Schädlicher Druck im BDSM

Unter Druck entstehen ja bekanntlich Diamanten. Druck mag also toll sein, wenn man ein Haufen Kohlenstoff unter der Erde ist. Aber im BDSM ist Druck meist kontraproduktiv. Druck etwas zu erreichen. Druck etwas zu tun. Druck zu sein, wie ein anderer es möchte. Druck „Leistung“ abzuliefern. All das sind Dinge, um die es im BDSM nicht gehen sollte. Oft genug geht es aber eben doch darum und das ist ein Problem.

Als kurze Abschweifung möchte ich sagen, dass bei sexuellen Themen grundsätzlich nie Druck im Spiel sein sollte. Weder selbst auferlegter, noch von außen kommender. Ob und wie oft eine Frau kommt. Wie oft ein Mann kann oder ob er nicht kann, ist kein Maßstab der eine Rolle spielen sollte. Wenn die Frau kommt, dann kommt sie. Wenn der Schwanz steht, dann steht er. Wenn nicht, dann nicht. Davon sollte kein Seelenheil abhängen. Aber das nur nebenbei.

Im BDSM gibt es oft Druck. Einmal äußeren Druck und auch den Druck, den wir uns selber machen. Einige Beispiele sind der Druck zu funktionieren, obwohl es einem nicht gut geht. Der Druck Dinge mitzumachen, obwohl man nicht dazu bereit ist. Der Druck mehr oder besser zu sein, als man vermeintlich ist. Das ist extrem ungesund. Vor allem aber ist es auch völlig unnötig um zufrieden und glücklich BDSM auszuleben.

Fangen wir mit etwas offensichtlichem, weil zählbarem, an. Wie viele Schläge hält eine Sub oder ein Sub aus? Wieso sollte das wichtig sein? Zuerst einmal ist so etwas hochgradig abhängig von der Tagesform. Mal spürt man den Schmerz stärker, mal wenig stark. Daher ist ein Vergleich mit letzter Woche oder letztem Monat mindestens fragwürdig. Ein Vergleich mit dem was andere aushalten ist noch unsinniger. Vor allem aber: was soll er bringen?

Wird man in irgendeiner Form eine „bessere Sub“ oder ein „besserer Sub“ wenn man mehr Schläge aushält als jemand anderes? Ganz sicher nicht. Wem sollen solche Vergleiche etwas bringen? Niemandem.

Was sie aber mit Sicherheit bringen ist Druck. Der Druck vielleicht mehr auszuhalten ehe man sagt, dass es genug ist. Der Druck das Safeword doch noch nicht zu verwenden. Noch etwas mehr durchzuhalten. Ich persönlich halte das für ungesund. Denn so über seine Grenzen zu gehen kann gefährlich sein. Daher sollte man sich gut überlegen aus welcher Motivation und aus welchem Grund man solche Grenzen überschreitet. Nur um irgendeine am Ende beliebige Zahl zu übertreffen scheint mir das völlig sinnlos.

Ein anderer Aspekt ist, sich selber oder durch andere unter Druck setzen lassen Dinge zu tun, zu denen man nicht bereit ist. Sei es mit BDSM in die Öffentlichkeit zu treten. Sei es eine sexuelle Praktik auszuüben, zu der man nicht bereit ist. Oder sei es, andere in die bisher als Paar gelebte Beziehung einzubeziehen. Ob der Druck von einem selber oder vom Partner kommt ist dabei egal. Statt ihm nachzugeben, sollte man das Gespräch suchen und die Bedenken ansprechen.

Ja, im BDSM kann es sehr reizvoll sein über Grenzen zu gehen. Ich bin der Letzte, der das nicht versteht. Aber wenn man das tut, dann mit Bedacht und aus den richtigen Gründen. Nicht, weil man dazu gedrängt wird.

Neulich ging es in einem meiner Artikel um Warnzeichen für Subs, bei denen sie die Finger von einem Dom lassen sollten. Ein ganz deutliches Warnzeichen wäre auch, wenn Dom immer wieder mit Druck den eigenen Willen durchsetzt und Sub das Gefühl hat ständig Dinge zu tun, die sie oder er nicht will.

Ja, es geht im BDSM oft darum den Willen durchzusetzen und zu bestimmen bzw. dass über einen bestimmt wird. Aber der Wille des devoten Parts ist nicht egal. Beim besten Willen nicht. Und ihn mit Druck zu überwinden oder auszuschalten ist immer problematisch.

Fragt euch doch selber einmal, wo ihr in eurem BDSM ungesunden Druck verspürt. Druck, den ihr euch selber macht oder Druck, den ihr von außen spürt. Oft ist man sich dessen gar nicht so bewusst. Manchmal kann man ganz gut mit dem Druck leben, aber es hilft dennoch sich seiner bewusst zu sein. Und manchmal ist es vielleicht nötig etwas zu ändern, anzusprechen wo man ungesunden Druck spürt. Denn BDSM sollte nichts sein, dass unter Druck passiert.

Warnzeichen für Subs

Wie oft habe ich in Gesprächen mit weiblichen Subs schon Sätze gehört wie „da hätte es mir eigentlich schon klar sein sollen“ oder „eigentlich hätten da die Alarmglocken läuten sollen“. Was sind denn aber nun echte Warnzeichen bei denen man als Sub noch einmal überdenken sollte, ob man es hier mit einem vertrauenswürdigen und verlässlichen Dom zu tun hat?

Ein schwieriges Thema, denn nicht alle Menschen verhalten sich so, dass es miteinander absolut vergleichbar wäre. Auch nicht alle empfinden ähnliches Verhalten als unangenehm oder gar verletzend. Aber einige Verhaltensweisen sind dann doch so, dass man absolut nur davor warnen kann.

Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass ein „Fehlverhalten“ eines Doms für sich genommen vielleicht noch kein Problem sein mag. Aber es kann ein Zeichen dafür sein, dass danach noch andere Probleme folgen. Nach dem Motto „wenn er mich an der Stelle schon nicht ernst nimmt, wie wird es dann erst später sein“. Daher sollte man Probleme frühzeitig ansprechen und gegebenenfalls lieber früher als zu spät die Reißleine ziehen.

Hier nun also die Dinge, die ich Subs als Warnzeichen an die Hand gebe. Wenn euch solches Verhalten begegnet, dann haltet kurz inne in dem was ihr gerade tut und hört mindestens noch einmal ganz genau in euch rein.

Stellt keine Fragen – Ein guter Dom wird immer viele Fragen stellen. Und zwar nicht, ob ihr rasiert seid, anal benutzbar oder ob ihr euch als Kennzeichnung seinen Namen auf den Venushügel tätowieren lasst. Viel mehr wird es am Anfang darum gehen, was euch an BDSM reizt. Was eure Bedürfnisse sind. Was euch kickt, euch Angst macht, wie eure Fantasien aussehen, was ihr erleben wollte und was ihr auch keinen Fall erleben wollt. Wenn einen Dom das alles nicht interessiert, dann ist Vorsicht angebracht. Manche Doms leiden unter der „Berufskrankheit“ zu glauben, sowieso schon alles zu wissen.
Ich habe aber auch schon von dem Exemplare gehört, die Dinge sagen wie „ist mir egal, ich mache mit dir sowieso was ich will“. Wenn euch so einer begegnet, dann rennt. Und zwar schnell.

Bespricht keine Rahmenbedingungen – Der Rahmen ist im BDSM extrem wichtig. Sind Eingriffe in den Alltag gewollt oder tabu? Dürfen Verwandte und bekannte etwas mitbekommen? Findet BDSM nur im Bett und in Sessions statt oder geht es darüber hinaus? All das sind Fragen, die ganz individuell zu beantworten sind. Die einen wollen es so, die anderen so. Gerade deswegen ist es so wichtig diesen Rahmen zu besprechen. Und das auf Augenhöhe. Wer da nicht aus seiner Dom-Rolle kann und Gespräche auf Augenhöhe zulassen kann, wer solche Gespräche nicht will, bei dem ist Vorsicht geboten. Das sollte ein Warnzeichen sein und von dem sollte man eher die Finger lassen.

Verweigert Treffen – Wie sage ich es? Er verlangt von euch Bilder und Videos, will sich aber auch nach Wochen und Monaten nicht treffen? Großer Fake-Alarm.

