Dom? Kann ich das?

Herzlichen Glückwunsch an jeden Menschen, der sich diese Frage stellt. Denn sie zeugt von Reflexion und Selbstkritik. Im BDSM-Kontext Dom zu sein ist nämlich etwas, das man nicht aus dem Ärmel schüttelt und das jede oder jeder problemlos in Perfektion abliefern könnte. Im BDSM so als Dom auftreten oder so dominant zu sein, dass auch der devote Part daraus einen Gewinn zieht, erfordert ein paar Eigenschaften und Engagement.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gehört habe, dass Männer während des Datings auf die Offenbarung, die Frau sei devot, geantwortet haben, sie würden auf BDSM stehen und dass sie selbstverständlich dominant seien. Auf der anderen Seite habe ich auch oft von Frauen gehört, dass sie sich die dominante Rolle nicht zutrauen. Sich fragen, ob sie das können. Einfach aus Sorge, es nicht glaubwürdig oder für das Gegenüber befriedigend „rüberbringen“ zu können. Quasi also „was, wenn ich darin nicht gut bin und es dem Gegenüber nicht gefällt?“.

Wie so oft, liegt die Antwort in der Mitte. Die dominante Rolle im BDSM ist keine Geheimwissenschaft, die erst nach jahrzehntelangem Studium in dunklen Kerkern gemeistert werden kann. Obwohl, darüber muss ich nochmal nachdenken. Nein, Spaß beiseite. Die dominante Rolle ist aber eben auch nichts, dass jede oder jeder sofort und aus dem Bauch beherrscht und damit „abliefern“ kann.

Fangen wir mit der Frage an, warum ihr euch überhaupt fragt, ob ihr Dom sein könnt. Habt ihr von euch aus dominante Fantasien? Erregen euch in eurem Kopfkino Bilder oder Szenen, in denen ihr jemanden dominiert? Oder stellt ihr euch die Frage, weil euch jemand von der eigenen BDSM-Leidenschaft erzählt hat und ihr euch nun grübelt, ob ihr diese Rolle einnehmen könntet?

In ersten Fall besteht ein eigenes Interesse aus sich heraus an dem Thema. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfüllende BDSM-Erfahrung. Im zweiten Fall scheint es so, als wärt ihr erst durch einen äußeren Impuls auf die Idee gekommen. Das bedeutet nicht, dass die Rolle nichts für euch ist. Aber dennoch würde ich vor einer realen Umsetzung dringend zu einiger Recherche und Beschäftigung mit dem Thema raten. Ihr tut sonst weder euch, vor allem aber eurem Gegenüber einen Gefallen, wenn ihr in eine Welt stolpert, ohne deren „Regeln“ und „Naturgesetze“ zu kennen.

Denn anders, als bei einer Stellung, die man noch nicht ausprobiert hat oder einem Kink, wie Sex in der Öffentlichkeit, die man einfach gemeinsam ausprobieren kann, bedarf es bei der Rolle des Doms im BDSM einiger Fähigkeiten und im Laufe der Zeit dann Erfahrungen.

Dom übernimmt für den devoten Part Verantwortung. Denn der devote Part gibt, je nach Spielart viel oder sehr viel Kontrolle an Dom ab. Dieser Verantwortung muss Dom sich im ersten Schritt bewusst sein und im zweiten Schritt muss Dom ihr gerecht werden. Darüber sind sich viele, die leichtfertig sagen „klar kann ich dich dominieren“ schlicht nicht im Klaren und scheitern dann in der Folge gerne daran.

Damit haben wir aber nur die absolute Mindestvoraussetzung für BDSM angesprochen. Seid euch bewusst, ihr übernehmt Verantwortung und seid bereit dafür!

Ein weiterer Punkt aber, in dem BDSM anders ist, als andere sexuelle Spielarten und daher die Dom-Rolle besondere Herausforderungen stellt, als andere Sexpraktiken: die Dom-Rolle braucht unbedingt und immer Initiative!

Wenn ihr eure Partnerperson oral befriedigt, dann kann diese immer mal einen Hinweis geben „mach doch mal lieber mehr das oder mehr so“. Wenn ihr gemeinsam eine neue Stellung ausprobiert oder eine Fantasie auslebt, dann ist es immer möglich, zwischendrin zu sagen „wollen wir es mal so oder so probieren“. Dadurch mag immer ein wenig sexuelle Spannung verloren gehen, aber es bleibt doch weiter heiß.

Wenn im BDSM die devote Person der dominanten Person sagen muss „könntest Du nicht mal wieder dieses oder jenes mit mir machen“ oder „mach doch mal mehr davon“, dann ist für die devote Person gefühlt 95% der sexuellen Spannung dahin. Denn genau das will die devote Person ja nicht. Sie will nicht sagen, was gemacht werden soll. Dabei ist es völlig egal, ob die devote Person das im Vorfeld initiieren oder währenddessen korrigieren muss. Der Kick, den es eigentlich geben sollte, ist meist einfach dahin.

Im Gegensatz zu „mach doch mal ein bisschen mehr so“ bei einer Sexstellung, wobei sich danach wieder fallengelassen werden kann, ist für eine devote Person, die eine dominante Person anleiten und animieren muss, der Hauptteil der Lust verloren.

Ja, aus solchen Konstellationen können mit Zeit und Geduld erfüllende BDSM-Beziehungen entstehen. Das will ich nicht ausschließen. Wenn ihr also wirklich neugierig seid und sagt, „ich hatte bisher aus mir heraus nicht die Idee, aber jetzt bin ich neugierig“, dann stürzt euch in diese neue Welt, lernt ihre „Regeln“ und „Naturgesetze“, aber seid euch bewusst, dass ihr lernt. Behauptet nicht etwas zu sein, dass ihr (noch) nicht seid, sondern bekennt euch dazu, dass ihr gerade in eine ganz neue Rolle einsteigt, statt voller Überzeugung zu behaupten „klar kann ich das“.

Aber wie bereits erwähnt: meinen Glückwunsch, dass ihr euch die Frage überhaupt stellt. Denn viel zu viele stellen sie sich nicht und sind voller Überzeugung, sie wären von Natur aus ein Dom. Quasi durch Geburt und vermeintlich „passenden“ Geschlechtsorganen.


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Die Magie der Fantasie

Sex beginnt im Kopf… Moment, das hatten wir eben erst.

Wenn Geschlechtsorgane sich berühren, dann passieren spannende Dinge und wenn Fantasien sich berühren… Ich glaube, ich komme nochmal rein.

Im Ernst. Im BDSM beginnt und passiert viel im Kopf. Das dürfte für die aufmerksamen Leserinnen und Leser dieses Blogs keine Neuigkeit sein. Natürlich kann BDSM sehr körperlich sein. Aber viele Spielarten beginnen im Kopf lange, bevor körperlich etwas passiert. Und wenn nicht, passiert körperlich einfach nichts.

