Dom? Kann ich das?

Herzlichen Glückwunsch an jeden Menschen, der sich diese Frage stellt. Denn sie zeugt von Reflexion und Selbstkritik. Im BDSM-Kontext Dom zu sein ist nämlich etwas, das man nicht aus dem Ärmel schüttelt und das jede oder jeder problemlos in Perfektion abliefern könnte. Im BDSM so als Dom auftreten oder so dominant zu sein, dass auch der devote Part daraus einen Gewinn zieht, erfordert ein paar Eigenschaften und Engagement.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gehört habe, dass Männer während des Datings auf die Offenbarung, die Frau sei devot, geantwortet haben, sie würden auf BDSM stehen und dass sie selbstverständlich dominant seien. Auf der anderen Seite habe ich auch oft von Frauen gehört, dass sie sich die dominante Rolle nicht zutrauen. Sich fragen, ob sie das können. Einfach aus Sorge, es nicht glaubwürdig oder für das Gegenüber befriedigend „rüberbringen“ zu können. Quasi also „was, wenn ich darin nicht gut bin und es dem Gegenüber nicht gefällt?“.

Wie so oft, liegt die Antwort in der Mitte. Die dominante Rolle im BDSM ist keine Geheimwissenschaft, die erst nach jahrzehntelangem Studium in dunklen Kerkern gemeistert werden kann. Obwohl, darüber muss ich nochmal nachdenken. Nein, Spaß beiseite. Die dominante Rolle ist aber eben auch nichts, dass jede oder jeder sofort und aus dem Bauch beherrscht und damit „abliefern“ kann.

Fangen wir mit der Frage an, warum ihr euch überhaupt fragt, ob ihr Dom sein könnt. Habt ihr von euch aus dominante Fantasien? Erregen euch in eurem Kopfkino Bilder oder Szenen, in denen ihr jemanden dominiert? Oder stellt ihr euch die Frage, weil euch jemand von der eigenen BDSM-Leidenschaft erzählt hat und ihr euch nun grübelt, ob ihr diese Rolle einnehmen könntet?

In ersten Fall besteht ein eigenes Interesse aus sich heraus an dem Thema. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfüllende BDSM-Erfahrung. Im zweiten Fall scheint es so, als wärt ihr erst durch einen äußeren Impuls auf die Idee gekommen. Das bedeutet nicht, dass die Rolle nichts für euch ist. Aber dennoch würde ich vor einer realen Umsetzung dringend zu einiger Recherche und Beschäftigung mit dem Thema raten. Ihr tut sonst weder euch, vor allem aber eurem Gegenüber einen Gefallen, wenn ihr in eine Welt stolpert, ohne deren „Regeln“ und „Naturgesetze“ zu kennen.

Denn anders, als bei einer Stellung, die man noch nicht ausprobiert hat oder einem Kink, wie Sex in der Öffentlichkeit, die man einfach gemeinsam ausprobieren kann, bedarf es bei der Rolle des Doms im BDSM einiger Fähigkeiten und im Laufe der Zeit dann Erfahrungen.

Dom übernimmt für den devoten Part Verantwortung. Denn der devote Part gibt, je nach Spielart viel oder sehr viel Kontrolle an Dom ab. Dieser Verantwortung muss Dom sich im ersten Schritt bewusst sein und im zweiten Schritt muss Dom ihr gerecht werden. Darüber sind sich viele, die leichtfertig sagen „klar kann ich dich dominieren“ schlicht nicht im Klaren und scheitern dann in der Folge gerne daran.

Damit haben wir aber nur die absolute Mindestvoraussetzung für BDSM angesprochen. Seid euch bewusst, ihr übernehmt Verantwortung und seid bereit dafür!

Ein weiterer Punkt aber, in dem BDSM anders ist, als andere sexuelle Spielarten und daher die Dom-Rolle besondere Herausforderungen stellt, als andere Sexpraktiken: die Dom-Rolle braucht unbedingt und immer Initiative!

Wenn ihr eure Partnerperson oral befriedigt, dann kann diese immer mal einen Hinweis geben „mach doch mal lieber mehr das oder mehr so“. Wenn ihr gemeinsam eine neue Stellung ausprobiert oder eine Fantasie auslebt, dann ist es immer möglich, zwischendrin zu sagen „wollen wir es mal so oder so probieren“. Dadurch mag immer ein wenig sexuelle Spannung verloren gehen, aber es bleibt doch weiter heiß.

Wenn im BDSM die devote Person der dominanten Person sagen muss „könntest Du nicht mal wieder dieses oder jenes mit mir machen“ oder „mach doch mal mehr davon“, dann ist für die devote Person gefühlt 95% der sexuellen Spannung dahin. Denn genau das will die devote Person ja nicht. Sie will nicht sagen, was gemacht werden soll. Dabei ist es völlig egal, ob die devote Person das im Vorfeld initiieren oder währenddessen korrigieren muss. Der Kick, den es eigentlich geben sollte, ist meist einfach dahin.

Im Gegensatz zu „mach doch mal ein bisschen mehr so“ bei einer Sexstellung, wobei sich danach wieder fallengelassen werden kann, ist für eine devote Person, die eine dominante Person anleiten und animieren muss, der Hauptteil der Lust verloren.

Ja, aus solchen Konstellationen können mit Zeit und Geduld erfüllende BDSM-Beziehungen entstehen. Das will ich nicht ausschließen. Wenn ihr also wirklich neugierig seid und sagt, „ich hatte bisher aus mir heraus nicht die Idee, aber jetzt bin ich neugierig“, dann stürzt euch in diese neue Welt, lernt ihre „Regeln“ und „Naturgesetze“, aber seid euch bewusst, dass ihr lernt. Behauptet nicht etwas zu sein, dass ihr (noch) nicht seid, sondern bekennt euch dazu, dass ihr gerade in eine ganz neue Rolle einsteigt, statt voller Überzeugung zu behaupten „klar kann ich das“.

Aber wie bereits erwähnt: meinen Glückwunsch, dass ihr euch die Frage überhaupt stellt. Denn viel zu viele stellen sie sich nicht und sind voller Überzeugung, sie wären von Natur aus ein Dom. Quasi durch Geburt und vermeintlich „passenden“ Geschlechtsorganen.


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Monogamie, Polyamorie, offen oder à la carte?

In früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten war der Deal meist klar. Es wird geheiratet, oft aus wenig romantischen Gründen, sondern eher aus Vernunft. Der Bauernhof musste beispielsweise an die nächste Generation übergeben werden. Da wurde irgendeine gebärfreudige junge Frau gesucht, die wiederum auf ihrem Hof als Erbin aufgrund ihres Geschlechts natürlich nicht infrage kam. Sie heiratete den Jungbauern, den sie mit Glück vorher ein oder zweimal gesehen hatte. In den folgenden Jahrzehnten bekam sie ein Kind nach dem anderen, war im Gegenzug versorgt und der Bauer hatte im Erfolgsfall seinen Erben. Und natürlich schützte die demonstrativ gelebte Monogamie auch vor dem Verdacht, dass der Bauer vielleicht nicht alle Nachkommen selber gezeugt hatte. Der ach so schöne Schein wurde bewahrt. Liebe war da bei den Entscheidungen für Beziehungen eine Option, aber keine Bedingung.

