Dankbare Aufgaben

Aufgaben zu stellen und Aufgaben zu erfüllen, ist für viele Menschen, die BDSM leben, sehr reizvoll. Nicht umsonst sind Artikel, die sich mit dem Thema Aufgaben beschäftigen, in meinem Blog oft die mit den höchsten Zugriffszahlen.

Aufgaben faszinieren die Menschen, die an irgendeiner Art Machtgefälle Gefallen finden.

Viele suchen nach immer neuen Ideen, wie sie Aufgaben gestalten können. Wie sie das Thema spannend halten können. Denn wie immer ist auch hier Abwechslung das Salz in der Suppe.

Spannenderweise haben Menschen bei der Kombination „BDSM und Aufgaben“ sofort das Gefühl, nun würde etwas Unangenehmes und Schwieriges auf Sie zukommen. Aufgaben müssen aber nicht immer aussehen wie bei Aschenputtel, wo sinnlos Erbsen oder Linsen sortiert werden müssen, nur um die Prinzessin in spe beschäftigt zu halten oder zu piesacken.

Das kann aber auch ganz anders funktionieren.

So können, je nach Vorliebe der Beteiligten, Aufgaben auch unterstützend sein. Wenn beispielsweise Sub gerne mehr Sport machen möchte, sich aber immer schlecht selber überwinden kann, dann kann eine Aufgabe regelmäßig zum Sport zu gehen die Lösung sein.

Schreibt Sub zwar gerne, nimmt sich dafür aber im Alltag oft zu wenig Zeit, dann kann eine Wortvorgabe pro Tag eine sinnvolle und spannende Aufgabe sein.

Vielleicht trinkt Sub den Tag über zu wenig und eine Aufgabe mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, könnte da Abhilfe schaffen.

Oder Sub muss für eine Prüfung lernen und schafft es nicht immer, sich konzentriert hinzusetzen? Auch dann kann eine Vorgabe von Dom mindestens so und so lange zu lernen, Abhilfe schaffen.

Consent, also Zustimmung, ist im BDSM zentral. Ohne ist es kein BDSM. Aber hier möchte ich das Thema noch einmal besonders hervorheben. Denn gerade bei solchen Aufgaben soll es nie darum gehen, Sub gegen den Willen zu verändern. Hier ist ganz ausdrücklich gemeint, dass diese und ähnliche Aufgaben von Sub selber gewünschtes Verhalten unterstützen oder fördern sollen.

Bleiben wir beim ersten oben erwähnten Beispiel. Es soll Sub durch die Aufgabe „mach mehr Sport“ eben gerade NICHT vermittelt werden „Du bist fett/unsportlich“. Es geht nicht darum, Sub so zu verändern, wie Dom sie oder ihn gerne hätte. Es geht darum, mit solchen Aufgaben gewolltes Verhalten durch eine weitere Motivation zu fördern.

Daher gehen solche Aufgaben auch nicht selten von der devoten Seite der Beziehung aus. Denn wenn Sub sagt „Ich würde gerne mehr Sport machen, kannst Du mich dabei unterstützen und wäre es nicht möglich mir eine Aufgabe zu stellen? Wenn ich es dann schaffe, bekomme ich vielleicht eine Belohnung, schaffe ich es nicht, eine Strafe?“, ist das etwas ganz anderes, als wenn Dom sagt „Ich finde Du solltest mehr Sport machen.“

So lässt sich durch BDSM dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Eine Möglichkeit, die meiner Erfahrung nach zu wenig genutzt wird.

Wenn ihr also auf der devoten Seite steht und auch bei der ein oder anderen Sache Unterstützung wünscht, sei diese Unterstützung auch eher nur symbolisch, um Euch selber etwas zu motivieren, dann sprecht es mal an. Sucht das Gespräch und schaut, ob ihr nicht gemeinsam etwas daraus machen könnt.

Aufgaben dürfen weiter auch fies sein und mehr oder weniger Spaß machen. Aber wie ich euch zeigen wollte, können sie auch sehr konstruktiv und unterstützend sein. Probiert es mal aus.


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Erziehung – Eine Spielart polarisiert

Im BDSM gibt es unzählige Spielarten, Utensilien, Sammelbegriffe und das macht es gelegentlich auch unübersichtlich. Niemand muss aber alles kennen und wissen. Im Gegenteil lernt man immer dazu.

Manche dieser Begriffe und Spielarten sind dabei polarisierender als andere. „Fesseln“ zum Beispiel ist etwas, auf dass sich ganz grundsätzlich viele einigen können. Auch so ganz allgemein „Schlagen“ finden viele gut. Respektive natürlich „gefesselt werden“ oder „geschlagen werden“.

Andere Begriffe und Spielarten machen die einen an, die anderen reagieren eher gleichgültig. Ob jemand gerne Fetischklamotten aus Latex oder Leder trägt, macht andere selten aggressiv oder wird gar vehement abgelehnt.

Dann gibt es aber Themen, bei denen gehen die Meinungen stark auseinander. Es gibt Befürworter, aber oft umso vehementere Gegner. Begriffe oder Spielarten, die polarisieren. DD&LG ist sicher eines davon. 24/7 ist ein anderes, dass oft für kontroverse Diskussionen sorgt. TPE (Total Power Exchange) wäre wohl ein weiteres.

Aber ein kleines und unscheinbares Wort sorgt ebenfalls für heftige Reaktionen, wenn Dom es einer Sub gegenüber (und hier kann ich nur aus der männlichen Dom-Sicht schreiben, denn anders herum kenne ich das Phänomen nicht) erwähnt. Das Wort Erziehung oder gelegentlich auch die Abwandlung Ausbildung.

Eigentlich ein kleines Wort, dass nicht so sehr viel Emotionen auslösen sollte. Aber bei Worten kommt es ja sehr auf dem Kontext an, wie man wunderbar am Wort „feucht“ sehen kann. Ob im selben Satz das Wort „Wand“ oder das Wort „Pussy“ vorkommt, macht hier einen entscheidenden Unterschied. Kontext eben.

So ist es auch mit dem Wort Erziehung. Geht es um ein Pädagogikstudium oder fällt es auf einem Spielplatz, dann ist die Bedeutung entscheidend anders, als wenn es im BDSM-Kontext fällt.

Vor Jahren hätte ich nicht vermutet, dass es so ist. Aber der Begriff der Erziehung ist bei devoten Frauen meiner Erfahrung nach etwas, dass auf große Begeisterung und genau den persönlichen Kink treffen kann. Er kann aber auch vehemente Ablehnung hervorrufen wie „Das haben meine Eltern schob ganz gut erledigt.“ oder „Ich bin doch kein Kind mehr.“ oder „Dann kauf dir doch einen Hund.“.

Viele Menschen scheinen den Begriff mit der Kindheit zu verbinden und das ist verständlich, denn so wird er wohl auch mehrheitlich verwendet und verstanden. Aber der Duden spricht auch einfach von „zu einem bestimmten Verhalten anleiten“. Und das wäre auch meine Definition von Erziehung im BDSM-Kontext. Denn nichts anderes passiert ja oft in Dom-Sub-Beziehungen. Es wird gemeinsam erwünschtes Verhalten definiert und dann dazu „angeleitet“.

Kinder werden heute meist weniger autoritär erzogen als früher. Hier geben Eltern oft ein gutes Beispiel und leiten die Kinder an dem zu folgen. Ganz so anti-autoritär geht es im BDSM nicht. Hier wird natürlich gewollt, dass Regeln aufgestellt und diese auch mit Strafen durchgesetzt werden. Auch hier gibt es also keine Parallele zur Kindererziehung.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass ich den Begriff der Erziehung im BDSM-Kontext mag. Es geht mir in einer festen (Spiel-)Beziehung immer darum zu einem „bestimmten Verhalten anzuleiten“. Ich möchte, dass meine Sub Dinge in unserem Dom-Sub-Verhältnis und in unserem Zusammensein auf eine Art tut, die ich mag und einfordere. Immer im Consent natürlich, aber dennoch nach meinen Vorstellungen. Und das setze ich dann auch durch.

