Dom? Kann ich das?

Herzlichen Glückwunsch an jeden Menschen, der sich diese Frage stellt. Denn sie zeugt von Reflexion und Selbstkritik. Im BDSM-Kontext Dom zu sein ist nämlich etwas, das man nicht aus dem Ärmel schüttelt und das jede oder jeder problemlos in Perfektion abliefern könnte. Im BDSM so als Dom auftreten oder so dominant zu sein, dass auch der devote Part daraus einen Gewinn zieht, erfordert ein paar Eigenschaften und Engagement.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gehört habe, dass Männer während des Datings auf die Offenbarung, die Frau sei devot, geantwortet haben, sie würden auf BDSM stehen und dass sie selbstverständlich dominant seien. Auf der anderen Seite habe ich auch oft von Frauen gehört, dass sie sich die dominante Rolle nicht zutrauen. Sich fragen, ob sie das können. Einfach aus Sorge, es nicht glaubwürdig oder für das Gegenüber befriedigend „rüberbringen“ zu können. Quasi also „was, wenn ich darin nicht gut bin und es dem Gegenüber nicht gefällt?“.

Wie so oft, liegt die Antwort in der Mitte. Die dominante Rolle im BDSM ist keine Geheimwissenschaft, die erst nach jahrzehntelangem Studium in dunklen Kerkern gemeistert werden kann. Obwohl, darüber muss ich nochmal nachdenken. Nein, Spaß beiseite. Die dominante Rolle ist aber eben auch nichts, dass jede oder jeder sofort und aus dem Bauch beherrscht und damit „abliefern“ kann.

Fangen wir mit der Frage an, warum ihr euch überhaupt fragt, ob ihr Dom sein könnt. Habt ihr von euch aus dominante Fantasien? Erregen euch in eurem Kopfkino Bilder oder Szenen, in denen ihr jemanden dominiert? Oder stellt ihr euch die Frage, weil euch jemand von der eigenen BDSM-Leidenschaft erzählt hat und ihr euch nun grübelt, ob ihr diese Rolle einnehmen könntet?

In ersten Fall besteht ein eigenes Interesse aus sich heraus an dem Thema. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfüllende BDSM-Erfahrung. Im zweiten Fall scheint es so, als wärt ihr erst durch einen äußeren Impuls auf die Idee gekommen. Das bedeutet nicht, dass die Rolle nichts für euch ist. Aber dennoch würde ich vor einer realen Umsetzung dringend zu einiger Recherche und Beschäftigung mit dem Thema raten. Ihr tut sonst weder euch, vor allem aber eurem Gegenüber einen Gefallen, wenn ihr in eine Welt stolpert, ohne deren „Regeln“ und „Naturgesetze“ zu kennen.

Denn anders, als bei einer Stellung, die man noch nicht ausprobiert hat oder einem Kink, wie Sex in der Öffentlichkeit, die man einfach gemeinsam ausprobieren kann, bedarf es bei der Rolle des Doms im BDSM einiger Fähigkeiten und im Laufe der Zeit dann Erfahrungen.

Dom übernimmt für den devoten Part Verantwortung. Denn der devote Part gibt, je nach Spielart viel oder sehr viel Kontrolle an Dom ab. Dieser Verantwortung muss Dom sich im ersten Schritt bewusst sein und im zweiten Schritt muss Dom ihr gerecht werden. Darüber sind sich viele, die leichtfertig sagen „klar kann ich dich dominieren“ schlicht nicht im Klaren und scheitern dann in der Folge gerne daran.

Damit haben wir aber nur die absolute Mindestvoraussetzung für BDSM angesprochen. Seid euch bewusst, ihr übernehmt Verantwortung und seid bereit dafür!

Ein weiterer Punkt aber, in dem BDSM anders ist, als andere sexuelle Spielarten und daher die Dom-Rolle besondere Herausforderungen stellt, als andere Sexpraktiken: die Dom-Rolle braucht unbedingt und immer Initiative!

Wenn ihr eure Partnerperson oral befriedigt, dann kann diese immer mal einen Hinweis geben „mach doch mal lieber mehr das oder mehr so“. Wenn ihr gemeinsam eine neue Stellung ausprobiert oder eine Fantasie auslebt, dann ist es immer möglich, zwischendrin zu sagen „wollen wir es mal so oder so probieren“. Dadurch mag immer ein wenig sexuelle Spannung verloren gehen, aber es bleibt doch weiter heiß.

Wenn im BDSM die devote Person der dominanten Person sagen muss „könntest Du nicht mal wieder dieses oder jenes mit mir machen“ oder „mach doch mal mehr davon“, dann ist für die devote Person gefühlt 95% der sexuellen Spannung dahin. Denn genau das will die devote Person ja nicht. Sie will nicht sagen, was gemacht werden soll. Dabei ist es völlig egal, ob die devote Person das im Vorfeld initiieren oder währenddessen korrigieren muss. Der Kick, den es eigentlich geben sollte, ist meist einfach dahin.

Im Gegensatz zu „mach doch mal ein bisschen mehr so“ bei einer Sexstellung, wobei sich danach wieder fallengelassen werden kann, ist für eine devote Person, die eine dominante Person anleiten und animieren muss, der Hauptteil der Lust verloren.

Ja, aus solchen Konstellationen können mit Zeit und Geduld erfüllende BDSM-Beziehungen entstehen. Das will ich nicht ausschließen. Wenn ihr also wirklich neugierig seid und sagt, „ich hatte bisher aus mir heraus nicht die Idee, aber jetzt bin ich neugierig“, dann stürzt euch in diese neue Welt, lernt ihre „Regeln“ und „Naturgesetze“, aber seid euch bewusst, dass ihr lernt. Behauptet nicht etwas zu sein, dass ihr (noch) nicht seid, sondern bekennt euch dazu, dass ihr gerade in eine ganz neue Rolle einsteigt, statt voller Überzeugung zu behaupten „klar kann ich das“.

