Eine Spielart noch ohne Namen?

Ich gestehe: Ich langweile mich schnell. Ich muss das Gefühl haben, gefordert zu werden und muss etwas spannend oder neu finden. Ich interessiere mich immer für neue Themen, probiere beim Kochen immer neue Rezepte aus und brauche einfach regelmäßig neuen Input, der mich „auf Trab“ hält. Manchmal ist das toll. Manchmal nerve ich mich damit selber.

Im BDSM ist es meist nicht anders. Wenn mein BDSM in den ca. 30 Jahren, die ich das schon mache, immer nur darin bestanden hätte, dass sich eine Sub vor mich hinkniet, ich ihr später den Arsch versohle und am Ende komme ich, sie oder wir beide… ich hätte schon lange die Lust daran verloren.

Versteht mich nicht falsch. Es gibt bestimmt Leute, die genau das mögen. Zielgenau ihren Wunsch, ihr Bedürfnis befriedigen und das immer wieder. So bin ich nicht. Ich will Neues ausprobieren und neben den gewohnten Dingen auch bisher unerforschte Pfade erkunden.

Vielleicht denkt ihr jetzt „es gibt ja nicht endlos viele Schlaginstrumente und irgendwann hat man alle Varianten durch“. Das kann sein. Dennoch gibt es auch nach Jahren immer wieder Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Aber am Ende ticke ich etwas anders.

Was mich unter anderem sehr reizt, findet mehr auf der Metaebene statt. Ich finde spannend, was zwischen zwei Menschen passiert und wie sich dieselbe Handlung oder BDSM-Praktik verändert, wenn einer von diesen zwei Menschen wechselt. Nicht, weil ich den ständigen Wechsel will, sondern, weil mich fasziniert, wie radikal sich das Ergebnis ändert, wenn man einen Teil der Gleichung ändert.

Seit Jahren suche ich nach einem Begriff, einer verständlichen Definition, um zu erklären, was für mich im BDSM so ein wichtiger Faktor ist. Heute scheint es ganz simpel: Ich möchte mich nicht langweilen.

Wenn ich immer das sich gleichende Programm abspulen würde, dann würde ich mich langweilen. Ich vermute, ich wäre frustriert und zölibatär geworden. Ok, vermutlich nicht zölibatär. Aber frustriert wäre ich sicher geworden.

Was macht mich also immer wieder neugierig? Was hält mein Interesse an BDSM wach?

Es ist das, was ich mangels eines griffigen Schlagwortes die Spannungsfelder und Dynamiken nenne. Klingt lahm und eher trocken als aufregend? Stimmt. Ich könnte auch den Begriff „Fantasismus“ erfinden und so tun, als müsste man den kennen, würde aber auch nicht helfen zu erklären, was ich meine.

Ich verrate noch etwas über mich: Ich mag Geschichten. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und ich mag es, Geschichten erzählt zu bekommen. Oft ist BDSM für mich genau dann am besten, wenn ich damit Geschichten erzählen kann oder Geschichten erzählt bekomme.

Ok, ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen: „Ich kapiere nicht, worauf er hinaus will.“

Es ist recht einfach. Grundsätzlich strebe ich immer etwas Dauerhaftes an. Eine BDSM-Beziehung muss für mich immer eine Chance auf eine Zukunft haben. Mit Zukunft meine ich ganz konservativ formuliert, beide sehen nicht schon vor oder beim ersten Treffen das Ende der Beziehung vor Augen. So ticke ich persönlich eben.

Da ich das aber möchte, möchte ich dabei nicht so gerne stagnieren. Ich möchte nicht jedes Mal immer dieselben drei Praktiken wiederholen und das war es. Wiederholungen sind nicht schlimm. Aber für mich irgendwann nicht mehr spannend.

Vor allem aber möchte ich, dass alles in irgendeiner Art Dramaturgie, Geschichte, Spannungsfeld oder Dynamik eingebunden ist. Dann finde ich es richtig spannend.

Wenn zum Beispiel die Sub als völlig unerfahrene Novizin eine Art Ausbildung durchlaufen will und soll. Wenn sich beispielsweise irgendein fernes und fast unerreichbares Ziel „erarbeitet“ und „verdient“ werden soll. Aber auch, wenn die Geschichte aus dem Bereich DaddyDom und LittleGirl kommt. Oder wenn es um das Hinarbeiten zu einer Verfügbarkeit für fremde Männer geht. Die Liste könnte endlos sein. Meine Fantasie ist bunt und kann aus vielen Ideen etwas machen.

Jedoch gibt es drei große Einschränkungen:

  1. Es muss etwas sein, das mich neugierig macht und reizt.
  2. Es muss auch mein Gegenüber neugierig machen und reizen.
  3. Ich möchte ungern der einzige sein, der die Ideen und Fantasien spinnt. Ich möchte eine Partnerin, die da mit mir mithält und eigene Ideen und Wünsche beisteuert.

Wie ihr seht, mache ich es mir gerne schwer. Spaß beiseite. Aber so jemanden zu finden, ist schon recht speziell und herausfordernd.

Warum erzähle ich euch heute so ungewohnt persönlich von diesem Konzept? Es ist nicht das einzige BDSM-Spiel, das mich reizt, aber ein sehr mächtiges unter den spannenden Spielen. Es ist aber vor allem eines, für das ich bisher nirgends auch nur ansatzweise eine Definition oder ein Vorbild gefunden habe. Genau deswegen schreibe ich nun hier so persönlich darüber. Um euch zu zeigen, dass auch das eine Vorliebe sein kann und um zu sehen, ob ich bei euch auf Gleichgesinnte treffe.


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BDSM ohne Sex?

Neulich hatte ich eine Begegnung, bei der mir eine Frau erzählte, sie sei wahnsinnig neugierig auf BDSM. Aber aktuell habe sie quasi keinerlei Lust auf Sex. Wie und ob das denn zusammenpasse und was ich davon hielte, wollte sie wissen.

Eine gute Frage, wie ich fand. Gehören BDSM und Sex zwingend zusammen? Oder geht BDSM auch ohne Sex. Die umgekehrte Frage: geht Sex auch MIT BDSM liegt zwar nahe, aber die müssen alle ganz individuell für sich beantworten. Aber Scherz beiseite.

Zuerst einmal die Frage, wie definiere ich „Sex“ für diesen Artikel? Für diese konkrete Fragestellung würde ich alles als Sex einordnen, bei dem Geschlechtsteile stimuliert werden. Ein Geschlechtsteil abbinden oder schlagen wäre nach der Definition kein Sex. Orale Stimulation oder Stimulation mit den Händen natürlich schon. Sexuelle Erregung alleine definiere ich hier nicht als Sex. Durch Erregung wird ja erst einmal keine Handlung ausgelöst. Erregung darf also absolut entstehen, mehr aber eben nicht.

Jetzt, wo wir das geklärt haben, also zur spannenden Frage. BDSM ohne Sex? Geht das und wenn ja, wie und warum?

Stammleser wissen, ich bin kein Experte im Thema Bondage. Ich weiß aber genug, als dass ich sagen kann: Sex ist beim Bondage zwar möglich, aber keinesfalls zwangsläufig. Meines Wissens lassen sich Menschen sehr oft fesseln oder fesseln andere und es passiert sexuell nichts. Nicht selten lassen sich Menschen sogar bekleidet fesseln, was die Sache ja noch ein Stückchen weiter von sexueller Interaktion weg rückt. Rope-Top und Rope-Bottom genießen die Fesselungen, womöglich erregt es sie. Aber mehr muss nicht passieren.

Bondage ist eindeutig ein Teil von BDSM. Aber Sex findet dabei nicht zwangsläufig statt. Kann sein, muss aber nicht.

Ein weiteres Beispiel ist Spanking. Es gibt Menschen, die genießen den Lustschmerz oder die Art Trance, in die man verfallen kann ohne, dass es zu einem sexuellen Kontakt kommt. Spanker und Spankee erleben gemeinsam die Lust am Schlagen und geschlagen werden und auch hier muss es nicht zu einem sexuellen Kontakt kommen. Auch Spanking kann völlig losgelöst von Sexualität oder besser ausgelebter Sexualität stattfinden. Sex kann hier, muss aber nicht sein.

