Die Magie der Fantasie

Sex beginnt im Kopf… Moment, das hatten wir eben erst.

Wenn Geschlechtsorgane sich berühren, dann passieren spannende Dinge und wenn Fantasien sich berühren… Ich glaube, ich komme nochmal rein.

Im Ernst. Im BDSM beginnt und passiert viel im Kopf. Das dürfte für die aufmerksamen Leserinnen und Leser dieses Blogs keine Neuigkeit sein. Natürlich kann BDSM sehr körperlich sein. Aber viele Spielarten beginnen im Kopf lange, bevor körperlich etwas passiert. Und wenn nicht, passiert körperlich einfach nichts.

Ich bin ein Mensch, der bereits beim Kennenlernen den Kopf meines Gegenübers spannend finden muss. Meine Fragen drehen sich zuerst vor allem um das, was in der Fantasie und im Kopf passiert. Körperlichkeit steht für mich beim Kennenlernen nicht im Vordergrund. Welche Haarfarbe jemand hat, wie groß sie oder er ist oder welche Kleidergröße getragen wird, ist maximal sekundär.

Ich will wissen: was passiert im Kopf?

Denn, wenn sich zwei Köpfe, zwei Geister oder zwei Fantasiewelten begegnen und es funkt, dann ist das ein Geschenk. Dann kann Magie entstehen. Wenn sich plötzlich zwei Gedankenwelten treffen und womöglich erkennen „ich bin gar nicht so ‚merkwürdig‘ wie ich dachte, es gibt noch andere wie mich“, wenn Menschen merken, sie werden nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Wünsche und Fantasien angenommen, dann ist das ein Geschenk, aus dem sich unglaublich viel entwickeln kann.

Findet ihr, das klingt schwülstiger oder poetischer, als ich sonst schreibe? Dann vielleicht, weil ich genau diese Magie in einer Partnerin suche.

Denn viel zu oft scheint es mir die Vorstellung zu geben, BDSM bestünde darin, die Fantasien, die die Partner einbringen, wechselseitig auszuleben oder herauszufinden, welche Fantasien man gemeinsam hat und sich auf diese zu konzentrieren.

Der viel bessere Fall ist jedoch aus meiner Sicht, dass beide ihre Fantasien offenlegen und sich auf dem Zusammentreffen der beiden Fantasiewelten etwas komplett Neues entwickelt. Etwas, dass nur durch die Entfaltung der beiden Fantasien und ihrer Verschmelzung entstehen konnte.

Ich bin kein Mathematiker. Davon bin ich weit entfernt. Aber wenn Mensch A die Fantasien 17 und 45 hat. Der letzte Spielpartner wiederum hatte die Fantasien 29 und 99. Der neue Spielpartner hat aber nun die Fantasien 23 und 87, dann ergeben sich schlicht völlig neue Summen. Das alles auch immer unter der Voraussetzung, dass einen 29 oder 99 überhaupt ansprechen oder neugierig machen. Im besten Fall aber entstehen völlig neue Fantasien, obwohl man selber weiter derselbe Mensch ist. Im noch besseren Fall ermutigt der neue Spielpartner einen dazu, zusätzlich noch neue Fantasien zu entwickeln und man selber animiert den Partner ebenfalls dazu. Plötzlich sind die Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung grenzenlos.

Zu theoretisch? Ok, das verstehe ich.

Angenommen, ihr habt schon länger Fantasien, die sich um eine umfassende, nahezu gottgleiche Kontrolle im Alltag drehen und trefft auf ein neues Gegenüber, einen potenziellen Spielpartner, den das Thema Orgasmuskontrolle fasziniert. Also die Kontrolle darüber abzugeben, wann die Person kommen darf. Aus dem gemeinsamen Austausch entwickelt sich eine neue Fantasie: warum nicht Orgasmuskontrolle in den Alltag tragen? Das Thema Keuschhaltung wird besprochen und beide begeistern sich dafür. Entstanden aus dem Zusammentreffen der beiden Interessen ist etwas Neues entstanden, auf das beide vielleicht von alleine oder mit anderen Partnern nicht gekommen wären.

Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel und im realen Kennenlernen ist das alles meist viel verzweigter und komplexer. Aber wenn sich Fantasien und Köpfe auf diese Weise ergänzen und sogar zu Neuem befruchten, dann ist das ein Glücksfall und je mehr die gegenseitigen Fantasiewelten sich einander öffnen und verschmelzen, umso besser wird es. Ja, das klingt nicht umsonst wie Sex.

Worauf möchte ich hinaus? Darauf, dass BDSM- und Fantasiewelten durch das Zusammenwirken aller beteiligten Personen entstehen und dadurch oft sowohl einmalig als auch besonders kostbar sind. Sicher sind sie kein Grund, eine nicht oder nicht mehr funktionierende Beziehung fortzuführen. Aber meiner Erfahrung nach schätzen wir sie oft zu gering und messen ihnen nicht ausreichend den Wert zu, den sie haben.

Denn die größte Stärke, die Magie der verschmolzenen Fantasiewelten, entstanden aus miteinander harmonierenden Köpfen, ist auch ihre größte Schwäche: sie sind einmalig. 17 und 87 ergibt schlicht nicht dieselbe Summe, wie 17 und 29. Lasst uns also positiv sein und das Wunder der gemeinsamen Fantasiewelt schätzen oder ggf. um ihren Erhalt kämpfen. Denn sie ist schwerer zu finden und wertvoller, als wir oft glauben.


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Ankündigungen und Versprechen

„Mit einer Masse von drei Pfund und mit einem Netzwerk von 100 Milliarden Nervenzellen ausgestattet, ist das Gehirn unser größtes Sexualorgan.“

Das Zitat stammt aus einem Artikel bei Wissenschaft.de und ich würde das genau so unterschreiben. Sex allgemein und für mich vor allem BDSM, fängt im Kopf an. Ein Satz, der sich so oder so ähnlich in meinen Datingprofilen findet, lautet nicht umsonst „Wenn es mir nicht gelingt deinen Kopf zu ficken, dann hat alles andere sowieso keinen Sinn.“

Sex und BDSM beginnen im Kopf. Aber wie gelingt es, den Kopf des Gegenübers zu erreichen? Natürlich kommt das sehr individuell immer auf euch und euer Gegenüber an. Aber meiner Erfahrung nach ist ein sehr effektives Mittel um das Kopfkino anzukurbeln die Ankündigung. Klingt simpel? Ist es auch, aber auch sehr wirkungsvoll und je fantasiebegabter das Gegenüber ist, desto effektiver ist es.

Daher hier einfach ein paar Gedankenanstöße, wie man den Kopf des Gegenübers womöglich erreicht.

Stell euch vor:

Eine gefesselte Person, nackt, mit verbundenen Augen und Armen und Beinen gespreizt liegt vor euch. Stellt euch vor, ihr seid die Person oder ihr seid die andere Person, die machen kann, was sie will.

Ja, ein Eiswürfel oder ein gekühlter Glasdildo sind ein spannender Moment. Die Person mit verbundenen Augen kann nicht zuordnen, was gerade passiert. Aber das Gefühl ist auch relativ schnell vorbei.

Eine ins Ohr geflüsterte Ankündigung, man würde jetzt diese oder jene Dinge tun, erzeugt im Kopf jedoch Bilder. Bilder, die ein Szenario heraufbeschwören und zum Leben erwecken können, die die Situation noch erregender und spannender machen.