Darüber hinaus geht es mir aber darum nicht nur zu fordern, sondern auch zu fördern. So kann es auf Wunsch und nach Absprache ebenso anregend wie hilfreich sein, wenn Dom Sub mit Verboten, Regeln oder Geboten unterstützt. Beispielsweise kann es die Selbstdisziplin im Bezug auf Süßigkeiten enorm stärken, wenn Dom klare Regeln vorgibt wann oder wie viele davon erlaubt sind. Oder bis wann welche Aufgaben erledigt sein sollen, die Sub erledigen möchte, aber dann doch immer wieder hinaus schiebt.

Erziehung im BDSM muss man nicht mögen oder praktizieren. Jeder und jede wie sie oder er mag. Aber unter der Maßgabe, dass es eben „nur“ darum geht ein gewünschtes Verhalten zu fördern und dazu anzuleiten und unter der Maßgabe, dass es zum Wohle und zur Förderung von Sub dient, ist es für mich etwas Positives.

Der Begriff lässt uns nur eben an die Zeiten denken, als die Eltern gesagt haben „Um acht bist du aber zuhause“ oder „Nein, Du darfst Malte-Torben nicht zum spielen treffen“. Das hat aber im Normalfall nichts mit dem zu tun, wie Erziehung im BDSM-Kontext aussieht.

Also in Zukunft vielleicht weniger Angst vor dem „bösen“ Wort Erziehung haben und sich ein wenig damit beschäftigen, was es in der Praxis bedeuten würde und ob es nicht doch zum Gegenseitigen Lustgewinn ein Teil des eigenen BDSM sein kann.


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Erwartungen treffen auf realen BDSM

Darf Sub Wünsche und Bedürfnisse äußern? Oder widerspricht das in sich schon der Rolle als Sub? Muss man als Sub also willen- und wunschlos sein? Oder zumindest den Willen und die Wünsche nicht äußern, sondern sich komplett dem dominanten Part unterwerfen?

„Aber wenn ich dir meine Wünsche und Fantasien sage, bin ich da nicht so eine Wunschzettelsub?“. Diese und ähnlich spannende Fragen habe ich in letzter Zeit diskutiert. Sie haben mich zum nachdenken angeregt und ich habe dabei wieder einmal viel gelernt.

Wenn man Sub ist, dann sucht man dominante Führung, Abgabe von Kontrolle, nicht entscheiden müssen. Das liegt in der Natur der Sache. Und ja, da scheint es vielleicht gerade als Anfängerin oder Anfänger widersinnig, wenn man nach Wünschen und Fantasien gefragt wird. Schließlich will man ja brav und gehorsam sein. Man will nicht vorgeben was passieren soll. Das soll ja gerade der dominante Part tun. Und gibt es da nicht dieses schlimme Wort „Wunschzettelsub“? Das möchte man ja nun auf gar keinen Fall sein. Denn das ist offenbar das Schlimmste überhaupt.

Nun gut, räumen wir mal mit ein paar Mythen auf. Ich habe es schon gelegentlich gesagt und sage es wieder: der Begriff Wunschzettelsub ist für mich ein Kampfbegriff. Wer ihn verwendet, will damit in den allermeisten Fällen bezwecken, dass jemand seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse aufgibt und hinten anstellt. Ich halte das für grundfalsch und benutze diesen Begriff nie.

Wer jemanden als Wunschzettelsub bezeichnet, der scheut die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber und will das Gegenüber zum Schweigen bringen. Werdet ihr so bezeichnet, dann würde ich an eurer Stelle ganz scharf nachdenken, ob euer Gegenüber eure Aufmerksamkeit, Zuwendung und Zeit wert ist.

Jetzt fragt ihr vielleicht „Ok, aber ich will doch, dass Dom bestimmt. Ist Wünsche äußern dann nicht doch falsch in einer Dom/Sub-Beziehung?“

Nein, finde ich überhaupt nicht. In der Kennenlernphase muss Dom ja überhaupt erst einmal wissen und herausfinden, was Sub mag und was nicht. Klar kann man das per „Trial and Error“ machen oder Dom raten lassen. Einfacher ist es aber, wenn man sagt worauf man steht. Das spart viel Zeit und Nerven und man umgeht viele potentielle Fettnäpfchen.

Vor allem aber liegt in der ganzen Thematik ein grundlegender Denkfehler vor. Ja, Sub möchte, dass Dom entscheidet. Am besten vielleicht von Anfang an. Aber Wünsche zu äußern und Bedürfnisse zu benennen ist ja nicht das Selbe, wie Wünsche und Bedürfnisse nach blieben und nach eigener Ansage erfüllt zu bekommen.

Wenn ich als Dom genau weiß was die Wünsche und Bedürfnisse sind, dann kann ich doch um ein vielfaches besser damit spielen. Ich kann die Erfüllung für Gehorsam in Aussicht stellen. Ich kann die Erfüllung verweigern, wenn ich nicht zufrieden bin. Ich kann die Erfüllung eines Wunsches andeuten und mit der Erwartung spielen, um ihn dann doch nicht zu erfüllen und so weiter.

Dom bestimmt was passiert. Eben auch ob Wünsche erfüllt werden. Dazu muss Dom diese aber kennen und kann so viel effektiver und zum Lustgewinn beider Seite damit spielen. Kennt Dom die Wünsche und Bedürfnisse nicht, ist ihm oder ihr ein sehr spannendes und vielseitiges Instrument genommen.

Daher plädiere ich immer dafür, dass Sub Fantasien, Wünsche und Bedürfnisse vollkommen offen kommuniziert. Meiner Sub gegenüber verlange und erwarte ich das. In der Kennenlernphase genauso wie auch später. Erst wenn ich weiß, worauf Sub heute besonders Lust hat kann ich doch damit spielen und es verwenden. So haben beide etwas davon.

Was wäre vor allem die Alternative? Einen Wunsch nach einer sexuellen Praktik, einer bestimmten Szene oder einer Fantasie immer nur für sich behalten? In der stillen Hoffnung, dass Dom irgendwann von alleine darauf kommt? Und passiert das nicht, dann still und leise frustriert sein, weil dass, was man gerne hätte eben nie passiert? Das kann ja nicht Sinn der Sache sein.

Noch einmal muss ich in diesem Zusammenhang auf meine Bild des Rahmens zurückkommen, in dem wir BDSM leben. Dom und Sub vereinbaren einen Rahmen von Dingen, die zwischen ihnen gewollt und ok sind. Alle gewünschten und erlaubten Praktiken, Fantasien und Szenarien liegen innerhalb des Rahmens. Alles unerwünschte und verbotene außerhalb. Innerhalb des Rahmens hat Dom komplette Verfügungsgewalt. Was außerhalb liegt, ist eben außerhalb und damit außen vor was die Dom/Sub-Beziehung angeht.

Je reichhaltiger dieser Rahmen gefüllt ist, desto mehr Spielraum hat Dom. Desto weniger vorhersehbar ist, was passieren wird. Desto spannender und reizvoller wird das gemeinsame Spiel. Wenn innerhalb dieses Rahmens auch die Wünsche und Bedürfnisse von Sub bekannt sind, dann verbessert und vertieft das nur das gemeinsame BDSM-Erlebnis.

Wenn euch also andere oder eure innere Stimme sagen, dass es als Sub falsch ist Wünsche zu haben und zu äußern, dann hört nicht auf sie. Sie haben unrecht. Offene Kommunikation über Wünsche und Bedürfnisse ist Teil einer gesunden BDSM-Beziehung. Dass am Ende aber nur der dominante Part über die Erfüllung bestimmt eben auch. Und das ist beides gut so.

Haltung statt vieler Regeln

Einer der häufigsten Fehler den Anfänger im BDSM, speziell im D/s machen ist, von Anfang an mit sehr vielen Regeln einzusteigen. Natürlich ist das sehr verlockend. Man hat endlich das passende Gegenstück gefunden und möchte nun alles umsetzen. Am besten alles auf einmal. Vor dieser Falle sind dabei beide Seiten nicht gefeit. Egal ob Sub oder Dom, man möchte am liebsten alles und das sofort.

Aber Regeln sind ein zweischneidiges Schwert. Sie aufzustellen geht schnell. Sie einzuhalten oder von der dominanten Seite aus durchzusetzen bzw. zu kontrollieren, ist wesentlich schwieriger und vor allem zeitaufwändiger. Und diese Kontrolle oder Nachverfolgung ist zentral.