Aber wie bereits erwähnt: meinen Glückwunsch, dass ihr euch die Frage überhaupt stellt. Denn viel zu viele stellen sie sich nicht und sind voller Überzeugung, sie wären von Natur aus ein Dom. Quasi durch Geburt und vermeintlich „passenden“ Geschlechtsorganen.


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Die Magie der Fantasie

Sex beginnt im Kopf… Moment, das hatten wir eben erst.

Wenn Geschlechtsorgane sich berühren, dann passieren spannende Dinge und wenn Fantasien sich berühren… Ich glaube, ich komme nochmal rein.

Im Ernst. Im BDSM beginnt und passiert viel im Kopf. Das dürfte für die aufmerksamen Leserinnen und Leser dieses Blogs keine Neuigkeit sein. Natürlich kann BDSM sehr körperlich sein. Aber viele Spielarten beginnen im Kopf lange, bevor körperlich etwas passiert. Und wenn nicht, passiert körperlich einfach nichts.

Ich bin ein Mensch, der bereits beim Kennenlernen den Kopf meines Gegenübers spannend finden muss. Meine Fragen drehen sich zuerst vor allem um das, was in der Fantasie und im Kopf passiert. Körperlichkeit steht für mich beim Kennenlernen nicht im Vordergrund. Welche Haarfarbe jemand hat, wie groß sie oder er ist oder welche Kleidergröße getragen wird, ist maximal sekundär.

Ich will wissen: was passiert im Kopf?

Denn, wenn sich zwei Köpfe, zwei Geister oder zwei Fantasiewelten begegnen und es funkt, dann ist das ein Geschenk. Dann kann Magie entstehen. Wenn sich plötzlich zwei Gedankenwelten treffen und womöglich erkennen „ich bin gar nicht so ‚merkwürdig‘ wie ich dachte, es gibt noch andere wie mich“, wenn Menschen merken, sie werden nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Wünsche und Fantasien angenommen, dann ist das ein Geschenk, aus dem sich unglaublich viel entwickeln kann.

Findet ihr, das klingt schwülstiger oder poetischer, als ich sonst schreibe? Dann vielleicht, weil ich genau diese Magie in einer Partnerin suche.

Denn viel zu oft scheint es mir die Vorstellung zu geben, BDSM bestünde darin, die Fantasien, die die Partner einbringen, wechselseitig auszuleben oder herauszufinden, welche Fantasien man gemeinsam hat und sich auf diese zu konzentrieren.

Der viel bessere Fall ist jedoch aus meiner Sicht, dass beide ihre Fantasien offenlegen und sich auf dem Zusammentreffen der beiden Fantasiewelten etwas komplett Neues entwickelt. Etwas, dass nur durch die Entfaltung der beiden Fantasien und ihrer Verschmelzung entstehen konnte.

Ich bin kein Mathematiker. Davon bin ich weit entfernt. Aber wenn Mensch A die Fantasien 17 und 45 hat. Der letzte Spielpartner wiederum hatte die Fantasien 29 und 99. Der neue Spielpartner hat aber nun die Fantasien 23 und 87, dann ergeben sich schlicht völlig neue Summen. Das alles auch immer unter der Voraussetzung, dass einen 29 oder 99 überhaupt ansprechen oder neugierig machen. Im besten Fall aber entstehen völlig neue Fantasien, obwohl man selber weiter derselbe Mensch ist. Im noch besseren Fall ermutigt der neue Spielpartner einen dazu, zusätzlich noch neue Fantasien zu entwickeln und man selber animiert den Partner ebenfalls dazu. Plötzlich sind die Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung grenzenlos.

Zu theoretisch? Ok, das verstehe ich.

Angenommen, ihr habt schon länger Fantasien, die sich um eine umfassende, nahezu gottgleiche Kontrolle im Alltag drehen und trefft auf ein neues Gegenüber, einen potenziellen Spielpartner, den das Thema Orgasmuskontrolle fasziniert. Also die Kontrolle darüber abzugeben, wann die Person kommen darf. Aus dem gemeinsamen Austausch entwickelt sich eine neue Fantasie: warum nicht Orgasmuskontrolle in den Alltag tragen? Das Thema Keuschhaltung wird besprochen und beide begeistern sich dafür. Entstanden aus dem Zusammentreffen der beiden Interessen ist etwas Neues entstanden, auf das beide vielleicht von alleine oder mit anderen Partnern nicht gekommen wären.

Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel und im realen Kennenlernen ist das alles meist viel verzweigter und komplexer. Aber wenn sich Fantasien und Köpfe auf diese Weise ergänzen und sogar zu Neuem befruchten, dann ist das ein Glücksfall und je mehr die gegenseitigen Fantasiewelten sich einander öffnen und verschmelzen, umso besser wird es. Ja, das klingt nicht umsonst wie Sex.

Worauf möchte ich hinaus? Darauf, dass BDSM- und Fantasiewelten durch das Zusammenwirken aller beteiligten Personen entstehen und dadurch oft sowohl einmalig als auch besonders kostbar sind. Sicher sind sie kein Grund, eine nicht oder nicht mehr funktionierende Beziehung fortzuführen. Aber meiner Erfahrung nach schätzen wir sie oft zu gering und messen ihnen nicht ausreichend den Wert zu, den sie haben.