Andere Situation. Stellt euch vor:

Eure devote Partnerperson kniet nach Anweisung vor euch. Oberkörper nach unten und Arsch in der Luft, Beine gespreizt.

Als dominanten Person, die in Kontrolle der ganzen Situation ist, könnt ihr natürlich sofort einfach loslegen und machen, was ihr euch vorgenommen habt.

Auf der anderen Seite, könnt ihr die Person auch in dieser hilflosen und ausgelieferten Situation liegen lassen und völlig unnötig und sinnlos, aber lautstark in der Wohnung nach Utensilien stöbern, die ihr vermutlich nicht brauchen werdet. Die Bilder im Kopf der hilflosen Person werden garantiert Möglichkeiten hervorbringen, an die ihr nicht einmal gedacht habt.

Nur zwei kleine Beispiele. Aber vielleicht helfen sie euch zu verstehen oder regen euch dazu an, euch zu überlegen, wie ihr die Fantasie und das Kopfkino eures Gegenübers anregen könnt. Hervorragend kann man die im Kopfkino angeregten Vorstellungen dann in einer Nachbesprechung nutzen, um noch weiter über Fantasien und Möglichkeiten zu sprechen.

Am Ende haben alle Beteiligten mehr davon, wenn der Kopf und vor allem das Gehirn, das größte Sexualorgan des Menschen, mitspielt.


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Wollen, was man nicht hat

Manchmal ist es einfach eine Binsenweisheit. Natürlich wollen wir, was wir nicht haben. Wenn wir nichts zu essen haben, wollen wir etwas essen. Wenn wir keine Wohnung haben oder kein Geld, dann wollen wir Wohnung und Geld. In diesen Fällen betrifft das Grundbedürfnisse und da ist jedem klar, dass wir die erfüllen oder erfüllt haben wollen. Es gibt aber auch ganz andere Bedürfnisse und da funktioniert es genauso. Wenn wir auf BDSM stehen und das nie ausleben können, dann sehnen wir uns danach, endlich BDSM auszuleben.

So weit, so klar. Menschen wollen immer, was sie nicht haben und oft kann sich das je nach Lebenslage widersprechen. Manche wollen, wenn sie Single sind, nichts sehnlicher als eine feste Beziehung. Haben Sie dann eine, wollen sie am liebsten wieder Single sein. Nicht selten beneiden sich Menschen dann auch gegenseitig um das, was das Gegenüber hat. So beneidet der Singlemensch dann den Beziehungsmenschen um seinen Beziehungsstatus und umgekehrt.

Wie sagt man so schön: Irgendwas ist immer.

Wie immer soll es aber hier um Sex und BDSM gehen. Wie spielt da die Thematik hinein, dass wir wollen, was wir nicht haben? Ich stelle bei mir fest und höre das auch von anderen, dass sich meine Fantasien stark an Dingen orientieren, die ich nicht habe oder haben kann. Und je mehr ich mich mit Fantasien beschäftige, die mich schon länger begleiten, desto öfter merke ich, dass sie genau darin ihren Ursprung haben.

Beispielsweise habe ich in meinem Leben meine BDSM-Neigung nur selten in festen Langzeitbeziehungen gelebt. Daher ist alles, was mit täglichen Ritualen wie beim Heimkommen beispielsweise oder mit BDSM in alltäglichen Paarsituationen zu tun hat, für mich sehr reizvoll.

Verrückt inszenierte Sessions für maximal ein Wochenende hatte ich dagegen schon oft. Einige Beispiele finden sich in einzelnen Artikeln. Auch da fällt mir immer wieder etwas Neues ein und es wird nie langweilig. Aber Fantasien, die auf die Kürze einer Begegnung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten abzielen, habe ich eher nicht.

Jetzt mag es Menschen geben, die BDSM innerhalb ihrer Beziehung entdeckt haben und das ganz selbstverständlich das leben, wovon ich oft fantasiere. Die jedoch wünschen sich vielleicht mehr verrückte Sessions, vielleicht mit wechselnden Partnern.

Wir wollen eben immer das, was wir nicht haben.

Oft sind einzelne Fantasien aber auch einfach „Sensation Seeking„. Ich zitiere dazu einmal aus der Wikipedia: „Sensation Seeking beschreibt ein mehrdimensionales, relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das durch die Verhaltenstendenz charakterisiert ist, abwechslungsreiche, neue, komplexe und intensive Eindrücke (sensation englisch = Sinneseindruck, Empfindung), Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und Situationen aufzusuchen und hierfür oft (aber nicht notwendigerweise) physische, psychische oder soziale Herausforderungen oder Risiken auf sich zu nehmen.“

Oft wollen wir einfach auch mal etwas Neues, aufregendes, um uns nicht so schnell zu langweilen. Da geht es dann nicht darum, dass uns existenzielle Dinge im Leben fehlen. Es geht darum, etwas Neues zu erleben und auch das kann im BDSM ein großer Antrieb sein.

Es gibt aber auch Fälle, da wollen wir Dinge, die wir NOCH nicht hatten, um dann nach der Umsetzung festzustellen, dass diese spezielle Fantasie dann im Kopf doch besser klang. Beispielsweise kann eine Outdoor-Fantasie, also BDSM im Freien, im Kopf sehr heiß klingen. Wenn man hinterher aber dreimal unterbrechen musste, weil Passanten einen zu entdecken drohten, es Mückenstiche an ungünstigen Stellen gibt und alles sowieso nicht wirklich entspannt war, dann entzaubert sich eine Fantasie gelegentlich. Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich das so noch nicht oft erlebt habe. Vielleicht kennen meine Fantasien und ich uns aber auch nur zu gut.

Aus manchen Konstellationen von „Wollen, was wir nicht haben“ entwickeln sich aber auch regelrechte Fetische und ganze Pornogenres. Denn auch da wollen wir ja oft sehen oder stellen uns vor, was wir nicht haben und fantasieren nicht von den Dingen, die wir sowieso täglich haben.

In den 60er und 70er Jahren gab es ja, wie man hört, viel ungeschützten Sex. Die Erfindung der Antibabypille machte Sex ohne Kondom möglich und es gab offenbar wenig Sorge vor anderen Geschlechtskrankheiten. Mit dem Aufkommen von AIDS änderte sich das und Kondome wurden endgültig unverzichtbar, wenn es um Sex mit Fremden oder häufig wechselnden Partnerpersonen ging.

Eine meiner liebsten Thesen ist, dass sich genau daraus eine Reihe beliebter Fetische entwickelt hat oder ihre Popularität zumindest dadurch sehr gesteigert wurde. Fetische oder Vorlieben wie „breeding„, „bukkake“ oder die Beliebtheit von Spermaspielen im Allgemeinen könnte ein Beleg dafür sein, dass Menschen mehr von fließendem Sperma fantasieren und es sie anmacht, seit das beim realen Sex nicht mehr immer möglich ist.

Dass dabei in der Pornoindustrie nicht immer auf die Gesundheit der Darsteller geachtet wird, will ich hier nicht unerwähnt lassen, ist aber nicht das Thema dieses Artikels.

Aber auch der Wunsch oder die Fantasie nach Sex mit Menschen anderer Haar- oder Hautfarbe rührt nicht selten aus der Tatsache, dass es eben etwas ist, was wir selten oder nie haben.