„Du darfst draußen nur diese Art Kleidung tragen und in der Wohnung nur diese“
„Du musst bevor Du jenes tust immer vorher um Erlaubnis frage.“
„Du darfst online nie dieses tun.“
Das kann man alles so regulieren und noch ein Dutzend weiterer detaillierter Regeln aufstellen, wenn beide das mögen. Aber es schränkt ganz extrem ein und ist kleinteilig.

Außerdem muss Dom die Regeln wie gesagt nachverfolgen und kontrollieren. Denn buchstäblich nichts ist für Sub frustrierender als festzustellen, dass sie oder er sich seit Wochen an eine aufgestellte Regel hält, die Dom schon lange vergessen hat. Aber auch für Dom ist es frustrierend, wenn aufgestellte und idealerweise gemeinsam vereinbarte Regeln immer und immer wieder nicht eingehalten werden. Da kommt dann eben nach Tagen oder Wochen schnell Frust auf. Dann lieber gar keine Regeln.

Kurz gesagt: Regeln sind eine Verpflichtung für beide Seiten. Dessen sollte man sich immer bewusst sein und sie daher gezielt und überlegt einsetzen.

Daher konnte ich noch nie nachvollziehen wieso manche Leute denken, dass ihr D/s besonders erfüllend sei, je mehr Regeln es gibt. Wem es gefällt, gerne. Aber mein Weg ist das nicht. Sicher kann man, wie oben am Beispiel gezeigt, fünfzehn Regeln aufstellen um zu klären was Sub alles zu befolgen hat. Am Ende steht man aber womöglich mit einem bis ins Detail verfassten Buch in der Form des BGB da. Dieses Gesetzbuch geht bis Paragraph 2385 und alles ist bis ins letzte Detail rechtsicher definiert. Meine Vorstellung von BDSM ist das nicht.

Einfacher wird es aus meiner Sicht, wenn man eine grundlegende Haltung vermittelt. Eine Erwartung an das Verhalten und die Stellung zueinander in der Beziehung (egal ob feste oder Spielebeziehung). Ein Grundtenor oder eben eine Haltung klärt vieles, dass dann nicht durch die fünfzehn sehr konkreten Regeln geklärt werden muss.

Einfache Sätze können hier viel transportieren. Beispielsweise, „Sub hat Dom gegenüber Demut zu zeigen und Gehorsam zu sein“. Demut definiert der Duden als „Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“. Ja, so habe ich auch geschaut. Jedenfalls lese ich daraus „Einsicht in die begründete Ergebenheit„. Und das definiert doch schon sehr viel.

Gehorsam müssen wir an dieser Stelle nicht noch extra definieren. Das sollte sich von selber erklären.

Ergänzt man das noch mit dem Satz „Sub hat stets für das Wohlergehen und Wohlbefinden von Dom zu sorgen“, ist schon sehr viel abgedeckt finde ich und haben noch keine einzige konkrete Regel aufgestellt.

Ich plädiere hier ganz sicher nicht dafür, dass es keine Regeln im D/s geben sollte. Die muss es geben, sonst wäre es am Ende wohl kein D/s. Aber man soll sich nicht verzetteln und sich der Verpflichtungen die Regeln bedeuten auch bewusst sein.

Wer sich dessen bewusst ist und sagt „Für uns ist es aber toll, wenn wir den Tagesablauf mit vielen Regeln strukturieren“, dann nur zu. Aber damit eine Regel einfach nur aufzustellen ist es eben nicht getan. Da steckt wesentlich mehr dahinter.

Am Ende ist es eine Frage der konkreten Vorlieben und des Geschmacks. Aber für mich gilt: wenn Sub oder Dom den ganzen Tag nur damit beschäftigt sind zu überlegen welche Regel nun wieder einzuhalten sind oder welche Regeln kontrolliert werden müssen, dann bleibt irgendwann der Spaß und die Lust auf der Strecke. Und das wäre ja schlecht.

Also Vorsicht bei der Begeisterung für viele Regeln. Überlegt euch vorher, was euch wichtig ist und was ihr umsetzen bzw. bewältigen könnt. Fangt langsam an und steigert euch wenn ihr mögt. Und denkt daran, dass ihr die einmal aufgestellten Regeln auch noch nach Wochen und Monaten handhaben müsst.

Meine goldenen BDSM-Grundsätze

Ich befasse mich schon lange mit BDSM. Praktisch und theoretisch. Dabei habe ich viel über mich und meine Vorlieben gelernt. Ich habe sie oft hinterfragt, neu sortiert und kommuniziert. Im Laufe der letzten Monate habe ich mir überlegt, ob ich daraus mal eine Aufstellung machen sollte. Eigentlich für mich. Aber am Ende natürlich auch für jeden anderen und jede andere, den es oder die es interessiert.

Am Ende geht es in diesem Artikel vielleicht auch um eine Art Essenz vieler anderer Artikel. Wer diese gelesen hat wird hier vermutlich wenig überraschendes finden. Vielleicht ist es aber gerade in dieser komprimierten Form doch noch einmal spannend.

Was sind also nun die Grundsätze? Fangen wir mal an.