Heute gibt es deutlich weniger Höfe zu vererben, Kinderscharen von acht bis zwölf Kindern sind gesellschaftlich deutlich weniger erstrebenswert und vor allem die Frauen brauchen keine Versorger mehr. Frauen kommen in der Regel ganz hervorragend ohne jemanden klar, der das Essen auf den Tisch bringt, während sie die acht bis zwölf Kinder versorgen und mit dem nächsten schwanger sind.

Ja, ich vereinfache sehr stark, aber die Idee wird klar.

  • Nur noch wenige Menschen, zumindest in der wohlhabenden sogenannten westlichen Welt, stehen heute unter gesellschaftlichen und oder wirtschaftlichen Zwängen, Kinder bekommen zu müssen.
  • Durch Verhütung können Menschen heute sehr viel besser als vor hundert oder mehr Jahren bestimmen, ob sie schwanger werden wollen oder nicht.
  • Das wiederum hat den Frauen erlaubt viel einfacher schlicht aus Spaß und Lust Sex zu haben.
  • Frauen können sich wesentlich besser als damals selber versorgen und für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Durch diese und andere Faktoren hat sich die Art wie wir Partner wählen verändert. Die Gründe für die Wahl dieser Partner haben sich verändert und damit haben sich in den letzten Jahrzehnten und speziell den letzten Jahren vermehrt auch die Formen der Partnerschaften, die wir eingehen, verändert.

Früher war Monogamie quasi der ungeschlagene Meister aller Klassen unter den Beziehungen. Es gab nichts anderes. Zumindest offiziell. Heiraten, bis zum bitteren Ende zusammen bleiben und fertig. Der Mann vögelte gegebenenfalls seine Sekretärin, die Frau vielleicht den Nachbarn und man tat, als seien alle glücklich. Es wurde ja so erwartet.

Einer meiner Lieblingswitze zu dem Thema ist der, wo ein Ehepaar, er 98 und sie 96 zum Scheidungsanwalt kommen und sich scheiden lassen wollen. Auf seine Frage „Entschuldigen Sie, aber in ihrem Alter? Wieso erst jetzt?“. Worauf sie sagt „Wir wollten warten, bis die Kinder tot sind.“

Ja, sorry, der musste raus.

Heute lesen wir überall Schlagworte wie „offene Beziehung„, „Polyamorie“ oder „Ehe zu dritt„. Wie auch früher, haben Leute heimliche Affären, aber verrückterweise gibt es auch Menschen, die ganz offen und quasi „ungeniert“ Sex mit wechselnden Partnern haben oder parallel mehrere Beziehungen führen.

Wer mit dem Begriff Polyamorie nichts anfangen kann, dem kann ich dieses Zitat als Erklärung anbieten:

„Polyamorie ist ein nicht-monogames Beziehungsmodell, das dadurch charakterisiert ist, dass die beteiligten Personen gleichzeitig Liebesbeziehungen mit mehreren Menschen leben und dass dies bei vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner geschieht. Freiheitsliebe, Toleranz, Flexibilität und Verantwortung ermöglichen das Gelingen von Polyamorie. Die beteiligten Beziehungspersonen benötigen hierfür einen hohen Reifegrad, große Kommunikationsfähigkeit und emotionale Stärke. Gegenspieler der Polyamorie sind die Eifersucht und der meist mit einem monogamen Liebesideal verbundene Treue-, Besitz- und Ausschließlichkeitsanspruch.“

Aus dem Artikel „Polyamorie – ein Weg aus den Zwängen der Monogamie und destruktiver Eifersucht?“ aus „Journal für Psychologie“.

Ich bin ein großer Fan dieser alternativen Modelle. Wie sie auch immer heißen und funktionieren. Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Monogamie. Ich habe nur einfach auch nichts gegen Polyamorie oder andere Modelle. Ich bin nur dafür, dass sich jeder Mensch die Beziehungsform wählt, die für sie oder ihn richtig ist. Ohne dafür verurteilt oder überhaupt bewertet zu werden.

Weiterhin bin ich dafür, dass das Wissen über und die Akzeptanz dieser Möglichkeiten viel weiter verbreitet wird. Denn wer in jungen Jahren nur ein Modell kennt, dieses eingeht und womöglich Kinder bekommt, hätte sich vielleicht für eine andere Beziehungsform entschieden, wäre diese bekannt und sozial akzeptiert gewesen.

Andererseits können sich Bedürfnisse aber auch ändern. Wo früher der Wunsch nach einem Nest und einer Familie im Vordergrund stand und ausschlaggebend für die Partnerwahl war, kann es Jahre später ganz anders aussehen und die eigene Sexualität oder andere Dinge können ganz oben in der Bedürfnispyramide stehen.

Dann im Erwachsenenalter und womöglich mit bestehender Familie umzusteuern, ist nicht selten schwierig oder schmerzhaft.

Ich schreibe sicher niemandem vor, wie sie oder eher seine Beziehung oder Sexualität auslebt. Allerdings plädiere ich immer für die Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen, für Offenheit in der Kommunikation miteinander und für Toleranz, den Bedürfnissen anderer gegenüber.

Sind diese Faktoren gegeben und Mensch wüssten besser, was ihnen guttut, würden offen mit aktuellen oder potenziellen Partnern darüber kommunizieren und träfen dabei auf Verständnis und Akzeptanz, statt auf Ablehnung, dann wäre uns insgesamt schon sehr geholfen.

Was ich sagen will: beschäftigt euch damit, was ihr wollt und was euch guttut. Wenn ihr und euer Partner eine Beziehung mit einem Menschen leben wollt, der den Wunsch hat, nur mit euch in einer Beziehung zu sein, dann lebt eben monogam. Wenn ihr gerne eine feste Beziehung wollt, in der einer oder beide sich sexuell auch mit anderen ausleben können, dann macht eben das mit jemandem, der denselben Wunsch hat. Könnt ihr euch vorstellen, mehrere Menschen zu lieben und mit zwei oder drei Menschen parallel verbindliche Liebesbeziehungen zu haben, dann ist vielleicht Polyamorie das Richtige für euch.

Was es auch immer ist: schaut, was euch guttut. Sucht euch die Beziehung, die dazu passt und verurteilt andere nicht, für deren Wahl in derselben Frage.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Die Wichtigkeit von „Nachbesprechungen“

Ich werde nicht müde meinen Leserinnen und Lesern immer wieder zu erzählen, wie wichtig Kommunikation für eine erfüllende BDSM-Erfahrung ist. Kommunikation ist das A und O. Bisher ging es aber meistens um die Kommunikation während des Kennenlernens, in dem die Beteiligten herausfinden, ob es funktionieren könnte oder ob es besser wäre, es zu lassen.

Ich bin ehrlich, bisher habe ich einen ganz wichtigen Aspekt komplett außer Acht gelassen: die Kommunikation NACH einer gemeinsamen Erfahrung oder Session.

