gemeinsam eine neue Stellung ausprobiert oder eine Fantasie auslebt, dann ist es immer möglich, zwischendrin zu sagen „wollen wir es mal so oder so probieren“. Dadurch mag immer ein wenig sexuelle Spannung verloren gehen, aber es bleibt doch weiter heiß.

Wenn im BDSM die devote Person der dominanten Person sagen muss „könntest Du nicht mal wieder dieses oder jenes mit mir machen“ oder „mach doch mal mehr davon“, dann ist für die devote Person gefühlt 95% der sexuellen Spannung dahin. Denn genau das will die devote Person ja nicht. Sie will nicht sagen, was gemacht werden soll. Dabei ist es völlig egal, ob die devote Person das im Vorfeld initiieren oder währenddessen korrigieren muss. Der Kick, den es eigentlich geben sollte, ist meist einfach dahin.

Im Gegensatz zu „mach doch mal ein bisschen mehr so“ bei einer Sexstellung, wobei sich danach wieder fallengelassen werden kann, ist für eine devote Person, die eine dominante Person anleiten und animieren muss, der Hauptteil der Lust verloren.

Ja, aus solchen Konstellationen können mit Zeit und Geduld erfüllende BDSM-Beziehungen entstehen. Das will ich nicht ausschließen. Wenn ihr also wirklich neugierig seid und sagt, „ich hatte bisher aus mir heraus nicht die Idee, aber jetzt bin ich neugierig“, dann stürzt euch in diese neue Welt, lernt ihre „Regeln“ und „Naturgesetze“, aber seid euch bewusst, dass ihr lernt. Behauptet nicht etwas zu sein, dass ihr (noch) nicht seid, sondern bekennt euch dazu, dass ihr gerade in eine ganz neue Rolle einsteigt, statt voller Überzeugung zu behaupten „klar kann ich das“.

Aber wie bereits erwähnt: meinen Glückwunsch, dass ihr euch die Frage überhaupt stellt. Denn viel zu viele stellen sie sich nicht und sind voller Überzeugung, sie wären von Natur aus ein Dom. Quasi durch Geburt und vermeintlich „passenden“ Geschlechtsorganen.


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Die Magie der Fantasie

Sex beginnt im Kopf… Moment, das hatten wir eben erst.

Wenn Geschlechtsorgane sich berühren, dann passieren spannende Dinge und wenn Fantasien sich berühren… Ich glaube, ich komme nochmal rein.

Im Ernst. Im BDSM beginnt und passiert viel im Kopf. Das dürfte für die aufmerksamen Leserinnen und Leser dieses Blogs keine Neuigkeit sein. Natürlich kann BDSM sehr körperlich sein. Aber viele Spielarten beginnen im Kopf lange, bevor körperlich etwas passiert. Und wenn nicht, passiert körperlich einfach nichts.

Ich bin ein Mensch, der bereits beim Kennenlernen den Kopf meines Gegenübers spannend finden muss. Meine Fragen drehen sich zuerst vor allem um das, was in der Fantasie und im Kopf passiert. Körperlichkeit steht für mich beim Kennenlernen nicht im Vordergrund. Welche Haarfarbe jemand hat, wie groß sie oder er ist oder welche Kleidergröße getragen wird, ist maximal sekundär.

Ich will wissen: was passiert im Kopf?

Denn, wenn sich zwei Köpfe, zwei Geister oder zwei Fantasiewelten begegnen und es funkt, dann ist das ein Geschenk. Dann kann Magie entstehen. Wenn sich plötzlich zwei Gedankenwelten treffen und womöglich erkennen „ich bin gar nicht so ‚merkwürdig‘ wie ich dachte, es gibt noch andere wie mich“, wenn Menschen merken, sie werden nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Wünsche und Fantasien angenommen, dann ist das ein Geschenk, aus dem sich unglaublich viel entwickeln kann.

Findet ihr, das klingt schwülstiger oder poetischer, als ich sonst schreibe? Dann vielleicht, weil ich genau diese Magie in einer Partnerin suche.

Denn viel zu oft scheint es mir die Vorstellung zu geben, BDSM bestünde darin, die Fantasien, die die Partner einbringen, wechselseitig auszuleben oder herauszufinden, welche Fantasien man gemeinsam hat und sich auf diese zu konzentrieren.

Der viel bessere Fall ist jedoch aus meiner Sicht, dass beide ihre Fantasien offenlegen und sich auf dem Zusammentreffen der beiden Fantasiewelten etwas komplett Neues entwickelt. Etwas, dass nur durch die Entfaltung der beiden Fantasien und ihrer Verschmelzung entstehen konnte.

Ich bin kein Mathematiker. Davon bin ich weit entfernt. Aber wenn Mensch A die Fantasien 17 und 45 hat. Der letzte Spielpartner wiederum hatte die Fantasien 29 und 99. Der neue Spielpartner hat aber nun die Fantasien 23 und 87, dann ergeben sich schlicht völlig neue Summen. Das alles auch immer unter der Voraussetzung, dass einen 29 oder 99 überhaupt ansprechen oder neugierig machen. Im besten Fall aber entstehen völlig neue Fantasien, obwohl man selber weiter derselbe Mensch ist. Im noch besseren Fall ermutigt der neue Spielpartner einen dazu, zusätzlich noch neue Fantasien zu entwickeln und man selber animiert den Partner ebenfalls dazu. Plötzlich sind die Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung grenzenlos.

Zu theoretisch? Ok, das verstehe ich.

Angenommen, ihr habt schon länger Fantasien, die sich um eine umfassende, nahezu gottgleiche Kontrolle im Alltag drehen und trefft auf ein neues Gegenüber, einen potenziellen Spielpartner, den das Thema Orgasmuskontrolle fasziniert. Also die Kontrolle darüber abzugeben, wann die Person kommen darf. Aus dem gemeinsamen Austausch entwickelt sich eine neue Fantasie: warum nicht Orgasmuskontrolle in den Alltag tragen? Das Thema Keuschhaltung wird besprochen und beide begeistern sich dafür. Entstanden aus dem Zusammentreffen der beiden Interessen ist etwas Neues entstanden, auf das beide vielleicht von alleine oder mit anderen Partnern nicht gekommen wären.

Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel und im realen Kennenlernen ist das alles meist viel verzweigter und komplexer. Aber wenn sich Fantasien und Köpfe auf diese Weise ergänzen und sogar zu Neuem befruchten, dann ist das ein Glücksfall und je mehr die gegenseitigen Fantasiewelten sich einander öffnen und verschmelzen, umso besser wird es. Ja, das klingt nicht umsonst wie Sex.

Worauf möchte ich hinaus? Darauf, dass BDSM- und Fantasiewelten durch das Zusammenwirken aller beteiligten Personen entstehen und dadurch oft sowohl einmalig als auch besonders kostbar sind. Sicher sind sie kein Grund, eine nicht oder nicht mehr funktionierende Beziehung fortzuführen. Aber meiner Erfahrung nach schätzen wir sie oft zu gering und messen ihnen nicht ausreichend den Wert zu, den sie haben.

Denn die größte Stärke, die Magie der verschmolzenen Fantasiewelten, entstanden aus miteinander harmonierenden Köpfen, ist auch ihre größte Schwäche: sie sind einmalig. 17 und 87 ergibt schlicht nicht dieselbe Summe, wie 17 und 29. Lasst uns also positiv sein und das Wunder der gemeinsamen Fantasiewelt schätzen oder ggf. um ihren Erhalt kämpfen. Denn sie ist schwerer zu finden und wertvoller, als wir oft glauben.


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Ankündigungen und Versprechen

„Mit einer Masse von drei Pfund und mit einem Netzwerk von 100 Milliarden Nervenzellen ausgestattet, ist das Gehirn unser größtes Sexualorgan.“

Das Zitat stammt aus einem Artikel bei Wissenschaft.de und ich würde das genau so unterschreiben. Sex allgemein und für mich vor allem BDSM, fängt im Kopf an. Ein Satz, der sich so oder so ähnlich in meinen Datingprofilen findet, lautet nicht umsonst „Wenn es mir nicht gelingt deinen Kopf zu ficken, dann hat alles andere sowieso keinen Sinn.“

Sex und BDSM beginnen im Kopf. Aber wie gelingt es, den Kopf des Gegenübers zu erreichen? Natürlich kommt das sehr individuell immer auf euch und euer Gegenüber an. Aber meiner Erfahrung nach ist ein sehr effektives Mittel um das Kopfkino anzukurbeln die Ankündigung. Klingt simpel? Ist es auch, aber auch sehr wirkungsvoll und je fantasiebegabter das Gegenüber ist, desto effektiver ist es.

Daher hier einfach ein paar Gedankenanstöße, wie man den Kopf des Gegenübers womöglich erreicht.

Stell euch vor:

Eine gefesselte Person, nackt, mit verbundenen Augen und Armen und Beinen gespreizt liegt vor euch. Stellt euch vor, ihr seid die Person oder ihr seid die andere Person, die machen kann, was sie will.

Ja, ein Eiswürfel oder ein gekühlter Glasdildo sind ein spannender Moment. Die Person mit verbundenen Augen kann nicht zuordnen, was gerade passiert. Aber das Gefühl ist auch relativ schnell vorbei.

Eine ins Ohr geflüsterte Ankündigung, man würde jetzt diese oder jene Dinge tun, erzeugt im Kopf jedoch Bilder. Bilder, die ein Szenario heraufbeschwören und zum Leben erwecken können, die die Situation noch erregender und spannender machen.

Andere Situation. Stellt euch vor:

Eure devote Partnerperson kniet nach Anweisung vor euch. Oberkörper nach unten und Arsch in der Luft, Beine gespreizt.

Als dominanten Person, die in Kontrolle der ganzen Situation ist, könnt ihr natürlich sofort einfach loslegen und machen, was ihr euch vorgenommen habt.

Auf der anderen Seite, könnt ihr die Person auch in dieser hilflosen und ausgelieferten Situation liegen lassen und völlig unnötig und sinnlos, aber lautstark in der Wohnung nach Utensilien stöbern, die ihr vermutlich nicht brauchen werdet. Die Bilder im Kopf der hilflosen Person werden garantiert Möglichkeiten hervorbringen, an die ihr nicht einmal gedacht habt.

Nur zwei kleine Beispiele. Aber vielleicht helfen sie euch zu verstehen oder regen euch dazu an, euch zu überlegen, wie ihr die Fantasie und das Kopfkino eures Gegenübers anregen könnt. Hervorragend kann man die im Kopfkino angeregten Vorstellungen dann in einer Nachbesprechung nutzen, um noch weiter über Fantasien und Möglichkeiten zu sprechen.

Am Ende haben alle Beteiligten mehr davon, wenn der Kopf und vor allem das Gehirn, das größte Sexualorgan des Menschen, mitspielt.


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Monogamie, Polyamorie, offen oder à la carte?

In früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten war der Deal meist klar. Es wird geheiratet, oft aus wenig romantischen Gründen, sondern eher aus Vernunft. Der Bauernhof musste beispielsweise an die nächste Generation übergeben werden. Da wurde irgendeine gebärfreudige junge Frau gesucht, die wiederum auf ihrem Hof als Erbin aufgrund ihres Geschlechts natürlich nicht infrage kam. Sie heiratete den Jungbauern, den sie mit Glück vorher ein oder zweimal gesehen hatte. In den folgenden Jahrzehnten bekam sie ein Kind nach dem anderen, war im Gegenzug versorgt und der Bauer hatte im Erfolgsfall seinen Erben. Und natürlich schützte die demonstrativ gelebte Monogamie auch vor dem Verdacht, dass der Bauer vielleicht nicht alle Nachkommen selber gezeugt hatte. Der ach so schöne Schein wurde bewahrt. Liebe war da bei den Entscheidungen für Beziehungen eine Option, aber keine Bedingung.

Heute gibt es deutlich weniger Höfe zu vererben, Kinderscharen von acht bis zwölf Kindern sind gesellschaftlich deutlich weniger erstrebenswert und vor allem die Frauen brauchen keine Versorger mehr. Frauen kommen in der Regel ganz hervorragend ohne jemanden klar, der das Essen auf den Tisch bringt, während sie die acht bis zwölf Kinder versorgen und mit dem nächsten schwanger sind.

Ja, ich vereinfache sehr stark, aber die Idee wird klar.