Denn die größte Stärke, die Magie der verschmolzenen Fantasiewelten, entstanden aus miteinander harmonierenden Köpfen, ist auch ihre größte Schwäche: sie sind einmalig. 17 und 87 ergibt schlicht nicht dieselbe Summe, wie 17 und 29. Lasst uns also positiv sein und das Wunder der gemeinsamen Fantasiewelt schätzen oder ggf. um ihren Erhalt kämpfen. Denn sie ist schwerer zu finden und wertvoller, als wir oft glauben.


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Ankündigungen und Versprechen

„Mit einer Masse von drei Pfund und mit einem Netzwerk von 100 Milliarden Nervenzellen ausgestattet, ist das Gehirn unser größtes Sexualorgan.“

Das Zitat stammt aus einem Artikel bei Wissenschaft.de und ich würde das genau so unterschreiben. Sex allgemein und für mich vor allem BDSM, fängt im Kopf an. Ein Satz, der sich so oder so ähnlich in meinen Datingprofilen findet, lautet nicht umsonst „Wenn es mir nicht gelingt deinen Kopf zu ficken, dann hat alles andere sowieso keinen Sinn.“

Sex und BDSM beginnen im Kopf. Aber wie gelingt es, den Kopf des Gegenübers zu erreichen? Natürlich kommt das sehr individuell immer auf euch und euer Gegenüber an. Aber meiner Erfahrung nach ist ein sehr effektives Mittel um das Kopfkino anzukurbeln die Ankündigung. Klingt simpel? Ist es auch, aber auch sehr wirkungsvoll und je fantasiebegabter das Gegenüber ist, desto effektiver ist es.

Daher hier einfach ein paar Gedankenanstöße, wie man den Kopf des Gegenübers womöglich erreicht.

Stell euch vor:

Eine gefesselte Person, nackt, mit verbundenen Augen und Armen und Beinen gespreizt liegt vor euch. Stellt euch vor, ihr seid die Person oder ihr seid die andere Person, die machen kann, was sie will.

Ja, ein Eiswürfel oder ein gekühlter Glasdildo sind ein spannender Moment. Die Person mit verbundenen Augen kann nicht zuordnen, was gerade passiert. Aber das Gefühl ist auch relativ schnell vorbei.

Eine ins Ohr geflüsterte Ankündigung, man würde jetzt diese oder jene Dinge tun, erzeugt im Kopf jedoch Bilder. Bilder, die ein Szenario heraufbeschwören und zum Leben erwecken können, die die Situation noch erregender und spannender machen.

Andere Situation. Stellt euch vor:

Eure devote Partnerperson kniet nach Anweisung vor euch. Oberkörper nach unten und Arsch in der Luft, Beine gespreizt.

Als dominanten Person, die in Kontrolle der ganzen Situation ist, könnt ihr natürlich sofort einfach loslegen und machen, was ihr euch vorgenommen habt.

Auf der anderen Seite, könnt ihr die Person auch in dieser hilflosen und ausgelieferten Situation liegen lassen und völlig unnötig und sinnlos, aber lautstark in der Wohnung nach Utensilien stöbern, die ihr vermutlich nicht brauchen werdet. Die Bilder im Kopf der hilflosen Person werden garantiert Möglichkeiten hervorbringen, an die ihr nicht einmal gedacht habt.

Nur zwei kleine Beispiele. Aber vielleicht helfen sie euch zu verstehen oder regen euch dazu an, euch zu überlegen, wie ihr die Fantasie und das Kopfkino eures Gegenübers anregen könnt. Hervorragend kann man die im Kopfkino angeregten Vorstellungen dann in einer Nachbesprechung nutzen, um noch weiter über Fantasien und Möglichkeiten zu sprechen.

Am Ende haben alle Beteiligten mehr davon, wenn der Kopf und vor allem das Gehirn, das größte Sexualorgan des Menschen, mitspielt.


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Monogamie, Polyamorie, offen oder à la carte?

In früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten war der Deal meist klar. Es wird geheiratet, oft aus wenig romantischen Gründen, sondern eher aus Vernunft. Der Bauernhof musste beispielsweise an die nächste Generation übergeben werden. Da wurde irgendeine gebärfreudige junge Frau gesucht, die wiederum auf ihrem Hof als Erbin aufgrund ihres Geschlechts natürlich nicht infrage kam. Sie heiratete den Jungbauern, den sie mit Glück vorher ein oder zweimal gesehen hatte. In den folgenden Jahrzehnten bekam sie ein Kind nach dem anderen, war im Gegenzug versorgt und der Bauer hatte im Erfolgsfall seinen Erben. Und natürlich schützte die demonstrativ gelebte Monogamie auch vor dem Verdacht, dass der Bauer vielleicht nicht alle Nachkommen selber gezeugt hatte. Der ach so schöne Schein wurde bewahrt. Liebe war da bei den Entscheidungen für Beziehungen eine Option, aber keine Bedingung.

Heute gibt es deutlich weniger Höfe zu vererben, Kinderscharen von acht bis zwölf Kindern sind gesellschaftlich deutlich weniger erstrebenswert und vor allem die Frauen brauchen keine Versorger mehr. Frauen kommen in der Regel ganz hervorragend ohne jemanden klar, der das Essen auf den Tisch bringt, während sie die acht bis zwölf Kinder versorgen und mit dem nächsten schwanger sind.

Ja, ich vereinfache sehr stark, aber die Idee wird klar.

  • Nur noch wenige Menschen, zumindest in der wohlhabenden sogenannten westlichen Welt, stehen heute unter gesellschaftlichen und oder wirtschaftlichen Zwängen, Kinder bekommen zu müssen.
  • Durch Verhütung können Menschen heute sehr viel besser als vor hundert oder mehr Jahren bestimmen, ob sie schwanger werden wollen oder nicht.
  • Das wiederum hat den Frauen erlaubt viel einfacher schlicht aus Spaß und Lust Sex zu haben.
  • Frauen können sich wesentlich besser als damals selber versorgen und für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Durch diese und andere Faktoren hat sich die Art wie wir Partner wählen verändert. Die Gründe für die Wahl dieser Partner haben sich verändert und damit haben sich in den letzten Jahrzehnten und speziell den letzten Jahren vermehrt auch die Formen der Partnerschaften, die wir eingehen, verändert.