Will Covern unterbinden – Vertrauen ist im BDSM extrem wichtig. Selbstverständlich. Man begibt sich als Sub in die Hände eines anderen und muss sicher sein, dass einem nichts geschieht. Daher ist der Aufbau von Vertrauen schon einmal an sich ein Faktor den man beachten muss. Wenn ihr nicht das Gefühl habt vertrauen zu können, dann lieber gar nicht weiter gehen. Aber auch wenn man vertraut, ist Vorsicht angebracht. Und da ist Covern ein wichtiger Punkt. Bei einem ersten Treffen ist es gut sich covern zu lassen. Also jemand anderem zu sagen, wo man ist und mit wem man sich trifft. Dem Dom mitzuteilen, dass man sich covern lässt, ist ebenfalls sinnvoll. Sollte er etwas dagegen haben, dann Achtung. Auch das ist ein Warnzeichen.

Will kein Safeword benutzen – Ein Safeword ist, gerade am Anfang besonders wichtig. Es dient der Sub dazu im Notfall STOP zu sagen. Aber es dient euch zur Steuerung der Intensität. Manchmal ist es auch ganz simpel eine Hilfe im Kopf, dass man weiß „wenn es mir zu weit geht, dann kann ich es anhalten“. Will ein Dom partout kein Safeword verwenden, selbst wenn ihr danach fragt, dann zieht lieber gleich einen Schlussstrich, als noch weiter zu gehen. Kein Safeword zu wollen, ist ein echtes Warnzeichen. Auch hier gibt es übrigens die Spaßvögel die Dinge sagen wie „Wofür? Das ist doch hier kein Spiel. Wenn Du eine Sub bist, dann gehorchst Du einfach und zickst nicht rum.“. Mein Rat hier: nachdem ihr aufgehört habt zu lachen, beendet den Kontakt.

Beachtet eure Tabus nicht – Jeder hat Tabus im BDSM, Dinge die er oder sie nicht mögen, die sie nicht reizen, die sie schlicht ablehnen. Diese Tabus bespricht man üblicherweise irgendwann. Diese Tabus zu achten ist eine Selbstverständlichkeit. Aber die Achtung der Tabus sagt auch, dass der Dom euren Willen achtet und daher auch euch als Person. Wenn ein Dom wissentlich und willentlich über Tabus hinweggeht und sich einfach nur nimmt wonach ihm ist, dann ist das schon kein Warnzeichen mehr. Da kann es dann schon in Richtung von Nötigung und Straftaten gehen. Das darf man sich nie und zu keiner Zeit gefallen lassen.

Will unterbinden, dass ihr euch informiert – Im Netz gibt es viele Informationsquellen zu BDSM. Daneben gibt es Stammtische, Bücher etc. Ein Dom, der euch erklären will, dass ihr nur auf ihn und seine Ansichten hören sollt und nicht mit anderen reden, euch anderweitig informieren sollt, der ist auch mit Vorsicht zu genießen. Wenn ein Dom nicht will, dass ihr euch entfaltet, Neues entdeckt, euch informiert, dann ist das für mich ein ganz deutliches Warnzeichen.

Fängt euch nicht auf – BDSM ist oft eine Achterbahnfahrt. Emotional kann da sehr sehr viel passieren und da muss es selbstverständlich sein, dass euch ein Dom auch auffängt und Aftercare anbietet. Sich als erkundigt wie es euch geht, ob alles ok, euch Zeit geben runter zu kommen. Wer euch sofort rauswirft nachdem er seinen Spaß hatte und euch dann mit den Gedanken und Fragen alleine lässt, auch vor dem kann man nur warnen.

Ohne eine bestimmte Gewichtung waren das meine Warnzeichen für Subs und solche, die es werden wollen. Am Ende sind es nun sieben geworden. Es hätten sicher auch noch mehr sein können. Einen Anspruch auf Vollständigkeit gibt es hier sicher nicht.

Inspiration mich näher mit dem Thema zu beschäftigen war übrigens dieser Artikel bei den KollegInnen von Deviance.

Zum Abschluss ist mir eines noch wichtig. Manches in diesem Artikel mag Dinge berühren, die ihr als Verhalten vielleicht mögt. Kein Safeword zu haben kann reizvoll sein. Ohne Aftercare rausgesetzt zu werden und sich so benutzt zu fühlen kann auch etwas sein, dass man als Kick mag. Das ist auch völlig ok. Wenn ihr diese Dinge aber tut, dann nur sehr bewusst und mit dem Wissen um die Gefahr. Vor allem aber mutmaßlich nicht als Anfänger und nicht mit jemandem, der er noch nicht oder nicht gut kennt. Da liegt der große Unterschied.

Angst vor dem nächsten Schritt

Der Einstieg in die Welt des BDSM kann schon beängstigend sein. Dabei meine ich gar nicht den Prozess, es sich selber einzugestehen darauf zu stehen. Auch nicht den Weg überhaupt zu BDSM zu finden. Nein, ich meine den konkreten Einstieg, es dann auch live auszuleben.

Denn nach den oben erwähnten Schritten ist dieser Schritt ja dann eigentlich die logische Konsequenz: die Checkliste abhaken und sich jemanden suchen, mit dem man das auch live ausleben kann.

Aber genau an diesem Schritt verharren viele. Manche sogar Jahre lang. Aber woran liegt das?

Lassen wir mal die außer Acht, die sich bewusst entscheiden den Schritt nicht zu gehen und die BDSM nicht ausleben wollen oder bei denen die Lebensumstände entgegenstehen.

Der Schritt in diese komplett neue Welt kann einem Angst machen. Es kann sich anfühlen als laufe man blind in einen Raum, ohne zu wissen wer oder was in dem Raum ist. Manche finden das aufregend, andere sind von der Vorstellung geradezu gelähmt.

Aber solche Situationen haben wir oft im Leben. Wenn man einen neuen Job antritt, weiß man nicht was einen erwartet. Wenn man Kinder bekommt, hat man auch nur eine grobe Vorstellung, was auf einen zukommt. Selbst eine neue Beziehung ist immer ein Abenteuer und man weiß nie genau, wie sie sich entwickeln wird.

Woher also die spezielle Scheu davor, sich in die Situation zu begeben BDSM auch auszuleben?

In einigen Gesprächen habe ich als Begründung gehört, man lese ja so viele schlimme Dinge. Geschichten, die anderen Frauen passiert seien. Wahre Horrorgeschichten, was alles ganz furchtbar schief laufen kann.

In manchen Foren, wo sich Frauen untereinander austauschen, scheint es nur von solchen Geschichten zu wimmeln.

Ich will das nicht kleinreden. Es gibt diese schlechten Erfahrungen natürlich. Vielleicht gibt es sie auch gar nicht mal so selten. Ich bezweifle aber, dass es sie so häufig gibt, wie man manchmal den Eindruck bekommen kann.

Mit Berichten über schlechten Erfahrungen im BDSM verhält es sich ähnlich, wie mit schlechten Kritiken von Restaurants. Wenn man in einem Restaurant gut gegessen hat, dann setzt man sich selten hin und schreibt eine Kritik darüber, wie fantastisch das Carpaccio war oder wie lecker das Risotto.

War das Carpaccio aber schlecht und der Reis bei Risotto nicht durch, war dann der Wein noch korkig, dann ist die Chance, dass man sich hinsetzt und seinem Ärger Luft macht schon deutlich größer. Ich habe mal den Satz gehört „Wer irgendwo schlecht gegessen hat, der wird es zehn anderen erzählen. Wenn er wo gut gegessen hat, dann erzählt er es vielleicht einem oder zwei.“. Ich denke, dass fasst es ganz gut zusammen.

Schlechte Erfahrungen werden wesentlich häufiger kommuniziert und weitergetragen als gute.

Mit diesen Ausführungen meine ich beim besten Willen nicht, dass es keine Gefahren gibt. Die gibt es. Niemand sollte leichtsinnig werden und zu große Risiken eingehen. Benutzt euren gesunden Menschenverstand. Seid euch sicher was ihr wollt. Hört auf euer Bauchgefühl, ob das Gegenüber der Richtige ist. Ergreift alles an Sicherheitsmaßnahmen, die ihr für notwendig haltet, damit ihr euch gut fühlt.

In den in der Einleitung verlinkten Artikeln steht einiges darüber, was ihr beachten, tun oder nicht tun solltet. Ich rate beim besten Willen nicht zu überstürzten Schnellschüssen.

Aber, lasst euch auch nicht von der Angst regieren eine schlechte Erfahrung zu machen. Auf BDSM zu verzichten aus Angst vor einer schlechten Erfahrung ist ungefähr so sinnvoll, wie nicht mehr Essen zu gehen, weil das Essen schlecht sein könnte.

Oder anders gesagt: habt Respekt vor dem Schritt in die Realität, aber keine Angst. Verhaltet euch vernünftig, hört etwas mehr auf euren Verstand und auf euren Bauch und etwas weniger auf Horrorgeschichten von anderen.