Auch im D/s gibt es Varianten und Spielarten, die ohne sexuellen Kontakt auskommen. Regeln, Aufgaben, ja selbst Strafen können ohne Sexualität ausgelebt werden. Völlig problemlos sogar. Dom kann hier im Rahmen der gemeinsamen Wünsche alles Mögliche kontrollieren und bestimmen. Aber Sex muss nicht dazu gehören. Der Genuss für beide kann rein aus dem Machtgefälle kommen. Auch, wenn Erniedrigung mit reinspielt, kann das ohne gelebte Sexualität wunderbar funktionieren.

Was entsteht, kann ganz unterschiedlich sein. Entweder ist es die Erregung aus Gehorsam, Unterwerfung und Erniedrigung. Vielleicht aber entsteht auch nur eine totale Zufriedenheit und ein Wohlgefühl, angenommen und geborgen zu sein. Keines dieser Gefühle muss aber in Sexualität münden. Sie können auch davon losgelöst für Wohlbefinden und Glücksgefühle sorgen.

Auch hier gilt: Sex kann sein, muss aber nicht dazu gehören.

Das waren jetzt drei Beispiele und es gibt sicher noch viele mehr. Nun fragen sich aber sicher manche: was soll denn das? Wer sollte BDSM ohne Sex haben wollen? Wofür soll das gut sein? Ich sehe da durchaus eine Reihe von Szenarien, in denen diese Fragen wichtig sein könnten.

Zum einen, gibt es Menschen, die wenig Lust auf Sex haben. Die eine geringe Libido haben oder gar asexuell sind. Dennoch können diese Menschen die Gefühle, die Bondage, Spanking oder D/s auslösen, genießen wollen. Eigene Libido ist nicht nötig, um es zum Beispiel als Spanker zu genießen, jemanden zu versohlen oder als Rope-Bottom, zu genießen, gefesselt zu werden.

Hinter dem Wunsch, BDSM ohne Sexualität zu erleben, können aber auch ganz andere Gründe stehen. Beispielsweise, wenn jemand in einer monogamen Beziehung steckt, den Wunsch nach BDSM verspürt, aber der Partnerperson nicht „untreu“ werden möchte. Dann ist eine Variante von BDSM ohne Sexualität womöglich die ideale Lösung. So sich die Partnerperson damit ebenfalls arrangieren kann. Der an BDSM interessierte Part lebt das Bedürfnis aus, aber die monogame Beziehung kann intakt bleiben.

Last but not least gibt es da draußen einfach auch Menschen, die möchten ihr BDSM genau so leben. Die wollen die Erfüllung, die ihnen ihre BDSM-Praktiken geben und eben nur genau die. Keine sexuellen Kontakte, einfach, weil sie keine Lust darauf haben. Auch das ist völlig in Ordnung.

Wie wir also sehen, kann BDSM sehr viel mit Sexualität und mit gemeinsamer Sexualität zu tun habe. Muss aber nicht. Wer BDSM mit Sex verbinden möchte, findet dafür unzählige Vorbilder. Aber auch die, die das nicht möchten und dennoch BDSM leben wollen, dürfen sich sicher sein: Ihr seid nicht alleine und was ihr wollt, ist völlig ok.

Kaum ein Satz ist im BDMS so abgegriffen und ausgelutscht. Aber nur, weil er eben auch oft stimmt. Denn hier gilt wirklich: Alles kann, nichts muss.


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„Dogs don’t wear pants“

Es wurde mal wieder Zeit für meine kleine Rubrik der Filmbesprechungen über Streifen, in denen BDSM eine Rolle spielt. Wie immer geht es weniger um die Qualität des Films, den künstlerischen oder den Unterhaltungswert. Viel mehr geht es darum, wie BDSM dargestellt wird und was dem Zuschauer über BDSM vermittelt wird.

Eine kurze Zusammenfassung. Juha ist Arzt und seine Frau stirbt bei einem Badeunfall. Er bleibt alleine mit seiner minderjährigen Tochter zurück. Der Verlust trifft ihn hart und auch noch Jahre nach dem Tod seiner Frau leidet Juha. In einer Szene sehen wir, wie er sich während der Selbstbefriedigung ein Kleid seiner Frau um den Kopf wickelt und sich dabei mit ihrem Parfum besprüht. Es ist offensichtlich, dass er ihren Verlust auch Jahre später nicht verwunden hat und dass eine Sexualität offenbar völlig zum Erliegen gekommen ist.

Mehr durch einen Zufall, weil er seine inzwischen Teenager-Tochter zu einer Piercerin fährt, stolpert Juha in das Dominastudio von Mona. Wenige Tage später wagt er es, als kompletter Neuling dort einen Termin zu machen. Damit beginnt eine wilde und extreme Reise in das Reich des BDSM.

Leider wird im Film nicht gezeigt, was vor dem ersten Treffen oder überhaupt vor den Sessions besprochen wird. Daher kann ich nur annehmen, dass Mona nicht einfach wild drauflos agiert, sondern in etwa weiß, was Juha sucht.

Jedenfalls geht sie direkt in die Vollen und hält sich nicht mit Dingen wie Klapsen auf den Arsch oder ähnlichem auf. Sie erklärt Juha, er sei ein Hund und gehöre daher auf alle Viere. Nackt natürlich. Daher auch der Titel des Films, der wörtlich mehrmals so fällt.

In der Folge geht es viel um Breathplay, also darum, Juha die Luft zum Atmen zu nehmen. Da schließt sich natürlich der Kreis zu dem Unfall, bei dem seine Frau gestorben ist. Denn die Erfahrung, fast zu ersticken, führt ihn zurück zu dem Moment, in dem er bei dem Versuch, sie aus dem Wasser zu ziehen, beinahe selber ertrunken wäre.

Es geht in diesem Film sehr viel um die Erfahrung, wie BDSM erlösend, ja kathartisch sein kann. Juha sucht seine Lust und geht dafür in den Moment zurück, in dem er seine Frau verloren hat. Vielleicht, um sich zu bestrafen, vielleicht um eben Erlösung zu finden. Wir wissen es nicht. Jedenfalls findet Juha in BDSM etwas, dass ihm hilft, wenngleich diese Hilfe auch extreme Formen annimmt.

Mona wiederum ist im Alltag offenbar Physiotherapeutin und lebt als Domina ihre Neigung aus. Sie liebt es, Schmerzen zuzufügen und zu erniedrigen. Vor allem genießt sie es aber, das alles vollkommen nach ihren Spielregeln zu tun. An einer Stelle wird sie von einer Freundin gefragt, ob sie nicht auch ab und zu davon träume, etwas „normales“ zu machen und sagt den wunderbaren Satz „I don’t like ordinary stuff„.

Im Gegensatz zum BDSM-Klischee in Filmen ist Mona kein Opfer. Mona ist selbstbestimmt und mag das, was sie tut. Das ist einer der Punkte, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. Vor allem, als in einer Szene offenbar wird, dass Mona eigentlich gerne noch viel weiter gehen möchte, als sie es im Job kann. Da wird ihre eigene Begierde und Neigung offenbar. Mona ist eine Frau mit Begierden und keine Wunscherfüllerin.

Hin und wieder ist der Film auch witzig. Als Juha zum Beispiel eine Session verlässt und Mona eigentlich noch gerne weiter gemacht hätte, schaut sie ihm aus dem Fenster hinterher und flüstert „Fucking Dog“, worauf ihr echter Hund sie anschaut und sie zu ihm sagt „Not you!“.

Natürlich verrate ich nicht, wie die Geschichte ausgeht. Aber ich sage euch gerne, dass ich die Darstellung von BDSM sehr gut und realistisch fand. Wie immer, wenn es über Seidenschals und Hintern verhauen hinausgeht, wird es die meisten Menschen schockieren, die keine Verbindung zu BDSM haben. Vielleicht euch viele, die BDSM leben. Aber wenn man über die eine oder andere Praktik hinwegsieht, dann sieht man zwei Menschen, die etwas suchen, dass ihnen im Leben fehlt und es finden. Nicht mehr und nicht weniger.

