Ich gestehe: Ich langweile mich schnell. Ich muss das Gefühl haben, gefordert zu werden und muss etwas spannend oder neu finden. Ich interessiere mich immer für neue Themen, probiere beim Kochen immer neue Rezepte aus und brauche einfach regelmäßig neuen Input, der mich „auf Trab“ hält. Manchmal ist das toll. Manchmal nerve ich mich damit selber.
Im BDSM ist es meist nicht anders. Wenn mein BDSM in den ca. 30 Jahren, die ich das schon mache, immer nur darin bestanden hätte, dass sich eine Sub vor mich hinkniet, ich ihr später den Arsch versohle und am Ende komme ich, sie oder wir beide… ich hätte schon lange die Lust daran verloren.
Versteht mich nicht falsch. Es gibt bestimmt Leute, die genau das mögen. Zielgenau ihren Wunsch, ihr Bedürfnis befriedigen und das immer wieder. So bin ich nicht. Ich will Neues ausprobieren und neben den gewohnten Dingen auch bisher unerforschte Pfade erkunden.
Vielleicht denkt ihr jetzt „es gibt ja nicht endlos viele Schlaginstrumente und irgendwann hat man alle Varianten durch“. Das kann sein. Dennoch gibt es auch nach Jahren immer wieder Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Aber am Ende ticke ich etwas anders.
Was mich unter anderem sehr reizt, findet mehr auf der Metaebene statt. Ich finde spannend, was zwischen zwei Menschen passiert und wie sich dieselbe Handlung oder BDSM-Praktik verändert, wenn einer von diesen zwei Menschen wechselt. Nicht, weil ich den ständigen Wechsel will, sondern, weil mich fasziniert, wie radikal sich das Ergebnis ändert, wenn man einen Teil der Gleichung ändert.
Seit Jahren suche ich nach einem Begriff, einer verständlichen Definition, um zu erklären, was für mich im BDSM so ein wichtiger Faktor ist. Heute scheint es ganz simpel: Ich möchte mich nicht langweilen.
Wenn ich immer das sich gleichende Programm abspulen würde, dann würde ich mich langweilen. Ich vermute, ich wäre frustriert und zölibatär geworden. Ok, vermutlich nicht zölibatär. Aber frustriert wäre ich sicher geworden.
Was macht mich also immer wieder neugierig? Was hält mein Interesse an BDSM wach?
Es ist das, was ich mangels eines griffigen Schlagwortes die Spannungsfelder und Dynamiken nenne. Klingt lahm und eher trocken als aufregend? Stimmt. Ich könnte auch den Begriff „Fantasismus“ erfinden und so tun, als müsste man den kennen, würde aber auch nicht helfen zu erklären, was ich meine.
Ich verrate noch etwas über mich: Ich mag Geschichten. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und ich mag es, Geschichten erzählt zu bekommen. Oft ist BDSM für mich genau dann am besten, wenn ich damit Geschichten erzählen kann oder Geschichten erzählt bekomme.
Ok, ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen: „Ich kapiere nicht, worauf er hinaus will.“
Es ist recht einfach. Grundsätzlich strebe ich immer etwas Dauerhaftes an. Eine BDSM-Beziehung muss für mich immer eine Chance auf eine Zukunft haben. Mit Zukunft meine ich ganz konservativ formuliert, beide sehen nicht schon vor oder beim ersten Treffen das Ende der Beziehung vor Augen. So ticke ich persönlich eben.
Da ich das aber möchte, möchte ich dabei nicht so gerne stagnieren. Ich möchte nicht jedes Mal immer dieselben drei Praktiken wiederholen und das war es. Wiederholungen sind nicht schlimm. Aber für mich irgendwann nicht mehr spannend.
Vor allem aber möchte ich, dass alles in irgendeiner Art Dramaturgie, Geschichte, Spannungsfeld oder Dynamik eingebunden ist. Dann finde ich es richtig spannend.
Wenn zum Beispiel die Sub als völlig unerfahrene Novizin eine Art Ausbildung durchlaufen will und soll. Wenn sich beispielsweise irgendein fernes und fast unerreichbares Ziel „erarbeitet“ und „verdient“ werden soll. Aber auch, wenn die Geschichte aus dem Bereich DaddyDom und LittleGirl kommt. Oder wenn es um das Hinarbeiten zu einer Verfügbarkeit für fremde Männer geht. Die Liste könnte endlos sein. Meine Fantasie ist bunt und kann aus vielen Ideen etwas machen.
Jedoch gibt es drei große Einschränkungen:
- Es muss etwas sein, das mich neugierig macht und reizt.
- Es muss auch mein Gegenüber neugierig machen und reizen.
- Ich möchte ungern der einzige sein, der die Ideen und Fantasien spinnt. Ich möchte eine Partnerin, die da mit mir mithält und eigene Ideen und Wünsche beisteuert.
Wie ihr seht, mache ich es mir gerne schwer. Spaß beiseite. Aber so jemanden zu finden, ist schon recht speziell und herausfordernd.
Warum erzähle ich euch heute so ungewohnt persönlich von diesem Konzept? Es ist nicht das einzige BDSM-Spiel, das mich reizt, aber ein sehr mächtiges unter den spannenden Spielen. Es ist aber vor allem eines, für das ich bisher nirgends auch nur ansatzweise eine Definition oder ein Vorbild gefunden habe. Genau deswegen schreibe ich nun hier so persönlich darüber. Um euch zu zeigen, dass auch das eine Vorliebe sein kann und um zu sehen, ob ich bei euch auf Gleichgesinnte treffe.
Du möchtest ein kleines Dankeschön zurückgeben? Für diesen Zweck habe ich eine Amazon-Wunschliste. Über kleine Aufmerksamkeiten freue ich mich immer.