Gehen wir mal davon aus, ihr habt euch gefunden. Ihr habt die Checkliste abgehakt, die Sub hat einen guten Dom gefunden oder umgekehrt. Ihr habt auch schon euren gemeinsamen Rahmen abgesteckt von dem, was ok und gewollt und von dem, was nicht gewollt ist. Aber was dann?
Irgendwann kommt der Moment einer ersten Session oder BDSM-Handlung oder wie ihr es nennen wollt. Manchmal ganz spontan, oft aber nicht. Oft ist es verabredet und geplant. Beide haben lange Zeit vorher darüber nachzudenken.
Aber während der devote Part da naturgemäß eher abwarten kann oder muss, obliegt es dem dominanten Part, das Ganze in irgendeiner Form zu planen. Das ist der Punkt, an dem alle Dominanten irgendwann stehen. Da beschäftigen einen Fragen wie: „Wie gestalte ich das Ganze nun?“ und „Was ist, wenn mir mal nichts einfällt?“.
Was man in diesem Moment braucht, sind Fantasie, Spieltrieb, den vereinbarten Rahmen und sein Handwerkszeug. Darunter würde ich in dem Moment alles verstehen, was man an Seilen, Ketten, Schlagwerkzeugen etc. verwenden will und kann.
Ich persönlich visualisiere dann in einem ersten Schritt das Treffen. Sprich, ich stelle mir vor, was passiert. Wo treffen wir uns? Kenne ich die Location? Was weiß ich darüber? Komme ich zuerst an oder ist sie zuerst dort? Welche Gegebenheiten finde ich dort vor?
Einmal hatte ich ein Hotelzimmer gebucht, wusste aber nicht, dass das Hotel verspiegelte Fenster haben würde, durch die man von außen ungesehen über die ganze Stadt schauen konnte. Sobald ich das gesehen hatte, war klar, dass ich meine Sub nackt am Fenster würde platzieren müssen. Solche Situationen muss man natürlich spontan mitnehmen.
Dann überlege ich, was von meinem Handwerkszeug ich vermutlich benutzen werde. Was davon ist am Anfang sinnvoll, was erst später, weil es vielleicht etwas Vorlauf braucht. Beispielsweise Schlagwerkzeuge, die erst zum Einsatz kommen, wenn beide schon etwas aufgewärmt sind.
Dabei habe ich natürlich auch immer im Blick, was vereinbart war. Was kickt sie besonders? Welchen Schwerpunkt möchte ich setzen? Oder haben wir etwas vereinbart, dass vorkommen soll? Und ganz wichtig, welche Stimmung will ich insgesamt erzeugen? Als Dom setzt ihr in dieser Situation den Ton. Wollt ihr besonders streng sein, eher nachgiebig? Was ist in der aktuellen Stimmung zwischen euch der richtige Ton?
Aus all diesen Informationen entsteht im Kopf ein ungefährer Plan. „Situation Eins, Ort X, ich fange an mit… Situation Zwei, Ort Y, weiter mit…“.
Wenn ihr nicht ein ganz konkretes Szenario plant, vielleicht ein Rollenspiel oder so, dann macht das Ganze nicht zu konkret. Lasst euch selber Freiheiten und Spielräume. Das fällt natürlich umso leichter, je öfter man das schon gemacht hat. Am Anfang hält man sich vielleicht einfach zu sehr an dem fest, was man sich vorher überlegt hat.
So reift ein grober Ablauf im Kopf: „Erst hier diese Aktion, dann rüber nach da, dann die Gerte…“. Mehr hat man eigentlich nicht. Mit dem oben erwähnten Spieltrieb und der Lust am Ganzen fällt euch der Rest dann schon ein, wenn es so weit ist.
Nun aber zum vermutlich wichtigsten Tipp von allen. Seid immer bereit all das oder einzelne Punkte davon über Bord zu werfen. Ohne zögern. Zack, gestorben.
Wenn ihr merkt, es passt gerade etwas nicht, dann nicht krampfhaft daran hängen und denken „aber jetzt solle es doch so weiter gehen“. Nein. Weg damit und etwas anderes machen. Oder auch wenn ihr spontan auf etwas Lust habt, dass gar nicht geplant war, warum nicht? Auch wenn das alles andere, was ihr euch überlegt hattet, über den Haufen wirft. So what?
Bei niemandem auf der Welt verläuft jede Session so, wie sie vorher überlegt oder geplant war. Das ist normal und ist sogar Teil des Spaßes. Vor allem: macht nicht den Fehler in der Situation irgendetwas nachzuhängen, dass vermeintlich „nicht geklappt hat“. Solange ihr im Flow seid, ist alles gut. Euer Gegenüber weiß ja im Zweifelsfall gar nicht, was „eigentlich geplant“ war. Also locker bleiben und weiter genießen, sonst macht ihr es euch nur selber kaputt.
Klammert euch also nicht an euren Plan. Tut euch selber den Gefallen und seid bereit, ihn spontan zu ändern und fallen zu lassen. Das ermöglicht euch und eurem Gegenüber unendlich mehr Freiheit und Lockerheit. Lasst euch außerdem gesagt sein, dass sich aus diesen spontanen Planänderungen oder Umwegen oft die besten und aufregendsten Situationen entwickeln.
Kurz gesagt, plant so viel wie nötig, aber auch nicht zu viel. Lasst euch innerhalb dessen, was ihr gemeinsam vereinbart habt, von eurer Fantasie und eurem Spieltrieb leiten. Überlegt vorher, was ihr an Gegebenheiten vorfindet. Seid aber auch bereit alles über den Haufen zu werfen, wenn die Situation es verlangt oder sinnvoll erscheinen lässt. Ansonsten: genießt es so gut ihr könnt.
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Hmm … ich plane so gut wie nie und lasse mich immer spontan auf das ein, was da so kommt. Deswegen ist auch der Werkzeugkoffer immer so schwer. 😉
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Jeder hat seinen Stil und seine Art. Mein Artikel richtet sich natürlich an die, die sich fragen wie sie es angehen sollen. Ganz sicher will ich niemanden dazu bewegen dass zu ändern was für ihn oder sie funktioniert. 😉
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[…] weiß, das klingt jetzt alles als wäre vor jeder BDSM-Session ein zweiwöchiges Sicherheitstraining nötig. Ist es nicht. Aber sich dessen bewusst zu sein was […]
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