So beeinflusst das, was wir nicht haben, eben häufig unsere Wünsche und Fantasien. Problematisch finde ich das nicht, eher natürlich, aber auch interessant. Sich mit den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fantasien zu beschäftigen und auseinanderzusetzen ist etwas, dass ich jedem empfehle. Es hilft dabei, sich selber besser zu verstehen und auch besseren Sex zu haben. Vertraut mir.

Daher finde ich es auch manchmal spannend, sich damit zu beschäftigen, woher eine Fantasie kommt. Nicht immer hilft das und es braucht dafür sicher keine Tiefenanalyse mit Rückblick auf die Kindheit. Aber zu verstehen, dass manche starken Fantasien einfach aus etwas entstehen, dass man (aktuell) in seinem Leben nicht hat, hilft ganz sicher dabei sich zu verstehen und der Umsetzung näherzukommen.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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Die Wichtigkeit von „Nachbesprechungen“

Ich werde nicht müde meinen Leserinnen und Lesern immer wieder zu erzählen, wie wichtig Kommunikation für eine erfüllende BDSM-Erfahrung ist. Kommunikation ist das A und O. Bisher ging es aber meistens um die Kommunikation während des Kennenlernens, in dem die Beteiligten herausfinden, ob es funktionieren könnte oder ob es besser wäre, es zu lassen.

Ich bin ehrlich, bisher habe ich einen ganz wichtigen Aspekt komplett außer Acht gelassen: die Kommunikation NACH einer gemeinsamen Erfahrung oder Session.

Denn egal, wie gut oder schlecht die gemeinsame Zeit verlaufen ist, es gibt aus so einem Gespräch viel für sich oder auch für eine mögliche gemeinsame Zukunft mitzunehmen.

Die meisten Menschen können dieses Gespräch, meiner Erfahrung nach, nicht fünf Minuten nach der „Action“ führen. Es brauch etwas Zeit, damit sich die Eindrücke setzen können und damit verarbeitet werden.

Dann sollte dieses Gespräch (oder nach Bedarf auch mehrere) unbedingt geführt werden.

Denn erstens ist es für beide Seiten dieses Spiels spannend und auch wichtig zu hören, wie das Gegenüber die einzelnen Situationen und Handlungen erlebt hat. Daraus lässt sich sehr viel lernen. Denn wie etwas vom einen Part gemeint war, kann beim Gegenüber völlig anders ankommen.

So kann eine eher heftig gemeinte Bestrafung als freundlicher Klaps wahrgenommen werden. Oder umgekehrt eine liebevoll gemeinte Aktion als heftige Maßregelung. Sender und Empfänger nehmen Dinge oft unterschiedlich wahr.

Das miteinander abzugleichen und so mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen, ist ungemein wichtig. Außerdem lernt man so das gegenseitige Verständnis, quasi die Handschrift des Gegenübers besser kennen. Das wiederum hilft in zukünftigen Situationen Handlungen besser einzuschätzen.

Weiterhin ist diese Nachbesprechung die ideale Gelegenheit, um abzuklären, ob das gemeinsame Spiel quasi weit genug ging, zu weit ging oder genau richtig war. Auch die Dosierung ist ein wichtiger Faktor.

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich erlebt habe, dass bei solchen Nachbesprechungen entscheidende Unterschiede in der Wahrnehmung aufgetreten sind.
„Ich dachte du wolltest mir damit signalisieren, ich sollte aufhören“
„Nein, ich habe nur eine kleine Pause gebraucht. Das nächste Mal lass mich Luft holen und dann kann es weiter gehen“

Oft ist BDSM wie ein Tanz. Man muss sich auf den Partner einstellen und seine oder ihre Zeichen lesen lernen. Ebenfalls ist es wichtig, ein gemeinsames Tempo zu finden und so in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Ein Rhythmus, beispielsweise von Härte und Zärtlichkeit, von Nähe und Distanz.

In den genannten Beispielen wird deutlich, dass die Nachbesprechung im besten Fall mehr ist als nur eine Nachbesprechung. Denn im besten Fall beginnt in dem Moment bereits die Planung für die nächste Session, das nächste Treffen.

Denn wie erwähnt, wird eine gute Domme oder ein guter Dom das Feedback aus diesen Gesprächen nutzen, um darauf die nächsten Pläne aufzubauen. Dom wird sich überlegen, welche der bisherigen Erfahrungen es gilt, auszuweiten und bei welchen bereits eine Grenze erreicht wurde.

Und eine kluge oder ein kluger Sub wird die Gelegenheit nutzen zu signalisieren, in welche Richtung die eigenen Vorstellungen, Fantasien und Wünsche gehen. Wobei ich zugebe, dass das vermutlich ein wenig Erfahrung braucht.

So eröffnet jede Nachbesprechung nach jeder Session die Chance, die nächste Erfahrung noch besser und auf die Beteiligten individuell angepasst zu gestalten.

Wie ich also immer sage: Kommunikation ist im BDSM das A und O. Aber sie endet eben nicht mit dem Treffen und der Session. Sie geht dann erst richtig los. Denn in der Geschichte des BDSM war noch keine erste Session „perfekt“. Vertraut mir, ich habe das recherchiert. Aber wenn ihr dennoch eine Fortsetzung wollt, dann bietet euch die Nachbesprechung DIE Gelegenheit, die Dinge, die ihr mochtet, noch besser zu machen und die, die ihr nicht so mochtet, entweder zu ändern oder wegzulassen. Nutzt diese Gelegenheit, sobald ihr in der Lage seid, eure Eindrücke zu kommunizieren. Es wird euer BDSM-Erlebnis besser machen.


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„Stranger Sins“

Vor ein paar Tagen ging auf RTL+ eine neue Reality-Sendung online. Seitdem kann man dort als zahlender Kunde „Stranger Sins“ sehen. Während RTL und seine Reality-Formate meistens eher nicht für seine Feinsinnigkeit und Empathie bekannt sind und die Ankündigungen in der Presse von einem Skandalformat sprachen, überrascht uns der Sender mit einem gefühlvollen, ästhetischen und dabei informativem Blick auf Sexualität.

Aber von vorne. Worum geht es? Acht Paare reisen auf eine Hacienda in Mexiko. Dort wollen sie, weitab vom Alltag, aufeinander und ihre Beziehung konzentriert, ihre gemeinsame Sexualität erforschen und weiterentwickeln. Die jeweiligen Paare haben dabei ganz unterschiedliche Wünsche und keinen Kontakt (Stand nach Folge 2) zu den anderen Paaren.

Auf der Hacienda treffen sie auf die Sexologin Lea Holzfurtner, die erfragt, in welche Richtung sich nach Wunsch der beiden, die gemeinsame Sexualität entwickeln soll. In der Folge gibt sie Tipps oder schickt die Paare zu einem Coach, beispielsweise für Tantra oder auch BDSM, damit die Paare den Weg, den sie gehen wollen, mit ein paar guten Hinweisen und manchmal auch Hilfsmitteln gehen können.

Ja, wenn man das so liest, dann hätte das ganz furchtbarer Trash werden können. Ist es aber nicht.

Denn hier wird nicht voyeuristisch auf vermeintlich „perverse“ Praktiken draufgehalten. Hier wird niemand vorgeführt. Wünsche werden ernst genommen und es wird offen kommuniziert. Bei den Paaren untereinander, aber auch mit den Coaches wird ohne „hihihi“ und „oh Gott wie peinlich“ Klartext gesprochen.