Ich bin ein Mensch, der bereits beim Kennenlernen den Kopf meines Gegenübers spannend finden muss. Meine Fragen drehen sich zuerst vor allem um das, was in der Fantasie und im Kopf passiert. Körperlichkeit steht für mich beim Kennenlernen nicht im Vordergrund. Welche Haarfarbe jemand hat, wie groß sie oder er ist oder welche Kleidergröße getragen wird, ist maximal sekundär.

Ich will wissen: was passiert im Kopf?

Denn, wenn sich zwei Köpfe, zwei Geister oder zwei Fantasiewelten begegnen und es funkt, dann ist das ein Geschenk. Dann kann Magie entstehen. Wenn sich plötzlich zwei Gedankenwelten treffen und womöglich erkennen „ich bin gar nicht so ‚merkwürdig‘ wie ich dachte, es gibt noch andere wie mich“, wenn Menschen merken, sie werden nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Wünsche und Fantasien angenommen, dann ist das ein Geschenk, aus dem sich unglaublich viel entwickeln kann.

Findet ihr, das klingt schwülstiger oder poetischer, als ich sonst schreibe? Dann vielleicht, weil ich genau diese Magie in einer Partnerin suche.

Denn viel zu oft scheint es mir die Vorstellung zu geben, BDSM bestünde darin, die Fantasien, die die Partner einbringen, wechselseitig auszuleben oder herauszufinden, welche Fantasien man gemeinsam hat und sich auf diese zu konzentrieren.

Der viel bessere Fall ist jedoch aus meiner Sicht, dass beide ihre Fantasien offenlegen und sich auf dem Zusammentreffen der beiden Fantasiewelten etwas komplett Neues entwickelt. Etwas, dass nur durch die Entfaltung der beiden Fantasien und ihrer Verschmelzung entstehen konnte.

Ich bin kein Mathematiker. Davon bin ich weit entfernt. Aber wenn Mensch A die Fantasien 17 und 45 hat. Der letzte Spielpartner wiederum hatte die Fantasien 29 und 99. Der neue Spielpartner hat aber nun die Fantasien 23 und 87, dann ergeben sich schlicht völlig neue Summen. Das alles auch immer unter der Voraussetzung, dass einen 29 oder 99 überhaupt ansprechen oder neugierig machen. Im besten Fall aber entstehen völlig neue Fantasien, obwohl man selber weiter derselbe Mensch ist. Im noch besseren Fall ermutigt der neue Spielpartner einen dazu, zusätzlich noch neue Fantasien zu entwickeln und man selber animiert den Partner ebenfalls dazu. Plötzlich sind die Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung grenzenlos.

Zu theoretisch? Ok, das verstehe ich.

Angenommen, ihr habt schon länger Fantasien, die sich um eine umfassende, nahezu gottgleiche Kontrolle im Alltag drehen und trefft auf ein neues Gegenüber, einen potenziellen Spielpartner, den das Thema Orgasmuskontrolle fasziniert. Also die Kontrolle darüber abzugeben, wann die Person kommen darf. Aus dem gemeinsamen Austausch entwickelt sich eine neue Fantasie: warum nicht Orgasmuskontrolle in den Alltag tragen? Das Thema Keuschhaltung wird besprochen und beide begeistern sich dafür. Entstanden aus dem Zusammentreffen der beiden Interessen ist etwas Neues entstanden, auf das beide vielleicht von alleine oder mit anderen Partnern nicht gekommen wären.

Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel und im realen Kennenlernen ist das alles meist viel verzweigter und komplexer. Aber wenn sich Fantasien und Köpfe auf diese Weise ergänzen und sogar zu Neuem befruchten, dann ist das ein Glücksfall und je mehr die gegenseitigen Fantasiewelten sich einander öffnen und verschmelzen, umso besser wird es. Ja, das klingt nicht umsonst wie Sex.

Worauf möchte ich hinaus? Darauf, dass BDSM- und Fantasiewelten durch das Zusammenwirken aller beteiligten Personen entstehen und dadurch oft sowohl einmalig als auch besonders kostbar sind. Sicher sind sie kein Grund, eine nicht oder nicht mehr funktionierende Beziehung fortzuführen. Aber meiner Erfahrung nach schätzen wir sie oft zu gering und messen ihnen nicht ausreichend den Wert zu, den sie haben.

Denn die größte Stärke, die Magie der verschmolzenen Fantasiewelten, entstanden aus miteinander harmonierenden Köpfen, ist auch ihre größte Schwäche: sie sind einmalig. 17 und 87 ergibt schlicht nicht dieselbe Summe, wie 17 und 29. Lasst uns also positiv sein und das Wunder der gemeinsamen Fantasiewelt schätzen oder ggf. um ihren Erhalt kämpfen. Denn sie ist schwerer zu finden und wertvoller, als wir oft glauben.


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Ankündigungen und Versprechen

„Mit einer Masse von drei Pfund und mit einem Netzwerk von 100 Milliarden Nervenzellen ausgestattet, ist das Gehirn unser größtes Sexualorgan.“

Das Zitat stammt aus einem Artikel bei Wissenschaft.de und ich würde das genau so unterschreiben. Sex allgemein und für mich vor allem BDSM, fängt im Kopf an. Ein Satz, der sich so oder so ähnlich in meinen Datingprofilen findet, lautet nicht umsonst „Wenn es mir nicht gelingt deinen Kopf zu ficken, dann hat alles andere sowieso keinen Sinn.“

Sex und BDSM beginnen im Kopf. Aber wie gelingt es, den Kopf des Gegenübers zu erreichen? Natürlich kommt das sehr individuell immer auf euch und euer Gegenüber an. Aber meiner Erfahrung nach ist ein sehr effektives Mittel um das Kopfkino anzukurbeln die Ankündigung. Klingt simpel? Ist es auch, aber auch sehr wirkungsvoll und je fantasiebegabter das Gegenüber ist, desto effektiver ist es.

Daher hier einfach ein paar Gedankenanstöße, wie man den Kopf des Gegenübers womöglich erreicht.

Stell euch vor:

Eine gefesselte Person, nackt, mit verbundenen Augen und Armen und Beinen gespreizt liegt vor euch. Stellt euch vor, ihr seid die Person oder ihr seid die andere Person, die machen kann, was sie will.

Ja, ein Eiswürfel oder ein gekühlter Glasdildo sind ein spannender Moment. Die Person mit verbundenen Augen kann nicht zuordnen, was gerade passiert. Aber das Gefühl ist auch relativ schnell vorbei.

Eine ins Ohr geflüsterte Ankündigung, man würde jetzt diese oder jene Dinge tun, erzeugt im Kopf jedoch Bilder. Bilder, die ein Szenario heraufbeschwören und zum Leben erwecken können, die die Situation noch erregender und spannender machen.

Andere Situation. Stellt euch vor:

Eure devote Partnerperson kniet nach Anweisung vor euch. Oberkörper nach unten und Arsch in der Luft, Beine gespreizt.