Denn egal, wie gut oder schlecht die gemeinsame Zeit verlaufen ist, es gibt aus so einem Gespräch viel für sich oder auch für eine mögliche gemeinsame Zukunft mitzunehmen.

Die meisten Menschen können dieses Gespräch, meiner Erfahrung nach, nicht fünf Minuten nach der „Action“ führen. Es brauch etwas Zeit, damit sich die Eindrücke setzen können und damit verarbeitet werden.

Dann sollte dieses Gespräch (oder nach Bedarf auch mehrere) unbedingt geführt werden.

Denn erstens ist es für beide Seiten dieses Spiels spannend und auch wichtig zu hören, wie das Gegenüber die einzelnen Situationen und Handlungen erlebt hat. Daraus lässt sich sehr viel lernen. Denn wie etwas vom einen Part gemeint war, kann beim Gegenüber völlig anders ankommen.

So kann eine eher heftig gemeinte Bestrafung als freundlicher Klaps wahrgenommen werden. Oder umgekehrt eine liebevoll gemeinte Aktion als heftige Maßregelung. Sender und Empfänger nehmen Dinge oft unterschiedlich wahr.

Das miteinander abzugleichen und so mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen, ist ungemein wichtig. Außerdem lernt man so das gegenseitige Verständnis, quasi die Handschrift des Gegenübers besser kennen. Das wiederum hilft in zukünftigen Situationen Handlungen besser einzuschätzen.

Weiterhin ist diese Nachbesprechung die ideale Gelegenheit, um abzuklären, ob das gemeinsame Spiel quasi weit genug ging, zu weit ging oder genau richtig war. Auch die Dosierung ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich erlebt habe, dass bei solchen Nachbesprechungen entscheidende Unterschiede in der Wahrnehmung aufgetreten sind.
„Ich dachte du wolltest mir damit signalisieren, ich sollte aufhören“
„Nein, ich habe nur eine kleine Pause gebraucht. Das nächste Mal lass mich Luft holen und dann kann es weiter gehen“

Oft ist BDSM wie ein Tanz. Man muss sich auf den Partner einstellen und seine oder ihre Zeichen lesen lernen. Ebenfalls ist es wichtig, ein gemeinsames Tempo zu finden und so in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Ein Rhythmus, beispielsweise von Härte und Zärtlichkeit, von Nähe und Distanz.

In den genannten Beispielen wird deutlich, dass die Nachbesprechung im besten Fall mehr ist als nur eine Nachbesprechung. Denn im besten Fall beginnt in dem Moment bereits die Planung für die nächste Session, das nächste Treffen.

Denn wie erwähnt, wird eine gute Domme oder ein guter Dom das Feedback aus diesen Gesprächen nutzen, um darauf die nächsten Pläne aufzubauen. Dom wird sich überlegen, welche der bisherigen Erfahrungen es gilt, auszuweiten und bei welchen bereits eine Grenze erreicht wurde.

Und eine kluge oder ein kluger Sub wird die Gelegenheit nutzen zu signalisieren, in welche Richtung die eigenen Vorstellungen, Fantasien und Wünsche gehen. Wobei ich zugebe, dass das vermutlich ein wenig Erfahrung braucht.

So eröffnet jede Nachbesprechung nach jeder Session die Chance, die nächste Erfahrung noch besser und auf die Beteiligten individuell angepasst zu gestalten.

Wie ich also immer sage: Kommunikation ist im BDSM das A und O. Aber sie endet eben nicht mit dem Treffen und der Session. Sie geht dann erst richtig los. Denn in der Geschichte des BDSM war noch keine erste Session „perfekt“. Vertraut mir, ich habe das recherchiert. Aber wenn ihr dennoch eine Fortsetzung wollt, dann bietet euch die Nachbesprechung DIE Gelegenheit, die Dinge, die ihr mochtet, noch besser zu machen und die, die ihr nicht so mochtet, entweder zu ändern oder wegzulassen. Nutzt diese Gelegenheit, sobald ihr in der Lage seid, eure Eindrücke zu kommunizieren. Es wird euer BDSM-Erlebnis besser machen.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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Eine Spielart noch ohne Namen?

Ich gestehe: Ich langweile mich schnell. Ich muss das Gefühl haben, gefordert zu werden und muss etwas spannend oder neu finden. Ich interessiere mich immer für neue Themen, probiere beim Kochen immer neue Rezepte aus und brauche einfach regelmäßig neuen Input, der mich „auf Trab“ hält. Manchmal ist das toll. Manchmal nerve ich mich damit selber.

Im BDSM ist es meist nicht anders. Wenn mein BDSM in den ca. 30 Jahren, die ich das schon mache, immer nur darin bestanden hätte, dass sich eine Sub vor mich hinkniet, ich ihr später den Arsch versohle und am Ende komme ich, sie oder wir beide… ich hätte schon lange die Lust daran verloren.

Versteht mich nicht falsch. Es gibt bestimmt Leute, die genau das mögen. Zielgenau ihren Wunsch, ihr Bedürfnis befriedigen und das immer wieder. So bin ich nicht. Ich will Neues ausprobieren und neben den gewohnten Dingen auch bisher unerforschte Pfade erkunden.

Vielleicht denkt ihr jetzt „es gibt ja nicht endlos viele Schlaginstrumente und irgendwann hat man alle Varianten durch“. Das kann sein. Dennoch gibt es auch nach Jahren immer wieder Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Aber am Ende ticke ich etwas anders.

Was mich unter anderem sehr reizt, findet mehr auf der Metaebene statt. Ich finde spannend, was zwischen zwei Menschen passiert und wie sich dieselbe Handlung oder BDSM-Praktik verändert, wenn einer von diesen zwei Menschen wechselt. Nicht, weil ich den ständigen Wechsel will, sondern, weil mich fasziniert, wie radikal sich das Ergebnis ändert, wenn man einen Teil der Gleichung ändert.

Seit Jahren suche ich nach einem Begriff, einer verständlichen Definition, um zu erklären, was für mich im BDSM so ein wichtiger Faktor ist. Heute scheint es ganz simpel: Ich möchte mich nicht langweilen.

Wenn ich immer das sich gleichende Programm abspulen würde, dann würde ich mich langweilen. Ich vermute, ich wäre frustriert und zölibatär geworden. Ok, vermutlich nicht zölibatär. Aber frustriert wäre ich sicher geworden.

Was macht mich also immer wieder neugierig? Was hält mein Interesse an BDSM wach?

Es ist das, was ich mangels eines griffigen Schlagwortes die Spannungsfelder und Dynamiken nenne. Klingt lahm und eher trocken als aufregend? Stimmt. Ich könnte auch den Begriff „Fantasismus“ erfinden und so tun, als müsste man den kennen, würde aber auch nicht helfen zu erklären, was ich meine.

Ich verrate noch etwas über mich: Ich mag Geschichten. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und ich mag es, Geschichten erzählt zu bekommen. Oft ist BDSM für mich genau dann am besten, wenn ich damit Geschichten erzählen kann oder Geschichten erzählt bekomme.