  1. Kommunikation / Absprachen
    Ein Großteil von BDSM ist Kommunikation. Kommunikation bevor man anfängt, also in der Kennenlernphase. Man tastet sich heran und nähert sich einander. Findet heraus, welche Erwartungen und Wünsche das Gegenüber hat und ob man sich in der Hinsicht verstehen könnte.
    Aber auch wenn man BDSM miteinander auslebt, bleibt es immer viel Kommunikation. Verbale und Nonverbale. Denn wenn ich eine Sub schlage oder erniedrige, dann achte ich auf ihre Reaktion. Auch das ist Kommunikation. Kommunikation ist also der Schlüssel für alles. Wenn die nicht harmoniert, dann kann es auch nichts werden. Wenn jemand auf Kommunikation keine Lust hat, dann kann es auch nichts werden. Kommunikation ist zentral.
  2. Rahmen
    Ich habe über den Rahmen in dem wie BDSM leben bereits einen ganzen Artikel geschrieben. Daher halte ich es hier etwas knapper. Wenn man BDSM miteinander auslebt, dann gibt es keine festen Regeln, was dazu gehört und was nicht. Das vereinbart man ganz individuell. Ob BDSM nur beim Sex oder auch im Alltag stattfindet. Ob man ihn für sich oder mit anderen lebt. Welche Praktiken dazu gehören. Welche Worte verwendet werden dürfen und welche nicht. Wer etwas davon mitbekommen darf und wer nicht usw. Für all das gibt es Absprachen. Man vereinbart es und erstellt sich so einen Rahmen der Dinge, die ok sind. Diese Dinge liegen metaphorisch innerhalb des Rahmens. Die anderen Dinge, die nicht ok sind, die liegen außerhalb. Aber da kann es auch in beide Richtungen Bewegung geben. Dinge können hinzu kommen oder weg fallen. Je größer der Rahmen, je mehr er enthält, desto größer der Spielraum den ich habe. Desto größer sozusagen der Werkzeugkasten aus dem ich mich als Dom bedienen kann, weil ich weiß, es ist vereinbart, dass diese Dinge unter uns ok sind. Daher sind diese Übereinstimmungen gut und so wichtig.
  3. Ernsthaftigkeit
    Hier hadere ich selber mit dem Begriff. Eigentlich sagt er nur aus, dass BDSM für mich keine Sache ist, die alle paar Wochen oder Monate mal als Spielerei betrieben wird um die ansonsten etwas langweilig gewordene Beziehung oder nur den Sex aufzupeppen. BDSM ist für mich mehr. Zugegebenermaßen erschließt sich das mittlerweile für die meisten die ich kennenlerne aber auch schon alleine daraus, dass ich mir die Mühe mache einen Blog über das Thema zu schreiben.
  4. Spieltrieb
    Auch hier mangels eines besseren Begriffs eben dieser: Spieltrieb. Damit meine ich, dass es mir sehr wichtig ist den Spaß am Ausprobieren und an der Erforschung der eigenen Vorlieben nicht zu verlieren. Festgefahren in den eigenen Vorlieben und Gewohnheiten zu sein führt schnell zu Frust und auch dazu, dass man sich neuen Menschen und auch neuen Praktiken nicht öffnen kann. Das finde ich extrem schade und ist nicht, was ich mir unter meinem BDSM vorstelle. Ich probiere gerne neues aus, hinterfrage Dinge die „man eben so macht“ und möchte diesen Spieltrieb in meinem BDSM auch in meinem Gegenüber wieder finden.
  5. Offenheit und kein Leistungsdruck
    Ohne Offenheit geht es sowieso nicht. Das sollte jedem klar sein. Aber hier meine ich einen speziellen Punkt. Ich meine die Offenheit und Ehrlichkeit auch mal zu sagen: „Ich kann nicht“ oder „Ich will nicht“. Denn wer als Sub denkt alles aushalten zu müssen, wird unweigerlich fallen. Mutmaßlich in ein tiefes Loch. Dinge die gestern oder vorgestern möglich waren, müssen heute nicht auch möglich sein. Das kommt vor und ist normal. Dann muss man ganz ehrlich mit sich sein und überlegen in wie weit es einem gut tut, sie dennoch auszuhalten. Ich als Dom kann nicht Gedanken lesen. So sehr ich es versuche. Ich bin auf Signale oder eben auf klare Aussagen angewiesen. Nur so haben am Ende beide etwas davon.
  6. Fantasien offen äußern
    A propos Gedanken lesen: ich kann es wirklich nicht. Daher müssen Wünsche und Fantasien auch offen angesprochen werden. Wie soll ich sonst wissen, was im tiefsten Inneren der sexuellen Wünsche so schlummert? Mein Spieltrieb und meine Fantasien sind sehr ausgeprägt. Zur Erfüllung von Wünschen und Bedürfnissen gibt es nur einen sinnvollen Weg: sie ansprechen. Denn echte Gedankenleser sind einfach extrem selten.
  7. D/s mit Anleihen
    Ja, ich lebe D/s. In Varianten und mit diversen Anleihen aus anderen Bereichen. Aber am Ende ist D/s die Überschrift, die am besten zu dem passt, was ich mag. Das heißt auch, dass in meiner Neigung Machtgefälle, Erziehung, Regeln, Strafen und in meinem speziellen Fall Erniedrigung eine große Rolle spielen. Auch da spielt wieder das Thema von eben herein: Ernsthaftigkeit. Ich strafe nicht, weil ich gerade Lust dazu habe. Ich mache aus Lust das, wozu ich Lust habe. Wenn ich aber strafe, dann aus einem Grund und dann muss die Strafe auch wirksam sein. Ebenso verhält es sich mit Regeln. Die sind nicht zum Spaß da und um sie zu ignorieren, wenn man keine Lust auf sie hat. So verstehe ich D/s.
  8. Gemeinsame Entwicklung
    Mein Ideal ist die gemeinsame Entwicklung im vereinbarten BDSM-Rahmen. Sich gemeinsam an neue Themen heran trauen, sich kontinuierlich weiter entwickeln und miteinander wachsen. BDSM ist nicht statisch. Für mich sind ständige Wiederholungen ein und desselben Fetisch, tagein, tagaus nichts. Dazu bin ich viel zu neugierig auf das, was ich noch nicht kenne.

Nun sind es am Ende acht Grundsätze geworden. Ich hatte mal an „Zehn BDSM-Gebote“ gedacht. Aber Gebote klang mir sowieso zu sehr nach Vorgabe und Bestimmung. Hier geht es ja nicht darum jemandem zu sagen was ihm oder ihr an BDSM wichtig ist. Das ist ganz individuell und vielleicht auch so privat wie selten in diesem Blog. Aber vielleicht hilft es euch ja dennoch weiter und gibt ein paar Denkanstöße.

Reiz Keuschhaltung

Keuschhaltung ist für viele im BDSM ein zentraler Bestandteil. Warum das so ist, ist nicht schwer zu erraten, bringt aber auch oft unerwartete Probleme mit sich.

Vermutlich ist der Begriff selbsterklärend. Dennoch kurz zur Bedeutung: Keuschhaltung bedeutet, dass der dominante Part dem devoten Part jeden Orgasmus verbietet. Einzige Ausnahme: Der dominante Part hat ihn vorher genehmigt – dies gilt ausdrücklich auch außerhalb von Session oder bei Vanilla-Sex.

Bei Paaren aus devoten Männern und dominanten Frauen ist diese Praktik vielleicht noch populärer als bei Paaren mit devoten Frauen und dominanten Männern. Aber da ich persönlich mit männlicher Keuschhaltung keine Erfahrung habe, weder aktiv noch passiv, soll es hier vor allem um die Konstellation gehen, in der eine weibliche Sub keusch gehalten wird.

Zu Beginn habe ich geschrieben, es sei nicht schwer zu erraten, warum Keuschhaltung für viele so ein zentraler Punkt ist. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen Aspekte des Reizes dieser Praktik zu werfen. Der Orgasmus ist einfach so ziemlich das Intimste, was wir Menschen haben. Wir lernen ihn zumeist in der Pubertät kennen und mittels Selbstbefriedigung erforschen wir so sehr früh unsere Sexualität.

Dass ein anderer uns da rein redet, ist selten und alleine schon deswegen ungewohnt. Zumal man einem anderen die Kontrolle darüber gibt und selbst jede Kontrolle abgibt, ist eine Erfahrung, die es vermutlich nur im BDSM gibt (ja, ich weiß, das Zölibat. aber da hat ja kein „anderer“ die Kontrolle).

Selbstverständlich ist es ausgesprochen exklusiv, wenn man die Kontrolle über diese ganz persönliche und private Sache abgibt. Noch intimer wird es, wenn das Verbot womöglich sogar noch umfasst, dass man sich im Intimbereich gar nicht mehr selber anfassen darf.

Der Reiz ist also der Eingriff in die eigene Sexualität und diese abhängig vom Wohlwollen seines Gegenübers/Partners zu machen. Ein weiterer Reiz ist aber auch die durch Enthaltsamkeit steigende Libido. Sprich, wer nicht darf, der will irgendwann umso dringender. Das kann den Anreiz noch erhöhen und zu einer neuen Form von Bindung führen. Das mag bei devoten Männern stärker sein als bei devoten Frauen. Aber auch dort bleibt Keuschhaltung keinesfalls ohne Wirkung.

Ein zusätzlicher und besonderer Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Keuschhaltung ist, dass sie bei einer weiblichen Sub fast immer nur über ein Verbot stattfinden muss, während man bei Männern relativ einfach mit mechanischen Mitteln, wie einem Peniskäfig jede Erektion unterdrücken oder schmerzhaft machen kann. Dies ist bei Frauen nicht ohne weiteres möglich: Keuschheitsgürtel für Frauen, die wirklich funktionieren, sind extrem aufwändig und folglich kostspielig und weiterhin so unbequem, dass sie kaum auf Dauer tragbar sind.

Aber wie mir eine mir bekannte Sub sagte, die die Erfahrung mit einem solchen Keuschheitsgürtel gemacht hat, ist die Erfahrung ganz besonders. Sie schrieb mir: „Aber ich bin extrem froh darüber diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich muss zugeben, dass es wirklich noch einmal ein Riesenunterschied ist, ob man die Keuschhaltung ’nur‘ über den Kopf macht bzw. ’nur‘ mit Verboten, oder ob der Sklave oder die Sklavin eben tatsächlich das pure Metall auf der Haut spürt und in jeder Sekunde spürt, dass der Körper nicht mehr ihr gehört oder ihm, dass die Lust nicht mehr ihr oder ihm gehört, sondern dem Herrn oder der Herrin.“.

Über den Reiz und auch die gewünschte oder erwartete Wirkung habe ich nun einiges geschrieben. Allerdings birgt die Keuschhaltung auch einige „Gefahren“, derer man sich bewusst sein sollte. Es ist nämlich keinesfalls so, dass die Lust einfach immer weiter steigt und man es dann irgendwann mit einer bedürftigen, ständig bereiten und willigen Sub zu tun hat.

Meine Erfahrung mit Keuschhaltung besagt, dass auch darauf die Reaktionen völlig individuell sind. Keuschhaltung und die damit gesteuerte Lust funktionieren nicht wie ein Motor, den man bei Bedarf startet und wieder aus macht.