Auch Extreme sind ok

In einem früheren Artikel habe ich mich schon damit befasst, dass in der Fantasie eigentlich alles erlaubt ist. Heute geht es quasi noch einen Schritt weiter. Denn hier soll es um Praktiken gehen, die im allgemeinen als extrem angesehen werden. Dinge, die über das „Übliche“ hinaus gehen.

Nun ist es schwierig im BDSM das „Übliche“ oder „normal“ zu definieren. Aber sagen wir mal, den Arsch versohlen, fesseln, knebeln, mit Wachs behandeln, hinknien, Füße küssen etc. würden vermutlich von den wenigsten als extrem betrachtet werden. Sie gehören sozusagen zum anerkannten BDSM-Kanon.

Andere Spielarten wie zum Beispiel DaddyDom und LittleGirl oder Vorführungen werden von manchen als extrem, von anderen aber als ganz normaler Bestandteil ihres BDSM betrachtet.

Im BDSM gibt es für extreme Praktiken den Begriff des Edgeplay. „Edge“ steht hier für die Kante oder Rand. Man geht hier also bildlich gesprochen an Grenzen. Was darunter fällt ist wie gesagt individuell. Es hilft aber den Begriff zu kennen um sich zu orientieren. Edgeplay ist im allgemeinen übrigens RACK und nicht SSC.

Jetzt aber mal konkret. Worum geht es?

Fangen wir mit dem sogenannten Rapeplay an. Und zwar nicht mit dem zwischen zwei Partnern, die sich gut kennen und mal nur so tun. Hier ist dann doch meist die etwas „realistischere“ Variante gemeint. Klar. Keine Frau will wirklich vergewaltigt werden. Aber Fantasien in denen Aspekte davon oder ganz Szenarien enthalten sind, sind ausgesprochen verbereitet.

Ist es ok so etwas zu wollen und zu genießen? Na klar. So lange niemand zu Schaden kommt. Wie man es hier mit der Sicherheit hält und ob es überhaupt möglich ist, so eine Fantasie „sicher“ zu erfüllen ist natürlich ein Problem. Ein Safeword kann ich mir auch hier vorstellen. Für manche dürfte dass aber wiederum den ganzen Kick daran kaputt machen.

Wie erwähnt sind wir hier weit jenseits von SSC und eindeutig im Bereich RACK. Also kurz gesagt, sich des Risikos bewusst.

Eine weitere extreme Fantasie die ebenfalls natürlich besonders vom Kontrollverlust lebt und auch nicht selten mit dem Rapeplay verknüpft wird ist eine Entführung. Also irgendwo geschnappt und mitgenommen zu werden. Keine Wahl zu haben. Das Ungewisse und auch die Angst sind hier mit Sicherheit der Kick.

Neulich habe ich in einem Forum erst eine Annonce gelesen wo eine junge Frau recht detailliert jemanden für ein solches Szenario gesucht hat. Ich finde es großartig, wenn man so zu seinen Fantasien stehen kann. Noch besser, wenn man selber aktiv wird sie umzusetzen. Ich fange nicht nach jedem Beispiel die selbe Diskussion an. Ja, natürlich sehr gefährlich. Dennoch ok, wenn man sich selber des Risikos bewusst ist und niemand Schaden  nimmt. Risiken abwägen und auf sich aufpassen muss am Ende jeder selber.

Weiterhin gibt es sehr ausgefeilte Fantasien und Wünsche nach Gefangenschaft. In eine Art Zelle eingesperrt zu sein. Vielleicht auf unbestimmte Zeit. Komplett ausgeliefert dem Wohlwollen und den Launen dessen, der einen gefangen hält. Raus geholt werden für Aufgaben, Strafen oder Erniedrigungen und dann wieder weggesperrt werden. Immer wieder.

Von dieser Variante weiß ich zumindest, dass es sie in der professionellen Form bei Dominas gelegentlich gibt. Es ist eine extrem aufwändige Fantasie, die man nicht so ohne weiteres umsetzen kann. Aber wenn, dann entwickelt sie ganz sicher einen ganz besonderen Sog.

Weiterhin gibt es Fantasien des kompletten Kontrollverlustes in dem man nicht mehr bei Bewusstsein ist. Sprich, durch Betäubung keinerlei Einfluss mehr auf dass zu haben was passiert. Vor allem aber auch, nicht zu wissen was passiert ist.

Ich habe mal mit einer Frau gesprochen die das mit ihrem Spielpartner gemacht und sich von ihm dabei hat filmen lassen. Sie fand es einen unfassbaren Kick hinterher zu beobachten, was passiert ist und zu wissen, dass sie es einfach nicht mitbekommen hat und vollkommen ausgeliefert war.

Warum schreibe ich dass alles nun und zähle diese Praktiken auf, die manche sicher erschrecken, die nicht ungefährlich sind und die andere vielleicht auf Ideen bringen?

Ich schreibe es um denen die Angst zu nehmen, die solche Wünsche haben und denken damit alleine zu sein. Dass seid ihr nicht. Es ist völlig ok solche Fantasien zu haben oder solche Dinge auszuleben.

Ihr müsst vor der Umsetzung nur sehr sorgfältig auf ein paar Ding achten und nicht blind in etwas hinein stolpern. Macht euch bewusst was ihr wollt und was euch daran kickt. Überlegt euch, was ihr davon machen könnt und wollt. Überlegt, was ihr euch erwartet und was ihr auf keinen Fall wollt.

Achtet auf eure Sicherheit, geht keine verrückten Risiken ein. Zieht Grenzen zu Dingen die ihr nicht wollt. Oder bleibt einfach nur bei der Fantasie und lebt es nicht aus. Aber schämt euch auch nicht für eure Fantasien.

Oben habe ich geschrieben, was von manchen als extrem und von anderen als ganz normal zu ihrem BDSM gehörig betrachtet wird. Das Lustige ist nun, dieser Artikel ist natürlich rein subjektiv. Er ist aus meiner Warte geschrieben und zeigt daher Dinge, die für MICH eher extrem sind. Vielleicht sind sie für manche da draußen ganz normal. Es ist eben nicht so einfach mit den Definitionen von „normal“ und „extrem“.

Dominant ist nicht gleich Dom

Neulich erzählte mir eine Frau „Er sagte er sei dominant und diese ganzen Begriffe und Regeln würden ihn nicht interessieren. Er würde sich nehmen was er wolle und ich solle einfach spuren.“.

Wenn beide dass so wollen, dann sollen sie es so machen und glücklich werden. Viele da draußen sind dominant. Noch viel mehr halten sich für oder geben sich dominant. Aber mit BDSM und der Rolle des Dom oder der Domina hat das nichts zu tun.

Wie wir alle wissen sind Dom oder Domina etc. keine geschützten Begriffe. Jeder kann sich so nennen. Von dieser Freiheit machen auch viele Gebrauch und nennen sich so, obwohl sie wenig oder keine Ahnung haben.

Andere, wie im Eingangsbeispiel, wollen mit den Begriffen nichts am Hut haben. Auch gut.

Meine Warnung geht nur an die Menschen, die sich in die Hände solcher Leute begeben. Nur weil jemand sich selber für dominant hält, ist er oder sie kein Dom oder keine Domina. Zu dieser Rolle gehört mehr als jemand anderen mies zu behandeln, zu benutzen und dann weg zu schicken.

Wer in die dominante Position im Rahmen von BDSM schlüpft, sollte wissen, dass dazu mehr gehört als nur zu tun was man will und sonst keine Rücksichten zu nehmen.

Es gehören Verantwortung und Aftercare dazu. Es gehören Absprachen und Einhaltung von Grenzen, Tabus und des vereinbarten Rahmens dazu. Es gehört dazu, dass man zumindest darüber spricht ob man Sicherheitsmaßnahmen wie ein Safeword nutzen möchte. Überhaupt gehört viel Kommunikation dazu.

Das ist natürlich unbequem für die, die einfach nur ihren Spaß und sonst ihre Ruhe haben wollen. Die einfach nur die schnelle Nummer suchen und ansonsten von dem ganzen Kram nichts wissen wollen. Klar, denn dem Spaß steht Verantwortung natürlich im Weg.

Das Gegenüber einfach nur zur Befriedigung der eigenen Lust zu benutzen und dann ohne Rücksicht auf dessen Gefühle weg schicken oder fallen lassen, kann im BDSM-Kontext im Einzelfall mal vorkommen. Es darf aber nicht zur Regel werden. Denn der devote Part begibt sich in die Hände des dominanten Parts und darf erwarten aufgefangen zu werden.