So lernen wir zuerst Alex und Gina kennen. Sie sind seit fast fünf Jahren ein Paar und Alex scheint mit der Beziehung zufrieden zu sein, wie es ist. Gina aber wünscht sich Abwechslung und dafür unter anderem einen Dreier. Während sich das Alex mit einer zweiten Frau gerade noch vorstellen könnte, ist ein zweiter Mann für ihn nicht vorstellbar.

Als zweites Paar begegnen wir Kate und Angel kennen. Ein lesbisches Pärchen, das sich laut eigener Aussage in einem Sexclub kennengelernt und seit ebenfalls etwa 5 Jahre zusammen ist. Beide wollen mehr über ihre Orgasmen lernen und darüber, wie sie sie verlängern können.

Schließlich lernen wir in Folge zwei dann Vanessa und Jakob kennen. Im Alltag gibt Vanessa den Ton an, beim Sex mag sie es aber, wenn Jakob bestimmt, was passiert. Dementsprechend wollen sie Erfahrungen in Richtung BDSM machen, wobei sie schon ein wenig für sich experimentiert haben.

Alle Beteiligten wirken, als wäre sie froh über die neuen Erfahrungen, würde gerne etwas lernen und gehen völlig offen mit dem um, was sie wollen und was ihre Partnerperson sich wünscht. Nun gut, Alex scheint bisher die Ausnahme zu sein. Ihm ist anzusehen, dass er eigentlich eine Wurzelbehandlung vorziehen würde. Falls er sich freut, an diesem Experiment teilzunehmen, dann hat er vergessen, das seinem Gesicht mitzuteilen.

Wir beobachten also in den ersten zwei Folgen, wie Kate und Angel von einem Tantra-Coach eine Yoni-Massage gezeigt bekommen. Weiterhin bringt ihnen Lea bei, was es mit Edging auf sich hat und ebenso wie die Massage, setzen sie beides auch gleich um. Was wir als Zuschauer dabei zu sehen bekommen, ist sicher nicht ganz jugendfrei. Aber es ist nie pornografisch oder gar unästhetisch. Im Gegenteil. Es werden zwei Menschen gezeigt, die ihre gemeinsame Lust ausleben und das, wie ich finde, in sehr schönen und respektvollen Bildern.

Vanessa und Jakob bekommen in einem Gebäude der Hacienda von der Domina Dominique Insomia einiges über BDSM und Schlagtechniken erklärt. Zuvor hatte ihnen Lea schon vorgeschlagen, dass während ihres gesamten Aufenthalts doch Jakob ALLE Entscheidungen treffen solle, was beide mit sichtlicher Begeisterung aufgenommen hatten.

Unter Dominiques Anleitung wird also ausprobiert und dabei viel gelacht. In meiner Lieblingsszene stutzt Vanessa dann doch, als Dominique sie nur mit Slip und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen über das Gelände zurück in ihr Appartement schickt. Ihrem Grinsen kann der Zuschauer dann aber entnehmen, dass auch sie Spaß hat.

Und darauf kommt es in diesem Format an. Alle Beteiligten (Stand Folge 2) haben offensichtlich Spaß daran, neue Dinge auszuprobieren. Außer wie gesagt Alex. Dass ein anderer Mann seine Frau anfasst, ist ganz offensichtlich ein Gedanken, an den er sich noch sehr gewöhnen muss. In dieser Konstellation steckt dann auch am ehesten Konfliktpotential. Denn Gina erklärt freimütig, sie habe schon mit Trennung gedroht, wenn sich an ihrer Sexualität nichts ändert. So sind die beiden das bisher einzige Paar, bei dem ein Beteiligter nur widerwillig mitmacht.

Alles in allem nehme ich diese neue Reihe als sehr lebensbejahend, respektvoll und offen war. Vor allem durch die Sexologin Lea Holzfurtner bekommt alles auch einen sehr informativen Charakter. Ist noch Luft nach oben? Klar. Mit zwei normschönen lesbischen Frauen mit großem Brüsten ist die Produktion natürlich auf Nummer sicher gegangen. Natürlich dürfte das Ganze noch diverser sein. Aber wollen wir nicht immer nur kritisieren, sondern auch einmal hervorheben: das hätte übel schiefgehen können und ist im Gegenteil (Stand Folge 2) ein angenehmes Format über Offenheit für neue Erfahrungen, respektvollen Umgang mit den Bedürfnissen der Partnerperson und gute Kommunikation geworden.

Und der Bezug zu BDSM? Ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Aber der spielerische und fröhliche Ansatz, mit dem Vanessa und Jakob reingehen ist schon sehr angenehm. Jakob lobt nach dem ersten Gespräch mit Lea seine Freundin sogar ausdrücklich, wie toll er es fand, dass sie direkt so herausgesprudelt sei mit dem, was sie wolle, dass er das so gar nicht von ihr kenne und es ihm das sehr erleichtert hätte, sich ebenfalls zu öffnen. Hach, da geht mit das BDSM-Blogger-Herz auf. Gerne mehr davon.

Dankbare Aufgaben

Aufgaben zu stellen und Aufgaben zu erfüllen, ist für viele Menschen, die BDSM leben, sehr reizvoll. Nicht umsonst sind Artikel, die sich mit dem Thema Aufgaben beschäftigen, in meinem Blog oft die mit den höchsten Zugriffszahlen.

Aufgaben faszinieren die Menschen, die an irgendeiner Art Machtgefälle Gefallen finden.

Viele suchen nach immer neuen Ideen, wie sie Aufgaben gestalten können. Wie sie das Thema spannend halten können. Denn wie immer ist auch hier Abwechslung das Salz in der Suppe.

Spannenderweise haben Menschen bei der Kombination „BDSM und Aufgaben“ sofort das Gefühl, nun würde etwas Unangenehmes und Schwieriges auf Sie zukommen. Aufgaben müssen aber nicht immer aussehen wie bei Aschenputtel, wo sinnlos Erbsen oder Linsen sortiert werden müssen, nur um die Prinzessin in spe beschäftigt zu halten oder zu piesacken.

Das kann aber auch ganz anders funktionieren.

So können, je nach Vorliebe der Beteiligten, Aufgaben auch unterstützend sein. Wenn beispielsweise Sub gerne mehr Sport machen möchte, sich aber immer schlecht selber überwinden kann, dann kann eine Aufgabe regelmäßig zum Sport zu gehen die Lösung sein.

Schreibt Sub zwar gerne, nimmt sich dafür aber im Alltag oft zu wenig Zeit, dann kann eine Wortvorgabe pro Tag eine sinnvolle und spannende Aufgabe sein.

Vielleicht trinkt Sub den Tag über zu wenig und eine Aufgabe mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, könnte da Abhilfe schaffen.

Oder Sub muss für eine Prüfung lernen und schafft es nicht immer, sich konzentriert hinzusetzen? Auch dann kann eine Vorgabe von Dom mindestens so und so lange zu lernen, Abhilfe schaffen.

Consent, also Zustimmung, ist im BDSM zentral. Ohne ist es kein BDSM. Aber hier möchte ich das Thema noch einmal besonders hervorheben. Denn gerade bei solchen Aufgaben soll es nie darum gehen, Sub gegen den Willen zu verändern. Hier ist ganz ausdrücklich gemeint, dass diese und ähnliche Aufgaben von Sub selber gewünschtes Verhalten unterstützen oder fördern sollen.