Als dominanten Person, die in Kontrolle der ganzen Situation ist, könnt ihr natürlich sofort einfach loslegen und machen, was ihr euch vorgenommen habt.

Auf der anderen Seite, könnt ihr die Person auch in dieser hilflosen und ausgelieferten Situation liegen lassen und völlig unnötig und sinnlos, aber lautstark in der Wohnung nach Utensilien stöbern, die ihr vermutlich nicht brauchen werdet. Die Bilder im Kopf der hilflosen Person werden garantiert Möglichkeiten hervorbringen, an die ihr nicht einmal gedacht habt.

Nur zwei kleine Beispiele. Aber vielleicht helfen sie euch zu verstehen oder regen euch dazu an, euch zu überlegen, wie ihr die Fantasie und das Kopfkino eures Gegenübers anregen könnt. Hervorragend kann man die im Kopfkino angeregten Vorstellungen dann in einer Nachbesprechung nutzen, um noch weiter über Fantasien und Möglichkeiten zu sprechen.

Am Ende haben alle Beteiligten mehr davon, wenn der Kopf und vor allem das Gehirn, das größte Sexualorgan des Menschen, mitspielt.


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Wollen, was man nicht hat

Manchmal ist es einfach eine Binsenweisheit. Natürlich wollen wir, was wir nicht haben. Wenn wir nichts zu essen haben, wollen wir etwas essen. Wenn wir keine Wohnung haben oder kein Geld, dann wollen wir Wohnung und Geld. In diesen Fällen betrifft das Grundbedürfnisse und da ist jedem klar, dass wir die erfüllen oder erfüllt haben wollen. Es gibt aber auch ganz andere Bedürfnisse und da funktioniert es genauso. Wenn wir auf BDSM stehen und das nie ausleben können, dann sehnen wir uns danach, endlich BDSM auszuleben.

So weit, so klar. Menschen wollen immer, was sie nicht haben und oft kann sich das je nach Lebenslage widersprechen. Manche wollen, wenn sie Single sind, nichts sehnlicher als eine feste Beziehung. Haben Sie dann eine, wollen sie am liebsten wieder Single sein. Nicht selten beneiden sich Menschen dann auch gegenseitig um das, was das Gegenüber hat. So beneidet der Singlemensch dann den Beziehungsmenschen um seinen Beziehungsstatus und umgekehrt.

Wie sagt man so schön: Irgendwas ist immer.

Wie immer soll es aber hier um Sex und BDSM gehen. Wie spielt da die Thematik hinein, dass wir wollen, was wir nicht haben? Ich stelle bei mir fest und höre das auch von anderen, dass sich meine Fantasien stark an Dingen orientieren, die ich nicht habe oder haben kann. Und je mehr ich mich mit Fantasien beschäftige, die mich schon länger begleiten, desto öfter merke ich, dass sie genau darin ihren Ursprung haben.

Beispielsweise habe ich in meinem Leben meine BDSM-Neigung nur selten in festen Langzeitbeziehungen gelebt. Daher ist alles, was mit täglichen Ritualen wie beim Heimkommen beispielsweise oder mit BDSM in alltäglichen Paarsituationen zu tun hat, für mich sehr reizvoll.

Verrückt inszenierte Sessions für maximal ein Wochenende hatte ich dagegen schon oft. Einige Beispiele finden sich in einzelnen Artikeln. Auch da fällt mir immer wieder etwas Neues ein und es wird nie langweilig. Aber Fantasien, die auf die Kürze einer Begegnung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten abzielen, habe ich eher nicht.

Jetzt mag es Menschen geben, die BDSM innerhalb ihrer Beziehung entdeckt haben und das ganz selbstverständlich das leben, wovon ich oft fantasiere. Die jedoch wünschen sich vielleicht mehr verrückte Sessions, vielleicht mit wechselnden Partnern.

Wir wollen eben immer das, was wir nicht haben.

Oft sind einzelne Fantasien aber auch einfach „Sensation Seeking„. Ich zitiere dazu einmal aus der Wikipedia: „Sensation Seeking beschreibt ein mehrdimensionales, relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das durch die Verhaltenstendenz charakterisiert ist, abwechslungsreiche, neue, komplexe und intensive Eindrücke (sensation englisch = Sinneseindruck, Empfindung), Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und Situationen aufzusuchen und hierfür oft (aber nicht notwendigerweise) physische, psychische oder soziale Herausforderungen oder Risiken auf sich zu nehmen.“

Oft wollen wir einfach auch mal etwas Neues, aufregendes, um uns nicht so schnell zu langweilen. Da geht es dann nicht darum, dass uns existenzielle Dinge im Leben fehlen. Es geht darum, etwas Neues zu erleben und auch das kann im BDSM ein großer Antrieb sein.

Es gibt aber auch Fälle, da wollen wir Dinge, die wir NOCH nicht hatten, um dann nach der Umsetzung festzustellen, dass diese spezielle Fantasie dann im Kopf doch besser klang. Beispielsweise kann eine Outdoor-Fantasie, also BDSM im Freien, im Kopf sehr heiß klingen. Wenn man hinterher aber dreimal unterbrechen musste, weil Passanten einen zu entdecken drohten, es Mückenstiche an ungünstigen Stellen gibt und alles sowieso nicht wirklich entspannt war, dann entzaubert sich eine Fantasie gelegentlich. Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich das so noch nicht oft erlebt habe. Vielleicht kennen meine Fantasien und ich uns aber auch nur zu gut.

Aus manchen Konstellationen von „Wollen, was wir nicht haben“ entwickeln sich aber auch regelrechte Fetische und ganze Pornogenres. Denn auch da wollen wir ja oft sehen oder stellen uns vor, was wir nicht haben und fantasieren nicht von den Dingen, die wir sowieso täglich haben.

In den 60er und 70er Jahren gab es ja, wie man hört, viel ungeschützten Sex. Die Erfindung der Antibabypille machte Sex ohne Kondom möglich und es gab offenbar wenig Sorge vor anderen Geschlechtskrankheiten. Mit dem Aufkommen von AIDS änderte sich das und Kondome wurden endgültig unverzichtbar, wenn es um Sex mit Fremden oder häufig wechselnden Partnerpersonen ging.

Eine meiner liebsten Thesen ist, dass sich genau daraus eine Reihe beliebter Fetische entwickelt hat oder ihre Popularität zumindest dadurch sehr gesteigert wurde. Fetische oder Vorlieben wie „breeding„, „bukkake“ oder die Beliebtheit von Spermaspielen im Allgemeinen könnte ein Beleg dafür sein, dass Menschen mehr von fließendem Sperma fantasieren und es sie anmacht, seit das beim realen Sex nicht mehr immer möglich ist.