Bewusst und willentlich den Anderen in seinem Gefühlschaos alleine lassen, absichtlich und gefühllos den anderen in Tränen aufgelöst quasi weg werfen ist kein BDSM. Das ist im besten Fall Gleichgültigkeit und im schlimmsten Fall Missbrauch.

Wer es sich leicht macht und sagt „ach, diese Begriffe und Regeln sind mit egal, ich bin einfach dominant“, der soll das tun. Wer sich aber auf so jemanden einlässt, der muss wissen, zwischen den Zeilen bedeutet so eine Aussage oft „ich will einfach nur machen worauf ich Lust habe und dafür keine Verantwortung übernehmen“.

Nicht jeder der solche Aussagen macht muss es böse meinen. Vielleicht ist es auch einfach eine Scheu sich tiefer mit BDSM zu beschäftigen. Aber oft stecken hinter solchen Aussagen leider Arschlöcher, die eben nur den Spaß und nicht die Verpflichtungen wollen.

Damit sollen natürlich nicht alle heilig gesprochen werden die sich Dom oder Domina nennen. Auch da gibt es schwarze Schafe. Aber bei Menschen die so offen sagen was sie ablehnen, muss jeder Mensch wissen woran er oder sie ist.

Denn ein Mensch, der BDSM ernst nimmt, der wird euch zumindest anbieten ein Safeword zu verwenden. Der wird es nicht ablehnen, wenn ihr euch covern lassen wollt. Der wird sich an den Rahmen halten den ihr miteinander vereinbart habt. Der wird euch nicht gleichgültig raus werfen wenn ihr emotional aufgelöst seid.

Ein solcher Mensch wird euch auch Mitspracherecht geben und nicht verlangen, dass ihr einfach nur spurt und sonst den Mund haltet. Leider ist es ein immer noch weit verbreiteter Irrtum, dass devote Menschen einfach alles mitmachen müssen ohne selber etwas zu sagen zu haben.

Im konkreten BDSM-Kontext hat natürlich der dominante Part das Sagen. Aber auch da gibt das Safeword dem devoten Part eine kleine Steuerungsmöglichkeit.

Außerhalb des BDSM-Kontextes aber muss es Möglichkeiten geben sich zu äußern. Da muss es die Gelegenheit geben Wünsche und Bedenken anzubringen. Wer das abbügelt mit „Du musst spuren“, vor dem solltet ihr schnell und weit weg laufen.

Wie gestaltet man eine Session?

Gehen wir mal davon aus, ihr habt euch gefunden. Ihr habt die Checkliste abgehakt, die Sub hat einen guten Dom gefunden oder umgekehrt. Ihr habt auch schon euren gemeinsamen Rahmen abgesteckt von dem, was ok und gewollt und von dem, was nicht gewollt ist. Aber was dann?

Irgendwann kommt der Moment einer ersten Session oder BDSM-Handlung oder wie ihr es nennen wollt. Manchmal ganz spontan, oft aber nicht. Oft ist es verabredet und geplant. Beide haben lange Zeit vorher darüber nachzudenken.

Aber während der devote Part da naturgemäß eher abwarten kann oder muss, obliegt es dem dominanten Part, das Ganze in irgendeiner Form zu planen. Das ist der Punkt, an dem alle Dominanten irgendwann stehen. Da beschäftigen einen Fragen wie: „Wie gestalte ich das Ganze nun?“ und „Was ist, wenn mir mal nichts einfällt?“.

Was man in diesem Moment braucht, sind Fantasie, Spieltrieb, den vereinbarten Rahmen und sein Handwerkszeug. Darunter würde ich in dem Moment alles verstehen, was man an Seilen, Ketten, Schlagwerkzeugen etc. verwenden will und kann.

Ich persönlich visualisiere dann in einem ersten Schritt das Treffen. Sprich, ich stelle mir vor, was passiert. Wo treffen wir uns? Kenne ich die Location? Was weiß ich darüber? Komme ich zuerst an oder ist sie zuerst dort? Welche Gegebenheiten finde ich dort vor?

Einmal hatte ich ein Hotelzimmer gebucht, wusste aber nicht, dass das Hotel verspiegelte Fenster haben würde, durch die man von außen ungesehen über die ganze Stadt schauen konnte. Sobald ich das gesehen hatte, war klar, dass ich meine Sub nackt am Fenster würde platzieren müssen. Solche Situationen muss man natürlich spontan mitnehmen.

Dann überlege ich, was von meinem Handwerkszeug ich vermutlich benutzen werde. Was davon ist am Anfang sinnvoll, was erst später, weil es vielleicht etwas Vorlauf braucht. Beispielsweise Schlagwerkzeuge, die erst zum Einsatz kommen, wenn beide schon etwas aufgewärmt sind.

Dabei habe ich natürlich auch immer im Blick, was vereinbart war. Was kickt sie besonders? Welchen Schwerpunkt möchte ich setzen? Oder haben wir etwas vereinbart, dass vorkommen soll? Und ganz wichtig, welche Stimmung will ich insgesamt erzeugen? Als Dom setzt ihr in dieser Situation den Ton. Wollt ihr besonders streng sein, eher nachgiebig? Was ist in der aktuellen Stimmung zwischen euch der richtige Ton?

Aus all diesen Informationen entsteht im Kopf ein ungefährer Plan. „Situation Eins, Ort X, ich fange an mit… Situation Zwei, Ort Y, weiter mit…“.

Wenn ihr nicht ein ganz konkretes Szenario plant, vielleicht ein Rollenspiel oder so, dann macht das Ganze nicht zu konkret. Lasst euch selber Freiheiten und Spielräume. Das fällt natürlich umso leichter, je öfter man das schon gemacht hat. Am Anfang hält man sich vielleicht einfach zu sehr an dem fest, was man sich vorher überlegt hat.

So reift ein grober Ablauf im Kopf: „Erst hier diese Aktion, dann rüber nach da, dann die Gerte…“. Mehr hat man eigentlich nicht. Mit dem oben erwähnten Spieltrieb und der Lust am Ganzen fällt euch der Rest dann schon ein, wenn es so weit ist.

Nun aber zum vermutlich wichtigsten Tipp von allen. Seid immer bereit all das oder einzelne Punkte davon über Bord zu werfen. Ohne zögern. Zack, gestorben.

Wenn ihr merkt, es passt gerade etwas nicht, dann nicht krampfhaft daran hängen und denken „aber jetzt solle es doch so weiter gehen“. Nein. Weg damit und etwas anderes machen. Oder auch wenn ihr spontan auf etwas Lust habt, dass gar nicht geplant war, warum nicht? Auch wenn das alles andere, was ihr euch überlegt hattet, über den Haufen wirft. So what?

Bei niemandem auf der Welt verläuft jede Session so, wie sie vorher überlegt oder geplant war. Das ist normal und ist sogar Teil des Spaßes. Vor allem: macht nicht den Fehler in der Situation irgendetwas nachzuhängen, dass vermeintlich „nicht geklappt hat“. Solange ihr im Flow seid, ist alles gut. Euer Gegenüber weiß ja im Zweifelsfall gar nicht, was „eigentlich geplant“ war. Also locker bleiben und weiter genießen, sonst macht ihr es euch nur selber kaputt.

Klammert euch also nicht an euren Plan. Tut euch selber den Gefallen und seid bereit, ihn spontan zu ändern und fallen zu lassen. Das ermöglicht euch und eurem Gegenüber unendlich mehr Freiheit und Lockerheit. Lasst euch außerdem gesagt sein, dass sich aus diesen spontanen Planänderungen oder Umwegen oft die besten und aufregendsten Situationen entwickeln.

Kurz gesagt, plant so viel wie nötig, aber auch nicht zu viel. Lasst euch innerhalb dessen, was ihr gemeinsam vereinbart habt, von eurer Fantasie und eurem Spieltrieb leiten. Überlegt vorher, was ihr an Gegebenheiten vorfindet. Seid aber auch bereit alles über den Haufen zu werfen, wenn die Situation es verlangt oder sinnvoll erscheinen lässt. Ansonsten: genießt es so gut ihr könnt.


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„Aua ist kein Safeword“

Ein alter Gag in BDSM-Kreisen lautet „Aua ist kein Safeword.“. Tatsächlich steckt darin aber sehr viel Wahrheit.

Aber zuerst einmal: was ist ein Safeword? Ein Safeword ist eine Sicherheitsmaßnahme im BDSM. Es ist ein Wort, dass der devote Part benutzen kann um das Machtgefälle zu durchbrechen und zu signalisieren, dass er die Situation beenden möchte. Im Idealfall benutzt man dazu ein Wort, dass in der Situation völlig fremd und fehl am Platz wirkt. Eben, damit es sofort ausfällt.

