Neulich las ich die Frage „Wie ist das eigentlich, wenn so eine intensive BDSM-Beziehung endet? Ist der Fall dann nicht noch schlimmer, als sowieso schon?“.
Kurz gesagt: Ich fürchte schon. Es kommt aber wie immer darauf an. Gehen wir also ins Detail.
Jede Trennung ist schwierig und je intensiver die vorangegangene Beziehung war, desto schwieriger wird das Ende. Mit BDSM hat das erst einmal nichts zu tun. Es sind tiefe Gefühle verschiedenster Art im Spiel und oft genug werden diese Gefühle bei Trennungen verletzt.
Wer sich trennt, verliert meist einen Menschen, mit dem man davor viel Zeit verbracht, Erfahrungen und Gefühle geteilt hat. All das endet und das alleine ist schon schwer. War die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, dann womöglich nicht einvernehmlich, sondern wurde einseitig getroffen, wird alles meistens noch viel schlimmer.
Ein Part hatte dadurch länger Zeit sich innerlich vorzubereiten, es entsteht Wut, Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Leere. Wir alle kennen das vermutlich auf die eine oder andere Weise.
Wenn eine BDSM-Beziehung zu Ende geht, können aber noch weitere Aspekte hinzukommen, die es noch etwas schwerer machen.
Nicht selten suchen Menschen lange nach einer BDSM-Beziehung, die für sie passt. Dem sind oft verschiedene Fehlversuche vorausgegangen. Es entsteht das Gefühl, es gäbe da draußen einfach niemanden, mit dem es passt. Oder zumindest nicht in einem Umkreis von zwei oder drei Tagesreisen. Kommt es dann doch endlich zu ersehnten Beziehung und diese endet dann, kann die Verzweiflung alleine schon wegen der langen Anbahnung groß sein. Das Wissen, wie schwer der Weg zu dieser Beziehung hin war, macht den Verlust gefühlt noch schlimmer und das Gefühl etwas besonders Wertvolles zu verlieren, wird alleine schon deswegen immens sein.
Aber auch die besondere Innigkeit, die BDSM-Beziehungen nachgesagt wird, macht ihr Ende für viele besonders schmerzhaft. Vielleicht wurden manche Fantasien und Bedürfnisse in dieser Beziehung zum ersten Mal erfüllt und nun verliert man genau diesen Partner. Auch das kann das Gefühl des Verlustes noch einmal deutlich schlimmer machen.
Noch dramatischer kann es werden, wenn die BDSM-Beziehung mit einem gewollten, womöglich sehr steilen Machtgefälle geführt wurde. BDSM kann eine gewollte, starke Abhängigkeit enthalten. Beide Partner wollen, dass in diesem Gefälle der eine Partner in eine Art Abhängigkeit vom Gegenüber kommt. Vielleicht, in dem der devote Part gewisse Entscheidungen nicht mehr trifft, gewisse Aufgaben an den dominanten Part abgibt etc. Das ist ok, wenn beide das wollen und es verantwortungsvoll ausleben.
Egal, ob diese Variante eher spielerischer oder sehr konsequent gelebt werden, sie kann bei einem Ende der Beziehung zu nicht zu unterschätzenden Problemen führen. Der devote und in diesem Fall gewollt abhängig gewordene Part muss eine deutlich größere Umstellung zurück in den Single-Alltag bewältigen, als jemand aus einer Vanilla-Beziehung oder auch einer BDSM-Beziehung ohne diese Aspekte.
Hier ist daher aus meiner Sicht im Vorfeld besonders sorgfältig zu überlegen, wie weit man gehen möchte und vielleicht auch, welche Strategien zurück man bereits einplant. Außerdem trägt aus meiner Sicht der dominante Part auch nach der Beziehung eine Verantwortung zu helfen, falls das gewollt ist. Gerade auch dann, wenn die Trennung vom dominanten Part ausgeht. Ich weiß, dass das oft schwierig umzusetzen ist. Aber in einer sehr tiefgehenden D/s-Beziehung heraus den devoten Part von 100 auf 0 abzubremsen, also quasi gegen eine Wand fahren zu lassen, kann eine sehr schwierige Situation sein.
Daher überlegt euch gut, wie weit ihr gehen wollt, wenn ihr so tief in das Leben anderer eingreift oder in euer Leben eingreifen lasst. Bei aller Euphorie auch ein wenig das Ende mit denken, kann da nicht schaden.
Ich denke also, die Ausgangsfrage, ob der Fall am Ende einer BDSM-Beziehung nicht noch schlimmer sei, kann mit: „meistens vermutlich schon“ beantwortet werden. Es kommt aber immer auf die Tiefe der Gefühle an. Eine sehr intensive Vanilla-Beziehung kann natürlich eine wesentlich schlimmere Trennung mit sich bringen, als eine eher lockere BDSM-Beziehung.
Das Sprichwort „Wer hoch fliegt, kann tief fallen“ hat da leider seine Berechtigung. Wie sind eurer Erfahrungen? Waren eure Vanilla-Trennungen leichter als die in BDSM-Beziehungen?