Bleiben wir beim ersten oben erwähnten Beispiel. Es soll Sub durch die Aufgabe „mach mehr Sport“ eben gerade NICHT vermittelt werden „Du bist fett/unsportlich“. Es geht nicht darum, Sub so zu verändern, wie Dom sie oder ihn gerne hätte. Es geht darum, mit solchen Aufgaben gewolltes Verhalten durch eine weitere Motivation zu fördern.

Daher gehen solche Aufgaben auch nicht selten von der devoten Seite der Beziehung aus. Denn wenn Sub sagt „Ich würde gerne mehr Sport machen, kannst Du mich dabei unterstützen und wäre es nicht möglich mir eine Aufgabe zu stellen? Wenn ich es dann schaffe, bekomme ich vielleicht eine Belohnung, schaffe ich es nicht, eine Strafe?“, ist das etwas ganz anderes, als wenn Dom sagt „Ich finde Du solltest mehr Sport machen.“

So lässt sich durch BDSM dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Eine Möglichkeit, die meiner Erfahrung nach zu wenig genutzt wird.

Wenn ihr also auf der devoten Seite steht und auch bei der ein oder anderen Sache Unterstützung wünscht, sei diese Unterstützung auch eher nur symbolisch, um Euch selber etwas zu motivieren, dann sprecht es mal an. Sucht das Gespräch und schaut, ob ihr nicht gemeinsam etwas daraus machen könnt.

Aufgaben dürfen weiter auch fies sein und mehr oder weniger Spaß machen. Aber wie ich euch zeigen wollte, können sie auch sehr konstruktiv und unterstützend sein. Probiert es mal aus.


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Was beim BDSM alles schiefgehen kann

BDSM ist spannend und aufregend. BDSM ist aber unter anderem deswegen spannend und aufregend, weil sich viele Dinge in Grenzbereichen abspielen. BDSM ist sozusagen das Freeclimbing unter den sexuellen Spielarten. Es besteht immer die Gefahr daneben zu treten und dann wird es unangenehm. Aber das macht auch den Reiz aus.

Ok, mein Wissen über Freeclimbing beschränkt sich darauf, dass ich weiß, es existiert. Aber wenigstens von BDSM habe ich Ahnung. Also vertraut mir, ich habe recht.

Bevor ich jetzt weiter so tue, als wüsste ich wirklich, was passiert, wenn man beim Freeclimbing daneben greift, erzähle ich euch also lieber, was beim BDSM so alles schiefgehen kann und wie die Beteiligten idealerweise darauf reagieren.

Wie erwähnt, bewegen wir uns bei BDSM in Grenzbereichen der Lust. Schläge sollen weh tun, aber eben auch nicht zu sehr. Erniedrigungen sollen treffen, aber eben nicht zu sehr. Breathplay soll den Atem nehmen, aber eben nicht zu sehr. Ihr versteht, was ich meine.

Wenn man aber immer den Bereich zwischen zu soft und zu hart treffen möchte, dann bleibt es nicht aus, dass man mal zu soft, aber auch mal zu hart ist. Soft ist meistens nicht so wild. Aber schon einmal zu hart kann, je nach Spielart, einmal zu viel sein.

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen: habt ihr zu fest oder auf die falsche Stelle geschlagen, dann kann mindestens das Spiel zu Ende sein. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitliche Folgen haben. Haut kann ungewollte bzw. ungeplant aufplatzen (ungewollt bzw. ungeplant deswegen, weil es Spielarten mit dem Rohrstock oder einer Bullwhip gibt, bei denen man das Aufplatzen quasi mit einkalkulieren sollte), Gefäße oder Gelenke können, je nach getroffener Stelle, verletzt werden.

Auch bei Spielen mit Erniedrigung kann es passieren, dass eine Erniedrigung zu weit geht. Der grüne Bereich, in dem die Erniedrigung noch zu Erregung beiträgt und nicht verletzt, wird verlassen und das Gegenüber wird persönlich getroffen. Je nach Spielart können dabei alte Wunden wieder aufgerissen oder ganz neue emotionale Wunden geschaffen werden.

Wie gesagt, wenn die Erniedrigung zu soft ist, dann lässt sie kalt und bewirkt nicht, was sie soll. Aber der Grat ist schmal und schnell hat man sein Gegenüber dort getroffen, wo es weh tut. Gerade, wenn man sich noch nicht so gut kennt oder unerfahren mit dieser Spielart ist.

Wiederum körperlich gefährlich kann es beim Breathplay zugehen. Ein Griff an den Hals kann schon erregend sein. Für viele ist der eigentliche Kick aber, wenn zugedrückt wird. Auch hier kann es zu soft sein. Das Gegenüber hat subjektiv das Gefühl, nichts zu merken und hat nicht den gewünschten Effekt. Wird aber zu fest zugedrückt, kann es ganz schnell zu ernsten Problemen kommen. Ohnmacht und Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff sind da ganz schnell die Folge.

Wir sehen also, BDSM-Spielarten und Praktiken bewegen sich oft im Grenzbereich und können, falsch umgesetzt, zu Verletzungen führen. Für körperliche Verletzungen bin ich kein Experte. Ich vertraue darauf, dass ihr bei einer Verletzung bitte eine Erstversorgung macht und dann professionelle Hilfe in einer Klinik oder einer Arztpraxis sucht.

Wie aber innerhalb der BDSM-Beziehung reagieren?

Dazu zwei Perspektiven. Als Dom: bitte achtet auf euer Gegenüber. Nehmt die Verantwortung ernst und wenn etwas schiefläuft, tut nicht so, als sei nichts gewesen. Steht dazu, kümmert euch, nehmt in den Arm und im Nachgang, wenn es wieder möglich ist, redet über das, was passiert ist. Steht dazu, wenn ihr etwas falsch gemacht habt oder auch nur glaubt oder befürchtet etwas falsch gemacht zu haben. Tut nicht allwissend und unantastbar. Wir alle machen Fehler und wer solche Spielarten aus dem RACK-Spektrum mag, muss auch damit umgehen, wenn es mal zu weit gegangen ist.

Als Sub: tut nicht so, als sei alles ok. Wenn etwas für euch zu weit ging und Dom es vielleicht nicht bemerkt, überspielt es nicht. Niemand muss im BDSM mehr aushalten als sie oder er möchte. Seid nicht „tapfer“ und denkt, „das muss so sein“. Nein, wenn ihr verletzt seid, innerlich oder äußerlich, dann ist es euer Recht „Stopp“ zu sagen. „Stopp“ zu sagen ist überhaupt IMMER euer Recht. Scheut euch nicht. BDSM ist ein Spiel, dass allen Beteiligten Spaß machen soll und wenn es euch keinen Spaß mehr macht, dann sagt es. Das ist völlig in Ordnung.

Wie verbleiben wir nun? Wenn man sich im Extrembereich bewegt, können Fehler schnell ungewollt böse Folgen haben. Verhaltet euch entsprechend und steht dazu, wenn etwas schiefgelaufen ist. Im Gegensatz zu meiner Vorstellung vom Freeclimbing prallen wir im BDSM immerhin nicht tot auf einem Felsen auf.