Ok, ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen: „Ich kapiere nicht, worauf er hinaus will.“

Es ist recht einfach. Grundsätzlich strebe ich immer etwas Dauerhaftes an. Eine BDSM-Beziehung muss für mich immer eine Chance auf eine Zukunft haben. Mit Zukunft meine ich ganz konservativ formuliert, beide sehen nicht schon vor oder beim ersten Treffen das Ende der Beziehung vor Augen. So ticke ich persönlich eben.

Da ich das aber möchte, möchte ich dabei nicht so gerne stagnieren. Ich möchte nicht jedes Mal immer dieselben drei Praktiken wiederholen und das war es. Wiederholungen sind nicht schlimm. Aber für mich irgendwann nicht mehr spannend.

Vor allem aber möchte ich, dass alles in irgendeiner Art Dramaturgie, Geschichte, Spannungsfeld oder Dynamik eingebunden ist. Dann finde ich es richtig spannend.

Wenn zum Beispiel die Sub als völlig unerfahrene Novizin eine Art Ausbildung durchlaufen will und soll. Wenn sich beispielsweise irgendein fernes und fast unerreichbares Ziel „erarbeitet“ und „verdient“ werden soll. Aber auch, wenn die Geschichte aus dem Bereich DaddyDom und LittleGirl kommt. Oder wenn es um das Hinarbeiten zu einer Verfügbarkeit für fremde Männer geht. Die Liste könnte endlos sein. Meine Fantasie ist bunt und kann aus vielen Ideen etwas machen.

Jedoch gibt es drei große Einschränkungen:

  1. Es muss etwas sein, das mich neugierig macht und reizt.
  2. Es muss auch mein Gegenüber neugierig machen und reizen.
  3. Ich möchte ungern der einzige sein, der die Ideen und Fantasien spinnt. Ich möchte eine Partnerin, die da mit mir mithält und eigene Ideen und Wünsche beisteuert.

Wie ihr seht, mache ich es mir gerne schwer. Spaß beiseite. Aber so jemanden zu finden, ist schon recht speziell und herausfordernd.

Warum erzähle ich euch heute so ungewohnt persönlich von diesem Konzept? Es ist nicht das einzige BDSM-Spiel, das mich reizt, aber ein sehr mächtiges unter den spannenden Spielen. Es ist aber vor allem eines, für das ich bisher nirgends auch nur ansatzweise eine Definition oder ein Vorbild gefunden habe. Genau deswegen schreibe ich nun hier so persönlich darüber. Um euch zu zeigen, dass auch das eine Vorliebe sein kann und um zu sehen, ob ich bei euch auf Gleichgesinnte treffe.


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BDSM ohne Sex?

Neulich hatte ich eine Begegnung, bei der mir eine Frau erzählte, sie sei wahnsinnig neugierig auf BDSM. Aber aktuell habe sie quasi keinerlei Lust auf Sex. Wie und ob das denn zusammenpasse und was ich davon hielte, wollte sie wissen.

Eine gute Frage, wie ich fand. Gehören BDSM und Sex zwingend zusammen? Oder geht BDSM auch ohne Sex. Die umgekehrte Frage: geht Sex auch MIT BDSM liegt zwar nahe, aber die müssen alle ganz individuell für sich beantworten. Aber Scherz beiseite.

Zuerst einmal die Frage, wie definiere ich „Sex“ für diesen Artikel? Für diese konkrete Fragestellung würde ich alles als Sex einordnen, bei dem Geschlechtsteile stimuliert werden. Ein Geschlechtsteil abbinden oder schlagen wäre nach der Definition kein Sex. Orale Stimulation oder Stimulation mit den Händen natürlich schon. Sexuelle Erregung alleine definiere ich hier nicht als Sex. Durch Erregung wird ja erst einmal keine Handlung ausgelöst. Erregung darf also absolut entstehen, mehr aber eben nicht.

Jetzt, wo wir das geklärt haben, also zur spannenden Frage. BDSM ohne Sex? Geht das und wenn ja, wie und warum?

Stammleser wissen, ich bin kein Experte im Thema Bondage. Ich weiß aber genug, als dass ich sagen kann: Sex ist beim Bondage zwar möglich, aber keinesfalls zwangsläufig. Meines Wissens lassen sich Menschen sehr oft fesseln oder fesseln andere und es passiert sexuell nichts. Nicht selten lassen sich Menschen sogar bekleidet fesseln, was die Sache ja noch ein Stückchen weiter von sexueller Interaktion weg rückt. Rope-Top und Rope-Bottom genießen die Fesselungen, womöglich erregt es sie. Aber mehr muss nicht passieren.

Bondage ist eindeutig ein Teil von BDSM. Aber Sex findet dabei nicht zwangsläufig statt. Kann sein, muss aber nicht.

Ein weiteres Beispiel ist Spanking. Es gibt Menschen, die genießen den Lustschmerz oder die Art Trance, in die man verfallen kann ohne, dass es zu einem sexuellen Kontakt kommt. Spanker und Spankee erleben gemeinsam die Lust am Schlagen und geschlagen werden und auch hier muss es nicht zu einem sexuellen Kontakt kommen. Auch Spanking kann völlig losgelöst von Sexualität oder besser ausgelebter Sexualität stattfinden. Sex kann hier, muss aber nicht sein.

Auch im D/s gibt es Varianten und Spielarten, die ohne sexuellen Kontakt auskommen. Regeln, Aufgaben, ja selbst Strafen können ohne Sexualität ausgelebt werden. Völlig problemlos sogar. Dom kann hier im Rahmen der gemeinsamen Wünsche alles Mögliche kontrollieren und bestimmen. Aber Sex muss nicht dazu gehören. Der Genuss für beide kann rein aus dem Machtgefälle kommen. Auch, wenn Erniedrigung mit reinspielt, kann das ohne gelebte Sexualität wunderbar funktionieren.

Was entsteht, kann ganz unterschiedlich sein. Entweder ist es die Erregung aus Gehorsam, Unterwerfung und Erniedrigung. Vielleicht aber entsteht auch nur eine totale Zufriedenheit und ein Wohlgefühl, angenommen und geborgen zu sein. Keines dieser Gefühle muss aber in Sexualität münden. Sie können auch davon losgelöst für Wohlbefinden und Glücksgefühle sorgen.

Auch hier gilt: Sex kann sein, muss aber nicht dazu gehören.

Das waren jetzt drei Beispiele und es gibt sicher noch viele mehr. Nun fragen sich aber sicher manche: was soll denn das? Wer sollte BDSM ohne Sex haben wollen? Wofür soll das gut sein? Ich sehe da durchaus eine Reihe von Szenarien, in denen diese Fragen wichtig sein könnten.

Zum einen, gibt es Menschen, die wenig Lust auf Sex haben. Die eine geringe Libido haben oder gar asexuell sind. Dennoch können diese Menschen die Gefühle, die Bondage, Spanking oder D/s auslösen, genießen wollen. Eigene Libido ist nicht nötig, um es zum Beispiel als Spanker zu genießen, jemanden zu versohlen oder als Rope-Bottom, zu genießen, gefesselt zu werden.