  • Nur noch wenige Menschen, zumindest in der wohlhabenden sogenannten westlichen Welt, stehen heute unter gesellschaftlichen und oder wirtschaftlichen Zwängen, Kinder bekommen zu müssen.
  • Durch Verhütung können Menschen heute sehr viel besser als vor hundert oder mehr Jahren bestimmen, ob sie schwanger werden wollen oder nicht.
  • Das wiederum hat den Frauen erlaubt viel einfacher schlicht aus Spaß und Lust Sex zu haben.
  • Frauen können sich wesentlich besser als damals selber versorgen und für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Durch diese und andere Faktoren hat sich die Art wie wir Partner wählen verändert. Die Gründe für die Wahl dieser Partner haben sich verändert und damit haben sich in den letzten Jahrzehnten und speziell den letzten Jahren vermehrt auch die Formen der Partnerschaften, die wir eingehen, verändert.

Früher war Monogamie quasi der ungeschlagene Meister aller Klassen unter den Beziehungen. Es gab nichts anderes. Zumindest offiziell. Heiraten, bis zum bitteren Ende zusammen bleiben und fertig. Der Mann vögelte gegebenenfalls seine Sekretärin, die Frau vielleicht den Nachbarn und man tat, als seien alle glücklich. Es wurde ja so erwartet.

Einer meiner Lieblingswitze zu dem Thema ist der, wo ein Ehepaar, er 98 und sie 96 zum Scheidungsanwalt kommen und sich scheiden lassen wollen. Auf seine Frage „Entschuldigen Sie, aber in ihrem Alter? Wieso erst jetzt?“. Worauf sie sagt „Wir wollten warten, bis die Kinder tot sind.“

Ja, sorry, der musste raus.

Heute lesen wir überall Schlagworte wie „offene Beziehung„, „Polyamorie“ oder „Ehe zu dritt„. Wie auch früher, haben Leute heimliche Affären, aber verrückterweise gibt es auch Menschen, die ganz offen und quasi „ungeniert“ Sex mit wechselnden Partnern haben oder parallel mehrere Beziehungen führen.

Wer mit dem Begriff Polyamorie nichts anfangen kann, dem kann ich dieses Zitat als Erklärung anbieten:

„Polyamorie ist ein nicht-monogames Beziehungsmodell, das dadurch charakterisiert ist, dass die beteiligten Personen gleichzeitig Liebesbeziehungen mit mehreren Menschen leben und dass dies bei vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner geschieht. Freiheitsliebe, Toleranz, Flexibilität und Verantwortung ermöglichen das Gelingen von Polyamorie. Die beteiligten Beziehungspersonen benötigen hierfür einen hohen Reifegrad, große Kommunikationsfähigkeit und emotionale Stärke. Gegenspieler der Polyamorie sind die Eifersucht und der meist mit einem monogamen Liebesideal verbundene Treue-, Besitz- und Ausschließlichkeitsanspruch.“

Aus dem Artikel „Polyamorie – ein Weg aus den Zwängen der Monogamie und destruktiver Eifersucht?“ aus „Journal für Psychologie“.

Ich bin ein großer Fan dieser alternativen Modelle. Wie sie auch immer heißen und funktionieren. Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Monogamie. Ich habe nur einfach auch nichts gegen Polyamorie oder andere Modelle. Ich bin nur dafür, dass sich jeder Mensch die Beziehungsform wählt, die für sie oder ihn richtig ist. Ohne dafür verurteilt oder überhaupt bewertet zu werden.

Weiterhin bin ich dafür, dass das Wissen über und die Akzeptanz dieser Möglichkeiten viel weiter verbreitet wird. Denn wer in jungen Jahren nur ein Modell kennt, dieses eingeht und womöglich Kinder bekommt, hätte sich vielleicht für eine andere Beziehungsform entschieden, wäre diese bekannt und sozial akzeptiert gewesen.

Andererseits können sich Bedürfnisse aber auch ändern. Wo früher der Wunsch nach einem Nest und einer Familie im Vordergrund stand und ausschlaggebend für die Partnerwahl war, kann es Jahre später ganz anders aussehen und die eigene Sexualität oder andere Dinge können ganz oben in der Bedürfnispyramide stehen.

Dann im Erwachsenenalter und womöglich mit bestehender Familie umzusteuern, ist nicht selten schwierig oder schmerzhaft.

Ich schreibe sicher niemandem vor, wie sie oder eher seine Beziehung oder Sexualität auslebt. Allerdings plädiere ich immer für die Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen, für Offenheit in der Kommunikation miteinander und für Toleranz, den Bedürfnissen anderer gegenüber.

Sind diese Faktoren gegeben und Mensch wüssten besser, was ihnen guttut, würden offen mit aktuellen oder potenziellen Partnern darüber kommunizieren und träfen dabei auf Verständnis und Akzeptanz, statt auf Ablehnung, dann wäre uns insgesamt schon sehr geholfen.

Was ich sagen will: beschäftigt euch damit, was ihr wollt und was euch guttut. Wenn ihr und euer Partner eine Beziehung mit einem Menschen leben wollt, der den Wunsch hat, nur mit euch in einer Beziehung zu sein, dann lebt eben monogam. Wenn ihr gerne eine feste Beziehung wollt, in der einer oder beide sich sexuell auch mit anderen ausleben können, dann macht eben das mit jemandem, der denselben Wunsch hat. Könnt ihr euch vorstellen, mehrere Menschen zu lieben und mit zwei oder drei Menschen parallel verbindliche Liebesbeziehungen zu haben, dann ist vielleicht Polyamorie das Richtige für euch.

Was es auch immer ist: schaut, was euch guttut. Sucht euch die Beziehung, die dazu passt und verurteilt andere nicht, für deren Wahl in derselben Frage.


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Die Dating-Hölle

Dating ist für manche ein großer Spaß, für andere der neunte Kreis der Hölle. Nein, ich habe Dante nicht gelesen, ich tue nur, als sei ich gebildeter, als ich bin.

Aber Spaß beiseite. Ich komme am Ende vielleicht nur auf fünf Kreise, aber die haben es in sich. Ab hier wird es teilweise recht brutal. Überlegt euch also, ob wir weiterlesen mögt.