Dass dabei in der Pornoindustrie nicht immer auf die Gesundheit der Darsteller geachtet wird, will ich hier nicht unerwähnt lassen, ist aber nicht das Thema dieses Artikels.

Aber auch der Wunsch oder die Fantasie nach Sex mit Menschen anderer Haar- oder Hautfarbe rührt nicht selten aus der Tatsache, dass es eben etwas ist, was wir selten oder nie haben.

So beeinflusst das, was wir nicht haben, eben häufig unsere Wünsche und Fantasien. Problematisch finde ich das nicht, eher natürlich, aber auch interessant. Sich mit den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fantasien zu beschäftigen und auseinanderzusetzen ist etwas, dass ich jedem empfehle. Es hilft dabei, sich selber besser zu verstehen und auch besseren Sex zu haben. Vertraut mir.

Daher finde ich es auch manchmal spannend, sich damit zu beschäftigen, woher eine Fantasie kommt. Nicht immer hilft das und es braucht dafür sicher keine Tiefenanalyse mit Rückblick auf die Kindheit. Aber zu verstehen, dass manche starken Fantasien einfach aus etwas entstehen, dass man (aktuell) in seinem Leben nicht hat, hilft ganz sicher dabei sich zu verstehen und der Umsetzung näherzukommen.


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Brat oder brav?

Alle Subs sind natürlich immer brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam. Alle. Ausnahmslos. Oder etwa nicht?

Wie so oft gibt es solche und solche. 

Viele Subs sind genau so, wie sich das die Öffentlichkeit vorstellt. Aber es gibt eben auch die, die gerne aufmüpfig und rebellisch sind. Im BDSM Fachjargon, der wie so oft aus dem Englischen abgeleitet wird, nennt man diese Menschen „Brat„, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie „Gör“ oder „Balg“.

Brats sind gerne aufsässig, provozieren, widersetzen sich Anweisungen, widersprechen und sind im allgemeinen eben nicht brav und folgsam, wie sich Uneingeweihte Subs vorstellen. Dennoch sind sie Subs, denn sie wollen schon gehorchen und sich unterwerfen. Aber sie wollen eben dazu gebracht werden zu gehorchen und wollen unterworfen werden.

Das ist dabei ganz wörtlich gemeint. Brats lieben es, wenn ihr (gespielter) Widerstand gebrochen oder überwunden wird, dass ihre Provokationen beantwortet werden. Sie wollen dadurch unter anderem die Macht des dominanten Parts spüren, statt sie einfach von vornherein zu akzeptieren. Genau das ist das Spiel. Brats bleiben Subs und wollen letztlich ebenso knien, unterworfen und dominiert werden. Aber sie wünschen sich, dass der dominante Part sich das erarbeitet, ihnen in Worten, aber vor allem in Taten zeigt, wo ihr Platz ist.

Auf der anderen Seite stehen idealerweise dominante Menschen, die gerne ihren Machtanspruch durchsetzen. Die es genießen, durch Handlungen und Worte zu zeigen, wer oben ist und wer nicht. Der Name lautet hier ich Fachjargon „Brat-Tamer„.

Brat-Tamer kommt natürlich ebenfalls aus dem Englischen. Der „Tamer“ ist der Bändiger. Also die Person, die Brat bändigen und zähmen soll. Brat-Tamer lieben die Herausforderung, die Brat ihnen stellt. Sie mögen es, ihren Anspruch auf Führung immer wieder auszukämpfen und durchzusetzen. Sie mögen sicher auch die nicht selten harschen Methoden oder Spielarten, die Brat dafür gerne benutzt sieht.

Meinen persönlichen Vorlieben entspricht das nicht. Ich möchte nicht immer kämpfen und mich immer aufs Neue durchsetzen müssen. Aber das bin nur ich. Es gibt eben Menschen, die das gerne mögen und wenn alle Beteiligten es mögen, dann ist ja alles in Ordnung.

Nun gehören Menschen, die sich als devot, Sub oder einfach allgemein als sexuell unterwürfig bezeichnen, in der Gesamtgesellschaft eher zu einer Minderheit. Innerhalb dieser Gruppe wiederum gehören Brats zu einer Minderheit und wie wir Menschen nun einmal sind, müssen sich Minderheiten immer mal wieder anhören „Du bist nicht wie wir anderen, was stimmt nicht mit dir?“

Menschen, die sexuelle Vorlieben gerne nach „richtig“ und nach „falsch“ sortieren, fragen sich und andere, ob das, was sie selber nicht mögen, denn „in Ordnung“ sei oder ob Menschen mit solchen Vorlieben „richtige“ Subs sind.

Wie eigentlich immer lautet die Antwort: solange niemandem geschadet wird und alle Beteiligten gerne mitmachen, ist alles völlig ok.

Wenn ihr als Sub gerne brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam seid: nur zu. Findet jemanden, der als dominanter Part genau das mag und genießt es.

Wenn ihr als Sub gerne aufsässig und renitent seid und dabei gerne Widerworte gebt: nur zu. Findet jemanden, der genau das mag. Ihr müsst nur damit leben, dass ihr vermutlich zu einer Teilmenge einer Teilmenge gehört. Das macht es nicht einfacher, aber ihr habt jedes Recht zu mögen, was ihr mögt.

Wichtig ist mir zum Ende vor allem eines: Brats sind genauso „richtige“ Subs, wie alle anderen. Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ im BDSM keinen Platz haben sollten. „Richtig“ ist alles, was allen Beteiligten und Betroffenen Spaß macht und wobei sie freiwillig mitmachen. Falsch wird es erst dann, wenn jemand nicht mehr möchte, gezwungen wird oder anderweitig gegen den eigenen Willen handelt.

Ob Subs gerne gleich unterwürfig und gehorsam sind oder erst dazu gebracht werden wollen, ist dagegen eine reine Geschmackssache und muss schlicht denen gefallen, die beteiligt sind.


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Femdom vs. Maledom – Ein Vergleich

Das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung oder D/s ist für mich im BDSM das spannendste aller Spiele. Natürlich funktioniert es in alle Richtungen. Männliche Unterwerfung und weibliche Dominanz, sowie weibliche Unterwerfung und männliche Dominanz. Ja, ich weiß, es gibt auch jede Menge dazwischen und drumherum, aber ich fühle mich nicht wohl in diesem Rahmen über Dinge zu schreiben, die ich nicht aus eigenem Erleben kenne. Daher beschränke ich mich auf diese Konstellationen. Seht mir das bitte nach.

Wie also gesagt, funktioniert das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung selbstverständlich in alle Richtungen. Aber wie so oft, wenn man genauer hinschaut, wird es spannend. Ja, die grundsätzlichen Spielarten wie Erniedrigung, Gehorsam, Aufgaben, Rituale und Regeln können sich sehr ähneln. Schaut man aber im Detail, lassen sich viele Varianten finden, die nur in die eine, aber nicht in die andere Richtung funktionieren.