Hinter dem Wunsch, BDSM ohne Sexualität zu erleben, können aber auch ganz andere Gründe stehen. Beispielsweise, wenn jemand in einer monogamen Beziehung steckt, den Wunsch nach BDSM verspürt, aber der Partnerperson nicht „untreu“ werden möchte. Dann ist eine Variante von BDSM ohne Sexualität womöglich die ideale Lösung. So sich die Partnerperson damit ebenfalls arrangieren kann. Der an BDSM interessierte Part lebt das Bedürfnis aus, aber die monogame Beziehung kann intakt bleiben.

Last but not least gibt es da draußen einfach auch Menschen, die möchten ihr BDSM genau so leben. Die wollen die Erfüllung, die ihnen ihre BDSM-Praktiken geben und eben nur genau die. Keine sexuellen Kontakte, einfach, weil sie keine Lust darauf haben. Auch das ist völlig in Ordnung.

Wie wir also sehen, kann BDSM sehr viel mit Sexualität und mit gemeinsamer Sexualität zu tun habe. Muss aber nicht. Wer BDSM mit Sex verbinden möchte, findet dafür unzählige Vorbilder. Aber auch die, die das nicht möchten und dennoch BDSM leben wollen, dürfen sich sicher sein: Ihr seid nicht alleine und was ihr wollt, ist völlig ok.

Kaum ein Satz ist im BDMS so abgegriffen und ausgelutscht. Aber nur, weil er eben auch oft stimmt. Denn hier gilt wirklich: Alles kann, nichts muss.


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Die Vielfalt von BDSM-Beziehungen

Der Einstieg in BDSM und auch die Beschäftigung damit, sind von sehr vielen Fragen gekennzeichnet: „Was heißen all diese Abkürzungen„, „Wie erkläre ich die Fantasie, die ich im Kopf habe„, „Wie finde ich jemanden zum Ausleben„, „Darf ich sowas überhaupt wollen“ oder „Sollte ich nicht doch lieber einfach bei dem bleiben, was ich kenne und mich damit abfinden, dass mir etwas fehlt„, sind nur einig davon.

Mit einigen oder fast allen dieser Fragen habe ich mich gelegentlich schon beschäftigt. Aber heute kommt eine weitere und sehr wichtige Frage hinzu: Wie funktioniert das eigentlich mit diesen BDSM-Beziehungen und welche Arten gibt es überhaupt?

Im BDSM gibt es Beziehungsformen oder Arten von Begegnungen, die es im Vanillabereich nicht gibt. Zuerst fallen mir da die Begriffe „Spielbeziehung“ und „Session“ ein. Es sind Begriffe, die fremd klingen, unter denen sich jemand, der neu im BDSM ist, nichts vorstellen kann und sich daher mangels Erfahrung alles Mögliche darunter vorstellt.

Erst einmal räumen wir ein paar Klischees ab. BDSM-Beziehungen bestehen nicht alle aus kriechen, schlagen und Fetischspielen rund um die Uhr. Manche vielleicht, aber sicher nur sehr wenige. Es geht auch nicht darum, 24/7 über das Gegenüber zu bestimmen und jede Sekunde des Alltags zu kontrollieren. Aber auch nicht alle BDSM-Beziehungen sind Liebesbeziehungen.

Im Grunde sind BDSM-Beziehungen so vielfältig wie alle anderen Arten von Beziehungen auch und es gibt viele Schnittmengen zu ihnen.

Im BDSM gibt es sie alle: die monogamen Liebesbeziehungen, die Poly- oder offenen Beziehungen, die Affären, die reinen Sextreffen, die ONS, die Freundschaft+, alles was ihr wollt. Sie werden eben nur zum Teil anders genannt und etwas anders gestaltet.

Was ist denn nun eine Spielbeziehung? In der Regel versteht man darunter eine Beziehung von Menschen, die sich treffen zum hauptsächlichen Zweck des gemeinsamen Auslebens von Neigungen. Das kann, muss aber nicht mit Gefühlen zueinander einhergehen.

Eine Spielbeziehung ist ganz grob verwandt mit einer Freundschaft+ im Vanilla Bereich. Es werden relativ klar Spielregeln miteinander abgesteckt, was geht und was nicht. Alle Beteiligten bekommen im besten Fall, was sie wollen, ohne sich dafür auf eine feste Beziehung einzulassen.

Aber natürlich gibt es auch hier endlos viele Varianten. Manche Spielbeziehungen sind enger und ähneln fast festen Beziehungen. Man verbringt Zeit miteinander und ist vielleicht in großer Zuneigung verbunden. Andere wiederum sind eher ein wenig zweckmäßig. Wie immer hängt es hier davon ab, was die Beteiligten wollen und miteinander vereinbaren.

Eine Session ist im Normalfall ein eher kürzerer Zeitraum, in dem BDSM miteinander praktiziert wird. Sicher gibt es Beispiele, in denen Sessions über Stunden oder gar Tage gehen. Ich würde aber behaupten, dass das die Ausnahmen sind. Auch leben längst nicht alle BDSMer ihre Neigung in Sessions aus. Viele bevorzugen es, dass der BDSM Anteil mehr in die miteinander verbrachte Zeit integriert und weniger klar abgegrenzt ist. Aber auch das hängt völlig von den gemeinsamen Vorlieben und Absprachen ab.

Zu diesen zwei eher „szenetypischen“ Beziehungsformen kommt noch die Tatsache, dass im BDSM die Offenheit sich auch mit anderen Partnern auszuleben, aus meiner Sicht tendenziell etwas größer ist als im Rest der Gesellschaft. Auch das ist ein Faktor, der für viele Menschen, die sich neu mit BDSM beschäftigen, oft befremdlich ist.

Vermutlich gibt es die Menschen, die zuerst nach den großen Gefühlen oder gar der Liebe suchen und dann gemeinsam ihre BDSM-Neigungen ausleben. Aber ich behaupte, dass es unter BDSMern auf Partnersuche viele Menschen gibt, die an erster Stelle nach sexueller Übereinstimmung und erst, wenn die vorhanden sind, nach Gefühlen füreinander suchen. Bei Menschen ohne BDSM-Bezug mag es das auch geben, aber ich denke, der Prozentsatz ist dort niedriger. Sprich, es werden vermutlich weniger Menschen im Rest der Bevölkerung speziell wegen ihrer Neigungen zu einer speziellen Lebensart nach einer Partnerperson suchen, sondern sich vielleicht erst verlieben und dann herausfinden, ob es auch sexuell passt. Womöglich erklärt das auch die Verbreitung von Spielbeziehungen. Es werden Kompromisse gemacht und Menschen sind offen für alternative Konzepte, weil sich zu verlieben UND mit diesem Menschen BDSM ausleben zu können, gleich zwei Gewinnerlose auf einmal sind, die man ziehen muss.

Das ist nur meinen Beobachtungen entnommen und nicht empirisch gestützt. Aber wem es wichtig ist, BDSM auszuleben, wird eben auch sichergehen wollen, dass die neue potentielle Partnerperson dieses Interesse teilt. Oder zumindest offen dafür ist, eine potentielle Beziehung nicht monogam zu führen.