„Dogs don’t wear pants“ ist harter Stoff und das in mehrerlei Hinsicht. Aber BDSM ist hier nichts, an dem die Menschen leiden. Ganz im Gegensatz zum Marktführer „Fifty Shades of Grey„, wo man ja von BDSM geheilt werden muss. BDSM ist hier nicht das Problem, sondern die Lösung.

Ich bin gerne bereit zuzugeben, dass BDSM ist nicht immer und für alles die Lösung sein kann. Aber erst, wenn der Mainstream aufhört, BDSM in so schöner Regelmäßigkeit als das Problem darzustellen.

Schaut den Film nicht mit Menschen, die von BDSM keine Ahnung haben oder denen ihr das Thema vielleicht schmackhaft machen wollt. Aber schaut ihn euch ruhig an. Von mir ein Daumen nach oben.


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Die Vielfalt von BDSM-Beziehungen

Der Einstieg in BDSM und auch die Beschäftigung damit, sind von sehr vielen Fragen gekennzeichnet: „Was heißen all diese Abkürzungen„, „Wie erkläre ich die Fantasie, die ich im Kopf habe„, „Wie finde ich jemanden zum Ausleben„, „Darf ich sowas überhaupt wollen“ oder „Sollte ich nicht doch lieber einfach bei dem bleiben, was ich kenne und mich damit abfinden, dass mir etwas fehlt„, sind nur einig davon.

Mit einigen oder fast allen dieser Fragen habe ich mich gelegentlich schon beschäftigt. Aber heute kommt eine weitere und sehr wichtige Frage hinzu: Wie funktioniert das eigentlich mit diesen BDSM-Beziehungen und welche Arten gibt es überhaupt?

Im BDSM gibt es Beziehungsformen oder Arten von Begegnungen, die es im Vanillabereich nicht gibt. Zuerst fallen mir da die Begriffe „Spielbeziehung“ und „Session“ ein. Es sind Begriffe, die fremd klingen, unter denen sich jemand, der neu im BDSM ist, nichts vorstellen kann und sich daher mangels Erfahrung alles Mögliche darunter vorstellt.

Erst einmal räumen wir ein paar Klischees ab. BDSM-Beziehungen bestehen nicht alle aus kriechen, schlagen und Fetischspielen rund um die Uhr. Manche vielleicht, aber sicher nur sehr wenige. Es geht auch nicht darum, 24/7 über das Gegenüber zu bestimmen und jede Sekunde des Alltags zu kontrollieren. Aber auch nicht alle BDSM-Beziehungen sind Liebesbeziehungen.

Im Grunde sind BDSM-Beziehungen so vielfältig wie alle anderen Arten von Beziehungen auch und es gibt viele Schnittmengen zu ihnen.

Im BDSM gibt es sie alle: die monogamen Liebesbeziehungen, die Poly- oder offenen Beziehungen, die Affären, die reinen Sextreffen, die ONS, die Freundschaft+, alles was ihr wollt. Sie werden eben nur zum Teil anders genannt und etwas anders gestaltet.

Was ist denn nun eine Spielbeziehung? In der Regel versteht man darunter eine Beziehung von Menschen, die sich treffen zum hauptsächlichen Zweck des gemeinsamen Auslebens von Neigungen. Das kann, muss aber nicht mit Gefühlen zueinander einhergehen.

Eine Spielbeziehung ist ganz grob verwandt mit einer Freundschaft+ im Vanilla Bereich. Es werden relativ klar Spielregeln miteinander abgesteckt, was geht und was nicht. Alle Beteiligten bekommen im besten Fall, was sie wollen, ohne sich dafür auf eine feste Beziehung einzulassen.

Aber natürlich gibt es auch hier endlos viele Varianten. Manche Spielbeziehungen sind enger und ähneln fast festen Beziehungen. Man verbringt Zeit miteinander und ist vielleicht in großer Zuneigung verbunden. Andere wiederum sind eher ein wenig zweckmäßig. Wie immer hängt es hier davon ab, was die Beteiligten wollen und miteinander vereinbaren.

Eine Session ist im Normalfall ein eher kürzerer Zeitraum, in dem BDSM miteinander praktiziert wird. Sicher gibt es Beispiele, in denen Sessions über Stunden oder gar Tage gehen. Ich würde aber behaupten, dass das die Ausnahmen sind. Auch leben längst nicht alle BDSMer ihre Neigung in Sessions aus. Viele bevorzugen es, dass der BDSM Anteil mehr in die miteinander verbrachte Zeit integriert und weniger klar abgegrenzt ist. Aber auch das hängt völlig von den gemeinsamen Vorlieben und Absprachen ab.

Zu diesen zwei eher „szenetypischen“ Beziehungsformen kommt noch die Tatsache, dass im BDSM die Offenheit sich auch mit anderen Partnern auszuleben, aus meiner Sicht tendenziell etwas größer ist als im Rest der Gesellschaft. Auch das ist ein Faktor, der für viele Menschen, die sich neu mit BDSM beschäftigen, oft befremdlich ist.

Vermutlich gibt es die Menschen, die zuerst nach den großen Gefühlen oder gar der Liebe suchen und dann gemeinsam ihre BDSM-Neigungen ausleben. Aber ich behaupte, dass es unter BDSMern auf Partnersuche viele Menschen gibt, die an erster Stelle nach sexueller Übereinstimmung und erst, wenn die vorhanden sind, nach Gefühlen füreinander suchen. Bei Menschen ohne BDSM-Bezug mag es das auch geben, aber ich denke, der Prozentsatz ist dort niedriger. Sprich, es werden vermutlich weniger Menschen im Rest der Bevölkerung speziell wegen ihrer Neigungen zu einer speziellen Lebensart nach einer Partnerperson suchen, sondern sich vielleicht erst verlieben und dann herausfinden, ob es auch sexuell passt. Womöglich erklärt das auch die Verbreitung von Spielbeziehungen. Es werden Kompromisse gemacht und Menschen sind offen für alternative Konzepte, weil sich zu verlieben UND mit diesem Menschen BDSM ausleben zu können, gleich zwei Gewinnerlose auf einmal sind, die man ziehen muss.

Das ist nur meinen Beobachtungen entnommen und nicht empirisch gestützt. Aber wem es wichtig ist, BDSM auszuleben, wird eben auch sichergehen wollen, dass die neue potentielle Partnerperson dieses Interesse teilt. Oder zumindest offen dafür ist, eine potentielle Beziehung nicht monogam zu führen.

Das ist eine weitere Besonderheit unter Menschen, die BDSM leben. Unter diesen Menschen ist es offenbar weiter verbreitet, alternative Beziehungsformen zu leben. Natürlich gibt es viele Menschen, die offene Beziehungen leben oder polyamor sind und die KEIN BDSM leben und nicht alle BDSMer sind poly oder leben offene Beziehungen. Aber die Offenheit gegenüber einem Modell, in dem sich die Partnerperson auch mit anderen trifft, scheint mir deutlich größer.

Für viele, die anfangen, sich mit BDSM zu beschäftigen, mag das ein weiterer Reiz sein. Anderen macht das aber noch zusätzlich Angst. Denn entweder ist ihnen diese Denkweise, dass Sex nicht immer nur mit einer einzigen Person verknüpft sein muss, fremd oder sie schreckt sie sogar ab.

Wie so oft, gibt es auch hier kein Richtig und Falsch, kein Schwarz oder Weiß. Es kommt darauf an, was die beteiligten Menschen sich wünschen und miteinander besprechen und vereinbaren. Aber genau das solltet ihr eben auch ausführlich tun. Wenn ihr euch Monogamie wünscht, dann kommuniziert das. Wenn ihr für andere Ideen offen seid, euch aber auch Sorgen darüber macht, dann redet auch darüber. Wollt ihr aber einfach alles mitnehmen und dennoch eine feste Bezugsperson haben, dann seid auch da ganz offen und steht zu dem, was ihr wollt. Zwischen all den Modellen gibt es genug Grauzonen für alle.