Bei Keuschhaltung auf Distanz habe ich ganze verschiedene Reaktionen erlebt. Beispielsweise die, dass die wenigen Zeitfenster im Alltag neben Haushalt und Kindern, in denen Selbstbefriedigung möglich wäre, dann noch verkleinert werden, weil man um Erlaubnis fragen muss. Das erhöht den Stress und senkt damit die Lust. Reaktion ist, dass die Kontrolle als reine Belastung wahrgenommen wird.

Eine andere Reaktion war, dass die Sub das Gefühl hatte nicht lästig fallen zu wollen in dem sie fragte und daher überhaupt nicht fragte. Oder eben auch die Variante, dass der Kopf einfach sagt, „wenn ich sowieso nicht kommen darf, dann habe ich auch einfach keine Lust mehr“ und sich die Libido komplett runter fährt.

Keine dieser Reaktionen ist gewollt. Weder vom Dom noch von der Sub. Ehe man also in eine dieser Fallen tappt, sollte man miteinander reden und sich Lösungen überlegen. Gibt es Auswege, die die Keuschhaltung dennoch spannend halten? Oder gibt es vielleicht Alternativen?

Eine Alternative ist das schlichte Gegenteil der Keuschhaltung: der Orgasmuszwang. Die Sub wird dabei verpflichtet, sich in bestimmter Häufigkeit zu befriedigen. Ob sie will oder nicht. Der Effekt, nämlich der Kontrollverlust über die eigene Sexualität und Befriedigung ist ähnlich, man umgeht so aber einige der erwähnten „Gefahren“.

Welche Variante man wählt, welche als besonders reizvoll empfunden wird, ist vollkommen individuell. Probiert es einfach aus. Habt aber die möglichen Probleme im Kopf. Weder Dom noch Sub sollten erschrecken, wenn es zu einer der genannten, ungewollten Reaktionen kommt. Einfach darüber reden und kreativ reagieren.

Warum sollte sich eine Frau unterwerfen wollen?

Eine mir sehr wichtige Frau sagt einmal zu mir „seit ich dich kenne weiß ich es“. Das hat mich sehr berührt. Tut es noch. Aber dass Sie es weiß, hilft mir nicht die Frage zu beantworten.

Warum also will sich eine emanzipierte Frau in einer aufgeklärten, westlichen Gesellschaft einem Mann unterwerfen? Ist das nicht total widersinnig? Irgendwie verrückt? Nein, natürlich nicht.

Ich bin kein Psychologe, aber eigentlich liegt die Antwort schon in der Frage. Frauen tragen ganz selbstverständlich viel Verantwortung. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten sind sie meist berufstätig. Wenn sie Familie haben, dann erwartet die Gesellschaft von ihnen natürlich die perfekte Mutter und Ehefrau zu sein. Wie beim jonglieren müssen alle Bälle in der Luft gehalten werden und wehe, es fällt mal einer runter.

Natürlich müssen sie dabei auch immer perfekt aussehen, dafür Sport machen und am besten sieht alles ganz mühelos aus.

Kommen wir noch einmal auf die Frage zurück: warum sollten es Frauen da reizvoll finden sich in einem Lebensbereich fallen zu lassen und die Kontrolle jemandem zu überlassen, der weiß was er tut und dem sie vertrauen?

Nein, ich komme auch nicht drauf.

Spaß beiseite. Einfach mal die Kontrolle abgeben in einem Leben, in dem man sonst ständig am rudern, machen und tun ist, ist einfach sehr befreiend. Man kann sich treiben und Dinge mit sich geschehen lassen. Hat man den richtigen Partner dafür, ist es sogar ganz ohne Risiko. Denn Grenzen werden geachtet. Bedürfnisse werden erfüllt.

Warum machen dass dann nicht alle Frauen so? Nun, es kommt eben ganz auf die Neigung an. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Wünsche. Sich dominieren zu lassen, egal in welcher Form ist eben nicht jederfraus Sache. Und es soll ja jede Frau das machen, was sie mag und ihr gut tut.

Warum tun es aber nicht alle Frauen, die es gerne tun würden? Da liegt das Problem. Es ist nicht ganz so einfach sich einzugestehen, dass man gerne dominiert und „fremdbestimmt“ sein möchte. Wenn auch nur in einem gewissen Rahmen. Schließlich lernen Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft selbständig zu sein und sich nicht abhängig zu machen.

Da ist es nicht ganz so leicht dem inneren Drang nachzugeben, sich einem Partner zu unterwerfen. Da kommen Fragen auf. Zweifel. Scham.

Wie kann es mir gefallen, dass mir gesagt wird was ich tun soll? Wie kann ich es erregend finden, wenn mir Aufgaben, Regeln oder Verbote gegeben werden? Auch da lautet die Antwort: es kann einfach sehr befreiend sein mal die Zügel aus der Hand zu geben. Sich fallen zu lassen.

Wenn ihr also entsprechende Fantasien hat, dann spricht nichts dagegen sich einem dominanten Partner zu unterwerfen. Wer hätte das Recht dass zu verurteilen? So lange ihr keinem schadet, wen geht es etwas an?

Abgesehen von allem anderen ist es ja gerade Emanzipation, dass Frauen tun können was ihnen gefällt und gut tut. So wie es Männer seit Jahrhunderten für sich in Anspruch nehmen. Wenn ihr also diese besondere Freiheit der Unterwerfung genießen wollt, dann seid emanzipiert und tut dass, was euch gut tut.

Neben allen sexuellen Aspekten kann es eben sehr befreiend sein in einem kontrollierten Rahmen die Kontrolle abzugeben. Wie weit das geht, wie tief ihr da gehen wollt, wo ihr Grenzen ziehen wollt. Dass ist alles ganz individuell.

Wundern wir uns also nicht, wieso ausgerechnet in unserer aufgeklärten Gesellschaft scheinbar so viele Frauen die Lust an der Unterwerfung entdecken. Es ist einfach eine Reaktion auf die Anforderungen und Ansprüche, die der Alltag an Frauen stellt.

Nichts daran ist irgendwie verwerflich oder abzulehnen. Wer dieses Bedürfnis in sich entdeckt, der darf dem nachgehen und auch nachgeben. Wer es nicht hat muss auch nicht denken, dass etwas schief läuft. Achtet einfach auf dass, was ihr euch wünscht. Wägt ab und fühlt euch nicht schuldig dem auch einfach mal nachzugeben.

Niemand hat das Recht einer Frau zu sagen, was ihr im Bett, in den eigenen vier Wänden oder in der Beziehung zu gefallen hat und was nicht. Darüber sind wir zum Glück in unserer Gesellschaft hinaus. Oder sollten es sein.

Also meine Damen: nur Mut und unterwerft euch, wenn es auch glücklich macht.

Dominant ist nicht gleich Dom

Neulich erzählte mir eine Frau „Er sagte er sei dominant und diese ganzen Begriffe und Regeln würden ihn nicht interessieren. Er würde sich nehmen was er wolle und ich solle einfach spuren.“.

Wenn beide dass so wollen, dann sollen sie es so machen und glücklich werden. Viele da draußen sind dominant. Noch viel mehr halten sich für oder geben sich dominant. Aber mit BDSM und der Rolle des Dom oder der Domina hat das nichts zu tun.

Wie wir alle wissen sind Dom oder Domina etc. keine geschützten Begriffe. Jeder kann sich so nennen. Von dieser Freiheit machen auch viele Gebrauch und nennen sich so, obwohl sie wenig oder keine Ahnung haben.

Andere, wie im Eingangsbeispiel, wollen mit den Begriffen nichts am Hut haben. Auch gut.

Meine Warnung geht nur an die Menschen, die sich in die Hände solcher Leute begeben. Nur weil jemand sich selber für dominant hält, ist er oder sie kein Dom oder keine Domina. Zu dieser Rolle gehört mehr als jemand anderen mies zu behandeln, zu benutzen und dann weg zu schicken.

Wer in die dominante Position im Rahmen von BDSM schlüpft, sollte wissen, dass dazu mehr gehört als nur zu tun was man will und sonst keine Rücksichten zu nehmen.

