Carina Hold zu 24/7

Carina Hold schreibt BDSM-Romane und -Geschichten. Sie hat Jahrzehnte Erfahrung mit BDSM und in der Zeit natürlich viel erlebt.

Nun hatte ich die Ehre, dass sie mir angeboten hat einen Gastbeitrag für meinen Blog zu schreiben. Und zwar zum komplexen und kontroversen Thema 24/7.

Sicher werde ich das zeitnah auch noch um meine Sichtweise ergänzen. Aber das Folgende ist alleinig von Carina und spiegelt ihre Ansichten wider.

Nun kommt aber Carina zu Wort:

24/7 BDSM – geht das? Und WIE geht das?

Das liegt an den Partnern und wie sie ihre Beziehung für sich definieren. Bei vielen Paaren, die ich kennengelernt habe, bezieht sich BDSM fast ausschließlich auf den sexuellen Bereich. Ich finde das schade, denn BDSM ist ein Lebensstil, der sich nicht nur in Fesselspielen, Spanking oder härteren Sexualpraktiken ausdrückt.

Deshalb finde ich es schön, wenn das Besondere einer solchen Beziehung auch im alltäglichen Leben einen festen Platz hat. Ich hatte über viele Jahre eine Beziehung zu einer Domina und ihrem Sklaven. So nannte sie ihn. Er trug sogar ihr Brandmal, aber er war alles andere als ein stummer Diener.

Sie war meine Mentorin und hätte mich gerne an ihrer Seite gesehen. Meiner dominanten Seite hat das sehr entsprochen, aber ich habe auch eine stark ausgeprägte devote Neigung. Meiner Dame zuliebe trug ich nur noch Kleider, halterlose Strümpfe und keinen Slip. Nicht nur, wenn ich bei ihr war – auch sonst. Sie schenkte mir ein rotes Hundehalsband aus Leder, auf das ich wahnsinnig stolz war. Ich trug es auch im Büro (ich arbeitete als Botschaftssekretärin!) und niemand sprach mich je darauf an.

Ich war mir meiner Stellung in dieser Beziehung durch viele Kleinigkeiten fast immer bewusst und mir gefiel das.

Als Femdom macht mir das noch weitaus mehr Spaß. Ich habe keine 24/7 Beziehung, aber mein Spielpartner und ich kennen uns seit über 30 Jahren. Von Anfang an war er der Dom. Allerdings sahen wir uns nur selten – zwei-, dreimal im Jahr. Und die D/s Beziehung bezog sich rein auf Sex.

Vor etwa drei Jahren, nach einer längeren Pause, kippte die Beziehung. Ich hatte mich sehr verändert, er hatte sich verändert – nun ordnete er sich mir unter und ich führte. Es ergab sich ganz natürlich, wir mussten kein Wort darüber verlieren.

Aber ich führe anders als er. Ich stelle ihm kleine Aufgaben. Manchmal alle paar Tage, dann wieder lasse ich ihn lange Zeit in Ruhe. Er weiß nie, wann ich etwas fordere, aber bisher hat er stets gehorcht.

Meine „Wünsche“ passen sich seinen Lebensumständen an so wie sich die Wünsche meiner Dame an mein Leben angepasst hatten. Das finde ich sehr wichtig, denn ich will nicht kompromittiert werden und will auch niemand kompromittieren.

Beispielsweise darf er seine geliebten Stiefel tragen – aber ohne Socken und mit Reiskörnern gefüllt. Nippelklammern unter dem Hemd sieht niemand. Sie müssen nicht stramm sitzen, dafür aber acht Stunden lang halten. Ich habe ihm welche mit Schmetterlingen geschenkt. Mädchenkram für einen Macho. Das hasst er, aber er gehorcht.

Analplugs hasst er auch – besonders, wenn sie einen rosa Stein haben. Ich finde das schön. An solchen Tagen erwarte ich jede Stunde ein Selfie. In diesen Selfies drückt sich unsere Beziehung aus. Er tut Dinge, die er als demütigend, sogar als entwürdigend empfindet, und er tut sie für mich. Das ist ein unbeschreibliches Geschenk, das ich sehr zu schätzen weiß.

So kann Femdom auch funktionieren – auf große Distanz. Es spielt sich mehr in unseren Köpfen ab als in der Wirklichkeit. Deswegen ist es für uns aber nicht weniger real.

BDSM 24/7 bedeutet, dass ich mich immer daran erinnere, wer und was ich für meinen Partner bin. Ähnlich einem Ehering in einer Vanilla-Beziehungen, nur viel kreativer.