Früher war Monogamie quasi der ungeschlagene Meister aller Klassen unter den Beziehungen. Es gab nichts anderes. Zumindest offiziell. Heiraten, bis zum bitteren Ende zusammen bleiben und fertig. Der Mann vögelte gegebenenfalls seine Sekretärin, die Frau vielleicht den Nachbarn und man tat, als seien alle glücklich. Es wurde ja so erwartet.

Einer meiner Lieblingswitze zu dem Thema ist der, wo ein Ehepaar, er 98 und sie 96 zum Scheidungsanwalt kommen und sich scheiden lassen wollen. Auf seine Frage „Entschuldigen Sie, aber in ihrem Alter? Wieso erst jetzt?“. Worauf sie sagt „Wir wollten warten, bis die Kinder tot sind.“

Ja, sorry, der musste raus.

Heute lesen wir überall Schlagworte wie „offene Beziehung„, „Polyamorie“ oder „Ehe zu dritt„. Wie auch früher, haben Leute heimliche Affären, aber verrückterweise gibt es auch Menschen, die ganz offen und quasi „ungeniert“ Sex mit wechselnden Partnern haben oder parallel mehrere Beziehungen führen.

Wer mit dem Begriff Polyamorie nichts anfangen kann, dem kann ich dieses Zitat als Erklärung anbieten:

„Polyamorie ist ein nicht-monogames Beziehungsmodell, das dadurch charakterisiert ist, dass die beteiligten Personen gleichzeitig Liebesbeziehungen mit mehreren Menschen leben und dass dies bei vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner geschieht. Freiheitsliebe, Toleranz, Flexibilität und Verantwortung ermöglichen das Gelingen von Polyamorie. Die beteiligten Beziehungspersonen benötigen hierfür einen hohen Reifegrad, große Kommunikationsfähigkeit und emotionale Stärke. Gegenspieler der Polyamorie sind die Eifersucht und der meist mit einem monogamen Liebesideal verbundene Treue-, Besitz- und Ausschließlichkeitsanspruch.“

Aus dem Artikel „Polyamorie – ein Weg aus den Zwängen der Monogamie und destruktiver Eifersucht?“ aus „Journal für Psychologie“.

Ich bin ein großer Fan dieser alternativen Modelle. Wie sie auch immer heißen und funktionieren. Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen Monogamie. Ich habe nur einfach auch nichts gegen Polyamorie oder andere Modelle. Ich bin nur dafür, dass sich jeder Mensch die Beziehungsform wählt, die für sie oder ihn richtig ist. Ohne dafür verurteilt oder überhaupt bewertet zu werden.

Weiterhin bin ich dafür, dass das Wissen über und die Akzeptanz dieser Möglichkeiten viel weiter verbreitet wird. Denn wer in jungen Jahren nur ein Modell kennt, dieses eingeht und womöglich Kinder bekommt, hätte sich vielleicht für eine andere Beziehungsform entschieden, wäre diese bekannt und sozial akzeptiert gewesen.

Andererseits können sich Bedürfnisse aber auch ändern. Wo früher der Wunsch nach einem Nest und einer Familie im Vordergrund stand und ausschlaggebend für die Partnerwahl war, kann es Jahre später ganz anders aussehen und die eigene Sexualität oder andere Dinge können ganz oben in der Bedürfnispyramide stehen.

Dann im Erwachsenenalter und womöglich mit bestehender Familie umzusteuern, ist nicht selten schwierig oder schmerzhaft.

Ich schreibe sicher niemandem vor, wie sie oder eher seine Beziehung oder Sexualität auslebt. Allerdings plädiere ich immer für die Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen, für Offenheit in der Kommunikation miteinander und für Toleranz, den Bedürfnissen anderer gegenüber.

Sind diese Faktoren gegeben und Mensch wüssten besser, was ihnen guttut, würden offen mit aktuellen oder potenziellen Partnern darüber kommunizieren und träfen dabei auf Verständnis und Akzeptanz, statt auf Ablehnung, dann wäre uns insgesamt schon sehr geholfen.

Was ich sagen will: beschäftigt euch damit, was ihr wollt und was euch guttut. Wenn ihr und euer Partner eine Beziehung mit einem Menschen leben wollt, der den Wunsch hat, nur mit euch in einer Beziehung zu sein, dann lebt eben monogam. Wenn ihr gerne eine feste Beziehung wollt, in der einer oder beide sich sexuell auch mit anderen ausleben können, dann macht eben das mit jemandem, der denselben Wunsch hat. Könnt ihr euch vorstellen, mehrere Menschen zu lieben und mit zwei oder drei Menschen parallel verbindliche Liebesbeziehungen zu haben, dann ist vielleicht Polyamorie das Richtige für euch.

Was es auch immer ist: schaut, was euch guttut. Sucht euch die Beziehung, die dazu passt und verurteilt andere nicht, für deren Wahl in derselben Frage.


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Wollen, was man nicht hat

Manchmal ist es einfach eine Binsenweisheit. Natürlich wollen wir, was wir nicht haben. Wenn wir nichts zu essen haben, wollen wir etwas essen. Wenn wir keine Wohnung haben oder kein Geld, dann wollen wir Wohnung und Geld. In diesen Fällen betrifft das Grundbedürfnisse und da ist jedem klar, dass wir die erfüllen oder erfüllt haben wollen. Es gibt aber auch ganz andere Bedürfnisse und da funktioniert es genauso. Wenn wir auf BDSM stehen und das nie ausleben können, dann sehnen wir uns danach, endlich BDSM auszuleben.