Wäre das der seltsamste Schlusssatz, den ich je geschrieben habe? Vermutlich ja.


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Die Vielfalt von BDSM-Beziehungen

Der Einstieg in BDSM und auch die Beschäftigung damit, sind von sehr vielen Fragen gekennzeichnet: „Was heißen all diese Abkürzungen„, „Wie erkläre ich die Fantasie, die ich im Kopf habe„, „Wie finde ich jemanden zum Ausleben„, „Darf ich sowas überhaupt wollen“ oder „Sollte ich nicht doch lieber einfach bei dem bleiben, was ich kenne und mich damit abfinden, dass mir etwas fehlt„, sind nur einig davon.

Mit einigen oder fast allen dieser Fragen habe ich mich gelegentlich schon beschäftigt. Aber heute kommt eine weitere und sehr wichtige Frage hinzu: Wie funktioniert das eigentlich mit diesen BDSM-Beziehungen und welche Arten gibt es überhaupt?

Im BDSM gibt es Beziehungsformen oder Arten von Begegnungen, die es im Vanillabereich nicht gibt. Zuerst fallen mir da die Begriffe „Spielbeziehung“ und „Session“ ein. Es sind Begriffe, die fremd klingen, unter denen sich jemand, der neu im BDSM ist, nichts vorstellen kann und sich daher mangels Erfahrung alles Mögliche darunter vorstellt.

Erst einmal räumen wir ein paar Klischees ab. BDSM-Beziehungen bestehen nicht alle aus kriechen, schlagen und Fetischspielen rund um die Uhr. Manche vielleicht, aber sicher nur sehr wenige. Es geht auch nicht darum, 24/7 über das Gegenüber zu bestimmen und jede Sekunde des Alltags zu kontrollieren. Aber auch nicht alle BDSM-Beziehungen sind Liebesbeziehungen.

Im Grunde sind BDSM-Beziehungen so vielfältig wie alle anderen Arten von Beziehungen auch und es gibt viele Schnittmengen zu ihnen.

Im BDSM gibt es sie alle: die monogamen Liebesbeziehungen, die Poly- oder offenen Beziehungen, die Affären, die reinen Sextreffen, die ONS, die Freundschaft+, alles was ihr wollt. Sie werden eben nur zum Teil anders genannt und etwas anders gestaltet.

Was ist denn nun eine Spielbeziehung? In der Regel versteht man darunter eine Beziehung von Menschen, die sich treffen zum hauptsächlichen Zweck des gemeinsamen Auslebens von Neigungen. Das kann, muss aber nicht mit Gefühlen zueinander einhergehen.

Eine Spielbeziehung ist ganz grob verwandt mit einer Freundschaft+ im Vanilla Bereich. Es werden relativ klar Spielregeln miteinander abgesteckt, was geht und was nicht. Alle Beteiligten bekommen im besten Fall, was sie wollen, ohne sich dafür auf eine feste Beziehung einzulassen.

Aber natürlich gibt es auch hier endlos viele Varianten. Manche Spielbeziehungen sind enger und ähneln fast festen Beziehungen. Man verbringt Zeit miteinander und ist vielleicht in großer Zuneigung verbunden. Andere wiederum sind eher ein wenig zweckmäßig. Wie immer hängt es hier davon ab, was die Beteiligten wollen und miteinander vereinbaren.

Eine Session ist im Normalfall ein eher kürzerer Zeitraum, in dem BDSM miteinander praktiziert wird. Sicher gibt es Beispiele, in denen Sessions über Stunden oder gar Tage gehen. Ich würde aber behaupten, dass das die Ausnahmen sind. Auch leben längst nicht alle BDSMer ihre Neigung in Sessions aus. Viele bevorzugen es, dass der BDSM Anteil mehr in die miteinander verbrachte Zeit integriert und weniger klar abgegrenzt ist. Aber auch das hängt völlig von den gemeinsamen Vorlieben und Absprachen ab.

Zu diesen zwei eher „szenetypischen“ Beziehungsformen kommt noch die Tatsache, dass im BDSM die Offenheit sich auch mit anderen Partnern auszuleben, aus meiner Sicht tendenziell etwas größer ist als im Rest der Gesellschaft. Auch das ist ein Faktor, der für viele Menschen, die sich neu mit BDSM beschäftigen, oft befremdlich ist.

Vermutlich gibt es die Menschen, die zuerst nach den großen Gefühlen oder gar der Liebe suchen und dann gemeinsam ihre BDSM-Neigungen ausleben. Aber ich behaupte, dass es unter BDSMern auf Partnersuche viele Menschen gibt, die an erster Stelle nach sexueller Übereinstimmung und erst, wenn die vorhanden sind, nach Gefühlen füreinander suchen. Bei Menschen ohne BDSM-Bezug mag es das auch geben, aber ich denke, der Prozentsatz ist dort niedriger. Sprich, es werden vermutlich weniger Menschen im Rest der Bevölkerung speziell wegen ihrer Neigungen zu einer speziellen Lebensart nach einer Partnerperson suchen, sondern sich vielleicht erst verlieben und dann herausfinden, ob es auch sexuell passt. Womöglich erklärt das auch die Verbreitung von Spielbeziehungen. Es werden Kompromisse gemacht und Menschen sind offen für alternative Konzepte, weil sich zu verlieben UND mit diesem Menschen BDSM ausleben zu können, gleich zwei Gewinnerlose auf einmal sind, die man ziehen muss.

Das ist nur meinen Beobachtungen entnommen und nicht empirisch gestützt. Aber wem es wichtig ist, BDSM auszuleben, wird eben auch sichergehen wollen, dass die neue potentielle Partnerperson dieses Interesse teilt. Oder zumindest offen dafür ist, eine potentielle Beziehung nicht monogam zu führen.

Das ist eine weitere Besonderheit unter Menschen, die BDSM leben. Unter diesen Menschen ist es offenbar weiter verbreitet, alternative Beziehungsformen zu leben. Natürlich gibt es viele Menschen, die offene Beziehungen leben oder polyamor sind und die KEIN BDSM leben und nicht alle BDSMer sind poly oder leben offene Beziehungen. Aber die Offenheit gegenüber einem Modell, in dem sich die Partnerperson auch mit anderen trifft, scheint mir deutlich größer.

Für viele, die anfangen, sich mit BDSM zu beschäftigen, mag das ein weiterer Reiz sein. Anderen macht das aber noch zusätzlich Angst. Denn entweder ist ihnen diese Denkweise, dass Sex nicht immer nur mit einer einzigen Person verknüpft sein muss, fremd oder sie schreckt sie sogar ab.

Wie so oft, gibt es auch hier kein Richtig und Falsch, kein Schwarz oder Weiß. Es kommt darauf an, was die beteiligten Menschen sich wünschen und miteinander besprechen und vereinbaren. Aber genau das solltet ihr eben auch ausführlich tun. Wenn ihr euch Monogamie wünscht, dann kommuniziert das. Wenn ihr für andere Ideen offen seid, euch aber auch Sorgen darüber macht, dann redet auch darüber. Wollt ihr aber einfach alles mitnehmen und dennoch eine feste Bezugsperson haben, dann seid auch da ganz offen und steht zu dem, was ihr wollt. Zwischen all den Modellen gibt es genug Grauzonen für alle.