Es gehören Verantwortung und Aftercare dazu. Es gehören Absprachen und Einhaltung von Grenzen, Tabus und des vereinbarten Rahmens dazu. Es gehört dazu, dass man zumindest darüber spricht ob man Sicherheitsmaßnahmen wie ein Safeword nutzen möchte. Überhaupt gehört viel Kommunikation dazu.

Das ist natürlich unbequem für die, die einfach nur ihren Spaß und sonst ihre Ruhe haben wollen. Die einfach nur die schnelle Nummer suchen und ansonsten von dem ganzen Kram nichts wissen wollen. Klar, denn dem Spaß steht Verantwortung natürlich im Weg.

Das Gegenüber einfach nur zur Befriedigung der eigenen Lust zu benutzen und dann ohne Rücksicht auf dessen Gefühle weg schicken oder fallen lassen, kann im BDSM-Kontext im Einzelfall mal vorkommen. Es darf aber nicht zur Regel werden. Denn der devote Part begibt sich in die Hände des dominanten Parts und darf erwarten aufgefangen zu werden.

Bewusst und willentlich den Anderen in seinem Gefühlschaos alleine lassen, absichtlich und gefühllos den anderen in Tränen aufgelöst quasi weg werfen ist kein BDSM. Das ist im besten Fall Gleichgültigkeit und im schlimmsten Fall Missbrauch.

Wer es sich leicht macht und sagt „ach, diese Begriffe und Regeln sind mit egal, ich bin einfach dominant“, der soll das tun. Wer sich aber auf so jemanden einlässt, der muss wissen, zwischen den Zeilen bedeutet so eine Aussage oft „ich will einfach nur machen worauf ich Lust habe und dafür keine Verantwortung übernehmen“.

Nicht jeder der solche Aussagen macht muss es böse meinen. Vielleicht ist es auch einfach eine Scheu sich tiefer mit BDSM zu beschäftigen. Aber oft stecken hinter solchen Aussagen leider Arschlöcher, die eben nur den Spaß und nicht die Verpflichtungen wollen.

Damit sollen natürlich nicht alle heilig gesprochen werden die sich Dom oder Domina nennen. Auch da gibt es schwarze Schafe. Aber bei Menschen die so offen sagen was sie ablehnen, muss jeder Mensch wissen woran er oder sie ist.

Denn ein Mensch, der BDSM ernst nimmt, der wird euch zumindest anbieten ein Safeword zu verwenden. Der wird es nicht ablehnen, wenn ihr euch covern lassen wollt. Der wird sich an den Rahmen halten den ihr miteinander vereinbart habt. Der wird euch nicht gleichgültig raus werfen wenn ihr emotional aufgelöst seid.

Ein solcher Mensch wird euch auch Mitspracherecht geben und nicht verlangen, dass ihr einfach nur spurt und sonst den Mund haltet. Leider ist es ein immer noch weit verbreiteter Irrtum, dass devote Menschen einfach alles mitmachen müssen ohne selber etwas zu sagen zu haben.

Im konkreten BDSM-Kontext hat natürlich der dominante Part das Sagen. Aber auch da gibt das Safeword dem devoten Part eine kleine Steuerungsmöglichkeit.

Außerhalb des BDSM-Kontextes aber muss es Möglichkeiten geben sich zu äußern. Da muss es die Gelegenheit geben Wünsche und Bedenken anzubringen. Wer das abbügelt mit „Du musst spuren“, vor dem solltet ihr schnell und weit weg laufen.

BDSM in den Zeiten von Corona

Social Distancing ist eines DER Schlagworte im Moment. Wir bemühen uns aktuell alle, uns nicht zu nahe zu kommen und wenn überhaupt, dann mit Masken. Damit meine ich nicht die aus der Fetisch-Ecke. Obwohl, wer weiß welche neuen Fetische sich nun daraus wieder entwickeln.

Aber ihr wisst natürlich was ich meine. Raus gehen, daten, Freunde treffen, tanzen gehen und auch BDSM ausleben ist aktuell schwer bis gar nicht möglich. Zumindest nicht auf die herkömmliche Weise.

Was also tun, wenn man BDSM ausleben möchte, der Partner oder die Partnerin aber aktuell weit weg und außer Reichweite ist? Wie man BDSM auch aus der Entfernung ausleben kann, habe ich in meinem Artikel über BDSM 2.0 beschrieben.

Wer daran Spaß und Lust hat, der kann solche Dinge natürlich nutzen. Manche sind aber aktuell eher sinnlos. So sind viele Leute derzeit viel zu Hause. Da ist die Kontrolle des Aufenthaltsortes eher weniger spannend.

Eine andere Idee ist zum Beispiel, virtuell oder vor einer Cam eine Art Session abhalten. Da ist viel Fantasie gefragt und dies kann den realen Kontakt natürlich auch nicht ersetzen.

Aber ein ureigener Bestandteil von D/s sind ja Aufgaben. Die sind weiterhin machbar und viele von ihnen sind dafür gedacht sie alleine umzusetzen. Genauso wenig sind sie ein Ersatz für den persönlichen Kontakt, aber wenn wir ehrlich sind, den gibt es auch nicht.

Ein Klassiker sind natürlich Fotoaufgaben. Sub bekommt genaue Vorgaben, welche Art Foto bis wann erstellt werden soll. Hierbei kommt es nicht darauf an, dass irgendwelche überzogenen Qualitätsmerkmale erfüllt werden. Der Reiz liegt in der gegenseitigen Aufmerksamkeit und Mühe, die man sich gibt.

Weitere Möglichkeiten sind Klammern, Plugs oder Liebeskugeln, die Sub zuhause oder für Mutige auch beispielsweise beim Einkaufen tragen kann. Natürlich immer an die persönlichen Grenzen und Erfahrungen angepasst. So ein Plug bei REWE an der Kasse oder eine zwickende Klammer in der Gemüseabteilung stehend, kann den Einkauf schon würzen.

Für die Kreativen unter den Subs gibt es die schöne Möglichkeit als Aufgabe eine Geschichte oder eine besondere Fantasie aufschreiben zu müssen. Beides kann später wunderbar als Vorlage für spannende Gespräche und vielleicht sogar neue gemeinsame Ideen dienen. Wer weiß, ob nicht sogar etwas dabei herauskommt, dass man veröffentliche kann.

Was auch in der aktuellen Lage wunderbar funktioniert sind Kleidungsvorschriften. Seien es einzelne Teile oder ganze Outfits. Eurer Sub die zu tragende Kleidung vorzuschreiben ist problemlos machbar und sogar dann umsetzbar, wenn sich einer oder beide in Quarantäne befinden.

Ebenfalls ein immer wieder gern genommenes Mittel zur Disziplinierung und als nicht zu unterschätzenden Aufgabe ist das Edging. Was ist das? Edging bedeutet, sich selbst befriedigen zu müssen in dem Wissen nicht kommen zu dürfen. Dabei gilt es so weit zu gehen, wie es möglich ist und dann aufzuhören. Wohlgemerkt natürlich, ohne zu kommen. Es gilt hier den sogenannten „Point of no Return“ zu finden und so nahe wie möglich ran zu kommen und ohne, naja, zu kommen.

Edging ist dabei variabel einsetzbar. Beispielsweise kann es abwechselnd mit Keuschhaltung eingesetzt werden. Also zeitweise sich überhaupt nicht anfassen dürfen und dann wiederum eine Zeit lang drei-, vier- oder fünfmal am Tag „edgen“.

Ein letzter Tipp sollen Toiletten-Vorgaben sein. Etwas, das im Alltag furchtbar schnell sehr anstrengend wird, kann aber in der erzwungenen Zeit zuhause ganz gut funktionieren. Sollten Dom und Sub also beide die meiste Zeit zuhause sein, dann ist die Variante, um Erlaubnis fragen zu müssen ob und wann man auf die Toilette gehen darf plötzlich umsetzbar. Genauso auch die Vorgabe in welchem Zeitraum wie viel getrunken werden muss, lässt sich plötzlich machen. Wer mag kann daraus ein spannendes Spiel machen, dass im Berufsalltag nie funktionieren würde.

Dies sollen nur ein paar Beispiele sein, um eure Fantasie anzuregen. Selbstverständlich erheben sie keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder auch nur besondere Originalität. Macht das Beste daraus, um durch diese schwierige Zeit zu kommen und euch dennoch die Freude und die Lust an BDSM zu erhalten.