Und damit kommen wir zurück zum Gag im ersten Absatz. In einer BDSM-Situation ist „Aua“ natürlich etwas dass vorkommen kann. Und „Aua“ soll es ja teilweise machen. Daher ist „Aua“ ein ungeeignetes oder eben gar kein Safeword. Viele verwenden dagegen das Wort „Mayday“ oder etwas völlig fremdes, dass in einer BDSM-Situation unpassend ist und nicht gesagt wird. Das kann alles sein „Kürbis“ oder „Apotheke“ oder was ihr wollt.

Wichtig ist bei der Wahl des Safewords nur, dass es euch im entsprechenden Moment auch einfällt. Und dass es leicht auszusprechen ist. „Rhododendron“ oder „Xylophon“ sind also eher unpraktisch.

Warum aber braucht man ein Safeword? Nun, es kann in jeder BDSM-Session eine Situation entstehen, in der sich der devote Part unwohl fühlt und die Situation beenden möchte. Diese Möglichkeit muss der devote Part IMMER haben, wenn er das möchte. Das ist der Konsens im BDSM. Der devote Part gibt die Macht zeitweilig ab, ist aber natürlich nicht völlig rechtlos. Auch diese Formen gibt es zwar, darum soll es hier aber heute nicht gehen.

Übrigens ist es auch sehr wichtig festzuhalten, dass das Nutzen eines Safewords keine Schande ist. Weder der dominanten noch der devote Part müssen etwas falsch gemacht haben wenn das Safeword zum Einsatz kommt. Keine der beiden Seiten sollte den Einsatz des Safewords als Problem oder gar als Niederlage sehen. Allerdings sollte man, wenn es eingesetzt wurde darüber reden. Klären, was los war, damit beide aus der Situation lernen können.

Was ist aber, wenn der devote Part in der Session nicht reden kann? Sei es wegen eines Knebels oder weil der Mund zugehalten wird? Für diese Fälle sollte man ein Klopfzeichen ausmachen. Auch in dieser Situation muss für den devoten Part eine Möglichkeit bestehen auszusteigen.

Damit das auch gesagt wurde: wer als dominanter Part weiter macht obwohl der devote Part es mit Safeword beenden wollte, der begeht Missbrauch. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe es oben schon erwähnt. Es gibt auch die BDSM-Spiele, in denen beide absichtlich auf ein Safeword verzichten. Warum? Beispielsweise, weil sie Grenzen ausloten wollen und der devote Part die Erfahrung sucht absolut und vollkommen in den Händen des anderen zu sein.

Das kann man machen. Aber das ist absolut nichts für Anfänger. Wer auf Safewords oder andere Sicherheitsmaßnahmen komplett verzichtet, der verlässt den Boden von SSC und begibt sich in den Bereich von RACK. Das kann man machen. Aber man sollte genau wissen was man tut.

Ebenfalls zu beachten ist natürlich auch, dass es Spiele gibt, die man nicht abbrechen kann. Die, wenn man sie einmal angefangen hat, einfach ausgehalten werden müssen. Solche Spiele nennt man Tunnelspiele. Ich habe mich neulich in einem Artikel damit beschäftigt.

Kommen wir aber noch zu einer Variante, die ich persönlich bevorzuge. Der sogenannte Ampelcode. So lange alles im grünen Bereich ist, gibt es keinen Grund etwas einzuwenden. Kommt der devote Part aber in die Situation, dass etwas zu heftig wird, zu schmerzhaft oder sonst irgendwie zu schwer, dann sagt er „Orange“. Wie wenn eine Ampel auf Orange springt. Für den dominanten Part ist dass das Signal etwas langsamer zu machen oder nicht fester zuzuschlagen. Die Session kann aber weiter laufen.

Kommt es aber so weit, dass der devote Part wirklich abbrechen möchte, dann kann er das Stopsignal setzen und „Rot“ sagen. Damit signalisiert der devote Part dem dominanten Part „Ich will, dass das sofort aufhört.“ Wie eben auch bei der Benutzung des Safewords.

Für mich persönlich ist das angenehmer. Denn es bietet mehr Möglichkeiten der Steuerung. Für mich und für die Sub. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Jeder entscheidet sich da für die Methode, mit der man sich am wohlsten fühlt.

Abschließend sei noch einmal gesagt: als Sub auf ein Safeword zu bestehen ist völlig ok. Gerade als Anfänger wäre es sogar unvernünftig darauf zu verzichten.

Das Safeword dann auch zu benutzen ist keine Schande. Und es muss auch nicht das Ende der Session bedeuten. Man muss danach nur vernünftig miteinander reden, sehen wo das Problem lag und dann, je nachdem was beide wollen, weiter machen oder sich doch lieber auf ein andermal vertagen.

Und wie gesagt, ein Safeword zu missachten ist kein Kavaliersdelikt. Wer das tut, der missbraucht mindestens seine Macht oder begeht sogar eine Straftat.

SSC oder RACK? WTF?

Was sind das für merkwürdige Abkürzungen, mag sich der geneigte Leser jetzt fragen. Das ist schnell beantwortet. WTF steht für „What the Fuck“ und heißt so viel wie „Was zur Hölle soll das bedeuten?“.

Bei den anderen beiden Abkürzungen ist es schon etwas komplexer und darum soll es um die beiden hier nun auch gehen.

Im Kern sind beides Philosophien oder moralische Konzepte, wie man BDSM auslebt. SSC steht dabei für „Safe, Sane, Consensual“ (übersetzt „sicherheitsbewusst, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich“). RACK dagegen steht für „Risk-aware consensual kink“ (übersetzt etwa „Risikobewusster gemeinsamer Kick“).

SSC ist dabei die ältere der beiden Philosophien. Sie besagt im Grunde, dass man BDSM gemeinsam so auslebt, dass alle beteiligten Personen der Überzeugung sind, das was man tut sei sicher. Außerdem, dass man den gesunden Menschenverstand benutzt und natürlich alles einvernehmlich ist.

Da kommen wir aber schon zu den ersten Problemen, die manche mit SSC haben. Einvernehmlich ist noch klar. Natürlich muss alles, was beim BDSM passiert, einvernehmlich sein. Zumindest in einem Metakonsens. Was so viel bedeuten soll, wie „vielleicht habe ich dazu gerade keine richtige Lust, aber ich bin einverstanden, dass Du mich dennoch dazu ‚zwingst'“. Dieser Metakonsens muss immer herrschen. In der Sekunde, wo der Schmerz groß ist, macht er vielleicht keinen großen Spaß. Aber es muss Einvernehmlichkeit herrschen, dass der Schmerz dennoch „OK ist“.

Einvernehmlichkeit ist nicht verhandelbar und immer Grundlage von BDSM.

Was ist aber „sicher“? Was ist mit dem gesunden Menschenverstand noch vereinbar und was nicht? Ist den Partner anderen vorzuführen sicher? Das kann psychologisch zu Problemen und Konflikten führen, die man nicht immer gleich absehen kann.

Ist die Aufnahme von Urin mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar? Was ist denn mit Keimen? Ist Natursekt dann überhaupt sicher? Wann ist ungeschützter Verkehr sicher? Wenn alle Beteiligten einen aktuellen Gesundheitstest dabei haben? Sollte man unter Einfluss von Drogen oder Alkohol BDSM praktizieren? Wie sicher ist das dann?

Da können die Meinungen schnell auseinander gehen. Und es genügt dann schlicht nicht, wenn einer der Meinung ist, eine Praktik sei sicher. Wenn einer der Beteiligten etwas für nicht sicher hält oder für nicht mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar, dann fällt die Praktik unter SSC für diese Konstellation aus.

SSC ist also eine durchaus sehr sinnvolle Art und Weise, seine BDSM-Vorlieben einzustufen und mit anderen abzustimmen. Aber es ist auch eine Philosophie, die von manchen als sehr einschränkend empfunden wird. Denn wenn man nur tut, was alle als absolut sicher einstufen, dann fällt eben manches weg.

Und da kamen irgendwann Leute auf die Idee, man müsse andere Definitionen finden. So entstand RACK.

Auch in RACK kommt „consensual“, also einvernehmlich vor. Das können wir also als gegeben abhaken. Wo aber liegen die Unterschiede?

Im Grunde setzt RACK mehr auf Eigenverantwortung. Es besagt in etwa: „Ja, wir sind uns bewusst, dass das was wir tun nicht ungefährlich oder schlicht unvernünftig ist. Aber so lange wir das wissen und es dennoch wollen, ist es ok.“.