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Im Verhör, Teil 11

Fortsetzung von Teil 10

Angie schaltete innerlich ab. Es war einfach zu viel gewesen und das schien auch die Wärterin zu merken. Nach zwei oder drei Minuten, in denen sie versuchte Angie zu animieren, murmelte sie ein „zu nichts zu gebrauchen“ und ließ von ihr ab.

Nachdem die Wärterin kurz den Raum verlassen hatte, kam sie zurück, half Angie auf und führte sie durch einige Gänge in einen kleinen Raum. Dort setzte sie Angie auf eine der Matratzen und überließ sie sich selbst.

Sofort nickte Angie ein. Sie fühlte sich für den Moment erschöpft und ausgelaugt. Wie lange sie gedöst hatte, konnte sie hinterher nicht mehr sagen, aber irgendwann wurde die Tür erneut geöffnet und eine weitere Frau wurde von Wärter D hereingeführt.

Angie erkannte, dass es die Frau war, mit der sie hier eingetroffen war. Auch sie wirkte sehr erschöpft. Als sie ihr gegenüber Platz auf einer weiteren Matratze lag, betrachtete Angie sie genauer. Wie sie sich bereits gedacht hatte, war ihre Leidensgenossen einige Jahre älter als sie selbst. Sie schätzt sie auf Ende 40. Viel mehr als einen schwarzen Haarschopf mit Haaren, die etwa bis zur Schulter gingen und schon einige graue Strähnen aufwiesen, konnte sie jedoch im Moment nicht erkennen.

Wenig später jedoch begann die Frau sich zu rühren und richtete sich auf ihrer Matratze auf.

„Ich bin A…“, wollte Angie sich vorstellen, da fiel ihr die Frau ins Wort.

„Wir dürfen unsere Namen nicht verwenden. Wie ich sehe…“, setze die Fremde an und schaute auf Angies Brüste, „Bist du 3502. Ich bin 2911.“

Erst jetzt fiel Angie auf, dass diese Zahl über die Brust der fremden Frau geschrieben stand. So wie auch ihr selbst war ihr also eine Nummer gegeben worden.

Für Angies Meinung einigermaßen schamlos, steckte 2911 die Hand zwischen ihre Beine und rieb sich die Pussy. „Das war ganz schön unangenehm heute. Aber ich habe ihm nichts verraten. Ich hoffe, aus dir haben sie auch nichts heraus geholt?“

Es war offensichtlich, dass die Fremde den Rahmen des Szenarios nicht verlassen wollte. Und so antwortete Angie „Nein, ich habe dicht gehalten.“

„Ich bin schon zum dritten Mal hier“, fuhr 2911 fort, „Aber bisher haben sie mich noch nie klein gekriegt. Erfahrungsgemäß wird es aber von Tag zu Tag schwieriger, nicht nachzugeben.“

Angie war erstaunt. Sie hatte bisher gar nicht darüber nachgedacht, dass jemand womöglich ein zweites oder gar ein drittes Mal in diese Fantasie eintauchen und dieses Spiel erleben wollen würde. Sie betrachtete die Fremde noch einmal mit einem anderen Blick.

Was war das für eine Frau, die sich gleich mehrmals in die Hände der Obersten Instanz begeben hatte? Natürlich konnte sie nur spekulieren. Man konnte sehen, dass 2911 sportlich war. Von der Art zu sprechen, bis hin zum Gesichtsausdruck vermittelte sie den Eindruck, dass sie sehr genau wusste, was sie tat und was sie wollte.

Angie wurde sich bewusst, dass die andere Frau sie anlächelte. Offenbar hatte sie bemerkt, dass sie gemustert wurde.

„Du schaffst das schon 3502. Das sehe ich dir an.“ Bei diesen Worten ließ ihre Mitgefangene den Blick über Angies Körper wandern. „Ich kann dir nur ein paar Tipps aus meinen früheren Verhören geben. Verärgere nicht Wärterin K. Sie kann ein ganz gemeines Miststück sein.“

„Ja, das ist mir auch bereits aufgefallen“, antwortete Angie und dachte an ihre letzte Begegnung mit der Wärterin und an ihr widerwärtiges „Frühstück“.

„Gut“, fuhr ihre Leidensgenossen fort. „Und Wärter Y ist relativ harmlos. Dem macht es einfach nur Spaß dich zu ficken, während du wehrlos bist. Dabei merkt er meistens nicht einmal, dass es dir selbst auch Spaß macht.“

Bei diesen Worten grinste sie schon fast und das war vermutlich das Privateste, das Angie von ihr im Moment erfahren würde.

„Drittens“, fuhr sie fort, „wenn irgendwann in der Nacht die Oberste Instanz zu dir kommt, dich losmacht, dich anfängt zu ficken und dich auffordert, dich doch zu wehren, dann tue das besser nicht. Es sei denn, du möchtest wirklich in Schwierigkeiten geraten.“

Angie wusste nicht so recht, wie sie diese Informationen einordnen sollte. Doch ehe sie vielleicht hätte fragen können, öffnete sich die Tür, Wärter D betrat den Raum, packte 2911 an den Haaren und schleifte sie wortlos mit sich. Angie hätte schwören können, ein leichtes Grinsen auf den Lippen der Frau erkennen zu können.

Ende Teil 11. Wird fortgesetzt.


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Ängste, Mut und Gollum

Habt ihr schon mal gedacht „Wieso sind die alle so selbstsicher“ oder „Wie können die so selbstbewusst auftreten“? Wir sehen, wie jemand sich gibt oder sehen jemanden auf einem Bild. Wir lesen jemandes Nachrichten oder Texte. Wir nehmen jemanden ganz grundsätzlich wahr und denken: „Der Menschen ruht in sich und ist so von sich überzeugt.“. Manchmal denken wir auch „Den Menschen würde ich gerne kennenlernen. Aber oft folgt der Gedanke „Was kann so jemand an mir finden? Was habe ich schon zu bieten?“.

Wisst ihr auch, warum? Weil niemand so kritisch mit uns ist, wie wir selber und das beeinflusst uns im beruflichen Umfeld, aber besonders auch beim Dating.

Denn von allen anderen Menschen nehmen wir nur die Außenansicht wahr. Nur von uns selber kennen wir die Innenansicht. Und niemand ist so kritisch mit uns, wie wir es selber sind.

Dieses eine Fältchen, dass niemand sieht, halten wir selber für einen riesigen Makel. Diese Hautunreinheit, die wir an uns hassen, nimmt niemand so sehr wahr wie wir selber. Diese fehlenden Zentimeter am Penis, die wir so unfassbar wichtig nehmen, interessieren niemanden so sehr wie uns.

Wenn wir also auf jemanden zu gehen, den wir interessant finden, dann ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass wir uns selber als eine Art Gollum sehen und das Gegenüber als ein Abbild von Perfektion, während das Gegenüber sich selber wahrscheinlich auch eher auf der Gollum-Seite des Spektrums, als auf der Perfektionsseite sieht.

Nein, es geht in diesem Text nicht darum, dass euch Kim Kardashian oder Brad Pitt irgendwann doch lieben werden. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, dafür, dass wir alle unsere Unsicherheiten und Verletzungen mit uns herumtragen.

Jedes Mal, wenn ein Mensch uns sagt „deine Brüste hängen“, „Du bist zu dick“ oder „Wenn du nicht so oder so wirst, dann findest du niemanden, der dich liebt“, dann hinterlässt das bei uns Spuren.

Die einen gehen damit um, in dem sie sich zurückziehen. Die anderen, in dem sie noch offensiver werden.

Oft erfordert es Mut, wieder nach draußen zu gehen, wieder auf jemanden zuzugehen und sich wieder zu öffnen. Manche geben irgendwann auf.

Auch jede Beziehung, in der wir belogen oder betrogen werden, hinterlässt diese Spuren. Jedes Mal, wenn wir geghostet werden, dann nehmen wir das mit. Jedes Mal, wenn wir Versprechungen gemacht bekommen, die dann beim ersten Gegenwind nicht mehr gelten, dann nehmen wir auch das mit in spätere Beziehungen.