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Im Verhör, Teil 11

Fortsetzung von Teil 10

Angie schaltete innerlich ab. Es war einfach zu viel gewesen und das schien auch die Wärterin zu merken. Nach zwei oder drei Minuten, in denen sie versuchte Angie zu animieren, murmelte sie ein „zu nichts zu gebrauchen“ und ließ von ihr ab.

Nachdem die Wärterin kurz den Raum verlassen hatte, kam sie zurück, half Angie auf und führte sie durch einige Gänge in einen kleinen Raum. Dort setzte sie Angie auf eine der Matratzen und überließ sie sich selbst.

Sofort nickte Angie ein. Sie fühlte sich für den Moment erschöpft und ausgelaugt. Wie lange sie gedöst hatte, konnte sie hinterher nicht mehr sagen, aber irgendwann wurde die Tür erneut geöffnet und eine weitere Frau wurde von Wärter D hereingeführt.

Angie erkannte, dass es die Frau war, mit der sie hier eingetroffen war. Auch sie wirkte sehr erschöpft. Als sie ihr gegenüber Platz auf einer weiteren Matratze lag, betrachtete Angie sie genauer. Wie sie sich bereits gedacht hatte, war ihre Leidensgenossen einige Jahre älter als sie selbst. Sie schätzt sie auf Ende 40. Viel mehr als einen schwarzen Haarschopf mit Haaren, die etwa bis zur Schulter gingen und schon einige graue Strähnen aufwiesen, konnte sie jedoch im Moment nicht erkennen.

Wenig später jedoch begann die Frau sich zu rühren und richtete sich auf ihrer Matratze auf.

„Ich bin A…“, wollte Angie sich vorstellen, da fiel ihr die Frau ins Wort.

„Wir dürfen unsere Namen nicht verwenden. Wie ich sehe…“, setze die Fremde an und schaute auf Angies Brüste, „Bist du 3502. Ich bin 2911.“

Erst jetzt fiel Angie auf, dass diese Zahl über die Brust der fremden Frau geschrieben stand. So wie auch ihr selbst war ihr also eine Nummer gegeben worden.

Für Angies Meinung einigermaßen schamlos, steckte 2911 die Hand zwischen ihre Beine und rieb sich die Pussy. „Das war ganz schön unangenehm heute. Aber ich habe ihm nichts verraten. Ich hoffe, aus dir haben sie auch nichts heraus geholt?“

Es war offensichtlich, dass die Fremde den Rahmen des Szenarios nicht verlassen wollte. Und so antwortete Angie „Nein, ich habe dicht gehalten.“

„Ich bin schon zum dritten Mal hier“, fuhr 2911 fort, „Aber bisher haben sie mich noch nie klein gekriegt. Erfahrungsgemäß wird es aber von Tag zu Tag schwieriger, nicht nachzugeben.“

Angie war erstaunt. Sie hatte bisher gar nicht darüber nachgedacht, dass jemand womöglich ein zweites oder gar ein drittes Mal in diese Fantasie eintauchen und dieses Spiel erleben wollen würde. Sie betrachtete die Fremde noch einmal mit einem anderen Blick.

Was war das für eine Frau, die sich gleich mehrmals in die Hände der Obersten Instanz begeben hatte? Natürlich konnte sie nur spekulieren. Man konnte sehen, dass 2911 sportlich war. Von der Art zu sprechen, bis hin zum Gesichtsausdruck vermittelte sie den Eindruck, dass sie sehr genau wusste, was sie tat und was sie wollte.

Angie wurde sich bewusst, dass die andere Frau sie anlächelte. Offenbar hatte sie bemerkt, dass sie gemustert wurde.

„Du schaffst das schon 3502. Das sehe ich dir an.“ Bei diesen Worten ließ ihre Mitgefangene den Blick über Angies Körper wandern. „Ich kann dir nur ein paar Tipps aus meinen früheren Verhören geben. Verärgere nicht Wärterin K. Sie kann ein ganz gemeines Miststück sein.“

„Ja, das ist mir auch bereits aufgefallen“, antwortete Angie und dachte an ihre letzte Begegnung mit der Wärterin und an ihr widerwärtiges „Frühstück“.

„Gut“, fuhr ihre Leidensgenossen fort. „Und Wärter Y ist relativ harmlos. Dem macht es einfach nur Spaß dich zu ficken, während du wehrlos bist. Dabei merkt er meistens nicht einmal, dass es dir selbst auch Spaß macht.“

Bei diesen Worten grinste sie schon fast und das war vermutlich das Privateste, das Angie von ihr im Moment erfahren würde.

„Drittens“, fuhr sie fort, „wenn irgendwann in der Nacht die Oberste Instanz zu dir kommt, dich losmacht, dich anfängt zu ficken und dich auffordert, dich doch zu wehren, dann tue das besser nicht. Es sei denn, du möchtest wirklich in Schwierigkeiten geraten.“

Angie wusste nicht so recht, wie sie diese Informationen einordnen sollte. Doch ehe sie vielleicht hätte fragen können, öffnete sich die Tür, Wärter D betrat den Raum, packte 2911 an den Haaren und schleifte sie wortlos mit sich. Angie hätte schwören können, ein leichtes Grinsen auf den Lippen der Frau erkennen zu können.

Ende Teil 11. Hier geht es zu Teil 12.


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Ängste, Mut und Gollum

Habt ihr schon mal gedacht „Wieso sind die alle so selbstsicher“ oder „Wie können die so selbstbewusst auftreten“? Wir sehen, wie jemand sich gibt oder sehen jemanden auf einem Bild. Wir lesen jemandes Nachrichten oder Texte. Wir nehmen jemanden ganz grundsätzlich wahr und denken: „Der Menschen ruht in sich und ist so von sich überzeugt.“. Manchmal denken wir auch „Den Menschen würde ich gerne kennenlernen. Aber oft folgt der Gedanke „Was kann so jemand an mir finden? Was habe ich schon zu bieten?“.

Wisst ihr auch, warum? Weil niemand so kritisch mit uns ist, wie wir selber und das beeinflusst uns im beruflichen Umfeld, aber besonders auch beim Dating.

Denn von allen anderen Menschen nehmen wir nur die Außenansicht wahr. Nur von uns selber kennen wir die Innenansicht. Und niemand ist so kritisch mit uns, wie wir es selber sind.

Dieses eine Fältchen, dass niemand sieht, halten wir selber für einen riesigen Makel. Diese Hautunreinheit, die wir an uns hassen, nimmt niemand so sehr wahr wie wir selber. Diese fehlenden Zentimeter am Penis, die wir so unfassbar wichtig nehmen, interessieren niemanden so sehr wie uns.

Wenn wir also auf jemanden zu gehen, den wir interessant finden, dann ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass wir uns selber als eine Art Gollum sehen und das Gegenüber als ein Abbild von Perfektion, während das Gegenüber sich selber wahrscheinlich auch eher auf der Gollum-Seite des Spektrums, als auf der Perfektionsseite sieht.

Nein, es geht in diesem Text nicht darum, dass euch Kim Kardashian oder Brad Pitt irgendwann doch lieben werden. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, dafür, dass wir alle unsere Unsicherheiten und Verletzungen mit uns herumtragen.

Jedes Mal, wenn ein Mensch uns sagt „deine Brüste hängen“, „Du bist zu dick“ oder „Wenn du nicht so oder so wirst, dann findest du niemanden, der dich liebt“, dann hinterlässt das bei uns Spuren.