So weit, so klar. Menschen wollen immer, was sie nicht haben und oft kann sich das je nach Lebenslage widersprechen. Manche wollen, wenn sie Single sind, nichts sehnlicher als eine feste Beziehung. Haben Sie dann eine, wollen sie am liebsten wieder Single sein. Nicht selten beneiden sich Menschen dann auch gegenseitig um das, was das Gegenüber hat. So beneidet der Singlemensch dann den Beziehungsmenschen um seinen Beziehungsstatus und umgekehrt.

Wie sagt man so schön: Irgendwas ist immer.

Wie immer soll es aber hier um Sex und BDSM gehen. Wie spielt da die Thematik hinein, dass wir wollen, was wir nicht haben? Ich stelle bei mir fest und höre das auch von anderen, dass sich meine Fantasien stark an Dingen orientieren, die ich nicht habe oder haben kann. Und je mehr ich mich mit Fantasien beschäftige, die mich schon länger begleiten, desto öfter merke ich, dass sie genau darin ihren Ursprung haben.

Beispielsweise habe ich in meinem Leben meine BDSM-Neigung nur selten in festen Langzeitbeziehungen gelebt. Daher ist alles, was mit täglichen Ritualen wie beim Heimkommen beispielsweise oder mit BDSM in alltäglichen Paarsituationen zu tun hat, für mich sehr reizvoll.

Verrückt inszenierte Sessions für maximal ein Wochenende hatte ich dagegen schon oft. Einige Beispiele finden sich in einzelnen Artikeln. Auch da fällt mir immer wieder etwas Neues ein und es wird nie langweilig. Aber Fantasien, die auf die Kürze einer Begegnung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten abzielen, habe ich eher nicht.

Jetzt mag es Menschen geben, die BDSM innerhalb ihrer Beziehung entdeckt haben und das ganz selbstverständlich das leben, wovon ich oft fantasiere. Die jedoch wünschen sich vielleicht mehr verrückte Sessions, vielleicht mit wechselnden Partnern.

Wir wollen eben immer das, was wir nicht haben.

Oft sind einzelne Fantasien aber auch einfach „Sensation Seeking„. Ich zitiere dazu einmal aus der Wikipedia: „Sensation Seeking beschreibt ein mehrdimensionales, relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, das durch die Verhaltenstendenz charakterisiert ist, abwechslungsreiche, neue, komplexe und intensive Eindrücke (sensation englisch = Sinneseindruck, Empfindung), Erlebnisse und Erfahrungen zu machen und Situationen aufzusuchen und hierfür oft (aber nicht notwendigerweise) physische, psychische oder soziale Herausforderungen oder Risiken auf sich zu nehmen.“

Oft wollen wir einfach auch mal etwas Neues, aufregendes, um uns nicht so schnell zu langweilen. Da geht es dann nicht darum, dass uns existenzielle Dinge im Leben fehlen. Es geht darum, etwas Neues zu erleben und auch das kann im BDSM ein großer Antrieb sein.

Es gibt aber auch Fälle, da wollen wir Dinge, die wir NOCH nicht hatten, um dann nach der Umsetzung festzustellen, dass diese spezielle Fantasie dann im Kopf doch besser klang. Beispielsweise kann eine Outdoor-Fantasie, also BDSM im Freien, im Kopf sehr heiß klingen. Wenn man hinterher aber dreimal unterbrechen musste, weil Passanten einen zu entdecken drohten, es Mückenstiche an ungünstigen Stellen gibt und alles sowieso nicht wirklich entspannt war, dann entzaubert sich eine Fantasie gelegentlich. Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich das so noch nicht oft erlebt habe. Vielleicht kennen meine Fantasien und ich uns aber auch nur zu gut.

Aus manchen Konstellationen von „Wollen, was wir nicht haben“ entwickeln sich aber auch regelrechte Fetische und ganze Pornogenres. Denn auch da wollen wir ja oft sehen oder stellen uns vor, was wir nicht haben und fantasieren nicht von den Dingen, die wir sowieso täglich haben.

In den 60er und 70er Jahren gab es ja, wie man hört, viel ungeschützten Sex. Die Erfindung der Antibabypille machte Sex ohne Kondom möglich und es gab offenbar wenig Sorge vor anderen Geschlechtskrankheiten. Mit dem Aufkommen von AIDS änderte sich das und Kondome wurden endgültig unverzichtbar, wenn es um Sex mit Fremden oder häufig wechselnden Partnerpersonen ging.

Eine meiner liebsten Thesen ist, dass sich genau daraus eine Reihe beliebter Fetische entwickelt hat oder ihre Popularität zumindest dadurch sehr gesteigert wurde. Fetische oder Vorlieben wie „breeding„, „bukkake“ oder die Beliebtheit von Spermaspielen im Allgemeinen könnte ein Beleg dafür sein, dass Menschen mehr von fließendem Sperma fantasieren und es sie anmacht, seit das beim realen Sex nicht mehr immer möglich ist.

Dass dabei in der Pornoindustrie nicht immer auf die Gesundheit der Darsteller geachtet wird, will ich hier nicht unerwähnt lassen, ist aber nicht das Thema dieses Artikels.

Aber auch der Wunsch oder die Fantasie nach Sex mit Menschen anderer Haar- oder Hautfarbe rührt nicht selten aus der Tatsache, dass es eben etwas ist, was wir selten oder nie haben.