Das ist eine weitere Besonderheit unter Menschen, die BDSM leben. Unter diesen Menschen ist es offenbar weiter verbreitet, alternative Beziehungsformen zu leben. Natürlich gibt es viele Menschen, die offene Beziehungen leben oder polyamor sind und die KEIN BDSM leben und nicht alle BDSMer sind poly oder leben offene Beziehungen. Aber die Offenheit gegenüber einem Modell, in dem sich die Partnerperson auch mit anderen trifft, scheint mir deutlich größer.

Für viele, die anfangen, sich mit BDSM zu beschäftigen, mag das ein weiterer Reiz sein. Anderen macht das aber noch zusätzlich Angst. Denn entweder ist ihnen diese Denkweise, dass Sex nicht immer nur mit einer einzigen Person verknüpft sein muss, fremd oder sie schreckt sie sogar ab.

Wie so oft, gibt es auch hier kein Richtig und Falsch, kein Schwarz oder Weiß. Es kommt darauf an, was die beteiligten Menschen sich wünschen und miteinander besprechen und vereinbaren. Aber genau das solltet ihr eben auch ausführlich tun. Wenn ihr euch Monogamie wünscht, dann kommuniziert das. Wenn ihr für andere Ideen offen seid, euch aber auch Sorgen darüber macht, dann redet auch darüber. Wollt ihr aber einfach alles mitnehmen und dennoch eine feste Bezugsperson haben, dann seid auch da ganz offen und steht zu dem, was ihr wollt. Zwischen all den Modellen gibt es genug Grauzonen für alle.


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Ängste, Mut und Gollum

Habt ihr schon mal gedacht „Wieso sind die alle so selbstsicher“ oder „Wie können die so selbstbewusst auftreten“? Wir sehen, wie jemand sich gibt oder sehen jemanden auf einem Bild. Wir lesen jemandes Nachrichten oder Texte. Wir nehmen jemanden ganz grundsätzlich wahr und denken: „Der Menschen ruht in sich und ist so von sich überzeugt.“. Manchmal denken wir auch „Den Menschen würde ich gerne kennenlernen. Aber oft folgt der Gedanke „Was kann so jemand an mir finden? Was habe ich schon zu bieten?“.

Wisst ihr auch, warum? Weil niemand so kritisch mit uns ist, wie wir selber und das beeinflusst uns im beruflichen Umfeld, aber besonders auch beim Dating.

Denn von allen anderen Menschen nehmen wir nur die Außenansicht wahr. Nur von uns selber kennen wir die Innenansicht. Und niemand ist so kritisch mit uns, wie wir es selber sind.

Dieses eine Fältchen, dass niemand sieht, halten wir selber für einen riesigen Makel. Diese Hautunreinheit, die wir an uns hassen, nimmt niemand so sehr wahr wie wir selber. Diese fehlenden Zentimeter am Penis, die wir so unfassbar wichtig nehmen, interessieren niemanden so sehr wie uns.

Wenn wir also auf jemanden zu gehen, den wir interessant finden, dann ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass wir uns selber als eine Art Gollum sehen und das Gegenüber als ein Abbild von Perfektion, während das Gegenüber sich selber wahrscheinlich auch eher auf der Gollum-Seite des Spektrums, als auf der Perfektionsseite sieht.

Nein, es geht in diesem Text nicht darum, dass euch Kim Kardashian oder Brad Pitt irgendwann doch lieben werden. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, dafür, dass wir alle unsere Unsicherheiten und Verletzungen mit uns herumtragen.

Jedes Mal, wenn ein Mensch uns sagt „deine Brüste hängen“, „Du bist zu dick“ oder „Wenn du nicht so oder so wirst, dann findest du niemanden, der dich liebt“, dann hinterlässt das bei uns Spuren.

Die einen gehen damit um, in dem sie sich zurückziehen. Die anderen, in dem sie noch offensiver werden.

Oft erfordert es Mut, wieder nach draußen zu gehen, wieder auf jemanden zuzugehen und sich wieder zu öffnen. Manche geben irgendwann auf.

Auch jede Beziehung, in der wir belogen oder betrogen werden, hinterlässt diese Spuren. Jedes Mal, wenn wir geghostet werden, dann nehmen wir das mit. Jedes Mal, wenn wir Versprechungen gemacht bekommen, die dann beim ersten Gegenwind nicht mehr gelten, dann nehmen wir auch das mit in spätere Beziehungen.

So tragen wir alle Ängste, Verletzungen, Spuren und Erfahrungen mit uns herum. Aber nur wir wissen, welches unsere sind. Plötzlich reagieren wir auf einen harmlosen Kommentar oder eine flapsige Bemerkung, weil ein wunder Punkt berührt wurde, den so sonst niemand hat und daher versteht im ersten Moment vielleicht auch niemand, wieso uns das trifft.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir alle diese wunden Punkte, Empfindlichkeiten und Verletzungen haben, um mit uns selber und unseren Gefühlen und Reaktionen besser umgehen zu können.

Es hilft aber auch, sich zu vergegenwärtigen, dass es unserem Gegenüber vielleicht auch so geht. Denn wie gesagt, unsere Verletzungen und Empfindlichkeiten kennen wir im besten Fall. Die unseres Gegenübers kennen und sehen wir nicht.

Lernt ihr jemanden kennen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch euer Gegenüber diese wunden Punkte hat, diese Situationen, die sofort Ängste oder Sorgen auslösen. Niemand kann und sollte um alles herumtanzen und alles vermeiden, was ganz vielleicht sein Gegenüber verletzen könnte. Man kann nicht alles vermeiden. Etwas Anstand und gute Manieren genügen schon mal. Aber es hilft, sich klarzumachen, dass auch unser Gegenüber ein Produkt von Erfahrungen und manchmal Verletzungen ist.

Etwas Verständnis ist da gegenseitig angebracht und hilfreich. Denn am Ende sind die wenigsten von uns Kim Kardashian oder Brad Pitt. Aber eben auch nicht Gollum.

Wenn BDSM-Beziehungen enden

Neulich las ich die Frage „Wie ist das eigentlich, wenn so eine intensive BDSM-Beziehung endet? Ist der Fall dann nicht noch schlimmer, als sowieso schon?“.

Kurz gesagt: Ich fürchte schon. Es kommt aber wie immer darauf an. Gehen wir also ins Detail.

Jede Trennung ist schwierig und je intensiver die vorangegangene Beziehung war, desto schwieriger wird das Ende. Mit BDSM hat das erst einmal nichts zu tun. Es sind tiefe Gefühle verschiedenster Art im Spiel und oft genug werden diese Gefühle bei Trennungen verletzt.

Wer sich trennt, verliert meist einen Menschen, mit dem man davor viel Zeit verbracht, Erfahrungen und Gefühle geteilt hat. All das endet und das alleine ist schon schwer. War die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, dann womöglich nicht einvernehmlich, sondern wurde einseitig getroffen, wird alles meistens noch viel schlimmer.