So tragen wir alle Ängste, Verletzungen, Spuren und Erfahrungen mit uns herum. Aber nur wir wissen, welches unsere sind. Plötzlich reagieren wir auf einen harmlosen Kommentar oder eine flapsige Bemerkung, weil ein wunder Punkt berührt wurde, den so sonst niemand hat und daher versteht im ersten Moment vielleicht auch niemand, wieso uns das trifft.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir alle diese wunden Punkte, Empfindlichkeiten und Verletzungen haben, um mit uns selber und unseren Gefühlen und Reaktionen besser umgehen zu können.

Es hilft aber auch, sich zu vergegenwärtigen, dass es unserem Gegenüber vielleicht auch so geht. Denn wie gesagt, unsere Verletzungen und Empfindlichkeiten kennen wir im besten Fall. Die unseres Gegenübers kennen und sehen wir nicht.

Lernt ihr jemanden kennen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch euer Gegenüber diese wunden Punkte hat, diese Situationen, die sofort Ängste oder Sorgen auslösen. Niemand kann und sollte um alles herumtanzen und alles vermeiden, was ganz vielleicht sein Gegenüber verletzen könnte. Man kann nicht alles vermeiden. Etwas Anstand und gute Manieren genügen schon mal. Aber es hilft, sich klarzumachen, dass auch unser Gegenüber ein Produkt von Erfahrungen und manchmal Verletzungen ist.

Etwas Verständnis ist da gegenseitig angebracht und hilfreich. Denn am Ende sind die wenigsten von uns Kim Kardashian oder Brad Pitt. Aber eben auch nicht Gollum.

Fünf Jahre Eisbär-Blog!

Es war Anfang 2018, ich war frisch getrennt und machte mir – mehr aus Neugierde – einen Twitteraccount, der sich nur dem Thema BDSM widmen sollte.

Ich war zu dem Zeitpunkt länger nicht mehr im Austausch mit anderen über BDSM gewesen. Und so war ich sehr neugierig auf die Gespräche und Diskussionen, die sich ergeben würden. Ich wurde nicht enttäuscht. Relativ schnell ergaben sich spannende Unterhaltungen und regelrechte Schlagabtausche.

Sehr schnell merkte ich auch, wie viel Freude ich daran hatte, Tipps zu geben, wenn ich danach gefragt wurde. Außerdem war ich von einigen Geschichten tatsächlich regelrecht empört. Denn es ärgerte mich, aus verschiedenen Erfahrungsberichten zu hören, wie auf unerfahrene Menschen Druck ausgeübt wurde, damit andere bekamen, was sie wollten.

Aus einer dieser Unterhaltungen ergab sich – eigentlich ganz spontan – die Idee „das muss ich jetzt aufschreiben und dafür mache ich einen Blog auf“.

Eben schnell einen Blog aufzusetzen, war eine Sache von Minuten. Da ich mich damit beruflich ohnehin beschäftige, stellte das im Privaten kein Problem dar.

Gesagt, getan. Und nun, fünf Jahre später, ist daraus etwas entstanden, was ich selber nie für möglich gehalten hätte.

In diesem Blog, der damals aus dieser Idee entstand, sind mittlerweile 124 Beiträge erschienen. Es gab über die Jahre 644 Kommentare und die sagenhafte Zahl von einer halben Million Aufrufe.

Obendrauf hat sich daraus ergeben, dass meine Artikel bei den Schlagzeilen erscheinen und ich zuerst mit Marie und inzwischen mit Cate, den Podcast Lustgewinn, mit inzwischen fantastischen 53 Folgen.

Natürlich konnte ich mir nichts davon vorstellen, als ich diesen allerersten Artikel online stellte. Aber ich bin sehr stolz auf diese Arbeit.

Vor allem bin ich aber natürlich auch dankbar. Dankbar für die ganzen Menschen, die sich für das interessieren, was ich schreibe oder im Podcast erzähle. Und dankbar für die ganzen positiven Rückmeldungen. Vor allem die sind es natürlich, die motivieren, weiterzuschreiben.

Ebenfalls dankbar bin ich für die Möglichkeit, neue Einblicke in dieses facettenreiche Thema zu erlangen. Durch Gespräche und Kontakte, die nicht zuletzt durch den Blog zustande gekommen sind. Aber auch durch direkte Fragen, die mich immer wieder per Mail oder andere Kanäle erreichen. So erhalte ich Einblicke, die ich vielleicht sonst nie erhalten hätte.

Alles in allem war es mit Sicherheit eine meiner besseren Entscheidungen, als ich damals spontan diesen Blog eröffnet habe.

Ich habe vor, ihn auch weiterhin zu betreiben und freue mich auf neue Kontakte, Artikel und Gespräche.

Vielen Dank an alle Leser. Empfehlt den Blog wie immer gerne weiter und ich hoffe, ihr bleibt mir als Leserinnen und Leser erhalten.

Wie leitet man eine Session ein?

Sicher hat sich jeder, der BDSM auslebt, schon gefragt „Wie signalisiere ich denn jetzt, dass ich Lust auf eine Session oder ein Spiel habe?“ oder auch „Wie fange ich als dominanter Part eine Session an, wie leite ich sie ein?“. Einfach aus dem Nichts mit der Reitgerte zuschlagen oder sich als devoter Part einfach nackt über eine Lehne beugen und den Hintern schlagbreit präsentieren, ist dann doch etwas direkt. Wobei es ja sein kann, dass beide es so direkt mögen.

Falls aber nicht, wie dann einsteigen?

Wie so oft gibt es vermutlich sehr viele verschiedene Varianten. Manche Paare haben eine feste Zeit, bei der von Anfang an klar ist, dass es die „Spielzeit“ ist. Da ist dann klar abgesprochen, dass beispielsweise der Samstag dem BDSM gehört. Es bedarf dann keiner weiteren Absprachen und es kann unvermittelt losgehen. Diese Paare genießen es dann beispielsweise, dass der dominante Part in diesem Zeitraum jederzeit Anweisungen geben oder sich nehmen kann, was er möchte.

Absprachen gibt es dann eher dafür, wenn in diesem Zeitraum mal KEIN BDSM stattfinden soll. Wird es nicht von einer Seite abgesagt, dann ist der Tag oder der Zeitraum BDSM-Zeit.

Wieder andere Paare treffen sich nur zu genau solchen Sessions oder Spielen. Dann gibt es, je nach Länge des Treffens und Vorlieben, mehr oder weniger Spielraum. Wenn sich Menschen zum Beispiel in Hotels oder BDSM-Appartements treffen und nur wenige Stunden Zeit haben, wird es vermutlich relativ schnell losgehen. Vielleicht haben sie dann schon im Vorfeld darüber gesprochen oder geschrieben, welches Szenario ablaufen soll oder wie das Treffen insgesamt gedacht ist.

Manche Paare die zusammen wohnen, haben eine Art Erkennungszeichen. Ein Partner oder beide haben die Möglichkeit einen besonderen Gegenstand zu platzieren, um damit zu signalisieren „Ich wäre bereit“ oder „Ich hätte Lust“. Da kann es zum Beispiel sein, dass der devote Part nach Hause kommt und das Halsband liegt im Flur auf der Kommode. Wird das Halsband im Gegenzug vom devoten Part angezogen, kann das Spiel beginnen.

Hat man mehr gemeinsame Zeit zur Verfügung und kann zwischen Spiel und „normalem Zusammensein“ variieren, dann können Anweisungen, die für das normale Zusammensein untypisch sind, ein Signal zum Start sein. Beispielsweise ein „Hole mir was zu trinken!“, „Habe ich dir erlaubt dich zu setzen?“, oder auch wenig subtil „Zieh dich aus!„. Anweisungen oder Aussagen, die eindeutig nicht zum normalen Ton gehören und sich so deutlich dem Spiel zuordnen lassen. Wissen beide, dass so etwas als Signal gedacht ist, kann das ein wunderbares Startzeichen sein.

Es kann aber auch direkt ganz handfest losgehen. Ein unvermittelter Griff in die Haare oder auch den anderen durch Druck oder ein Zeichen auf die Knie zwingen. Beides kann ganz eindeutig signalisieren „Es kann jetzt losgehen“.