Ich finde diese Unterschiede faszinierend. Einmal, weil sie uns von Fall zu Fall viel über unsere Geschlechterrollen und unseren Umgang mit dem anderen Geschlecht verraten. Aber auch, weil ich bei manchem als männlicher Dom neidisch bin, dass mir diese Spielart nicht zur Verfügung steht.

Werden wir konkret. Ein sehr auffälliger Unterschied ist, wie Männer bei ihren Finanzen gepackt werden können. Nicht wenige devote Männer erregt es, wenn sie Geld für ihre Herrin ausgeben. Oft noch mehr, wenn sie dafür keine konkrete Gegenleistung erwarten dürfen. Von diesem Phänomen lebt eine ganze Branche unter dem Namen „Findom„. In meiner „Karriere“ als männlicher Dom kann ich die Frauen, die es erregt hat, für ihren Dom Geld ohne Gegenleistung auszugeben, an weniger als zwei Fingern abzählen.

Ich bewerte hier nicht. Tut, was euch guttut. Achtet auf euch und schaltet gelegentlich den Kopf ein. Ich finde hierbei jedoch besonders faszinierend, was das über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aussagt und über die besagten Geschlechterrollen.

Historisch gesehen, war der Mann in der Geschichte der Menschheit meist der Versorger, aber auch meist der Bestimmer in Beziehungen und Familien. Auch heute definieren viele „Männlichkeit“ mit Macht und Besitz. Ebenso, wie sich viele Männer über ihre Position und ihren Besitz definieren. Nur weil das so ist, können sie im BDSM an dieser Stelle gepackt werden. Wenn ihnen Position und Besitz genommen werden, noch dazu ohne Gegenleistung, dann erregt das Männer, die diese Spielart mögen.

Für Frauen jedoch, ist die Rolle derjenigen, die ihr schwer verdientes Geld an einen Dom abgibt, ganz offensichtlich wenig erstrebenswert. Ohne Soziologe zu sein, nehme ich an, dass für Frauen auch im 21. Jahrhundert die Vorstellung, finanziell abhängig zu sein, eine zu realistische Möglichkeit ist, um das Spiel damit sexuell reizvoll zu finden.

Vielleicht weniger eindeutig als das letzte Beispiel, aber viele devote Männer kickt, wenn sie im Alltag eingeschränkt werden, wenn sie Verbote bekommen, dieses oder jenes zu tun. Speziell, wenn es um das Ausleben von Sexualität geht. Die FLR wäre hier das extreme Beispiel, für das es keine Entsprechung im Verhältnis zwischen Maledom und Sub gibt. Devote Frauen finden solche Einschränkungen meiner Erfahrung nach seltener so erregend. Viel zu oft empfinden sie es als etwas, das sie im Alltag sowieso ähnlich erleben und es daher nicht als „heiß“ empfinden.

Ebenfalls spannend ist Folgendes. BDSM basiert ja sehr oft auf dem, was wir sonst nicht dürfen, wie zum Beispiel Ohrfeigen geben oder auf dem Verbot dessen, was wir sonst selbst bestimmen. Auch hier gibt es also offenbar große Unterschiede, aufgrund der verschiedenen Geschlechterrollen.

Ein ganz anderes Beispiel ist die Keuschhaltung. Als Femdom gibt es das Mittel des Peniskäfigs. Alleine aus anatomischen Gründen ist es leichter, die Erregung eines Mannes zu beeinflussen und zu stören, als die einer Frau. Ein Peniskäfig verhindert ziemlich zuverlässig eine Erektion und macht sie gegebenenfalls sogar schmerzhaft. Wir müssen nicht zu tief in die Biologie einsteigen, um zu sehen, dass bei Frauen Erregung anders funktioniert. Ja, es gibt Mittel diese Erregung technisch zu beeinflussen. Aber nicht so effektiv, wie bei Männern. Manche würden sogar sagen, es ist bei Frauen überhaupt nicht möglich, Erregung und auch einen Orgasmus zu verhindern.

Das ist ein Punkt, der mich schon lange sehr neidisch auf Femdoms sein lässt. Ehrlich. Das beschäftigt meine Fantasie seit Jahren und irgendwann werde ich eine BDSM-Fantasy-Geschichte schreiben, die diese „Ungerechtigkeit“ wieder gutmacht.

Wenig überraschend geht es auch im nächsten Beispiel um den Penis. Viele männliche Subs erregt es, wenn die Größe, Form oder Leistungsfähigkeit ihres Penis‘ thematisiert wird. Naturgemäß in diesem Fall nicht positiv. Eher, dass er zu klein, mickrig, enttäuschend oder unschön anzusehen sei. In meinem Leben als männlicher Dom habe ich so gut wie nie eine weibliche Sub getroffen, die es erregt hätte, wenn ich ihre Vulva oder Brüste verbal herabgewürdigt hätte. Ja, es gibt Ausnahmen. Aber sie sind eben Ausnahmen.

Auch das ist spannend, oder nicht? Im Schnitt scheinen Männer einfach ein ganz anderes Selbstbewusstsein zu haben, was ihren Penis angeht.

Ich sage ja, die Unterschiede zwischen dem, was für die eine Seite funktioniert und was für die andere, sind extrem spannend und ich hätte noch so viele Beispiele.

Eine weibliche Sub, die sich sexuell fremden Männern „zur Verfügung stellen“ soll, wird es völlig anders empfinden, als wenn ihr einem männlichen Sub sagt, er soll fremden Frauen „zur Verfügung“ stehen. Da geht es um unterschiedliche Moralvorstellungen, die wir anerzogen bekommen. Mehrere Männer und eine Frau, das ist auch in aufgeschlossenen Zeiten in der allgemeinen Bevölkerung etwas, bei dem viele mindestens die Augenbrauen heben und die Frau eher negativ beurteilen. Mehrere Frauen und ein Mann und sei er auf Knien? Deutlich weniger Menschen dürften diesen Mann moralisch verurteilen.

Es sei denn, der Mann würde dabei penetriert. Dann würde sich das vermutlich wieder umdrehen. Aber das wäre noch einmal ein ganz neues Thema. Denn ja, auch eine Anweisung zu gleichgeschlechtlichem Sex ist, für die breite Masse, sehr verschieden, wenn Sub weiblich oder männlich ist.

Ja, ich generalisiere hier. Ja, viele, die das lesen und sich in der Szene bewegen, werden denken „wo ist das Problem?“ Aber ich spreche hier von gesellschaftlichen Rollen und Moralvorstellungen. Und wären Partnertausch, Gruppensex und BDSM so wahnsinnig „normal“, dann würde das alles wohl auch viel offener gelebt.