Je mehr Regeln, desto besser?

Eine der spannendsten Fragen bei Neulingen im BDSM ist immer die nach den Regeln. Welche Regeln stelle ich auf? Wie setze ich sie durch? Was mache ich, wenn sie gebrochen werden?

Gerade wer neu auf dem Gebiet ist und sich bisher vielleicht nur in der Fantasie mit BDSM beschäftigt hat, kann da oft nicht genug bekommen. Doms tendieren dann dazu den Alltag von Sub mit Regeln bis ins Detail zu bestimmen. Ebenso wie Subs gerne noch die ein oder andere Regel einfordern. Einfach um endlich zu spüren wie es ist, wenn man diese äußere Macht und den Kontrollverlust erlebt, die bisher nur in der Fantasie existierten.

Aber ist es sinnvoll so viele Regeln wie nur möglich aufzustellen? Am Anfang klingt das sehr verlockend:

  • nach dem Aufstehen direkt per Messenger melden
  • nie Hosen tragen
  • nie Unterhosen tragen
  • keine Röcke die übers Knie gehen
  • jedes Mal um Erlaubnis fragen, ob man auf die Toilette gehen darf
  • fragen, ob man sich befriedigen darf
  • fragen, was man essen darf
  • tagsüber verschiedene Aufgaben erledigen
  • jedes Outfit per Bild absegnen lassen
  • fragen, ob man nach der Arbeit mit Kollegen etwas trinken gehen darf
  • jedes Getränk genehmigen lassen
  • sich vor dem Schlafengehen abmelden usw.

Es ist schnell ersichtlich: So etwas wird schnell zur Hauptbeschäftigung. Beruf, Kinder, Freunde oder Hobbys kann man da gleich ganz vergessen. Und das gilt sowohl für Dom als auch Sub. Denn aufgestellt sind Regeln schnell. Wer aber nicht fast ebenso schnell für Frust bei Sub sorgen will, muss diese Regeln auch durchsetzen und verfolgen.

Da genügt es also nicht zu sagen „Du machst ab jetzt immer das und das“. Denn wenn Sub sich wochenlang an eine Regel hält und dann merkt, dass Dom sie vergessen hat oder sich nicht dafür interessiert, dann ist der Frust groß. Mit Recht.

Machen mehr Regeln also wirklich auch mehr Spaß? Meiner Erfahrung nach nicht. Wie gesagt, artet es schnell in Stress aus, wenn man in wirklich jeder Lebenssituation überlegen muss „Wie war das? Was darf ich?“. Oder eben von Dom-Seite „Was hatte ich noch verboten?“.

Da gehen die Leichtigkeit und der Spaß an der Sache schnell verloren und gerade am Anfang ist der ja das A und O. Denn wer neu einsteigt und merkt, dass das alles keinen Spaß macht und nur anstrengend ist, der hört auch schnell wieder auf. Da ist es im BDSM wie mit dem Fitnessstudio oder dem Joggen. Genau wie dort gilt, auch beim BDSM langsam anfangen und dann steigern.

Überhaupt spricht für mich bei sehr vielen Regeln viel für Flexibilität.

Mein liebstes Beispiel sind da immer die Kleidungsvorschriften: Wer einer Frau vorgibt, dass sie ab sofort nie wieder Hosen tragen darf, sondern nur noch Röcke oder Kleider. Und in Verbindung damit aber auch nie wieder Unterhosen… Wie soll ich sagen? Der übersieht da einfach die Realität zu Gunsten des Kopfkinos. Mindestens einmal im Monat wird das sehr unschön. So ein Tampon oder eine Binde muss ja irgendwie halten.

Davon abgesehen gibt es Gelegenheiten, wo „unten ohne“ unpassend ist. Es gibt Wetterverhältnisse bei dem diese Regel die Gesundheit gefährdet und es gibt einfach auch Momente in denen Frau sich einfach so mal weniger Luftigkeit wünscht.

Jetzt soll es im D/s nicht immer nur um Wünsche gehen und Dinge sollen auch mal schwer fallen, aber ihr versteht was ich meine.

Solche Regeln kann man spannend finden. Man kann sie sich aber auch betrachten und überlegen „Für welche Fälle wird so eine Regel wirklich relevant?“. Klar, als Dom greift man dann gerne mal unter den Rock. Aber muss Sub sich deswegen sieben Tage der Woche danach richte und das sogar, wenn man sich gar nicht so häufig sieht?

Ich halte es immer so, dass ich im Bedarfsfall sage was sie tragen oder nicht tragen soll. Dafür braucht es keine Regel, die im Zweifelsfall eben sehr viel mehr Mühe macht, als sie am Ende an Freude wert ist.

Natürlich kann das jeder handhaben wie er und sie will. Was ich sagen will ist, dass der Umstand und der Aufwand den eine solche Regel bedeutet auch immer dem Ertrag an Freude und Lustgewinn der Beteiligten irgendwie entsprechen muss. Blöd gesagt, bei Wind und Wetter, auch während der Periode und das ganze Jahr kein Höschen tragen, damit Dom drei oder auch zehnmal unter den Rock greifen kann und dort keines vorfindet… Das finde ich überzogen.

Da bin ich wie gesagt lieber flexibel. Andere mögen das aber anders sehen. Das ist jedem selbst überlassen.

Meine Meinung zum Thema Regeln ist aber „Weniger ist mehr“ und ich war erfreut bei einer Umfrage neulich bei Twitter zu sehen, dass es in dieser Filterblase viele ähnlich sehen:

Bedenkt bei Regeln einfach, dass sie auch eingehalten und durchgesetzt werden müssen. Und da vermutlich keiner von uns Vollzeit Dom oder Sub ist, darf das nicht ausarten. So heiß ihr auch darauf seid all diese tollen Dinge endlich auszuprobieren: Lasst euch Zeit und steigert euch langsam. Probiert euch aus, was funktioniert für euch, was klang in der Fantasie besser? Seid auch nicht zu stolz eine Regel wieder zu kassieren, wenn sie nicht funktioniert.

Es ist übrigens oft keine dumme Idee Regeln aufzuschreiben, damit man sie nachlesen kann. Sowohl für Dom, als auch für Sub. Das hilft den Überblick zu bewahren.

„Aua ist kein Safeword“

Ein alter Gag in BDSM-Kreisen lautet „Aua ist kein Safeword.“. Tatsächlich steckt darin aber sehr viel Wahrheit.

Aber zuerst einmal: was ist ein Safeword? Ein Safeword ist eine Sicherheitsmaßnahme im BDSM. Es ist ein Wort, dass der devote Part benutzen kann um das Machtgefälle zu durchbrechen und zu signalisieren, dass er die Situation beenden möchte. Im Idealfall benutzt man dazu ein Wort, dass in der Situation völlig fremd und fehl am Platz wirkt. Eben, damit es sofort ausfällt.

Und damit kommen wir zurück zum Gag im ersten Absatz. In einer BDSM-Situation ist „Aua“ natürlich etwas dass vorkommen kann. Und „Aua“ soll es ja teilweise machen. Daher ist „Aua“ ein ungeeignetes oder eben gar kein Safeword. Viele verwenden dagegen das Wort „Mayday“ oder etwas völlig fremdes, dass in einer BDSM-Situation unpassend ist und nicht gesagt wird. Das kann alles sein „Kürbis“ oder „Apotheke“ oder was ihr wollt.

Wichtig ist bei der Wahl des Safewords nur, dass es euch im entsprechenden Moment auch einfällt. Und dass es leicht auszusprechen ist. „Rhododendron“ oder „Xylophon“ sind also eher unpraktisch.

Warum aber braucht man ein Safeword? Nun, es kann in jeder BDSM-Session eine Situation entstehen, in der sich der devote Part unwohl fühlt und die Situation beenden möchte. Diese Möglichkeit muss der devote Part IMMER haben, wenn er das möchte. Das ist der Konsens im BDSM. Der devote Part gibt die Macht zeitweilig ab, ist aber natürlich nicht völlig rechtlos. Auch diese Formen gibt es zwar, darum soll es hier aber heute nicht gehen.