Die einen gehen damit um, in dem sie sich zurückziehen. Die anderen, in dem sie noch offensiver werden.

Oft erfordert es Mut, wieder nach draußen zu gehen, wieder auf jemanden zuzugehen und sich wieder zu öffnen. Manche geben irgendwann auf.

Auch jede Beziehung, in der wir belogen oder betrogen werden, hinterlässt diese Spuren. Jedes Mal, wenn wir geghostet werden, dann nehmen wir das mit. Jedes Mal, wenn wir Versprechungen gemacht bekommen, die dann beim ersten Gegenwind nicht mehr gelten, dann nehmen wir auch das mit in spätere Beziehungen.

So tragen wir alle Ängste, Verletzungen, Spuren und Erfahrungen mit uns herum. Aber nur wir wissen, welches unsere sind. Plötzlich reagieren wir auf einen harmlosen Kommentar oder eine flapsige Bemerkung, weil ein wunder Punkt berührt wurde, den so sonst niemand hat und daher versteht im ersten Moment vielleicht auch niemand, wieso uns das trifft.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir alle diese wunden Punkte, Empfindlichkeiten und Verletzungen haben, um mit uns selber und unseren Gefühlen und Reaktionen besser umgehen zu können.

Es hilft aber auch, sich zu vergegenwärtigen, dass es unserem Gegenüber vielleicht auch so geht. Denn wie gesagt, unsere Verletzungen und Empfindlichkeiten kennen wir im besten Fall. Die unseres Gegenübers kennen und sehen wir nicht.

Lernt ihr jemanden kennen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch euer Gegenüber diese wunden Punkte hat, diese Situationen, die sofort Ängste oder Sorgen auslösen. Niemand kann und sollte um alles herumtanzen und alles vermeiden, was ganz vielleicht sein Gegenüber verletzen könnte. Man kann nicht alles vermeiden. Etwas Anstand und gute Manieren genügen schon mal. Aber es hilft, sich klarzumachen, dass auch unser Gegenüber ein Produkt von Erfahrungen und manchmal Verletzungen ist.

Etwas Verständnis ist da gegenseitig angebracht und hilfreich. Denn am Ende sind die wenigsten von uns Kim Kardashian oder Brad Pitt. Aber eben auch nicht Gollum.

Wenn BDSM-Beziehungen enden

Neulich las ich die Frage „Wie ist das eigentlich, wenn so eine intensive BDSM-Beziehung endet? Ist der Fall dann nicht noch schlimmer, als sowieso schon?“.

Kurz gesagt: Ich fürchte schon. Es kommt aber wie immer darauf an. Gehen wir also ins Detail.

Jede Trennung ist schwierig und je intensiver die vorangegangene Beziehung war, desto schwieriger wird das Ende. Mit BDSM hat das erst einmal nichts zu tun. Es sind tiefe Gefühle verschiedenster Art im Spiel und oft genug werden diese Gefühle bei Trennungen verletzt.

Wer sich trennt, verliert meist einen Menschen, mit dem man davor viel Zeit verbracht, Erfahrungen und Gefühle geteilt hat. All das endet und das alleine ist schon schwer. War die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, dann womöglich nicht einvernehmlich, sondern wurde einseitig getroffen, wird alles meistens noch viel schlimmer.

Ein Part hatte dadurch länger Zeit sich innerlich vorzubereiten, es entsteht Wut, Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Leere. Wir alle kennen das vermutlich auf die eine oder andere Weise.

Wenn eine BDSM-Beziehung zu Ende geht, können aber noch weitere Aspekte hinzukommen, die es noch etwas schwerer machen.

Nicht selten suchen Menschen lange nach einer BDSM-Beziehung, die für sie passt. Dem sind oft verschiedene Fehlversuche vorausgegangen. Es entsteht das Gefühl, es gäbe da draußen einfach niemanden, mit dem es passt. Oder zumindest nicht in einem Umkreis von zwei oder drei Tagesreisen. Kommt es dann doch endlich zu ersehnten Beziehung und diese endet dann, kann die Verzweiflung alleine schon wegen der langen Anbahnung groß sein. Das Wissen, wie schwer der Weg zu dieser Beziehung hin war, macht den Verlust gefühlt noch schlimmer und das Gefühl etwas besonders Wertvolles zu verlieren, wird alleine schon deswegen immens sein.

Aber auch die besondere Innigkeit, die BDSM-Beziehungen nachgesagt wird, macht ihr Ende für viele besonders schmerzhaft. Vielleicht wurden manche Fantasien und Bedürfnisse in dieser Beziehung zum ersten Mal erfüllt und nun verliert man genau diesen Partner. Auch das kann das Gefühl des Verlustes noch einmal deutlich schlimmer machen.

Noch dramatischer kann es werden, wenn die BDSM-Beziehung mit einem gewollten, womöglich sehr steilen Machtgefälle geführt wurde. BDSM kann eine gewollte, starke Abhängigkeit enthalten. Beide Partner wollen, dass in diesem Gefälle der eine Partner in eine Art Abhängigkeit vom Gegenüber kommt. Vielleicht, in dem der devote Part gewisse Entscheidungen nicht mehr trifft, gewisse Aufgaben an den dominanten Part abgibt etc. Das ist ok, wenn beide das wollen und es verantwortungsvoll ausleben.

Egal, ob diese Variante eher spielerischer oder sehr konsequent gelebt werden, sie kann bei einem Ende der Beziehung zu nicht zu unterschätzenden Problemen führen. Der devote und in diesem Fall gewollt abhängig gewordene Part muss eine deutlich größere Umstellung zurück in den Single-Alltag bewältigen, als jemand aus einer Vanilla-Beziehung oder auch einer BDSM-Beziehung ohne diese Aspekte.

Hier ist daher aus meiner Sicht im Vorfeld besonders sorgfältig zu überlegen, wie weit man gehen möchte und vielleicht auch, welche Strategien zurück man bereits einplant. Außerdem trägt aus meiner Sicht der dominante Part auch nach der Beziehung eine Verantwortung zu helfen, falls das gewollt ist. Gerade auch dann, wenn die Trennung vom dominanten Part ausgeht. Ich weiß, dass das oft schwierig umzusetzen ist. Aber in einer sehr tiefgehenden D/s-Beziehung heraus den devoten Part von 100 auf 0 abzubremsen, also quasi gegen eine Wand fahren zu lassen, kann eine sehr schwierige Situation sein.

Daher überlegt euch gut, wie weit ihr gehen wollt, wenn ihr so tief in das Leben anderer eingreift oder in euer Leben eingreifen lasst. Bei aller Euphorie auch ein wenig das Ende mit denken, kann da nicht schaden.

Ich denke also, die Ausgangsfrage, ob der Fall am Ende einer BDSM-Beziehung nicht noch schlimmer sei, kann mit: „meistens vermutlich schon“ beantwortet werden. Es kommt aber immer auf die Tiefe der Gefühle an. Eine sehr intensive Vanilla-Beziehung kann natürlich eine wesentlich schlimmere Trennung mit sich bringen, als eine eher lockere BDSM-Beziehung.

Das Sprichwort „Wer hoch fliegt, kann tief fallen“ hat da leider seine Berechtigung. Wie sind eurer Erfahrungen? Waren eure Vanilla-Trennungen leichter als die in BDSM-Beziehungen?