So beeinflusst das, was wir nicht haben, eben häufig unsere Wünsche und Fantasien. Problematisch finde ich das nicht, eher natürlich, aber auch interessant. Sich mit den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fantasien zu beschäftigen und auseinanderzusetzen ist etwas, dass ich jedem empfehle. Es hilft dabei, sich selber besser zu verstehen und auch besseren Sex zu haben. Vertraut mir.

Daher finde ich es auch manchmal spannend, sich damit zu beschäftigen, woher eine Fantasie kommt. Nicht immer hilft das und es braucht dafür sicher keine Tiefenanalyse mit Rückblick auf die Kindheit. Aber zu verstehen, dass manche starken Fantasien einfach aus etwas entstehen, dass man (aktuell) in seinem Leben nicht hat, hilft ganz sicher dabei sich zu verstehen und der Umsetzung näherzukommen.


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„9 1/2 Wochen“

Was in den 90ern „Basic Instinct“ und in den 2010er Jahren die „Fifty Shades of Grey“ Filme waren, war in den 80ern „9 1/2 Wochen“: DER Erotikfilm, der auch beim Gesamtpublikum ein großer Erfolg war.

„9 1/2 Wochen“ kam 1986 in die Kinos und war damals ein kommerzieller Erfolg. Zwar blieb er weit hinter dem Einspielergebnis des erfolgreichsten Films des Jahres, „Top Gun“ zurück, spielte aber mehr ein, als der im selben Jahr erschienene „Highlander“. Wobei der Erotikfilm international in einer ungeschnittenen Version erfolgreicher war, als in den USA.

Heute ist der Film vielleicht am berühmtesten dafür, dass wegen der Szene, in der Kim Basinger zu „You Can Leave Your Hat On“ stript, seit 40 Jahren Menschen zu diesem Joe Cocker-Hit strippen.

Ich hatte den Film als junger Mann irgendwann in den 80ern gesehen und nur eine sehr schemenhafte Erinnerung daran. Erwartet habe ich einen typischen Film, den man damals „heiß“ fand, den man aber heute vermutlich nicht mehr anschauen kann. So einfach war es dann aber nicht.

Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung: Elizabeth arbeitet in einer New Yorker Galerie und trifft irgendwann zufällig John Gray. Sie beginnen zu daten und dann schnell ein hitzige, aber wie der Titel des Films verrät, kurzlebige Affäre. Dabei ist John eindeutig in der dominanten Rolle und spielt, sich immer mehr steigernde BDSM-Spiele mit der bis dahin unerfahrenen Elizabeth. Dabei verrät er ihr aber kaum etwas über sich und so steigert sich bei ihr immer mehr das Gefühl, dass die Affäre ihr am Ende nicht guttut.

Ich hatte wie gesagt Schlimmes erwartet und vielleicht bin ich daher in meiner Beurteilung milde gestimmt. Ich meine, der Film ist fast 40 Jahre alt und heute gehen Filme wie „365 Tage“, die aus meiner Sicht mindestens fragwürdig sind, durch und werden wenig hinterfragt. Was soll ich da von einem Film aus dem Jahr 1986 erwarten?

Sagen wir es, wie es ist: der Film ist in weiten Teilen einfach wirklich heiß. Vor allem, wenn man auf BDSM steht. John etabliert schon beim ersten Date ein Machtgefälle, als er Elizabeth im Restaurant füttert und dann vor ihren Augen auf dem Hausboot demonstrativ das Bett bezieht. Sie sagt darauf auch sehr klar, dass er ganz schön zuversichtlich sei. Dann aber, sagt sie, sie wolle gehen und er lässt sie offenbar anstandslos gehen. Keine Gefangennahme oder ein „Du willst es doch auch“. Das habe ich schon schlimmer gesehen.

Es folgen wirklich reihenweise Szenen, die gerade für BDSM-Menschen sehr heiß sein dürften. Er schenkt ihr eine Uhr, gibt ihr dabei aber gleichzeitig auf, sie solle jeden Tag um 12 Uhr darauf schauen und daran denken, wie er sie berühre. Er lässt sie in seiner Wohnung alleine auf ihn warten, um dann anzurufen, sie damit dabei zu ertappen, wie sie in seinen Sachen gestöbert hat und beim Heimkommen zu sagen, sie sei ein „böses Mädchen“ gewesen und sie zu bestrafen.

In einer Szene kauft er ihr etwas und sie fragt, ob er denn nicht wissen wolle, was ihr gefalle, worauf er nur „Nein“ antwortet. Später kämmt er sie in einer Szene und sie fragt ihn, warum er sich so gut um sie kümmere.

Ja, ich bin mir sehr bewusst, wie wahnsinnig problematisch das alles in einem Kontext klingt, in dem womöglich kein Consent zwischen den beiden Menschen herrscht. Aber das ist genau mein Punkt. Das Einzige, was diesem Film zu einem fantastischen BDSM-Märchen fehlt, ist der Consent. Consent ist aber das Wichtigste im BDSM überhaupt. Ohne Consent kein BDSM.

Wie ich den Film aber sehe und verstehe, macht John das nicht aus böser Absicht. Immer, wenn Elizabeth sagt, sie will nicht mehr, hört er auf. Er lässt sie anstandslos vom Hausboot gehen und ihre Affäre beginnt danach erst. Er lässt sie (SPOILER!) auch am Ende gehen und wünscht sich nur verzweifelt, dass sie zurückkommt.

John ist ein Mann, dem die Worte und das Verständnis für das fehlen, was sein Handeln völlig legitim machen würde. Er müsste seine potenzielle Partnerin vorher fragen, ob sie solche Spiele mag. Dann wäre alles, was er tut, völlig in Ordnung. Er zieht seine Lust auch nicht aus der Konstellation heraus, dass sie es nicht mag. Im Gegenteil vergewissert er sich mehrfach im Film, dass es ihr gefällt.