Nehmen wir einmal Alma, ein als Frau gelesener Mensch und Ansgar, ein als männlich gelesener Mensch. Beide steigen frisch ins Onlinedating ein. Beide sind idealistisch. Sie glauben daran, dass man online nette Menschen trifft, die in einer ähnlichen Situation sind und wahlweise Liebe, Sex, Lust oder alles auf einmal suchen.

Beide legen sich auf einem Portal, nennen wir es „Irgendwas-Club“, ein Profil an. Beide geben sich Mühe und versuchen sich auf eine Weise darzustellen, die realistisch, aber auch fantasieanregend für die ist, die sich ansprechen möchten.

Ab hier fangen die Erfahrungen an, sich sehr zu unterscheiden.

Der erste Kreis der Hölle:
Alma bekommt ab dem Moment, wo sie in ihrem Profil einige Angaben gemacht hat, einen fließenden Strom an Zuschriften.
Ansgar bekommt keine.

Der zweite Kreis der Hölle:
Alma fühlt sich geschmeichelt. So viele Interessenten. Viele Anschreiben sind zwar ansprechend, aber dennoch irgendwie neutral. Aber egal. Bisher hatte sie nicht unbedingt die Erfahrung gemacht, dass man bei ihr in dieser Weise Schlange stand. Nicht, dass sie sich unattraktiv fand oder keine Begegnungen hatte. Aber diese Flut ist ihr dann doch neu und ein wenig unheimlich.
Ansgar hingegen erhält weiter keine Zuschriften und fängt parallel an, sich Profile anzusehen und anzuschreiben. Dabei ist er sorgfältig, liest genau, was dort steht. Er sortiert aus und schreibt nur die an, die ihn wirklich neugierig machen.

Der dritte Kreis der Hölle:
Alma fängt an, die vielen Zuschriften zu sortieren und fühlt sich langsam latent überfordert, denn irgendwie scheint kaum jemand zu lesen, was in ihrem Profil wirklich steht. Zuerst ist sie freundlich, irgendwann fängt sie an sich zu ärgern und antwortet nur noch ausgewählten Zuschriften, die anderen ignoriert sie.
Ansgar bemerkt, dass, egal wie viel Mühe er sich gibt und wie freundlich und individuell er auf die einzelnen Profile eingeht, er kaum einmal eine Antwort bekommt.

Der vierte Kreis der Hölle:
Alma wird zunehmend ungehalten. Lesen diese Menschen denn nicht, was sie schreibt? Ist egal, was in ihrem Profil steht? Vielleicht. Aber dann ist es ihr auch egal. Warum nicht die große Auswahl nutzen und anfangen, sich die spannendsten Bewerber herauszusuchen und auszusieben. Wenn einer nicht zu 100% passt, weg mit ihm, es gibt ja genügend andere.
Ansgar bemerkt hingegen immer mehr, dass seine wohlformulierten und wenigen individuellen Anschreiben zu kaum etwas führen. Er hätte gerne mal eine Unterhaltung oder gar ein Date. Aber wenn er weiter nur die wenigen Profile anschreibt, die ihn wirklich interessieren und direkt berühren und kaum je jemand antwortet, dann kann das noch Jahre dauern. Außerdem hat er das Gefühl, schon bei winzigen Abweichungen ausgesiebt zu werden. Wieso also nicht mit einem Anschreiben, das ansprechend, aber dennoch neutral ist, viele Frauen auf einmal anschreiben? Irgendeine wird schon neugierig werden und antworten.

Der fünfte Kreis der Hölle
Alma hat immer mehr das Gefühl, sie wird einfach nur angeschrieben, weil ihn ihrem Profil der Haken bei „weiblich“ steht und das frustriert sie. Männer sind einfach alle gleich.
Ansgar schreibt mittlerweile quasi jedes Profil in seiner Umgebung an, Hauptsache, es hat einen Haken bei „weiblich“ und bekommt dennoch kaum Antworten oder gar Dates und das frustriert ihn. Frauen sind einfach alle gleich.

Wer wissen will, wie das bei Dante mit den Kreisen der Hölle endet, der wird das Gedicht „Göttliche Komödie“ nachlesen müssen und vielleicht die innere Göttin entdecken. Wie das mit dem Dating ausgeht, das wissen viele von uns. Eben oft mit Frust auf allen Seiten und natürlich ist ausschließlich die andere Seite daran Schuld. Aber wie immer im Leben: ganz so einfach ist es eben nicht.


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Wollen, was man nicht hat

Manchmal ist es einfach eine Binsenweisheit. Natürlich wollen wir, was wir nicht haben. Wenn wir nichts zu essen haben, wollen wir etwas essen. Wenn wir keine Wohnung haben oder kein Geld, dann wollen wir Wohnung und Geld. In diesen Fällen betrifft das Grundbedürfnisse und da ist jedem klar, dass wir die erfüllen oder erfüllt haben wollen. Es gibt aber auch ganz andere Bedürfnisse und da funktioniert es genauso. Wenn wir auf BDSM stehen und das nie ausleben können, dann sehnen wir uns danach, endlich BDSM auszuleben.

So weit, so klar. Menschen wollen immer, was sie nicht haben und oft kann sich das je nach Lebenslage widersprechen. Manche wollen, wenn sie Single sind, nichts sehnlicher als eine feste Beziehung. Haben Sie dann eine, wollen sie am liebsten wieder Single sein. Nicht selten beneiden sich Menschen dann auch gegenseitig um das, was das Gegenüber hat. So beneidet der Singlemensch dann den Beziehungsmenschen um seinen Beziehungsstatus und umgekehrt.

Wie sagt man so schön: Irgendwas ist immer.

Wie immer soll es aber hier um Sex und BDSM gehen. Wie spielt da die Thematik hinein, dass wir wollen, was wir nicht haben? Ich stelle bei mir fest und höre das auch von anderen, dass sich meine Fantasien stark an Dingen orientieren, die ich nicht habe oder haben kann. Und je mehr ich mich mit Fantasien beschäftige, die mich schon länger begleiten, desto öfter merke ich, dass sie genau darin ihren Ursprung haben.

Beispielsweise habe ich in meinem Leben meine BDSM-Neigung nur selten in festen Langzeitbeziehungen gelebt. Daher ist alles, was mit täglichen Ritualen wie beim Heimkommen beispielsweise oder mit BDSM in alltäglichen Paarsituationen zu tun hat, für mich sehr reizvoll.