Wie ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten. Es kommt immer auf die persönlichen Vorlieben und Absprachen an. Wie eigentlich immer im BDSM. Manche Menschen müssen sich erst in eine richtige Stimmung versetzen oder sich vom Alltag gedanklich etwas lösen. Für solche Menschen ist vielleicht eine vorherige Verabredung, das richtige. Eine klare Absprache, wann es losgehen wird, damit sie sich besser darauf einstellen können.

Andere wiederum sind spontaner und mögen es überrascht zu werden. Für die ist eine Absprache im Voraus eher abturnend. Wieder andere mögen keine fixen Termine, mögen aber auch nicht vollkommen überrascht werden.

Alle Varianten sind okay und vollkommen subjektiv. Daher hilft nur, sich miteinander abzusprechen und herauszufinden, was für alle Beteiligten gut funktioniert.

Es sollte selbstverständlich sein, aber dennoch erwähne ich es. Keine der oben erwähnten Varianten ist irgendwie richtig oder falsch. Es ist eine Geschmackssache und oft auch eine Sache der Umstände. Findet den für euch richtigen Weg und besprecht ihn. Wenn es nur für eine Person passt und für die andere nicht, dann sind Probleme natürlich vorprogrammiert. Scheut euch daher nicht anzusprechen, was ihr gerne hättet oder was für euch nicht funktioniert.

Das jedoch gilt nicht nur für die Frage, wie man eine Session beginnt oder einleitet, sondern eigentlich grundsätzlich im BDSM. Wer schon den einen oder anderen Artikel in diesem Blog gelesen hat, dürfte von dieser Erkenntnis nicht mehr überrascht werden.

Blogtour 2023: Vorfreude

Der Dom war aufgeregt und konnte schon Tage vor seinen Geburtstag kaum abwarten, dass der Tag endlich kommen möge. Als Kind hatte er sich immer sehr auf seinen Geburtstag gefreut. Wie vermutlich alle Kinder. Aber im Erwachsenenleben hatte sich das irgendwann immer mehr gelegt, bis der Tag schließlich einer wie jeder andere war. Dieses Jahr sollte das wieder anders werden und nun war der Tag endlich da.

Seine Sub hatte ihm eine Überraschung angekündigt. Und da er ihre verrückten Ideen kannte, war er unfassbar neugierig darauf, was sie sich hatte einfallen lassen. Vor allem aber, war er es schlicht nicht gewohnt, in dieser Beziehung die Zügel aus der Hand zu geben und alles geschehen zu lassen. Sonst war es seine Rolle und Aufgabe, zu wissen, was passieren würde, dass er es plante und alles im Griff hatte. Aber im Vorfeld seines bevorstehenden Geburtstages war alles ganz anders.

Sicher war auch ein Teil seiner Anspannung und Vorfreude auf genau diese ungewohnte Situation zurückzuführen.

Noch dazu hatte sie in den letzten Wochen ein wichtiges Projekt abschließen müssen und so hatten sie sich eine ganze Weile nicht sehen können. Obwohl sie in derselben Stadt wohnten, war es Wochen her, seit sie das letzte Mal Zeit miteinander verbringen konnten. Jetzt fragte er sich, ob sie ihn besuchen kommen würde. Das wäre angesichts der letzten Wochen eine schöne Überraschung. Es wäre aber auch für ihre Verhältnisse eher… zu normal. Sie war der Typ, der lieber mit doppeltem Salto ins Wasser sprang, wo andere es bei einem Kopfsprung beließen. Sie mochte es spektakulär.

Die lange Zeit, die seine Sub und er sich nicht gesehen hatten, machte die Vorfreude noch intensiver. Er dachte an die gemeinsamen Erinnerungen, an das Lachen, aber vor allem den tollen Sex und die verrückten Fantasien, die sie bereits miteinander geteilt hatten. Dieses eine Mal, als er sie nackt in einem abgelegenen Waldstück… seine Gedanken schweiften ab und er konnte seine Erregung deutlich spüren. Nachgeben wollte er ihr aber nicht. Es sollte heute noch ein besonderer Tag werden.

Schon den ganzen Vormittag war er unruhig gewesen. Jeder Anruf und jede Kurznachricht, die ihm zum Geburtstag gratulierte, ließ ihn zusammen zucken. War das sie? Würde er jetzt seine Überraschung bekommen? Die Anspannung wuchs von Minute zu Minute.

Aber sie meldete sich nicht. Es gab keine Nachricht und keinen Anruf. Einfacher wurde das Warten dadurch nicht und warten gehörte sowieso nicht zu seinen Stärken. Auch einer der Gründe, warum er seine Rolle als Dom so genossen. Wenn er etwas wollte, konnte er sich normalerweise nehmen. Aber nicht heute.

Mittlerweile rechnet er mit allem. Womöglich hatte sie spontan eine Reise gebucht und würde gleich mit einem Taxi und gepackten Koffern vor der Tür stehen.

Hauptsache, sie hatte keine Überraschungsparty organisiert. Er hasste Überraschungspartys. Sowohl die Vorstellung, selbst mit einer überrascht zu werden, als auch andere damit zu überraschen, bereitete ihm Unbehagen. Wenn sie das vorhatte, dann würde er sie hinterher kräftig übers Knie legen müssen. Oder war das gerade die Idee und sie wollte ihn wieder einmal auf die Palme bringen, um dann auf die heftige Weise bestraft zu werden, die sie in insgeheim genoss?

Sein Gedankenkarussell wollte einfach nicht stoppen.

Mittlerweile war es Nachmittag geworden und noch immer gab es kein Lebenszeichen. Langsam wurde ungehalten. Er begann sich vorzustellen, was er mit dir anstellen würde, wenn er sie endlich in die Finger bekäme. Nur würde er das überhaupt? Vielleicht hatte sie sich etwas gänzlich anderes ausgedacht, weil sie noch immer keine Zeit hatte, sich mit ihm zu treffen.

Endlich hörte er ein Klingeln. Voller Anspannung und Vorfreude ging er zur Tür und erwartete sie davor zu sehen. Als er die Tür jedoch öffnete, stand vor seinem Haus nur eine große Holzkiste. Eine Holzkiste mit Löchern darin. Was sich darin befand, konnte er jedoch dennoch nicht sehen.

Was sollte das? Die Kiste war riesig. Die Luftlöcher deuteten darauf hin, dass darin etwas Lebendiges war. Hatte diese verrückte Person ihm einen Hund geschenkt?

Er überlegte, wie er die Kiste ins Haus schaffen sollte. Oder sollte er sie direkt hier öffnen?

Tatsächlich entdeckte er an der der Haustür zugewandten Front einen Riegel. Sollte er ihn einfach öffnen? Was, wenn doch ein Hund darin war? Würde da nicht direkt weglaufen?

Er schloss die Tür und ging noch einmal ins Haus. Dort schaute er, ob er eine Leine da hätte und am besten noch etwas, mit dem er die Seiten wie mit einem Babygitter sichern könnte, damit, was auch immer in der Kiste war, nur den Weg nach vorne hatte und nicht seitlich entkommen konnte.

Allerdings konnte er nichts Passendes finden. Eine Leine jedoch schon, die hatte er aus guten Gründen immer im Haus.

So bewaffnet, ging er wieder zu Haustür und öffnete sie. Langsam näherte er sich der Kiste. Es war kein Mucks aus dem riesigen Holzkasten zu hören. Das machte ihn stutzig. Ein Hund oder ein anderes Tier würde doch irgendwie Laut geben.