Elizabeth wiederum ist eine Frau, die mit großer Sicherheit Ja gesagt hätte, hätte John ihr gesagt, worauf er steht. Denn Elizabeth entflammt vollkommen und ist ganz offensichtlich begeistert von den gemeinsamen Spielen. John und sie hätten also ein glückliches Paar werden können.

Was beide am Ende auseinanderbringt, sind nicht die BDSM-Spiele, ist nicht der fehlende Consent. Es ist Johns Unfähigkeit, sich zu öffnen und echte Intimität und Nähe zuzulassen. Elizabeth will wissen, wer er ist, will ihm nahe sein und John kann das nicht. Deswegen verlässt sie ihn.

Erst, als sie seine Wohnung verlässt und er ihr nachschaut, kann er sagen „Ich liebe dich, bitte komm zurück“. Aber da ist es zu spät.

Ich denke, es ist leicht, aus John Gray einen Bösewicht zu machen. Ich finde aber, er ist keiner. Er hat, wie sein Fast-Namensvetter Christian Grey seine Probleme, aber ist wesentlich weniger Opfer und schon gar nicht Täter im Kontext seiner Story.

Apropos Gray oder Grey. Können wir das mal ansprechen? Der männliche Protagonist im 1986 erschienenen „9 1/2 Wochen“ heißt John Gray. Im 2002 erschienen „Secretary“ heißt er Mr. Grey und in den „Fifty Shades of Grey“ Filme dann natürlich Christian Grey. Das kann doch kein Zufall sein? Wer hat sich da von wem inspirieren lassen oder wer wollte da wem eine kleine Huldigung hinterlassen? Wenn ihr mehr dazu wisst, dann schreibt es gerne in die Kommentare.


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Im Verhör, Teil 12

Fortsetzung von Teil 11

Nachdem 2911 aus dem Raum gezerrt worden war, dachte Angie lange nach und horchte in sich hinein. Wollte sie noch hier sein? Genoss sie es oder war es ihr zu viel? Hatte sie sich das so vorgestellt? War das alles in Ordnung? Hätte sie vor ein paar Jahren je gedacht, einmal freiwillig in so einer Situation zu sein?

Sie kannte diese Zweifel und Gedanken. Am Ende war das Ergebnis immer, dass sie sich weigerte, sich für ihre Neigungen und sexuellen Vorlieben zu schämen. Wem schadeten Sie denn? Und so kam, wie sonst auch heraus, dass sie zwar extrem gefordert wurde, aber auch wirklich ihren Spaß hatte und speziell in dieser Situation unbedingt wissen wollte, wie es weiterging.

Nach dieser Erkenntnis dämmerte sie weg und musste eingeschlafen sein. Denn als sie durch einen scharfen Schmerz in der Seite hochschreckte, hatte sie keine Ahnung, was passiert war. Direkt darauf wieder dieser Schmerz und sie stöhnte auf. Als sie dann die Augen öffnete, sah sie gerade noch, wie der Stiefel von Wärterin K. sich ihrer Flanke näherte und die Frau zutrat. Angie krümmte sich vor Schmerzen und war sofort hellwach.

„Schau an, die Prinzessin ist ja wach.“ sagte die Frau und ihre dünnen Lippen verzogen sich zu einem hämischen und bösartigen Grinsen. Ihre Stimme klang dabei, als hätte sie eben nur ein Kind aus dem Mittagsschlaf geweckt. Angie bekam immer mehr Angst vor dieser Person.

„Los, steh auf. Du hast genug gefaulenzt. Wir sind ja hier nicht auf Ibiza, wo Du alles vorne und hinten reingeschoben bekommst.“

Angie zuckte zusammen. War das ein Zufall? Konnte diese Verrückte wissen, dass sie vor ein paar Wochen auf Ibiza einen Cluburlaub gemacht hatte?

Dieser Gedanke hatte ihre Reaktion so verzögert, dass K. einen weiteren Tritt in ihrer Seite landete und Angie stöhnend, aber so schnell wie möglich aufstand.

„Los, komm mit.“ sagte die schneidende Stimme ihrer Peinigerin, sobald Angie aufgestanden war. „Du hast eine Aufgabe zu erledigen. Du bist ja nicht zum Spaß hier.“

Sie führte Angie aus dem kleinen Raum heraus, in den sie sie vor… ja, vor wie viel Minuten oder Stunden eigentlich… geführt hatte. Wieder ging es Gänge entlang und nicht zum ersten Mal fragte Angie sich, wie groß dieser Komplex eigentlich war und wer ihn zu dieser „BDSM-Festung“ ausgebaut hatte.

Nach einigen Minuten erreichten sie eine Tür und die Wärterin drehte sich zu ihr. „Da sind wir.“ sagte sie und öffnete die Tür.

Angie hatte eine Zelle oder eine Folterkammer erwartet, nicht jedoch das. Es war eine Toilette. Ein kleiner Raum, mit drei Pissoirs an den Wänden und komplett gefliesten Boden, Wänden und Decke.

Ehe sie sich fragen konnte, was das denn nun sollte, hörte sie Schritte und sah aus dem Augenwinkel, wie sich Wärter D näherte. Auf dem Arm hatte er ein ganzes Bündel an Utensilien und im Gesicht trug er ein schmieriges Grinsen.

„Da seid ihr ja. Wartet ihr schon lange?“ fragte er und klang dabei, als seien sie seit Tagen hier verabredet gewesen. Angie irritierte das mehr, als hätte er irgendwelche Beschimpfungen oder Drohungen von sich gegeben.