Verrückt inszenierte Sessions für maximal ein Wochenende hatte ich dagegen schon oft. Einige Beispiele finden sich in einzelnen Artikeln. Auch da fällt mir immer wieder etwas Neues ein und es wird nie langweilig. Aber Fantasien, die auf die Kürze einer Begegnung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten abzielen, habe ich eher nicht.

Jetzt mag es Menschen geben, die BDSM innerhalb ihrer Beziehung entdeckt haben und das ganz selbstverständlich das leben, wovon ich oft fantasiere. Die jedoch wünschen sich vielleicht mehr verrückte Sessions, vielleicht mit wechselnden Partnern.

Wir wollen eben immer das, was wir nicht haben.

Oft sind einzelne Fantasien aber auch einfach „Sensation Seeking„. Ich zitiere dazu einmal aus der Wikipedia: „Sensation Seeking beschreibt ein mehrdimensionales, relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das durch die Verhaltenstendenz charakterisiert ist, abwechslungsreiche, neue, komplexe und intensive Eindrücke (sensation englisch = Sinneseindruck, Empfindung), Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und Situationen aufzusuchen und hierfür oft (aber nicht notwendigerweise) physische, psychische oder soziale Herausforderungen oder Risiken auf sich zu nehmen.“

Oft wollen wir einfach auch mal etwas Neues, aufregendes, um uns nicht so schnell zu langweilen. Da geht es dann nicht darum, dass uns existenzielle Dinge im Leben fehlen. Es geht darum, etwas Neues zu erleben und auch das kann im BDSM ein großer Antrieb sein.

Es gibt aber auch Fälle, da wollen wir Dinge, die wir NOCH nicht hatten, um dann nach der Umsetzung festzustellen, dass diese spezielle Fantasie dann im Kopf doch besser klang. Beispielsweise kann eine Outdoor-Fantasie, also BDSM im Freien, im Kopf sehr heiß klingen. Wenn man hinterher aber dreimal unterbrechen musste, weil Passanten einen zu entdecken drohten, es Mückenstiche an ungünstigen Stellen gibt und alles sowieso nicht wirklich entspannt war, dann entzaubert sich eine Fantasie gelegentlich. Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich das so noch nicht oft erlebt habe. Vielleicht kennen meine Fantasien und ich uns aber auch nur zu gut.

Aus manchen Konstellationen von „Wollen, was wir nicht haben“ entwickeln sich aber auch regelrechte Fetische und ganze Pornogenres. Denn auch da wollen wir ja oft sehen oder stellen uns vor, was wir nicht haben und fantasieren nicht von den Dingen, die wir sowieso täglich haben.

In den 60er und 70er Jahren gab es ja, wie man hört, viel ungeschützten Sex. Die Erfindung der Antibabypille machte Sex ohne Kondom möglich und es gab offenbar wenig Sorge vor anderen Geschlechtskrankheiten. Mit dem Aufkommen von AIDS änderte sich das und Kondome wurden endgültig unverzichtbar, wenn es um Sex mit Fremden oder häufig wechselnden Partnerpersonen ging.

Eine meiner liebsten Thesen ist, dass sich genau daraus eine Reihe beliebter Fetische entwickelt hat oder ihre Popularität zumindest dadurch sehr gesteigert wurde. Fetische oder Vorlieben wie „breeding„, „bukkake“ oder die Beliebtheit von Spermaspielen im Allgemeinen könnte ein Beleg dafür sein, dass Menschen mehr von fließendem Sperma fantasieren und es sie anmacht, seit das beim realen Sex nicht mehr immer möglich ist.

Dass dabei in der Pornoindustrie nicht immer auf die Gesundheit der Darsteller geachtet wird, will ich hier nicht unerwähnt lassen, ist aber nicht das Thema dieses Artikels.

Aber auch der Wunsch oder die Fantasie nach Sex mit Menschen anderer Haar- oder Hautfarbe rührt nicht selten aus der Tatsache, dass es eben etwas ist, was wir selten oder nie haben.

So beeinflusst das, was wir nicht haben, eben häufig unsere Wünsche und Fantasien. Problematisch finde ich das nicht, eher natürlich, aber auch interessant. Sich mit den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fantasien zu beschäftigen und auseinanderzusetzen ist etwas, dass ich jedem empfehle. Es hilft dabei, sich selber besser zu verstehen und auch besseren Sex zu haben. Vertraut mir.

Daher finde ich es auch manchmal spannend, sich damit zu beschäftigen, woher eine Fantasie kommt. Nicht immer hilft das und es braucht dafür sicher keine Tiefenanalyse mit Rückblick auf die Kindheit. Aber zu verstehen, dass manche starken Fantasien einfach aus etwas entstehen, dass man (aktuell) in seinem Leben nicht hat, hilft ganz sicher dabei sich zu verstehen und der Umsetzung näherzukommen.


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Brat oder brav?

Alle Subs sind natürlich immer brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam. Alle. Ausnahmslos. Oder etwa nicht?

Wie so oft gibt es solche und solche. 

Viele Subs sind genau so, wie sich das die Öffentlichkeit vorstellt. Aber es gibt eben auch die, die gerne aufmüpfig und rebellisch sind. Im BDSM Fachjargon, der wie so oft aus dem Englischen abgeleitet wird, nennt man diese Menschen „Brat„, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie „Gör“ oder „Balg“.

Brats sind gerne aufsässig, provozieren, widersetzen sich Anweisungen, widersprechen und sind im allgemeinen eben nicht brav und folgsam, wie sich Uneingeweihte Subs vorstellen. Dennoch sind sie Subs, denn sie wollen schon gehorchen und sich unterwerfen. Aber sie wollen eben dazu gebracht werden zu gehorchen und wollen unterworfen werden.

Das ist dabei ganz wörtlich gemeint. Brats lieben es, wenn ihr (gespielter) Widerstand gebrochen oder überwunden wird, dass ihre Provokationen beantwortet werden. Sie wollen dadurch unter anderem die Macht des dominanten Parts spüren, statt sie einfach von vornherein zu akzeptieren. Genau das ist das Spiel. Brats bleiben Subs und wollen letztlich ebenso knien, unterworfen und dominiert werden. Aber sie wünschen sich, dass der dominante Part sich das erarbeitet, ihnen in Worten, aber vor allem in Taten zeigt, wo ihr Platz ist.