Ein Part hatte dadurch länger Zeit sich innerlich vorzubereiten, es entsteht Wut, Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Leere. Wir alle kennen das vermutlich auf die eine oder andere Weise.

Wenn eine BDSM-Beziehung zu Ende geht, können aber noch weitere Aspekte hinzukommen, die es noch etwas schwerer machen.

Nicht selten suchen Menschen lange nach einer BDSM-Beziehung, die für sie passt. Dem sind oft verschiedene Fehlversuche vorausgegangen. Es entsteht das Gefühl, es gäbe da draußen einfach niemanden, mit dem es passt. Oder zumindest nicht in einem Umkreis von zwei oder drei Tagesreisen. Kommt es dann doch endlich zu ersehnten Beziehung und diese endet dann, kann die Verzweiflung alleine schon wegen der langen Anbahnung groß sein. Das Wissen, wie schwer der Weg zu dieser Beziehung hin war, macht den Verlust gefühlt noch schlimmer und das Gefühl etwas besonders Wertvolles zu verlieren, wird alleine schon deswegen immens sein.

Aber auch die besondere Innigkeit, die BDSM-Beziehungen nachgesagt wird, macht ihr Ende für viele besonders schmerzhaft. Vielleicht wurden manche Fantasien und Bedürfnisse in dieser Beziehung zum ersten Mal erfüllt und nun verliert man genau diesen Partner. Auch das kann das Gefühl des Verlustes noch einmal deutlich schlimmer machen.

Noch dramatischer kann es werden, wenn die BDSM-Beziehung mit einem gewollten, womöglich sehr steilen Machtgefälle geführt wurde. BDSM kann eine gewollte, starke Abhängigkeit enthalten. Beide Partner wollen, dass in diesem Gefälle der eine Partner in eine Art Abhängigkeit vom Gegenüber kommt. Vielleicht, in dem der devote Part gewisse Entscheidungen nicht mehr trifft, gewisse Aufgaben an den dominanten Part abgibt etc. Das ist ok, wenn beide das wollen und es verantwortungsvoll ausleben.

Egal, ob diese Variante eher spielerischer oder sehr konsequent gelebt werden, sie kann bei einem Ende der Beziehung zu nicht zu unterschätzenden Problemen führen. Der devote und in diesem Fall gewollt abhängig gewordene Part muss eine deutlich größere Umstellung zurück in den Single-Alltag bewältigen, als jemand aus einer Vanilla-Beziehung oder auch einer BDSM-Beziehung ohne diese Aspekte.

Hier ist daher aus meiner Sicht im Vorfeld besonders sorgfältig zu überlegen, wie weit man gehen möchte und vielleicht auch, welche Strategien zurück man bereits einplant. Außerdem trägt aus meiner Sicht der dominante Part auch nach der Beziehung eine Verantwortung zu helfen, falls das gewollt ist. Gerade auch dann, wenn die Trennung vom dominanten Part ausgeht. Ich weiß, dass das oft schwierig umzusetzen ist. Aber in einer sehr tiefgehenden D/s-Beziehung heraus den devoten Part von 100 auf 0 abzubremsen, also quasi gegen eine Wand fahren zu lassen, kann eine sehr schwierige Situation sein.

Daher überlegt euch gut, wie weit ihr gehen wollt, wenn ihr so tief in das Leben anderer eingreift oder in euer Leben eingreifen lasst. Bei aller Euphorie auch ein wenig das Ende mit denken, kann da nicht schaden.

Ich denke also, die Ausgangsfrage, ob der Fall am Ende einer BDSM-Beziehung nicht noch schlimmer sei, kann mit: „meistens vermutlich schon“ beantwortet werden. Es kommt aber immer auf die Tiefe der Gefühle an. Eine sehr intensive Vanilla-Beziehung kann natürlich eine wesentlich schlimmere Trennung mit sich bringen, als eine eher lockere BDSM-Beziehung.

Das Sprichwort „Wer hoch fliegt, kann tief fallen“ hat da leider seine Berechtigung. Wie sind eurer Erfahrungen? Waren eure Vanilla-Trennungen leichter als die in BDSM-Beziehungen?

Gefühle im BDSM

Neulich erreichte mich eine fast schon verzweifelte Frage: „Sind Doms eigentlich immer kalt und abweisend und zeigen keine Gefühle?“

Die Schreiberin war BDSM-Anfängerin und hatte sich von ihrem Dom Zuneigung oder zumindest Wärme gewünscht, was dieser als abwegigen Gedanken sah und ihr Anliegen zurückwies. Bei seiner Sub sorgte das für große Verunsicherung und schließlich zu einer Mail an mich.

Wie so oft im Leben und daher auch im BDSM, ist es nicht so einfach. Die Antwort auf die Frage wäre also: Es kommt darauf an.

Eindeutig kann man sagen, dass jeder Mensch, auch devote Menschen im BDSM selbstverständlich das Recht hat, sich Wärme und Zuneigung zu wünschen. Auch und gerade von der dominanten Person. Gibt es diesen Wunsch und er wird bewusst nicht erfüllt, dann passt es offenbar nicht zwischen diesen beiden Menschen. Die Vorstellungen gehen ganz offensichtlich auseinander.

Im konkreten Fall den ich oben beschrieben habe, war das Verhalten der Schreiberin völlig richtig. Sie hat ihr Bedürfnis angesprochen und eine klare Antwort erhalten. Wie es scheint, passen ihr Wunsch und das, was ihr Gegenüber möchte, nicht zusammen.

Hier wäre eine denkbare Lösung, dass beide einen Kompromiss finden oder sie getrennte Wege gehen.

Die grundlegende Frage beantwortet das natürlich nicht. Doms sind Menschen wie alle anderen auch. Manche sind überschwänglich, gefühlvoll, andere zurückhaltend, wieder andere suchen nur Begegnungen ohne emotionale Bindung. Einige küssen und kuscheln gerne, andere nicht. Die einen haben einen sehr strengen und eher abweisenden Ansatz, andere sind liebevoll und wechseln dann zur Härte. Alles hat seine Berechtigung und seinen Reiz.

Solange alle Beteiligten die Vorstellung des Gegenübers akzeptieren können oder sie gar teilen, ist alles in Ordnung.

Es gibt aber im BDSM Spielarten, die leichter fallen, wenn es keine zu tiefe emotionale Bindung gibt oder die sogar bestimmte Verhaltensweisen voraussetzen, um realistisch zu wirken.

Manche besonders harten Spielarten und Varianten fallen leichter, wenn die Gefühle zueinander nicht allzu tief sind. Im Gegenzug tun sich die Beteiligten oft schwer, diese zuvor ausgeübten Varianten zu leben, wenn dann doch Gefühle entstanden sind.

Dieses Schema gilt selbstverständlich nicht für alle Menschen. Wenige Dinge sind allgemeingültig. Aber ein guter Teil von BDSMern wird verstehen, was ich meine.