Ich kann das Thema hier nur anreißen und das finde ich selber ausgesprochen schade. Aber ich habe das Gefühl, in diesem Thema steckt eher so etwas wie eine Bachelorarbeit. Aber wenn ich euch mit dem, was ich seit langem in meinem Kopf hin und her wälze, ein paar Gedankenanstöße geben konnte, dann würde ich mich freuen.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Die Wichtigkeit von „Nachbesprechungen“

Ich werde nicht müde meinen Leserinnen und Lesern immer wieder zu erzählen, wie wichtig Kommunikation für eine erfüllende BDSM-Erfahrung ist. Kommunikation ist das A und O. Bisher ging es aber meistens um die Kommunikation während des Kennenlernens, in dem die Beteiligten herausfinden, ob es funktionieren könnte oder ob es besser wäre, es zu lassen.

Ich bin ehrlich, bisher habe ich einen ganz wichtigen Aspekt komplett außer Acht gelassen: die Kommunikation NACH einer gemeinsamen Erfahrung oder Session.

Denn egal, wie gut oder schlecht die gemeinsame Zeit verlaufen ist, es gibt aus so einem Gespräch viel für sich oder auch für eine mögliche gemeinsame Zukunft mitzunehmen.

Die meisten Menschen können dieses Gespräch, meiner Erfahrung nach, nicht fünf Minuten nach der „Action“ führen. Es brauch etwas Zeit, damit sich die Eindrücke setzen können und damit verarbeitet werden.

Dann sollte dieses Gespräch (oder nach Bedarf auch mehrere) unbedingt geführt werden.

Denn erstens ist es für beide Seiten dieses Spiels spannend und auch wichtig zu hören, wie das Gegenüber die einzelnen Situationen und Handlungen erlebt hat. Daraus lässt sich sehr viel lernen. Denn wie etwas vom einen Part gemeint war, kann beim Gegenüber völlig anders ankommen.

So kann eine eher heftig gemeinte Bestrafung als freundlicher Klaps wahrgenommen werden. Oder umgekehrt eine liebevoll gemeinte Aktion als heftige Maßregelung. Sender und Empfänger nehmen Dinge oft unterschiedlich wahr.

Das miteinander abzugleichen und so mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen, ist ungemein wichtig. Außerdem lernt man so das gegenseitige Verständnis, quasi die Handschrift des Gegenübers besser kennen. Das wiederum hilft in zukünftigen Situationen Handlungen besser einzuschätzen.

Weiterhin ist diese Nachbesprechung die ideale Gelegenheit, um abzuklären, ob das gemeinsame Spiel quasi weit genug ging, zu weit ging oder genau richtig war. Auch die Dosierung ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich erlebt habe, dass bei solchen Nachbesprechungen entscheidende Unterschiede in der Wahrnehmung aufgetreten sind.
„Ich dachte du wolltest mir damit signalisieren, ich sollte aufhören“
„Nein, ich habe nur eine kleine Pause gebraucht. Das nächste Mal lass mich Luft holen und dann kann es weiter gehen“

Oft ist BDSM wie ein Tanz. Man muss sich auf den Partner einstellen und seine oder ihre Zeichen lesen lernen. Ebenfalls ist es wichtig, ein gemeinsames Tempo zu finden und so in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Ein Rhythmus, beispielsweise von Härte und Zärtlichkeit, von Nähe und Distanz.

In den genannten Beispielen wird deutlich, dass die Nachbesprechung im besten Fall mehr ist als nur eine Nachbesprechung. Denn im besten Fall beginnt in dem Moment bereits die Planung für die nächste Session, das nächste Treffen.

Denn wie erwähnt, wird eine gute Domme oder ein guter Dom das Feedback aus diesen Gesprächen nutzen, um darauf die nächsten Pläne aufzubauen. Dom wird sich überlegen, welche der bisherigen Erfahrungen es gilt, auszuweiten und bei welchen bereits eine Grenze erreicht wurde.

Und eine kluge oder ein kluger Sub wird die Gelegenheit nutzen zu signalisieren, in welche Richtung die eigenen Vorstellungen, Fantasien und Wünsche gehen. Wobei ich zugebe, dass das vermutlich ein wenig Erfahrung braucht.

So eröffnet jede Nachbesprechung nach jeder Session die Chance, die nächste Erfahrung noch besser und auf die Beteiligten individuell angepasst zu gestalten.

Wie ich also immer sage: Kommunikation ist im BDSM das A und O. Aber sie endet eben nicht mit dem Treffen und der Session. Sie geht dann erst richtig los. Denn in der Geschichte des BDSM war noch keine erste Session „perfekt“. Vertraut mir, ich habe das recherchiert. Aber wenn ihr dennoch eine Fortsetzung wollt, dann bietet euch die Nachbesprechung DIE Gelegenheit, die Dinge, die ihr mochtet, noch besser zu machen und die, die ihr nicht so mochtet, entweder zu ändern oder wegzulassen. Nutzt diese Gelegenheit, sobald ihr in der Lage seid, eure Eindrücke zu kommunizieren. Es wird euer BDSM-Erlebnis besser machen.


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Dankbare Aufgaben

Aufgaben zu stellen und Aufgaben zu erfüllen, ist für viele Menschen, die BDSM leben, sehr reizvoll. Nicht umsonst sind Artikel, die sich mit dem Thema Aufgaben beschäftigen, in meinem Blog oft die mit den höchsten Zugriffszahlen.

Aufgaben faszinieren die Menschen, die an irgendeiner Art Machtgefälle Gefallen finden.

Viele suchen nach immer neuen Ideen, wie sie Aufgaben gestalten können. Wie sie das Thema spannend halten können. Denn wie immer ist auch hier Abwechslung das Salz in der Suppe.

Spannenderweise haben Menschen bei der Kombination „BDSM und Aufgaben“ sofort das Gefühl, nun würde etwas Unangenehmes und Schwieriges auf Sie zukommen. Aufgaben müssen aber nicht immer aussehen wie bei Aschenputtel, wo sinnlos Erbsen oder Linsen sortiert werden müssen, nur um die Prinzessin in spe beschäftigt zu halten oder zu piesacken.

Das kann aber auch ganz anders funktionieren.

So können, je nach Vorliebe der Beteiligten, Aufgaben auch unterstützend sein. Wenn beispielsweise Sub gerne mehr Sport machen möchte, sich aber immer schlecht selber überwinden kann, dann kann eine Aufgabe regelmäßig zum Sport zu gehen die Lösung sein.

Schreibt Sub zwar gerne, nimmt sich dafür aber im Alltag oft zu wenig Zeit, dann kann eine Wortvorgabe pro Tag eine sinnvolle und spannende Aufgabe sein.

Vielleicht trinkt Sub den Tag über zu wenig und eine Aufgabe mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, könnte da Abhilfe schaffen.

Oder Sub muss für eine Prüfung lernen und schafft es nicht immer, sich konzentriert hinzusetzen? Auch dann kann eine Vorgabe von Dom mindestens so und so lange zu lernen, Abhilfe schaffen.