Er legte die Hand auf den Riegel und zögert kurz. Doch dann schob er ihn beiseite und merkte, wie sich die gesamte Vorderfront der Kiste nach vorne aufklappen ließ. Er musste zurücktreten, um die Front ablegen zu können. Dabei richtete er seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf das unhandliche Stück der Box und konnte so nicht gleich einen Blick in das Innere der Kiste werfen. Als er die Vorderfront aber abgelegt hatte, sah er seine Überraschung. Da saß sie. Oder hockt da viel mehr. Nackt und breitbeinig, da ihre Beine mit metallenen Bändern an den Seiten der Kiste fixiert waren. Zwischen den Beinen sah er es feucht glänzen. Im Mund hatte sie einen Ringknebel, durch den sie sabberte, wodurch auch ihre Brüste diesen feuchten Glanz aufwiesen. Das war sie also, seine Überraschung. Feucht, vollkommen zu seiner Verfügung und schön als Geschenk verpackt. Es war jetzt schon der beste Geburtstag seit sehr langer Zeit. Und er wusste genau, dass es von nun an nur noch besser werden würde. Und darauf freute er sich schon.


Schaut unbedingt auch bei allen anderen Bloggern vorbei und lest deren Beiträge zur Blogtour-Vorfreude:

1. Margaux Navara (26.01.2023)
2. Annabel Rose (28.01.2023)
3. Katie McLane (01.02.2023)
4. LessDressed Stories (02.02.2023)
5. Kari Karaiti (04.02.2023)
6. Ines Witka (07.02.2023)
7. Kitty Harper (09.02.2023)
8. Linda Mignani (11.02.2023)

Wenn BDSM-Beziehungen enden

Neulich las ich die Frage „Wie ist das eigentlich, wenn so eine intensive BDSM-Beziehung endet? Ist der Fall dann nicht noch schlimmer, als sowieso schon?“.

Kurz gesagt: Ich fürchte schon. Es kommt aber wie immer darauf an. Gehen wir also ins Detail.

Jede Trennung ist schwierig und je intensiver die vorangegangene Beziehung war, desto schwieriger wird das Ende. Mit BDSM hat das erst einmal nichts zu tun. Es sind tiefe Gefühle verschiedenster Art im Spiel und oft genug werden diese Gefühle bei Trennungen verletzt.

Wer sich trennt, verliert meist einen Menschen, mit dem man davor viel Zeit verbracht, Erfahrungen und Gefühle geteilt hat. All das endet und das alleine ist schon schwer. War die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, dann womöglich nicht einvernehmlich, sondern wurde einseitig getroffen, wird alles meistens noch viel schlimmer.

Ein Part hatte dadurch länger Zeit sich innerlich vorzubereiten, es entsteht Wut, Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Leere. Wir alle kennen das vermutlich auf die eine oder andere Weise.

Wenn eine BDSM-Beziehung zu Ende geht, können aber noch weitere Aspekte hinzukommen, die es noch etwas schwerer machen.

Nicht selten suchen Menschen lange nach einer BDSM-Beziehung, die für sie passt. Dem sind oft verschiedene Fehlversuche vorausgegangen. Es entsteht das Gefühl, es gäbe da draußen einfach niemanden, mit dem es passt. Oder zumindest nicht in einem Umkreis von zwei oder drei Tagesreisen. Kommt es dann doch endlich zu ersehnten Beziehung und diese endet dann, kann die Verzweiflung alleine schon wegen der langen Anbahnung groß sein. Das Wissen, wie schwer der Weg zu dieser Beziehung hin war, macht den Verlust gefühlt noch schlimmer und das Gefühl etwas besonders Wertvolles zu verlieren, wird alleine schon deswegen immens sein.

Aber auch die besondere Innigkeit, die BDSM-Beziehungen nachgesagt wird, macht ihr Ende für viele besonders schmerzhaft. Vielleicht wurden manche Fantasien und Bedürfnisse in dieser Beziehung zum ersten Mal erfüllt und nun verliert man genau diesen Partner. Auch das kann das Gefühl des Verlustes noch einmal deutlich schlimmer machen.

Noch dramatischer kann es werden, wenn die BDSM-Beziehung mit einem gewollten, womöglich sehr steilen Machtgefälle geführt wurde. BDSM kann eine gewollte, starke Abhängigkeit enthalten. Beide Partner wollen, dass in diesem Gefälle der eine Partner in eine Art Abhängigkeit vom Gegenüber kommt. Vielleicht, in dem der devote Part gewisse Entscheidungen nicht mehr trifft, gewisse Aufgaben an den dominanten Part abgibt etc. Das ist ok, wenn beide das wollen und es verantwortungsvoll ausleben.

Egal, ob diese Variante eher spielerischer oder sehr konsequent gelebt werden, sie kann bei einem Ende der Beziehung zu nicht zu unterschätzenden Problemen führen. Der devote und in diesem Fall gewollt abhängig gewordene Part muss eine deutlich größere Umstellung zurück in den Single-Alltag bewältigen, als jemand aus einer Vanilla-Beziehung oder auch einer BDSM-Beziehung ohne diese Aspekte.

Hier ist daher aus meiner Sicht im Vorfeld besonders sorgfältig zu überlegen, wie weit man gehen möchte und vielleicht auch, welche Strategien zurück man bereits einplant. Außerdem trägt aus meiner Sicht der dominante Part auch nach der Beziehung eine Verantwortung zu helfen, falls das gewollt ist. Gerade auch dann, wenn die Trennung vom dominanten Part ausgeht. Ich weiß, dass das oft schwierig umzusetzen ist. Aber in einer sehr tiefgehenden D/s-Beziehung heraus den devoten Part von 100 auf 0 abzubremsen, also quasi gegen eine Wand fahren zu lassen, kann eine sehr schwierige Situation sein.

Daher überlegt euch gut, wie weit ihr gehen wollt, wenn ihr so tief in das Leben anderer eingreift oder in euer Leben eingreifen lasst. Bei aller Euphorie auch ein wenig das Ende mit denken, kann da nicht schaden.

Ich denke also, die Ausgangsfrage, ob der Fall am Ende einer BDSM-Beziehung nicht noch schlimmer sei, kann mit: „meistens vermutlich schon“ beantwortet werden. Es kommt aber immer auf die Tiefe der Gefühle an. Eine sehr intensive Vanilla-Beziehung kann natürlich eine wesentlich schlimmere Trennung mit sich bringen, als eine eher lockere BDSM-Beziehung.

Das Sprichwort „Wer hoch fliegt, kann tief fallen“ hat da leider seine Berechtigung. Wie sind eurer Erfahrungen? Waren eure Vanilla-Trennungen leichter als die in BDSM-Beziehungen?

Gefühle im BDSM

Neulich erreichte mich eine fast schon verzweifelte Frage: „Sind Doms eigentlich immer kalt und abweisend und zeigen keine Gefühle?“

Die Schreiberin war BDSM-Anfängerin und hatte sich von ihrem Dom Zuneigung oder zumindest Wärme gewünscht, was dieser als abwegigen Gedanken sah und ihr Anliegen zurückwies. Bei seiner Sub sorgte das für große Verunsicherung und schließlich zu einer Mail an mich.

Wie so oft im Leben und daher auch im BDSM, ist es nicht so einfach. Die Antwort auf die Frage wäre also: Es kommt darauf an.

Eindeutig kann man sagen, dass jeder Mensch, auch devote Menschen im BDSM selbstverständlich das Recht hat, sich Wärme und Zuneigung zu wünschen. Auch und gerade von der dominanten Person. Gibt es diesen Wunsch und er wird bewusst nicht erfüllt, dann passt es offenbar nicht zwischen diesen beiden Menschen. Die Vorstellungen gehen ganz offensichtlich auseinander.

Im konkreten Fall den ich oben beschrieben habe, war das Verhalten der Schreiberin völlig richtig. Sie hat ihr Bedürfnis angesprochen und eine klare Antwort erhalten. Wie es scheint, passen ihr Wunsch und das, was ihr Gegenüber möchte, nicht zusammen.

Hier wäre eine denkbare Lösung, dass beide einen Kompromiss finden oder sie getrennte Wege gehen.

Die grundlegende Frage beantwortet das natürlich nicht. Doms sind Menschen wie alle anderen auch. Manche sind überschwänglich, gefühlvoll, andere zurückhaltend, wieder andere suchen nur Begegnungen ohne emotionale Bindung. Einige küssen und kuscheln gerne, andere nicht. Die einen haben einen sehr strengen und eher abweisenden Ansatz, andere sind liebevoll und wechseln dann zur Härte. Alles hat seine Berechtigung und seinen Reiz.