Nehmen wir ein Beispiel. Ich mag praktische Beispiele. Autofahren ist nur bedingt sicher und in einer Blechkiste mit 200 km/h durch die Gegend zu rasen, würden manche als gegen den gesunden Menschenverstand bezeichnen. Dennoch tun wir es. Wir wissen alle um das Risiko eines Unfalls, nehmen aber dennoch am Straßenverkehr teil.

So gesehen ist Autofahren nicht SSC, aber durchaus RACK. Ok, abgesehen von der Sache mit dem Kick. Aber hey, sogar den haben ja manche beim Autofahren.

Oder um es noch deutlicher zu sagen: wer als Dom seine Sub anderen zur Benutzung überlässt und den anderen Männern dabei erlaubt, die Kondome weg zu lassen, hat den Boden von SSC weit hinter sich gelassen. Weder ist das nach allgemeinem Verständnis sicher, noch mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar. Aber unter RACK kann das durchaus dennoch Ok für die Beteiligten sein. Wenn sich alle der Risiken bewusst sind und es einvernehmlich beschlossen haben, dann sollen sie. RACK besagt: ihr müsst wissen was ihr tut.

Und RACK besagt auch, dass alle Praktiken erlaubt sind. Es müssen sich die Beteiligten nur bewusst sein, dass sie ein Risiko damit eingehen. Wichtig ist dabei aber, dass man sich der offensichtlichen Risiken, die durch bestimmte Praktiken entstehen, ebenso bewusst ist, wie der unabwägbaren Risiken.

Noch ein Wort zum Thema Safeword. Ein Safeword ist keine Garantie, aber es ist eine Vorsichtsmaßnahme. Wer ein Safeword weg lässt, der geht damit ein Risiko ein. Auch dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein. Und bewusst ein Risiko einzugehen entspricht dann wieder der Definition von RACK. Wer also ohne Safword BDSM praktiziert, der hat SSC verlassen und befindet sich im Bereich von RACK.

Kurz gesagt: SSC ist vielleicht das etwas defensivere und vorsichtigere Konzept. RACK geht mehr Risiken ein und ist offensiver. Beide sollen helfen, sich dessen bewusst zu machen, was man tut oder besser lässt. Und selbstverständlich setzen beide Einvernehmlichkeit voraus.

Es ist wie so oft im Leben. Welche Philosophie oder welches Konzept man verfolgt, muss man selber entscheiden. Die eine Variante bietet vermeintlich mehr Sicherheit, die andere vermeintlich mehr Freiheit. Was für euch der richtige Weg ist, das könnt am Ende nur ihr entscheiden.

Aber eines ist für beide Varianten unabdingbare Voraussetzung: sich vorher Gedanken über das machen, was man will und was man bereit ist mitzumachen. Und egal welche der beiden Philosophien man dann verfolgt, kann DAS zumindest nicht schaden.

Verleihen, Vorführen und Fremdbenutzen

Sie ist fast nackt. Sie trägt nur die Dessous, die ihr Herr ihr bereit gelegt hat. Nun legt er seine Hand zwischen ihre Schulterblätter, spricht ihr leise Mut zu und führt sie in den Raum. In den Raum von dem sie weiß, dass dort mehrere Herren auf sie warten. Herren, die heute Abend mit ihr tun werden, wonach ihnen ist.

So oder so ähnlich fängt eine besonders beliebte Fantasie im BDSM an. Der Herr führt seine Sub anderen Herren vor oder führt sie ihnen gar zur Benutzung zu. Der Herr wacht darüber, dass alles im vereinbarten Rahmen bleibt und die Sub gibt sich hin.

Was ist aber dran an dieser Fantasie? Warum ist sie so beliebt? Und ist es überhaupt in Ordnung, so eine Fantasie zu haben?

Offenbar ist die Fantasie in der Konstellation männlicher Dom und weibliche Sub verbreiteter, als umgekehrt. Warum das so ist, darüber kann ich aber auch nur spekulieren. Daher spreche ich hier der Einfachheit halber von männlichen Doms und weiblichen Subs.

Zuerst einmal zur dritten Frage: ist es in Ordnung, so eine Fantasie zu haben? Und da frage ich wie immer zurück: warum denn nicht? Wem schadet man denn damit? Alle Fantasien sind in Ordnung, die keinem schaden. Wenn man sie ausleben kann und damit keinem weh tut, warum dann nicht? Wenn allen Beteiligten klar ist, woran sie da gerade teilnehmen, dann ist das auch völlig ok.

Wie immer gilt natürlich besonders hier, dass man auf die Gesundheit aller Beteiligten achten muss. Daher sollte hier Schutz selbstverständlich sein. Manchen nimmt das den Spaß gerade an dieser Fantasie. Aber niemand möchte ja russisches Roulette spielen.

Was ist also dran an der Fantasie? Was macht sie so beliebt? Vor allem, was macht sie bei beiden Seiten so beliebt?

Ich denke, für den dominanten Mann ist es einfach eine Form von Macht, die er sonst nicht ausleben und spüren kann. Darüber zu bestimmen, wer seine Sub und/oder Partnerin anfassen, anschauen oder gar sexuell benutzen darf, ist eben sehr selten. Es ist etwas, das ganz tief rührt.

Auf der einen Seite ist es ein „Besitzerstolz“: „Schaut her, das ist meine. Ihr dürft nur schauen, aber ich, ich darf alles mit ihr. Sogar sie euch so präsentieren.“ Damit erhebt man sich über die anderen Beteiligten.

Außerdem ist es die Macht über die Sub. Denn der Dom bestimmt in der Situation so weitgehend, wie es kaum anders möglich ist. Er bestimmt, was mit ihr geschieht und wer etwas mit ihr tun darf. So weit geht Macht über die Sub selten.

Vermutlich spielt sogar noch diese alte Idee rein, dass der die Macht hat, der penetriert. Und wer penetriert wird, ist unterlegen. Dass das in einer emanzipierten Welt nicht stimmt und auch Männer sich penetrieren lassen können ohne an Achtung zu verlieren lassen wir mal Beiseite.

Aber wenn wir diese Idee mit in Betracht ziehen, dann ist natürlich auch der Akt, die Sub penetrieren zu lassen eine Machtausübung. Noch dazu, wenn es durch ihr fremde Mitspieler geschieht. Das erhöht noch den Reiz, erhöht die Auslieferung.

Und da kommen wir auch zu dem Punkt, worin der Reiz für die Sub liegt. Es ist eine Form des absoluten Kontrollverlusts. Aber in einer sicheren Form, denn es passt ja jemand auf. Es passt der Mensch auf, dem sie vertraut und in dessen Hände sie sich gegeben hat. Also ist es ein absoluter Kontrollverlust mit absoluter Sicherheit. Etwas, das eigentlich unmöglich ist.

Selten kann man sich als weibliche Sub wohl umfassend in fremde Hände begeben.

Noch dazu ist es die Erfüllung einer Fantasie, die so verbreitet ist, dass sie fast schon ein Klischee ist: Sex mit einem Fremden. Sicher eine der beliebtesten weiblichen Sexfantasien.

In dieser Variante lässt sie sich ausleben, ohne die Risiken, die andere (Solo-)Varianten mit sich bringen.

Aber auch der Stolz des Doms spielt eine Rolle. Denn so wie es den Dom kickt, stolz seine Sub vorzuzeigen und zu präsentieren, so kann es auch für die Sub ein Kick sein, so stolz vorgeführt und präsentiert zu werden. Dieser Punkt funktioniert in beide Richtungen gleichermaßen.

Auch das Gefühl der Macht funktioniert in beide Richtungen. In der Situation hat ihr Dom große Macht über sie und das berauscht sie ebenso wie ihn.

Diese Fantasie des Verleihens, Vorführens oder Fremdbenutzens kann also für beide ausgesprochen spannend und anregend sein. Es ist kein Wunder, dass sie sich ungebrochener Beliebtheit erfreut und es ganze Parties dazu gibt.

Aber einige Dinge sind zum Ende natürlich zu beachten. Den gesundheitlichen Aspekt habe ich erwähnt und man kann ihn nicht oft genug betonen. Aber auch andere Punkte sind wichtig. Ehe ihr so etwas macht: redet viel darüber. Sprecht euch ab, was ihr erwartet und was ihr auf keinen Fall wollt. In der Situation selber kann dazu keine Gelegenheit mehr sein. Also besprecht es vorher.

Seid euch auch klar darüber, dass das kein Kinderspiel ist. Der große Kick kommt hier daher, dass man mit dem Feuer spielt. Wenn ihr nicht sicher seid, wie ihr damit umgeht dass eure Sub mit anderen Männern Kontakt hat, dann redet lieber noch einmal darüber und überlegt es euch.