Consent, also Zustimmung, ist im BDSM zentral. Ohne ist es kein BDSM. Aber hier möchte ich das Thema noch einmal besonders hervorheben. Denn gerade bei solchen Aufgaben soll es nie darum gehen, Sub gegen den Willen zu verändern. Hier ist ganz ausdrücklich gemeint, dass diese und ähnliche Aufgaben von Sub selber gewünschtes Verhalten unterstützen oder fördern sollen.

Bleiben wir beim ersten oben erwähnten Beispiel. Es soll Sub durch die Aufgabe „mach mehr Sport“ eben gerade NICHT vermittelt werden „Du bist fett/unsportlich“. Es geht nicht darum, Sub so zu verändern, wie Dom sie oder ihn gerne hätte. Es geht darum, mit solchen Aufgaben gewolltes Verhalten durch eine weitere Motivation zu fördern.

Daher gehen solche Aufgaben auch nicht selten von der devoten Seite der Beziehung aus. Denn wenn Sub sagt „Ich würde gerne mehr Sport machen, kannst Du mich dabei unterstützen und wäre es nicht möglich mir eine Aufgabe zu stellen? Wenn ich es dann schaffe, bekomme ich vielleicht eine Belohnung, schaffe ich es nicht, eine Strafe?“, ist das etwas ganz anderes, als wenn Dom sagt „Ich finde Du solltest mehr Sport machen.“

So lässt sich durch BDSM dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Eine Möglichkeit, die meiner Erfahrung nach zu wenig genutzt wird.

Wenn ihr also auf der devoten Seite steht und auch bei der ein oder anderen Sache Unterstützung wünscht, sei diese Unterstützung auch eher nur symbolisch, um Euch selber etwas zu motivieren, dann sprecht es mal an. Sucht das Gespräch und schaut, ob ihr nicht gemeinsam etwas daraus machen könnt.

Aufgaben dürfen weiter auch fies sein und mehr oder weniger Spaß machen. Aber wie ich euch zeigen wollte, können sie auch sehr konstruktiv und unterstützend sein. Probiert es mal aus.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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Eine Spielart noch ohne Namen?

Ich gestehe: Ich langweile mich schnell. Ich muss das Gefühl haben, gefordert zu werden und muss etwas spannend oder neu finden. Ich interessiere mich immer für neue Themen, probiere beim Kochen immer neue Rezepte aus und brauche einfach regelmäßig neuen Input, der mich „auf Trab“ hält. Manchmal ist das toll. Manchmal nerve ich mich damit selber.

Im BDSM ist es meist nicht anders. Wenn mein BDSM in den ca. 30 Jahren, die ich das schon mache, immer nur darin bestanden hätte, dass sich eine Sub vor mich hinkniet, ich ihr später den Arsch versohle und am Ende komme ich, sie oder wir beide… ich hätte schon lange die Lust daran verloren.

Versteht mich nicht falsch. Es gibt bestimmt Leute, die genau das mögen. Zielgenau ihren Wunsch, ihr Bedürfnis befriedigen und das immer wieder. So bin ich nicht. Ich will Neues ausprobieren und neben den gewohnten Dingen auch bisher unerforschte Pfade erkunden.

Vielleicht denkt ihr jetzt „es gibt ja nicht endlos viele Schlaginstrumente und irgendwann hat man alle Varianten durch“. Das kann sein. Dennoch gibt es auch nach Jahren immer wieder Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Aber am Ende ticke ich etwas anders.

Was mich unter anderem sehr reizt, findet mehr auf der Metaebene statt. Ich finde spannend, was zwischen zwei Menschen passiert und wie sich dieselbe Handlung oder BDSM-Praktik verändert, wenn einer von diesen zwei Menschen wechselt. Nicht, weil ich den ständigen Wechsel will, sondern, weil mich fasziniert, wie radikal sich das Ergebnis ändert, wenn man einen Teil der Gleichung ändert.

Seit Jahren suche ich nach einem Begriff, einer verständlichen Definition, um zu erklären, was für mich im BDSM so ein wichtiger Faktor ist. Heute scheint es ganz simpel: Ich möchte mich nicht langweilen.

Wenn ich immer das sich gleichende Programm abspulen würde, dann würde ich mich langweilen. Ich vermute, ich wäre frustriert und zölibatär geworden. Ok, vermutlich nicht zölibatär. Aber frustriert wäre ich sicher geworden.

Was macht mich also immer wieder neugierig? Was hält mein Interesse an BDSM wach?

Es ist das, was ich mangels eines griffigen Schlagwortes die Spannungsfelder und Dynamiken nenne. Klingt lahm und eher trocken als aufregend? Stimmt. Ich könnte auch den Begriff „Fantasismus“ erfinden und so tun, als müsste man den kennen, würde aber auch nicht helfen zu erklären, was ich meine.

Ich verrate noch etwas über mich: Ich mag Geschichten. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und ich mag es, Geschichten erzählt zu bekommen. Oft ist BDSM für mich genau dann am besten, wenn ich damit Geschichten erzählen kann oder Geschichten erzählt bekomme.

Ok, ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen: „Ich kapiere nicht, worauf er hinaus will.“

Es ist recht einfach. Grundsätzlich strebe ich immer etwas Dauerhaftes an. Eine BDSM-Beziehung muss für mich immer eine Chance auf eine Zukunft haben. Mit Zukunft meine ich ganz konservativ formuliert, beide sehen nicht schon vor oder beim ersten Treffen das Ende der Beziehung vor Augen. So ticke ich persönlich eben.

Da ich das aber möchte, möchte ich dabei nicht so gerne stagnieren. Ich möchte nicht jedes Mal immer dieselben drei Praktiken wiederholen und das war es. Wiederholungen sind nicht schlimm. Aber für mich irgendwann nicht mehr spannend.

Vor allem aber möchte ich, dass alles in irgendeiner Art Dramaturgie, Geschichte, Spannungsfeld oder Dynamik eingebunden ist. Dann finde ich es richtig spannend.

Wenn zum Beispiel die Sub als völlig unerfahrene Novizin eine Art Ausbildung durchlaufen will und soll. Wenn sich beispielsweise irgendein fernes und fast unerreichbares Ziel „erarbeitet“ und „verdient“ werden soll. Aber auch, wenn die Geschichte aus dem Bereich DaddyDom und LittleGirl kommt. Oder wenn es um das Hinarbeiten zu einer Verfügbarkeit für fremde Männer geht. Die Liste könnte endlos sein. Meine Fantasie ist bunt und kann aus vielen Ideen etwas machen.

Jedoch gibt es drei große Einschränkungen:

  1. Es muss etwas sein, das mich neugierig macht und reizt.
  2. Es muss auch mein Gegenüber neugierig machen und reizen.
  3. Ich möchte ungern der einzige sein, der die Ideen und Fantasien spinnt. Ich möchte eine Partnerin, die da mit mir mithält und eigene Ideen und Wünsche beisteuert.