Auf der anderen Seite stehen idealerweise dominante Menschen, die gerne ihren Machtanspruch durchsetzen. Die es genießen, durch Handlungen und Worte zu zeigen, wer oben ist und wer nicht. Der Name lautet hier ich Fachjargon „Brat-Tamer„.

Brat-Tamer kommt natürlich ebenfalls aus dem Englischen. Der „Tamer“ ist der Bändiger. Also die Person, die Brat bändigen und zähmen soll. Brat-Tamer lieben die Herausforderung, die Brat ihnen stellt. Sie mögen es, ihren Anspruch auf Führung immer wieder auszukämpfen und durchzusetzen. Sie mögen sicher auch die nicht selten harschen Methoden oder Spielarten, die Brat dafür gerne benutzt sieht.

Meinen persönlichen Vorlieben entspricht das nicht. Ich möchte nicht immer kämpfen und mich immer aufs Neue durchsetzen müssen. Aber das bin nur ich. Es gibt eben Menschen, die das gerne mögen und wenn alle Beteiligten es mögen, dann ist ja alles in Ordnung.

Nun gehören Menschen, die sich als devot, Sub oder einfach allgemein als sexuell unterwürfig bezeichnen, in der Gesamtgesellschaft eher zu einer Minderheit. Innerhalb dieser Gruppe wiederum gehören Brats zu einer Minderheit und wie wir Menschen nun einmal sind, müssen sich Minderheiten immer mal wieder anhören „Du bist nicht wie wir anderen, was stimmt nicht mit dir?“

Menschen, die sexuelle Vorlieben gerne nach „richtig“ und nach „falsch“ sortieren, fragen sich und andere, ob das, was sie selber nicht mögen, denn „in Ordnung“ sei oder ob Menschen mit solchen Vorlieben „richtige“ Subs sind.

Wie eigentlich immer lautet die Antwort: solange niemandem geschadet wird und alle Beteiligten gerne mitmachen, ist alles völlig ok.

Wenn ihr als Sub gerne brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam seid: nur zu. Findet jemanden, der als dominanter Part genau das mag und genießt es.

Wenn ihr als Sub gerne aufsässig und renitent seid und dabei gerne Widerworte gebt: nur zu. Findet jemanden, der genau das mag. Ihr müsst nur damit leben, dass ihr vermutlich zu einer Teilmenge einer Teilmenge gehört. Das macht es nicht einfacher, aber ihr habt jedes Recht zu mögen, was ihr mögt.

Wichtig ist mir zum Ende vor allem eines: Brats sind genauso „richtige“ Subs, wie alle anderen. Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ im BDSM keinen Platz haben sollten. „Richtig“ ist alles, was allen Beteiligten und Betroffenen Spaß macht und wobei sie freiwillig mitmachen. Falsch wird es erst dann, wenn jemand nicht mehr möchte, gezwungen wird oder anderweitig gegen den eigenen Willen handelt.

Ob Subs gerne gleich unterwürfig und gehorsam sind oder erst dazu gebracht werden wollen, ist dagegen eine reine Geschmackssache und muss schlicht denen gefallen, die beteiligt sind.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Die Wichtigkeit von „Nachbesprechungen“

Ich werde nicht müde meinen Leserinnen und Lesern immer wieder zu erzählen, wie wichtig Kommunikation für eine erfüllende BDSM-Erfahrung ist. Kommunikation ist das A und O. Bisher ging es aber meistens um die Kommunikation während des Kennenlernens, in dem die Beteiligten herausfinden, ob es funktionieren könnte oder ob es besser wäre, es zu lassen.

Ich bin ehrlich, bisher habe ich einen ganz wichtigen Aspekt komplett außer Acht gelassen: die Kommunikation NACH einer gemeinsamen Erfahrung oder Session.

Denn egal, wie gut oder schlecht die gemeinsame Zeit verlaufen ist, es gibt aus so einem Gespräch viel für sich oder auch für eine mögliche gemeinsame Zukunft mitzunehmen.

Die meisten Menschen können dieses Gespräch, meiner Erfahrung nach, nicht fünf Minuten nach der „Action“ führen. Es brauch etwas Zeit, damit sich die Eindrücke setzen können und damit verarbeitet werden.

Dann sollte dieses Gespräch (oder nach Bedarf auch mehrere) unbedingt geführt werden.

Denn erstens ist es für beide Seiten dieses Spiels spannend und auch wichtig zu hören, wie das Gegenüber die einzelnen Situationen und Handlungen erlebt hat. Daraus lässt sich sehr viel lernen. Denn wie etwas vom einen Part gemeint war, kann beim Gegenüber völlig anders ankommen.

So kann eine eher heftig gemeinte Bestrafung als freundlicher Klaps wahrgenommen werden. Oder umgekehrt eine liebevoll gemeinte Aktion als heftige Maßregelung. Sender und Empfänger nehmen Dinge oft unterschiedlich wahr.

Das miteinander abzugleichen und so mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen, ist ungemein wichtig. Außerdem lernt man so das gegenseitige Verständnis, quasi die Handschrift des Gegenübers besser kennen. Das wiederum hilft in zukünftigen Situationen Handlungen besser einzuschätzen.

Weiterhin ist diese Nachbesprechung die ideale Gelegenheit, um abzuklären, ob das gemeinsame Spiel quasi weit genug ging, zu weit ging oder genau richtig war. Auch die Dosierung ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich erlebt habe, dass bei solchen Nachbesprechungen entscheidende Unterschiede in der Wahrnehmung aufgetreten sind.
„Ich dachte du wolltest mir damit signalisieren, ich sollte aufhören“
„Nein, ich habe nur eine kleine Pause gebraucht. Das nächste Mal lass mich Luft holen und dann kann es weiter gehen“

Oft ist BDSM wie ein Tanz. Man muss sich auf den Partner einstellen und seine oder ihre Zeichen lesen lernen. Ebenfalls ist es wichtig, ein gemeinsames Tempo zu finden und so in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Ein Rhythmus, beispielsweise von Härte und Zärtlichkeit, von Nähe und Distanz.