Beispielsweise ist Erniedrigung so ein Fall. Eine Ohrfeige oder eine verbale Beleidigung mag da noch gehen. Wenn es aber heftiger wird, dann kann es für beide Seiten leichter sein, es mit jemandem zu tun zu haben, zu dem keine so tiefe Bindung besteht.

Ein anderes Beispiel wäre hier das sogenannte Wifesharing. Die Partnerin zum beiderseitigen Lustgewinn anderen „zur Verfügung zu stellen“ fällt vielen wesentlich leichter, wenn die Bindung nicht ganz so tief ist. Aber hier gibt es auch den gegenteiligen Effekt. Gerade, wenn die Bindung sehr eng ist und die Gefühle tief, wird für manche das Wifesharing noch interessanter.

Auch Spielarten wie Schläge/Impact Play können hier betroffen sein. Schon öfter habe ich die Klage von devoten Frauen gehört, dass ihr Partner früher härter zu Ihnen war und sie das sehr genossen haben. Seit die Gefühle gewachsen sind oder zum Beispiel auch seitdem gemeinsame Kinder da sind, wurde der Partner softer. Meistens zum Bedauern der Sub.

Es muss aber auch nicht immer an den Spielarten liegen. Manche Menschen bevorzugen einfach einen Stil im BDSM, der nicht durch große Zuneigung und Gefühle geprägt ist. Es steigert ihren Kick. Manch devote Menschen wollen an ihrem dominanten Spielpartner nicht so viele weiche Seiten sehen, sondern bevorzugen es, dass der Partner in der Beziehung hart und eher etwas abweisend ist. Auch das ist völlig okay, solange alle Beteiligten damit gut klarkommen.

Wieder andere führen sehr innige und tiefe Liebesbeziehungen und leben darin ihr BDSM aus. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es Fälle, in denen Menschen in solchen Liebesbeziehungen sich gelegentlich als Abwechslung anderen BDSM mit Partnern völlig ohne Emotion suchen.

Wie so oft gilt, es ist erlaubt, was gefällt und wodurch niemand verletzt wird. Die Annahme, dass Doms grundsätzlich immer kalt sind und keine Gefühle haben, ist selbstverständlich falsch. So wie nicht alle Subs gleich sind, sind es auch Doms nicht.

Wie immer hilft es, zu wissen, was einem selber guttut und braucht, um erfüllendes BDSM zu erleben. Dabei hilft es aber, sich klarzumachen, dass die eigenen Wünsche nicht auch immer die des Gegenübers sein müssen. Daher macht euch klar, was ihr wollt und teilt es mit. Dann lassen sich viele spätere Komplikationen vermeiden.

Warum BDSM besonders ist

Jeder von uns hat einmal dunkle Stunden und unter uns Menschen, die dem BDSM zugeneigt sind, können diese Stunden Gedanken beinhalten, in denen man sich wünscht doch eine andere Neigung zu haben.

BDSM kann eine große Bereicherung sein. Es kann einem das Leben aber auch komplizierter machen. Menschen, die vielleicht vom ersten Anschein perfekt als Partner passen würden, kommen nicht infrage, denn sie teilen ja etwas Spezielles und Wichtiges nicht mit einem.

Datingportale, bei denen es eine Menge interessanter Menschen kennenzulernen gäbe, sind schwierig, denn immer droht um die nächst Ecke das Problem „Wie erkläre ich ihr oder ihm worauf ich stehe und passt es dann immer noch?“.

Die Alternative dazu wäre dann der Verzicht. Auch nichts, was einen jubeln lässt. Wer verzichtet schon gerne auf eine sexuelle Neigung, die einem wichtig ist? Und das womöglich auf Dauer?

Wie gesagt, es gibt diese dunklen Stunden. Das ist eben so und geht allen Menschen auf die eine oder andere Weise mal so.

Zeit, sich an das zu erinnern, was gut daran ist, BDSM zu mögen und diese Neigung zu haben.

Fangen wir mit dem offensichtlichsten an: wenn ein Mensch auf BDSM steht, dann tut es schlicht und einfach gut so leben, sich so geben zu können und so angenommen zu werden, wie der Mensch eben ist. Sich nicht verstecken zu müssen. Das zu erleben, was einen erregt und dafür nicht verurteilt, sondern eben verstanden zu werden.

Das ist nichts, was BDSM irgendwie exklusiv hätte. Es betrifft alle Menschen, die so angenommen werden, wie sie sind. Sei es, auf das eigene Geschlecht zu stehen, einen Fetisch zu haben oder schlicht mit einem passenden Partner erfüllte Sexualität zu leben.

Was ich immer wieder gespiegelt bekomme, wenn ich mich Menschen, die zum Teil Jahrzehnte Erfahrung in Vanilla-Beziehungen haben, ist, dass BDSM offenbar eine Neigung ist, in der offener und auch mehr kommuniziert wird. Ich selber kann da schwer mitreden. Eine reine Vanilla-Beziehung hatte ich nie und Kommunikation war schon immer Kern meiner Beziehungen. Aber offenbar wird in BDSM-Beziehungen mehr und offener über Bedürfnisse, Wünsche und Fantasien geredet.

Vielleicht könnt ihr Leser mir mehr darüber sagen, wenn ihr Vergleichsmöglichkeiten habt. Aber wenn dem so ist, dann wäre das doch wirklich eine schöne Sache, die uns ein klares Plus bei BDSM setzen ließe.

Etwas, dass ich über die Jahre immer mehr zu schätzen gelernt habe, ist der Grad, in dem sich zwei Menschen einander öffnen und offenbaren, wenn sie sich kennenlernen und sich eine BDSM-Beziehung anbahnt.

Teilweise erzählen sich Menschen dann Dinge, die die besten Freunde, Familie und sämtliche vorherigen Sexpartner nicht wissen. Dinge, die gegen gesellschaftliche Tabus verstoßen und für die sie zum Teil dachten, nie jemanden zu finden, die oder der es versteht. Plötzlich ist da dieses Band. Dieses Verstehen. Man wird gegenseitiger Geheimnisträger und es baut sich schnell eine Vertrautheit auf. Als hätten sich zwei Seelen erkannt.

Das ist ein tiefes und sehr schönes Gefühl, dass ich immer mit BDSM verbinde und von dem mir Gesprächspartner berichtet haben, sie hätten es in anderen Beziehungen so selten oder nie erlebt. Auch das wäre also ein weiterer Punkt, an dem wir uns sagen können: auf BDSM zu stehen ist eine tolle Sache. Es bereichert uns.

Wie ihr gemerkt habt, wollte ich hier nicht auf geile Sexerlebnisse und Orgasmen hinaus. Mir geht es darum, Argumente und Denkanstöße zu liefern für die Momente, wo alles mal wieder schiefläuft. Der Schwarm wieder einmal 800 Kilometer weg wohnt oder „nur“ 300 Kilometer, aber natürlich vergeben ist.

In diesen Momenten brauchen wir alle eine Erinnerung, dass BDSM eine Bereicherung in unserem Leben und kein merkwürdiger Fluch ist. Aber vielleicht fällt euch ja auch noch etwas ein, um andere aufzumuntern? Denn wir alle kennen ja diese dunklen Stunden.