Wie ihr seht, mache ich es mir gerne schwer. Spaß beiseite. Aber so jemanden zu finden, ist schon recht speziell und herausfordernd.

Warum erzähle ich euch heute so ungewohnt persönlich von diesem Konzept? Es ist nicht das einzige BDSM-Spiel, das mich reizt, aber ein sehr mächtiges unter den spannenden Spielen. Es ist aber vor allem eines, für das ich bisher nirgends auch nur ansatzweise eine Definition oder ein Vorbild gefunden habe. Genau deswegen schreibe ich nun hier so persönlich darüber. Um euch zu zeigen, dass auch das eine Vorliebe sein kann und um zu sehen, ob ich bei euch auf Gleichgesinnte treffe.


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BDSM ohne Sex?

Neulich hatte ich eine Begegnung, bei der mir eine Frau erzählte, sie sei wahnsinnig neugierig auf BDSM. Aber aktuell habe sie quasi keinerlei Lust auf Sex. Wie und ob das denn zusammenpasse und was ich davon hielte, wollte sie wissen.

Eine gute Frage, wie ich fand. Gehören BDSM und Sex zwingend zusammen? Oder geht BDSM auch ohne Sex. Die umgekehrte Frage: geht Sex auch MIT BDSM liegt zwar nahe, aber die müssen alle ganz individuell für sich beantworten. Aber Scherz beiseite.

Zuerst einmal die Frage, wie definiere ich „Sex“ für diesen Artikel? Für diese konkrete Fragestellung würde ich alles als Sex einordnen, bei dem Geschlechtsteile stimuliert werden. Ein Geschlechtsteil abbinden oder schlagen wäre nach der Definition kein Sex. Orale Stimulation oder Stimulation mit den Händen natürlich schon. Sexuelle Erregung alleine definiere ich hier nicht als Sex. Durch Erregung wird ja erst einmal keine Handlung ausgelöst. Erregung darf also absolut entstehen, mehr aber eben nicht.

Jetzt, wo wir das geklärt haben, also zur spannenden Frage. BDSM ohne Sex? Geht das und wenn ja, wie und warum?

Stammleser wissen, ich bin kein Experte im Thema Bondage. Ich weiß aber genug, als dass ich sagen kann: Sex ist beim Bondage zwar möglich, aber keinesfalls zwangsläufig. Meines Wissens lassen sich Menschen sehr oft fesseln oder fesseln andere und es passiert sexuell nichts. Nicht selten lassen sich Menschen sogar bekleidet fesseln, was die Sache ja noch ein Stückchen weiter von sexueller Interaktion weg rückt. Rope-Top und Rope-Bottom genießen die Fesselungen, womöglich erregt es sie. Aber mehr muss nicht passieren.

Bondage ist eindeutig ein Teil von BDSM. Aber Sex findet dabei nicht zwangsläufig statt. Kann sein, muss aber nicht.

Ein weiteres Beispiel ist Spanking. Es gibt Menschen, die genießen den Lustschmerz oder die Art Trance, in die man verfallen kann ohne, dass es zu einem sexuellen Kontakt kommt. Spanker und Spankee erleben gemeinsam die Lust am Schlagen und geschlagen werden und auch hier muss es nicht zu einem sexuellen Kontakt kommen. Auch Spanking kann völlig losgelöst von Sexualität oder besser ausgelebter Sexualität stattfinden. Sex kann hier, muss aber nicht sein.

Auch im D/s gibt es Varianten und Spielarten, die ohne sexuellen Kontakt auskommen. Regeln, Aufgaben, ja selbst Strafen können ohne Sexualität ausgelebt werden. Völlig problemlos sogar. Dom kann hier im Rahmen der gemeinsamen Wünsche alles Mögliche kontrollieren und bestimmen. Aber Sex muss nicht dazu gehören. Der Genuss für beide kann rein aus dem Machtgefälle kommen. Auch, wenn Erniedrigung mit reinspielt, kann das ohne gelebte Sexualität wunderbar funktionieren.

Was entsteht, kann ganz unterschiedlich sein. Entweder ist es die Erregung aus Gehorsam, Unterwerfung und Erniedrigung. Vielleicht aber entsteht auch nur eine totale Zufriedenheit und ein Wohlgefühl, angenommen und geborgen zu sein. Keines dieser Gefühle muss aber in Sexualität münden. Sie können auch davon losgelöst für Wohlbefinden und Glücksgefühle sorgen.

Auch hier gilt: Sex kann sein, muss aber nicht dazu gehören.

Das waren jetzt drei Beispiele und es gibt sicher noch viele mehr. Nun fragen sich aber sicher manche: was soll denn das? Wer sollte BDSM ohne Sex haben wollen? Wofür soll das gut sein? Ich sehe da durchaus eine Reihe von Szenarien, in denen diese Fragen wichtig sein könnten.

Zum einen, gibt es Menschen, die wenig Lust auf Sex haben. Die eine geringe Libido haben oder gar asexuell sind. Dennoch können diese Menschen die Gefühle, die Bondage, Spanking oder D/s auslösen, genießen wollen. Eigene Libido ist nicht nötig, um es zum Beispiel als Spanker zu genießen, jemanden zu versohlen oder als Rope-Bottom, zu genießen, gefesselt zu werden.

Hinter dem Wunsch, BDSM ohne Sexualität zu erleben, können aber auch ganz andere Gründe stehen. Beispielsweise, wenn jemand in einer monogamen Beziehung steckt, den Wunsch nach BDSM verspürt, aber der Partnerperson nicht „untreu“ werden möchte. Dann ist eine Variante von BDSM ohne Sexualität womöglich die ideale Lösung. So sich die Partnerperson damit ebenfalls arrangieren kann. Der an BDSM interessierte Part lebt das Bedürfnis aus, aber die monogame Beziehung kann intakt bleiben.

Last but not least gibt es da draußen einfach auch Menschen, die möchten ihr BDSM genau so leben. Die wollen die Erfüllung, die ihnen ihre BDSM-Praktiken geben und eben nur genau die. Keine sexuellen Kontakte, einfach, weil sie keine Lust darauf haben. Auch das ist völlig in Ordnung.

Wie wir also sehen, kann BDSM sehr viel mit Sexualität und mit gemeinsamer Sexualität zu tun habe. Muss aber nicht. Wer BDSM mit Sex verbinden möchte, findet dafür unzählige Vorbilder. Aber auch die, die das nicht möchten und dennoch BDSM leben wollen, dürfen sich sicher sein: Ihr seid nicht alleine und was ihr wollt, ist völlig ok.

Kaum ein Satz ist im BDMS so abgegriffen und ausgelutscht. Aber nur, weil er eben auch oft stimmt. Denn hier gilt wirklich: Alles kann, nichts muss.


Du möchtest ein kleines Dankeschön zurückgeben? Für diesen Zweck habe ich eine Amazon-Wunschliste. Über kleine Aufmerksamkeiten freue ich mich immer.