In den genannten Beispielen wird deutlich, dass die Nachbesprechung im besten Fall mehr ist als nur eine Nachbesprechung. Denn im besten Fall beginnt in dem Moment bereits die Planung für die nächste Session, das nächste Treffen.

Denn wie erwähnt, wird eine gute Domme oder ein guter Dom das Feedback aus diesen Gesprächen nutzen, um darauf die nächsten Pläne aufzubauen. Dom wird sich überlegen, welche der bisherigen Erfahrungen es gilt, auszuweiten und bei welchen bereits eine Grenze erreicht wurde.

Und eine kluge oder ein kluger Sub wird die Gelegenheit nutzen zu signalisieren, in welche Richtung die eigenen Vorstellungen, Fantasien und Wünsche gehen. Wobei ich zugebe, dass das vermutlich ein wenig Erfahrung braucht.

So eröffnet jede Nachbesprechung nach jeder Session die Chance, die nächste Erfahrung noch besser und auf die Beteiligten individuell angepasst zu gestalten.

Wie ich also immer sage: Kommunikation ist im BDSM das A und O. Aber sie endet eben nicht mit dem Treffen und der Session. Sie geht dann erst richtig los. Denn in der Geschichte des BDSM war noch keine erste Session „perfekt“. Vertraut mir, ich habe das recherchiert. Aber wenn ihr dennoch eine Fortsetzung wollt, dann bietet euch die Nachbesprechung DIE Gelegenheit, die Dinge, die ihr mochtet, noch besser zu machen und die, die ihr nicht so mochtet, entweder zu ändern oder wegzulassen. Nutzt diese Gelegenheit, sobald ihr in der Lage seid, eure Eindrücke zu kommunizieren. Es wird euer BDSM-Erlebnis besser machen.


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„Stranger Sins“

Vor ein paar Tagen ging auf RTL+ eine neue Reality-Sendung online. Seitdem kann man dort als zahlender Kunde „Stranger Sins“ sehen. Während RTL und seine Reality-Formate meistens eher nicht für seine Feinsinnigkeit und Empathie bekannt sind und die Ankündigungen in der Presse von einem Skandalformat sprachen, überrascht uns der Sender mit einem gefühlvollen, ästhetischen und dabei informativem Blick auf Sexualität.

Aber von vorne. Worum geht es? Acht Paare reisen auf eine Hacienda in Mexiko. Dort wollen sie, weitab vom Alltag, aufeinander und ihre Beziehung konzentriert, ihre gemeinsame Sexualität erforschen und weiterentwickeln. Die jeweiligen Paare haben dabei ganz unterschiedliche Wünsche und keinen Kontakt (Stand nach Folge 2) zu den anderen Paaren.

Auf der Hacienda treffen sie auf die Sexologin Lea Holzfurtner, die erfragt, in welche Richtung sich nach Wunsch der beiden, die gemeinsame Sexualität entwickeln soll. In der Folge gibt sie Tipps oder schickt die Paare zu einem Coach, beispielsweise für Tantra oder auch BDSM, damit die Paare den Weg, den sie gehen wollen, mit ein paar guten Hinweisen und manchmal auch Hilfsmitteln gehen können.

Ja, wenn man das so liest, dann hätte das ganz furchtbarer Trash werden können. Ist es aber nicht.

Denn hier wird nicht voyeuristisch auf vermeintlich „perverse“ Praktiken draufgehalten. Hier wird niemand vorgeführt. Wünsche werden ernst genommen und es wird offen kommuniziert. Bei den Paaren untereinander, aber auch mit den Coaches wird ohne „hihihi“ und „oh Gott wie peinlich“ Klartext gesprochen.

So lernen wir zuerst Alex und Gina kennen. Sie sind seit fast fünf Jahren ein Paar und Alex scheint mit der Beziehung zufrieden zu sein, wie es ist. Gina aber wünscht sich Abwechslung und dafür unter anderem einen Dreier. Während sich das Alex mit einer zweiten Frau gerade noch vorstellen könnte, ist ein zweiter Mann für ihn nicht vorstellbar.

Als zweites Paar begegnen wir Kate und Angel kennen. Ein lesbisches Pärchen, das sich laut eigener Aussage in einem Sexclub kennengelernt und seit ebenfalls etwa 5 Jahre zusammen ist. Beide wollen mehr über ihre Orgasmen lernen und darüber, wie sie sie verlängern können.

Schließlich lernen wir in Folge zwei dann Vanessa und Jakob kennen. Im Alltag gibt Vanessa den Ton an, beim Sex mag sie es aber, wenn Jakob bestimmt, was passiert. Dementsprechend wollen sie Erfahrungen in Richtung BDSM machen, wobei sie schon ein wenig für sich experimentiert haben.

Alle Beteiligten wirken, als wäre sie froh über die neuen Erfahrungen, würde gerne etwas lernen und gehen völlig offen mit dem um, was sie wollen und was ihre Partnerperson sich wünscht. Nun gut, Alex scheint bisher die Ausnahme zu sein. Ihm ist anzusehen, dass er eigentlich eine Wurzelbehandlung vorziehen würde. Falls er sich freut, an diesem Experiment teilzunehmen, dann hat er vergessen, das seinem Gesicht mitzuteilen.

Wir beobachten also in den ersten zwei Folgen, wie Kate und Angel von einem Tantra-Coach eine Yoni-Massage gezeigt bekommen. Weiterhin bringt ihnen Lea bei, was es mit Edging auf sich hat und ebenso wie die Massage, setzen sie beides auch gleich um. Was wir als Zuschauer dabei zu sehen bekommen, ist sicher nicht ganz jugendfrei. Aber es ist nie pornografisch oder gar unästhetisch. Im Gegenteil. Es werden zwei Menschen gezeigt, die ihre gemeinsame Lust ausleben und das, wie ich finde, in sehr schönen und respektvollen Bildern.

Vanessa und Jakob bekommen in einem Gebäude der Hacienda von der Domina Dominique Insomia einiges über BDSM und Schlagtechniken erklärt. Zuvor hatte ihnen Lea schon vorgeschlagen, dass während ihres gesamten Aufenthalts doch Jakob ALLE Entscheidungen treffen solle, was beide mit sichtlicher Begeisterung aufgenommen hatten.