Solange alle Beteiligten die Vorstellung des Gegenübers akzeptieren können oder sie gar teilen, ist alles in Ordnung.

Es gibt aber im BDSM Spielarten, die leichter fallen, wenn es keine zu tiefe emotionale Bindung gibt oder die sogar bestimmte Verhaltensweisen voraussetzen, um realistisch zu wirken.

Manche besonders harten Spielarten und Varianten fallen leichter, wenn die Gefühle zueinander nicht allzu tief sind. Im Gegenzug tun sich die Beteiligten oft schwer, diese zuvor ausgeübten Varianten zu leben, wenn dann doch Gefühle entstanden sind.

Dieses Schema gilt selbstverständlich nicht für alle Menschen. Wenige Dinge sind allgemeingültig. Aber ein guter Teil von BDSMern wird verstehen, was ich meine.

Beispielsweise ist Erniedrigung so ein Fall. Eine Ohrfeige oder eine verbale Beleidigung mag da noch gehen. Wenn es aber heftiger wird, dann kann es für beide Seiten leichter sein, es mit jemandem zu tun zu haben, zu dem keine so tiefe Bindung besteht.

Ein anderes Beispiel wäre hier das sogenannte Wifesharing. Die Partnerin zum beiderseitigen Lustgewinn anderen „zur Verfügung zu stellen“ fällt vielen wesentlich leichter, wenn die Bindung nicht ganz so tief ist. Aber hier gibt es auch den gegenteiligen Effekt. Gerade, wenn die Bindung sehr eng ist und die Gefühle tief, wird für manche das Wifesharing noch interessanter.

Auch Spielarten wie Schläge/Impact Play können hier betroffen sein. Schon öfter habe ich die Klage von devoten Frauen gehört, dass ihr Partner früher härter zu Ihnen war und sie das sehr genossen haben. Seit die Gefühle gewachsen sind oder zum Beispiel auch seitdem gemeinsame Kinder da sind, wurde der Partner softer. Meistens zum Bedauern der Sub.

Es muss aber auch nicht immer an den Spielarten liegen. Manche Menschen bevorzugen einfach einen Stil im BDSM, der nicht durch große Zuneigung und Gefühle geprägt ist. Es steigert ihren Kick. Manch devote Menschen wollen an ihrem dominanten Spielpartner nicht so viele weiche Seiten sehen, sondern bevorzugen es, dass der Partner in der Beziehung hart und eher etwas abweisend ist. Auch das ist völlig okay, solange alle Beteiligten damit gut klarkommen.

Wieder andere führen sehr innige und tiefe Liebesbeziehungen und leben darin ihr BDSM aus. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es Fälle, in denen Menschen in solchen Liebesbeziehungen sich gelegentlich als Abwechslung anderen BDSM mit Partnern völlig ohne Emotion suchen.

Wie so oft gilt, es ist erlaubt, was gefällt und wodurch niemand verletzt wird. Die Annahme, dass Doms grundsätzlich immer kalt sind und keine Gefühle haben, ist selbstverständlich falsch. So wie nicht alle Subs gleich sind, sind es auch Doms nicht.

Wie immer hilft es, zu wissen, was einem selber guttut und braucht, um erfüllendes BDSM zu erleben. Dabei hilft es aber, sich klarzumachen, dass die eigenen Wünsche nicht auch immer die des Gegenübers sein müssen. Daher macht euch klar, was ihr wollt und teilt es mit. Dann lassen sich viele spätere Komplikationen vermeiden.

Warum BDSM besonders ist

Jeder von uns hat einmal dunkle Stunden und unter uns Menschen, die dem BDSM zugeneigt sind, können diese Stunden Gedanken beinhalten, in denen man sich wünscht doch eine andere Neigung zu haben.

BDSM kann eine große Bereicherung sein. Es kann einem das Leben aber auch komplizierter machen. Menschen, die vielleicht vom ersten Anschein perfekt als Partner passen würden, kommen nicht infrage, denn sie teilen ja etwas Spezielles und Wichtiges nicht mit einem.

Datingportale, bei denen es eine Menge interessanter Menschen kennenzulernen gäbe, sind schwierig, denn immer droht um die nächst Ecke das Problem „Wie erkläre ich ihr oder ihm worauf ich stehe und passt es dann immer noch?“.

Die Alternative dazu wäre dann der Verzicht. Auch nichts, was einen jubeln lässt. Wer verzichtet schon gerne auf eine sexuelle Neigung, die einem wichtig ist? Und das womöglich auf Dauer?

Wie gesagt, es gibt diese dunklen Stunden. Das ist eben so und geht allen Menschen auf die eine oder andere Weise mal so.

Zeit, sich an das zu erinnern, was gut daran ist, BDSM zu mögen und diese Neigung zu haben.

Fangen wir mit dem offensichtlichsten an: wenn ein Mensch auf BDSM steht, dann tut es schlicht und einfach gut so leben, sich so geben zu können und so angenommen zu werden, wie der Mensch eben ist. Sich nicht verstecken zu müssen. Das zu erleben, was einen erregt und dafür nicht verurteilt, sondern eben verstanden zu werden.

Das ist nichts, was BDSM irgendwie exklusiv hätte. Es betrifft alle Menschen, die so angenommen werden, wie sie sind. Sei es, auf das eigene Geschlecht zu stehen, einen Fetisch zu haben oder schlicht mit einem passenden Partner erfüllte Sexualität zu leben.

Was ich immer wieder gespiegelt bekomme, wenn ich mich Menschen, die zum Teil Jahrzehnte Erfahrung in Vanilla-Beziehungen haben, ist, dass BDSM offenbar eine Neigung ist, in der offener und auch mehr kommuniziert wird. Ich selber kann da schwer mitreden. Eine reine Vanilla-Beziehung hatte ich nie und Kommunikation war schon immer Kern meiner Beziehungen. Aber offenbar wird in BDSM-Beziehungen mehr und offener über Bedürfnisse, Wünsche und Fantasien geredet.

Vielleicht könnt ihr Leser mir mehr darüber sagen, wenn ihr Vergleichsmöglichkeiten habt. Aber wenn dem so ist, dann wäre das doch wirklich eine schöne Sache, die uns ein klares Plus bei BDSM setzen ließe.

Etwas, dass ich über die Jahre immer mehr zu schätzen gelernt habe, ist der Grad, in dem sich zwei Menschen einander öffnen und offenbaren, wenn sie sich kennenlernen und sich eine BDSM-Beziehung anbahnt.

Teilweise erzählen sich Menschen dann Dinge, die die besten Freunde, Familie und sämtliche vorherigen Sexpartner nicht wissen. Dinge, die gegen gesellschaftliche Tabus verstoßen und für die sie zum Teil dachten, nie jemanden zu finden, die oder der es versteht. Plötzlich ist da dieses Band. Dieses Verstehen. Man wird gegenseitiger Geheimnisträger und es baut sich schnell eine Vertrautheit auf. Als hätten sich zwei Seelen erkannt.

Das ist ein tiefes und sehr schönes Gefühl, dass ich immer mit BDSM verbinde und von dem mir Gesprächspartner berichtet haben, sie hätten es in anderen Beziehungen so selten oder nie erlebt. Auch das wäre also ein weiterer Punkt, an dem wir uns sagen können: auf BDSM zu stehen ist eine tolle Sache. Es bereichert uns.

Wie ihr gemerkt habt, wollte ich hier nicht auf geile Sexerlebnisse und Orgasmen hinaus. Mir geht es darum, Argumente und Denkanstöße zu liefern für die Momente, wo alles mal wieder schiefläuft. Der Schwarm wieder einmal 800 Kilometer weg wohnt oder „nur“ 300 Kilometer, aber natürlich vergeben ist.

In diesen Momenten brauchen wir alle eine Erinnerung, dass BDSM eine Bereicherung in unserem Leben und kein merkwürdiger Fluch ist. Aber vielleicht fällt euch ja auch noch etwas ein, um andere aufzumuntern? Denn wir alle kennen ja diese dunklen Stunden.