Genauso umgekehrt. Wenn ihr nicht sicher seid, wie ihr reagiert wenn euer Dom euch „einfach so“ anderen überlässt, dann redet noch einmal darüber. Vielleicht ist es dann für euch doch nicht das Richtige. Oder noch nicht das Richtige.

Und selbstverständlich: drängt niemanden dazu diese Spielart mitzumachen. Nur wenn beide sich der Risiken bewusst und bereit sind, sollte so etwas in Frage kommen.


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Wie erkennt man einen guten Dom?

Nachdem man sich eingestanden hat auf BDSM zu stehen und einigermaßen herausgefunden hat, was einem gefällt, kommt der einfache Part: ein Gegenüber zu finden, das passt und bei dem man als Sub gut aufgehoben ist.

Das sollte aber eigentlich einfach sein. Denn so gut wie jeder Dom sagt von sich, er sei ein guter Dom. Ich sage das von mir auch. Wo ist also das Problem? Fall geklärt.

Ok, ihr könnt wieder aufhören zu lachen. Denn einfach ist das tatsächlich leider gar nicht. Daher will ich mich heute damit beschäftigen, wie man einen guten Dom erkennt.

Zuerst sollten wir darüber reden, was ich mit einem „guten Dom“ meine. Ich meine niemanden, der eine bestimmte Anzahl von Praktiken beherrscht und Empfehlungsschreiben hat. Vielmehr geht es um den, der zur Neigung der Sub passt. Und um den Dom der auch menschlich zu euch passt. Andere Dinge wie Erfahrungsstand oder reichlich ausgestatteter Werkzeugkoffer sind nebensächlich.

Außerdem sollten wir noch einen Punkt klären. Ich weiß, wie verlockend es ist, sich sofort in ein Treffen zu stürzen. Man hat eine neue Leidenschaft entdeckt und will sie ausleben. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, bisher viel verpasst zu haben.

Jeder soll das machen, wie er oder sie mag. Warum nicht direkt am selben Tag oder am nächsten Wochenende treffen und loslegen? Das kann man machen und man kann mit Glück haben. Aber wenn man bei der Auswahl des Doms ein paar Tipps befolgt, dann minimiert man das Risiko und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es toll wird.

Auf einige sonstige Vorsichtsmaßnahmen gehe ich ein andermal ein. Ein nicht zu unterschätzender Test bei einem Treffen ist aber das Covern. Darunter versteht man, dass man sich von demjenigen, mit dem man sich trifft, die Daten geben lässt und die bei einem Freund oder einer Freundin hinterlässt. Man kann auch ausmachen, sich noch einmal während des Treffens zu melden.

Ein guter Dom wird das auf jeden Fall akzeptieren und als Vorsichtsmaßnahme mitmachen. Wer sich da weigert, der ist mit Vorsicht zu genießen. Übrigens darf man sich auch als Dom covern lassen.

Und damit sind wir schon an einem ersten Punkt angelangt. Ein guter Dom wird nicht auf ein sofortiges und übereiltes Treffen drängen. Zwei Nachrichten gewechselt und los geht es? Das wäre für mich ein Alarmzeichen. Es sei denn, beide Seiten wissen schon sehr gut, was sie wollen und bekommen.

Ein guter Dom stellt Fragen. Und zwar nicht „Bist Du rasiert?“, „Welche BH-Größe hast Du?“ und „Machst Du Anal?“. Sondern die richtigen Fragen. Nach euren Vorstellungen, euren Erfahrungen, euren Wünschen und Ängsten. Außerdem hört er zu und stellt auf Grundlage eurer Antworten neue Fragen. So lernt er eure Fantasien und Bedürfnisse kennen.

Auch die Frage nach Tabus ist extrem wichtig. Also nach Dingen, die man unter keinen Umständen möchte und die auf keinen Fall passieren sollen. Tabus sind gerade für Anfänger oft schwer zu definieren. Aber danach zu fragen sollte Standard sein.

Ebenso Standard sollte es sein, die Benutzung eines Safewords anzubieten. Also eines Wortes, dass Sub auch in der wildesten Action sagen kann, um damit sofort alles abzubrechen.

Ein guter Dom beantwortet euch auch eure Fragen. Er gewährt euch Einblicke in seine Vorstellungen und das, was er gerne mag und worauf er ungern verzichten würde.

Ein guter Dom kann sich einfühlen und vermittelt euch damit ein Gefühl von Sicherheit.

Dennoch ist ein guter Dom ganz sicher kein Wunscherfüller. Er hat seine eigenen Vorstellungen und ist bereit und in der Lage, diese auch durchzusetzen. Aber ohne dabei euch als Menschen und das, was ihr vereinbart habt aus den Augen zu verlieren.

Ein guter Dom ist also auf meiner Sicht vor allem kommunikativ. Sicher kann man vieles auch intuitiv richtig machen und dabei lange Glück haben. Aber wenn man miteinander redet, dann minimiert man eben das Risiko doch mal daneben zu legen.

Übrigens darf ein Dom auch lachen. Doch. Wirklich. Muss er nicht, ist aber dann kein Minuspunkt.

Es ist auch wichtig, dass ein Dom etwas Fantasie zeigt. Vielleicht ist das am Anfang noch egal. Aber spätestens bei der zweiten oder dritten Wiederholung wird euch auffallen, dass Abwechslung nicht zu unterschätzen ist.

Wenn ihr euch dann trefft, entscheidet sich natürlich alles. Ob es dann der für euch passende Dom ist, entscheidet sowieso der Bauch. Oder manchmal auch andere Körperregionen. Das müsst ihr dann selber wissen. Ein Blick oder eine Geste kann da schon eine Menge aussagen und bewirken.

Wenn es dann wirklich zur Sache kommt, werden aus meiner Sicht noch andere Dinge entscheidend wichtig.

Ein guter Dom schlägt oder bestraft nicht aus Wut. Wer jähzornig ist und so die Kontrolle verliert, der kann euch wirklich körperlich gefährlich werden. Also achtet darauf. Überhaupt sollte ein guter Dom nicht die Kontrolle verlieren. Um euch auf Dauer aufgehoben fühlen zu können, braucht ihr das Gefühl, dass Dom weiß, was er tut. Und auch, wann er etwas nicht tut. Ein Dom, der sich aus Lust, Wut oder anderen Gefühlen zu Dingen hinreißen lässt, die nicht vereinbart waren oder allgemein unvernünftig sind, der bringt euch immer wieder in Gefahr. Finger weg.

Ein guter Dom achtet auch auf Hygiene. So wird er speziell Spielzeuge die eingeführt werden immer mit Kondom nutzen und benutzte Spielzeuge reinigen und sofern möglich desinfizieren.

Achtet auf euer Bauchgefühl bei der Auswahl eines Doms. Nehmt nicht zwingend den, der am meisten verspricht, am nächsten dran wohnt oder einfach am geilsten aussieht. Andere Kriterien können für euren Lustgewinn wesentlich wichtiger sein. BDSM ist geil und macht Spaß, es kann dabei aber auch viel schiefgehen. Davor sollte man keine Angst haben, aber Respekt. Daher minimiert das Risiko und wählt weise.

Nichts von alledem muss man befolgen. Jeder darf und kann auch mit dem Feuer spielen und sagen „Ich liebe die Gefahr“. Wer aber gerade für die ersten Schritte im BDSM eine Auswahl treffen will, der ist mit diesen Tipps sicher besser bedient, als mit einem spontanen Hoteldate mit einem Fremden.

Also Augen auf bei der Dom-Wahl.


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Fantasien und Wirklichkeit

Kürzlich habe ich bei Twitter eine Umfrage gemacht. Gefragt war, ob die Leute Fantasien haben, die sie sich zwar vorstellen, vielleicht auch geil finden, die sie aber NICHT umsetzen wollen. Hier das Ergebnis:

Auch wenn die Umfrage alles anderes als repräsentativ ist, ist das Ergebnis dennoch schlüssig würde ich sagen. 78% der Teilnehmer geben an, dass sie solche Fantasien haben.

Dabei sind die Richtungen und Ausprägungen der Fantasien natürlich endlos. So, wie auch die Gründe, warum man sich vorerst oder komplett dagegen entscheidet sie auszuleben.

So gibt es gesundheitliche Gründe eine Fantasie dann lieber doch Fantasie bleiben zu lassen.
Ein Beispiel dafür wäre diese: Sub wird von mehreren, möglicherweise sogar ihr fremden Männern benutzt. Das Sperma spritzt und tropft ihr aus allen verfügbaren Öffnungen.
Klingt geil, ist es vielleicht auch. In den Zeiten von HIV aber schwerlich umsetzbar ohne die eigenen Gesundheit zu riskieren. (Ja, ich weiß es gibt auch andere Krankheiten die nicht zu unterschätzen sind).