Unter Dominiques Anleitung wird also ausprobiert und dabei viel gelacht. In meiner Lieblingsszene stutzt Vanessa dann doch, als Dominique sie nur mit Slip und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen über das Gelände zurück in ihr Appartement schickt. Ihrem Grinsen kann der Zuschauer dann aber entnehmen, dass auch sie Spaß hat.

Und darauf kommt es in diesem Format an. Alle Beteiligten (Stand Folge 2) haben offensichtlich Spaß daran, neue Dinge auszuprobieren. Außer wie gesagt Alex. Dass ein anderer Mann seine Frau anfasst, ist ganz offensichtlich ein Gedanken, an den er sich noch sehr gewöhnen muss. In dieser Konstellation steckt dann auch am ehesten Konfliktpotential. Denn Gina erklärt freimütig, sie habe schon mit Trennung gedroht, wenn sich an ihrer Sexualität nichts ändert. So sind die beiden das bisher einzige Paar, bei dem ein Beteiligter nur widerwillig mitmacht.

Alles in allem nehme ich diese neue Reihe als sehr lebensbejahend, respektvoll und offen war. Vor allem durch die Sexologin Lea Holzfurtner bekommt alles auch einen sehr informativen Charakter. Ist noch Luft nach oben? Klar. Mit zwei normschönen lesbischen Frauen mit großem Brüsten ist die Produktion natürlich auf Nummer sicher gegangen. Natürlich dürfte das Ganze noch diverser sein. Aber wollen wir nicht immer nur kritisieren, sondern auch einmal hervorheben: das hätte übel schiefgehen können und ist im Gegenteil (Stand Folge 2) ein angenehmes Format über Offenheit für neue Erfahrungen, respektvollen Umgang mit den Bedürfnissen der Partnerperson und gute Kommunikation geworden.

Und der Bezug zu BDSM? Ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Aber der spielerische und fröhliche Ansatz, mit dem Vanessa und Jakob reingehen ist schon sehr angenehm. Jakob lobt nach dem ersten Gespräch mit Lea seine Freundin sogar ausdrücklich, wie toll er es fand, dass sie direkt so herausgesprudelt sei mit dem, was sie wolle, dass er das so gar nicht von ihr kenne und es ihm das sehr erleichtert hätte, sich ebenfalls zu öffnen. Hach, da geht mit das BDSM-Blogger-Herz auf. Gerne mehr davon.

Dankbare Aufgaben

Aufgaben zu stellen und Aufgaben zu erfüllen, ist für viele Menschen, die BDSM leben, sehr reizvoll. Nicht umsonst sind Artikel, die sich mit dem Thema Aufgaben beschäftigen, in meinem Blog oft die mit den höchsten Zugriffszahlen.

Aufgaben faszinieren die Menschen, die an irgendeiner Art Machtgefälle Gefallen finden.

Viele suchen nach immer neuen Ideen, wie sie Aufgaben gestalten können. Wie sie das Thema spannend halten können. Denn wie immer ist auch hier Abwechslung das Salz in der Suppe.

Spannenderweise haben Menschen bei der Kombination „BDSM und Aufgaben“ sofort das Gefühl, nun würde etwas Unangenehmes und Schwieriges auf Sie zukommen. Aufgaben müssen aber nicht immer aussehen wie bei Aschenputtel, wo sinnlos Erbsen oder Linsen sortiert werden müssen, nur um die Prinzessin in spe beschäftigt zu halten oder zu piesacken.

Das kann aber auch ganz anders funktionieren.

So können, je nach Vorliebe der Beteiligten, Aufgaben auch unterstützend sein. Wenn beispielsweise Sub gerne mehr Sport machen möchte, sich aber immer schlecht selber überwinden kann, dann kann eine Aufgabe regelmäßig zum Sport zu gehen die Lösung sein.

Schreibt Sub zwar gerne, nimmt sich dafür aber im Alltag oft zu wenig Zeit, dann kann eine Wortvorgabe pro Tag eine sinnvolle und spannende Aufgabe sein.

Vielleicht trinkt Sub den Tag über zu wenig und eine Aufgabe mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, könnte da Abhilfe schaffen.

Oder Sub muss für eine Prüfung lernen und schafft es nicht immer, sich konzentriert hinzusetzen? Auch dann kann eine Vorgabe von Dom mindestens so und so lange zu lernen, Abhilfe schaffen.

Consent, also Zustimmung, ist im BDSM zentral. Ohne ist es kein BDSM. Aber hier möchte ich das Thema noch einmal besonders hervorheben. Denn gerade bei solchen Aufgaben soll es nie darum gehen, Sub gegen den Willen zu verändern. Hier ist ganz ausdrücklich gemeint, dass diese und ähnliche Aufgaben von Sub selber gewünschtes Verhalten unterstützen oder fördern sollen.

Bleiben wir beim ersten oben erwähnten Beispiel. Es soll Sub durch die Aufgabe „mach mehr Sport“ eben gerade NICHT vermittelt werden „Du bist fett/unsportlich“. Es geht nicht darum, Sub so zu verändern, wie Dom sie oder ihn gerne hätte. Es geht darum, mit solchen Aufgaben gewolltes Verhalten durch eine weitere Motivation zu fördern.

Daher gehen solche Aufgaben auch nicht selten von der devoten Seite der Beziehung aus. Denn wenn Sub sagt „Ich würde gerne mehr Sport machen, kannst Du mich dabei unterstützen und wäre es nicht möglich mir eine Aufgabe zu stellen? Wenn ich es dann schaffe, bekomme ich vielleicht eine Belohnung, schaffe ich es nicht, eine Strafe?“, ist das etwas ganz anderes, als wenn Dom sagt „Ich finde Du solltest mehr Sport machen.“

So lässt sich durch BDSM dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Eine Möglichkeit, die meiner Erfahrung nach zu wenig genutzt wird.

Wenn ihr also auf der devoten Seite steht und auch bei der ein oder anderen Sache Unterstützung wünscht, sei diese Unterstützung auch eher nur symbolisch, um Euch selber etwas zu motivieren, dann sprecht es mal an. Sucht das Gespräch und schaut, ob ihr nicht gemeinsam etwas daraus machen könnt.

Aufgaben dürfen weiter auch fies sein und mehr oder weniger Spaß machen. Aber wie ich euch zeigen wollte, können sie auch sehr konstruktiv und unterstützend sein. Probiert es mal aus.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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