Übrigens ist es auch sehr wichtig festzuhalten, dass das Nutzen eines Safewords keine Schande ist. Weder der dominanten noch der devote Part müssen etwas falsch gemacht haben wenn das Safeword zum Einsatz kommt. Keine der beiden Seiten sollte den Einsatz des Safewords als Problem oder gar als Niederlage sehen. Allerdings sollte man, wenn es eingesetzt wurde darüber reden. Klären, was los war, damit beide aus der Situation lernen können.

Was ist aber, wenn der devote Part in der Session nicht reden kann? Sei es wegen eines Knebels oder weil der Mund zugehalten wird? Für diese Fälle sollte man ein Klopfzeichen ausmachen. Auch in dieser Situation muss für den devoten Part eine Möglichkeit bestehen auszusteigen.

Damit das auch gesagt wurde: wer als dominanter Part weiter macht obwohl der devote Part es mit Safeword beenden wollte, der begeht Missbrauch. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe es oben schon erwähnt. Es gibt auch die BDSM-Spiele, in denen beide absichtlich auf ein Safeword verzichten. Warum? Beispielsweise, weil sie Grenzen ausloten wollen und der devote Part die Erfahrung sucht absolut und vollkommen in den Händen des anderen zu sein.

Das kann man machen. Aber das ist absolut nichts für Anfänger. Wer auf Safewords oder andere Sicherheitsmaßnahmen komplett verzichtet, der verlässt den Boden von SSC und begibt sich in den Bereich von RACK. Das kann man machen. Aber man sollte genau wissen was man tut.

Ebenfalls zu beachten ist natürlich auch, dass es Spiele gibt, die man nicht abbrechen kann. Die, wenn man sie einmal angefangen hat, einfach ausgehalten werden müssen. Solche Spiele nennt man Tunnelspiele. Ich habe mich neulich in einem Artikel damit beschäftigt.

Kommen wir aber noch zu einer Variante, die ich persönlich bevorzuge. Der sogenannte Ampelcode. So lange alles im grünen Bereich ist, gibt es keinen Grund etwas einzuwenden. Kommt der devote Part aber in die Situation, dass etwas zu heftig wird, zu schmerzhaft oder sonst irgendwie zu schwer, dann sagt er „Orange“. Wie wenn eine Ampel auf Orange springt. Für den dominanten Part ist dass das Signal etwas langsamer zu machen oder nicht fester zuzuschlagen. Die Session kann aber weiter laufen.

Kommt es aber so weit, dass der devote Part wirklich abbrechen möchte, dann kann er das Stopsignal setzen und „Rot“ sagen. Damit signalisiert der devote Part dem dominanten Part „Ich will, dass das sofort aufhört.“ Wie eben auch bei der Benutzung des Safewords.

Für mich persönlich ist das angenehmer. Denn es bietet mehr Möglichkeiten der Steuerung. Für mich und für die Sub. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Jeder entscheidet sich da für die Methode, mit der man sich am wohlsten fühlt.

Abschließend sei noch einmal gesagt: als Sub auf ein Safeword zu bestehen ist völlig ok. Gerade als Anfänger wäre es sogar unvernünftig darauf zu verzichten.

Das Safeword dann auch zu benutzen ist keine Schande. Und es muss auch nicht das Ende der Session bedeuten. Man muss danach nur vernünftig miteinander reden, sehen wo das Problem lag und dann, je nachdem was beide wollen, weiter machen oder sich doch lieber auf ein andermal vertagen.

Und wie gesagt, ein Safeword zu missachten ist kein Kavaliersdelikt. Wer das tut, der missbraucht mindestens seine Macht oder begeht sogar eine Straftat.

Wie viel BDSM ist richtig?

Manche sperren ihre BDSM-Partner tagelang in Zellen oder Käfige. Andere wiederum leben BDSM nur in einzelnen Sessions für ein paar Stunden und das nur alle paar Wochen. Manche definieren ihren ganzen Alltag durch BDSM. Für andere ist es nur eine Spielart während des Sex.

Was ist nun richtig? Was ist echter BDSM und was vielleicht nur Mode?

Ok, ich kläre das gleich mal auf, auch auf die Gefahr hin, dass dann manche gar nicht weiter lesen. Es gibt kein richtig oder falsch. Oder zumindest keines, dass jemand von außen beurteilen sollte, könnte oder dürfte.

Richtig ist das, was die richtig finden, die es betrifft. Und natürlich das, womit man keinem schadet. Schadet man jemandem, ist es falsch.

Dennoch gibt es aber im BDSM immer die Frage „Mache ich das richtig?“.

Manche Leute lieben Spanking. Die treffen sich mit mehr oder minder Fremden zu Sessions und lassen sich auf deutsch gesagt den Arsch versohlen. Dann fahren sie wieder nach Hause und haben Sex mit dem Partner.

Wieder andere leben BDSM als Paar, vereinbaren gewisse Regeln und verstoßen dann absichtlich dagegen. Natürlich nur um dann die verdiente und gewünschte „Strafe“ zu bekommen.

Ich persönlich stelle gerne Regeln auf, erwarte dann aber auch die Einhaltung und bestrafe dann aber auch bei Zuwiderhandlung mit Dingen, die dem Gegenüber keinen Spaß machen, sondern sie wirklich bestrafen sollen. Mir als Dom stellen sich die Nackenhaar auf, wenn ich mir vorstelle, dass eine Sub absichtlich etwas falsch macht um „bestraft“ zu werden. Das widerspricht meiner Vorstellung von BDSM. Aber es ist eben nur meine Vorstellung. Und so wie ich BDSM so lebe, wie ich es möchte und mir Partnerinnen suche, die es genauso wollen. So darf das jede und jeder andere auch.

Aber ist irgendetwas davon richtig? Das ist eigentlich schon oben beantwortet. Für mich ist ein Treffen bei dem ich einer Sub den Arsch versohle, sonst nichts passiert und wir beide wieder gehen, falsch. Das ist für mich persönlich nicht genug BDSM. Weil es meiner Neigung einfach nicht entspricht. Für andere mag es genau richtig sein.

Für manche mag es auch genau richtig sein in Fetisch-Kleidung auf eine Party zu gehen und sich dort nur bewundern zu lassen. Zuhause finden nach Sex mit dem Partner statt. Auch Fetisch kann schließlich BDSM sein. Für mich wäre es zu wenig.

Dafür gibt es sicherlich genügend Leute sie sagen, Regeln aufstellen und bestrafen? Wo ist denn da der Spaß? Ich brauche Fetischpartys, öffentlichen Sex und schwere körperliche Strafen. Denen wiederum ist das zu wenig was ich auslebe.

Wie groß der Anteil an BDSM im Leben ist, ist also ganz individuell. Oft hängt es auch von den Lebensumständen ab, die aktuell nicht mehr zulassen. So wollen beide vielleicht den D/s-Anteil erhöhen und mehr Kontrolle in den Alltag integrieren, es ist aber schwer mit den Lebensumständen vereinbar. Daran muss man arbeiten.

Aber auch BDSM als Würze für das Sexleben und dann nur alle 14 Tage, kann in Ordnung sein. Wenn beide damit zufrieden und glücklich sind.

Ebenso wie das Modell, dass man jedes Wochenende auf irgendwelche BDSM-Partys in der Grand Opera oder im Catonium verbringt. Solche Leute sind nicht bessere BDSMer als andere.

BDSM ist vielfältig. So vielfältig wie die Menschen die es leben und deren Vorlieben. Es gibt das „richtige BDSM“ so wenig, wie es die eine richtige Pizza gibt. die Geschmäcker sind verschieden. Und genauso, wie ihr euch beim bestellen der Pizza von anderen nicht erklären lasst welche Pizza nun die eine richtige ist, die ihr bestellen müsst, verhält es sich auch mit BDSM.

Und auch ob ihre jede Woche Pizza esst oder nur einmal im Monat, ist genauso individuell wie die Häufigkeit in der ihr BDSM lebt. Aber wenn ihr mit einem Partner zusammen eine Pizza teilen wollt, dann muss sie auch beiden schmecken. Ob dann Sardellen oder Champignons oder nur Salami drauf sein soll, dass muss vorher geklärt werden.

BDSM ist also quasi Pizza. Nur mit weniger Käse. Naja. Nicht ganz. Aber ich denke, ich versteht, was gemeint ist.