Oder aber es sprechen die Vernunft und der Selbsterhaltungstrieb dagegen. So wie bei der Fantasie des Blind Dates. Mit einem Fremden direkt zur Sache. Kein Smalltalk, nicht vorher gesehen, sofort Sex.
Klingt geil, aber das Risiko schwingt natürlich mit. Der Mensch auf der anderen Seite bleibt immer unberechenbar wenn man ihn gar nicht kennt.

Manche Dinge sind auch reines Kopfkino und lassen sich aufgrund gesellschaftlicher Konventionen nicht umsetzen.
Beispielsweise Sub nackt über einen belebten Platz schicken wo Passanten sie beschimpfen und bespucken. Schnell wäre die Polizei da und der Skandal groß.

Manchmal sind Fantasien auch noch zu neu. Schließlich fangen die meisten Dinge, die wir dann irgendwann umsetzen und toll finden, als Fantasie an. Bei mir zum Beispiel manifestiert sich in letzter Zeit eine Fantasie einer Sub eine Windel anzuziehen und so mit ihr raus zu gehen. Sie sich neben mir in aller Öffentlichkeit einnässen lassen. Die Heimlichkeit und die Erniedrigung in aller Öffentlichkeit stelle ich mir in der Fantasie geil vor. Ob das real dann so wäre wie ich es mir vorstelle? Ob ich es dann nicht doch abtörnend fände? Keine Ahnung. Abgesehen davon, dass sie passende Partnerin fehlt, weiß ich schlicht nicht, ob es gut wäre.

Das ist ein gutes Beispiel für etwas, dass vielleicht noch etwas im Kopf reifen muss, um sich endgültig eine Meinung zu bilden. Will ich das oder lieber doch nicht? Auch das ist ein Situation in der man mit Fantasien öfter ist.

Und dann gibt es natürlich noch die problematischen Fantasien. Fantasien die mit echter Gewalt zu tun haben zum Beispiel. Wie die Vergewaltigungsfantasien. Oder Fantasien mit Klingen, Nadeln etc.
Besonders bei diesen Fantasien ist die Frage wichtig: will ich das erleben oder spiele ich dann zu sehr mit dem Feuer?

Fantasien gibt es viele. Das ist auch gut und erlaubt. In der Fantasie ist ALLES erlaubt. Denn erstens kann niemand etwas für deine Fantasien und zweitens schaden sie keinem. In eurem Kopf dürft ihr euch einfach alles vorstellen. Verantwortlich seid ihr nicht für das, was euch im Kopf anmacht, sondern für das was ihr tut. Da gilt es dann vorsichtig zu sein. Und selbstverständlich dort die unverrückbare Grenze zu ziehen, wo eure Fantasien anfangen anderen zu schaden.

Bis dahin ist einfach alles erlaubt was allen beteiligten Spaß macht.

Fantasiert ihr  von Rapeplays? Dann findet einen Weg der euch befriedigt und dessen Risiko ihr vor euch vertreten könnt.

Habt ihr Fantasien von Breathplay, dann informiert euch über die Gefahren und geht so weit, wie ihr es verantworten könnt.

Gehen euch Benutzung oder Gangbangs nicht aus dem Kopf? Überlegt euch, wie ihr euch hinterher fühlen werdet, achtet auf Kondome und wenn ihr meint es geht, dann los.

Denkt vor der Umsetzung an die Risiken. Auch an das Danach. Sucht Wege den Kick zu erhalten und dabei die Gefahr zu minimieren. Dann habt aber auch keine Scheu das was ihr wirklich wollte auch zu tun.

Wir sollten uns alle viel weniger für unsere Fantasien schämen. Steht mehr dazu. Bindet sie nicht jedem auf die Nase. Seid auch da vorsichtig, denn so eine Information kann auch an die Falschen geraten. Aber steht mehr dazu, teilt sie mit den Leuten von denen ihr Verständnis erwarten könnt und mit denen ihr sie vielleicht umsetzen wollt. Denn wenn nicht, dann werden sie vermutlich immer Fantasie bleiben. Manchmal ist das gut. Manchmal wäre das aber auch verdammt schade.

Am Ende gilt eben, was @is_successful auf meine Umfrage geschrieben hat:

In dem Sinne, seid mehr Dschungel als Schrebergarten.

Höher, schneller, weiter?

„Wenn Du so viel Erfahrung hast, genüge ich dir dann als Anfängerin überhaupt?“

Ein Satz den man als Dom immer wieder hört. Neulich sagte mir eine Frau die es wissen muss: „Das ist typisch Frau. Immer die Sorgen nicht gut genug zu sein und nicht zu genügen.“. Und was soll ich sagen? Zumindest in meinem Fall ist er auch sinnlos.

Denn: BDSM ist kein Leistungssport!

Für mich kommt es im BDSM nicht darauf an noch weiter zu gehen, noch extremer, noch verrückter. Wenn ich Heute zehn Schläge verteilt habe, dann müssen es beim nächsten mal nicht zwanzig und dann fünfzig sein. Wenn Eine Frau soundsoviel Gramm Gewichte an Klammern ausgehalten hat, dann kickt es mich nicht, wenn die andere mehr aushält. So funktioniert das nicht.

Interessant sind doch nicht die Zahlen. Zehn, zwanzig oder fünfzig Schläge. Wir sind nicht beim Leistungssport. Es werden keine Leistungsberichte geschrieben. Und es gibt auch keine Rekorde zu brechen. Auch nicht die eigenen.

Wenn Sub das braucht und es kickt zu wissen „Früher habe ich nur so viel ausgehalten und heute so viel“. Ok. Jedem das Seine. Aber darum geht es mir schlicht nicht.

Was mich reizt, sind die Reaktionen der Sub. wenn überhaupt, dann bin ich Reaktionsfetischist.
Wenn sie Schmerzen hat und sie das gleichzeitig anmacht, dann kickt mich das.
Wenn sie ihre Scham überwindet und etwas tut, dass sie erniedrigt, dann kickt mich das.
Wenn ich sie geil mache und dann aufhöre und sie damit zum Wahnsinn treibe, dann kickt mich das.
usw.

Aber ob wodurch sie die Schmerzen hat, welche Erniedrigung das ist oder welche konkrete Praktik sie geil macht, das ist doch nicht entscheidend. Das WIE kann sich von Fall zu Fall ändern. Entscheidend ist doch nur, DAS es dazu kommt.

Ich weiß nicht wie andere sind. Aber ich bin einfach niemand, der nur seinen Material-Fetisch durchzieht, komme was wolle. Ich bin niemand, der Sein Kopfkino hat, von dem er nicht abweichen kann und will. Und ich bin niemand, der nur seine Egonummer fährt. BDSM ist Zusammenspiel. Und wenn es Sub keinen Spaß macht, dann macht es mir auch keinen Spaß. Wenn es Sub aber Spaß macht, dann habe ich definitiv auch meine Freude und genieße es. Und dabei stelle ich keine Vergleiche an oder Zähle mit.

Das bringt mich aber noch zu einem weiteren Punkt. Vergleiche mit anderen bringen nichts und sind eher schädlich. Vergleicht euch nicht selber mit anderen und habt dann die Erwartung an euch, es genauso zu machen. Ja, ich weiß, das steckt in vielen von uns ganz tief drin. Aber beim Sex und beim BDSM ist das wirklich Schwachsinn.

„Sub XY hat aber so und so viel ausgehalten und ich nur so viel.“ oder „Die hat solche Striemen und bei mir sieht man fast nichts.“ etc. Das sind alles Wege in die BDSM-Hölle. Tut das nicht.

BDSM ist kein Leistungssport!

Daher bin ich auch kritisch, wenn ich auf Twitter Bilder sehe, wo stolz Striemen und blaue Flecken vorgezeigt werden. Ich verstehe den Stolz. Aber das Signal darf dabei eben nicht lauten: „Schau was ich aushalte.“. Andere lesen daraus dann eben gerne heraus, sie müssten das auch leisten. Oder das was sie tun genügt nicht.
Das funktioniert leider ähnlich wie die superschlanken Damen im Fernsehen, die manchen unterschwellig auch immer die Botschaft übermitteln „Du bist zu dick.“. Das ist nie ein gutes Gefühl.

Meine Botschaft lautet, es geht für mich und mein BDSM nicht um Rekorde und um Extreme. Da stehen andere Dinge im Vordergrund und die lege ich hier ja öfter dar. Aber vielleicht geht es euch Sadisten und Masochisten da draußen ja anders? Vielleicht seht ihr das mit den Rekorden, den Zahlen und den Extremen anders? Ich bin gespannt.