Nach kurzem Hin und Her der beiden Wärter begannen sie das mitgebrachte Material auszubreiten. Angie hatten sie dafür mit dem Gesicht zur und der Stirn an der Wand in eine Ecke gestellt. Es dauerte einige Minuten, ehe sie sich geeinigt hatten. Doch dann ging es sehr schnell und erstaunlich routiniert hatten die beiden Wärter ihr sowohl in Pussy als auch Hintern eine Art Dildo geschoben. Weiterhin hatten sie ihr mehrere Manschetten an Armen und Beinen befestigt und noch immer hatte Angie keine Ahnung, was nun folgen sollte.

Noch immer mit der Stirn an der Wand hörte sie ein Klackern, als würde jemand eine große Kiste mit Legosteinen auskippen.

„So, das sollte reichen.“ hörte sie die Stimme von Wärter D und wurde an den Armen gepackt.

Der Wärter drehte sie in Richtung des Raumes mit den Pissoirs und dort sah Angie, dass der Boden fast komplett mit irgendwelchen kugelförmigen Objekten übersät war. Sie fragte sich, was das sollte. Doch ehe sie länger darüber nachdenken konnte, nahm die weibliche Wärterin sie beiseite und gab ihr einen Slip aus einer Art Kunststoff.

„Anziehen“ zischte die Frau und Angie gehorchte. Dabei bemerkte sie, dass auf der Seite des Slips, der mit ihrer Haut in Berührung kommen würde, eine Substanz aufgetragen worden war. Doch es blieb ihr keine Wahl und schon umschloss das sich fremdartig anfühlende Kleidungsstück ihren Unterleib. Fast sofort begann sich auf der vom Slip berührten Haut Hitze zu entwickeln. Doch es blieb ihr keine Zeit das auf sich wirken zu lassen, denn augenblicklich wurde sie in den Raum hineingeführt und es wurde ihr befohlen sich hinzuknien.

Sofort merkte Angie, dass die kugelförmigen Objekte offenbar hart wie Stein waren, denn ihre Knie begannen fast unmittelbar nach dem ersten Kontakt mit den Kugeln zu schmerzen. Da spürte sie, dass die Manschetten um ihre Waden und Schenkel verknüpft und auch noch einige weitere Verbindungen hergestellt wurden.

„Versuch doch mal aufzustehen“ vernahm sie die Stimme von Wärter D und da die Kugeln, auf denen sie kniete bereits anfingen schmerzhaft in ihre Haut zu drücken, leistete sie dieser Anweisung gerne folge. Als Angie jedoch versucht aufzustehen und dafür ihre Füße auf den Boden zu stellen und ihre Beine zu strecken versuchte, durchfuhr sie ein Schmerz, der aus ihrer Körpermitte in alle Richtungen ausstrahlte. Sofort sank Angie in sich zusammen und zog die Beine an.

„Das war in kleiner Stromstoß, der in deine Fotze und deinen Arsch fährt, sobald Du versuchst aufzustehen. Bleib lieber in der Position und schön die Knie auf den Boden.“ hörte sie die hämische Stimme von Wärterin K.

„Jetzt fragst Du dich sicher, was Du hier überhaupt sollst.“ fuhr die Wärterin fort. „Nun, hier hast Du etwas, mit dem Du schön die Pissoirs reinigen wirst. Schließlich sollst Du dich ja nützlich machen. Für IRGENDWAS musst Du ja gut sein.“ Mit diesen Worten drückte ihr die Frau eine Zahnbürste in die Hand.

„Und mach es ja ordentlich, denn wenn deine Zeit für die Säuberung abgelaufen ist, dann wirst Du die Pissoirs ablecken. Mit deiner Zunge. Und dann sollten sie in deinem Interesse besser sauber sein.“

Angie umklammerte die Zahnbürste und kauerte auf dem Boden, die Knie schmerzend und den Slip spürend, der immer mehr Hitze durch ihren Unterleib sandte. Dabei hörte sie, wie Wärterin K und Wärter D lachten.

„Achja,“ sagte die Wärterin „nicht, dass wir etwas vergessen“. Mit diesen Worten trat der Wärter unmittelbar neben Angie und öffnete seine Hose. Dann ergoss sich nur wenig Zentimeter vor Angies Gesicht ein Strahl Urin in das Pissoir, vor dem sie kniete.

Als der Mann fertig war, natürlich ohne zu spülen, sagte er noch: „Viel Spaß.“, und dann verließen beide den Raum und ließen Angie mit ihrer Aufgabe alleine.

Ende Teil 12. Hier geht es zu Teil 13.


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Brat oder brav?

Alle Subs sind natürlich immer brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam. Alle. Ausnahmslos. Oder etwa nicht?

Wie so oft gibt es solche und solche. 

Viele Subs sind genau so, wie sich das die Öffentlichkeit vorstellt. Aber es gibt eben auch die, die gerne aufmüpfig und rebellisch sind. Im BDSM Fachjargon, der wie so oft aus dem Englischen abgeleitet wird, nennt man diese Menschen „Brat„, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie „Gör“ oder „Balg“.

Brats sind gerne aufsässig, provozieren, widersetzen sich Anweisungen, widersprechen und sind im allgemeinen eben nicht brav und folgsam, wie sich Uneingeweihte Subs vorstellen. Dennoch sind sie Subs, denn sie wollen schon gehorchen und sich unterwerfen. Aber sie wollen eben dazu gebracht werden zu gehorchen und wollen unterworfen werden.

Das ist dabei ganz wörtlich gemeint. Brats lieben es, wenn ihr (gespielter) Widerstand gebrochen oder überwunden wird, dass ihre Provokationen beantwortet werden. Sie wollen dadurch unter anderem die Macht des dominanten Parts spüren, statt sie einfach von vornherein zu akzeptieren. Genau das ist das Spiel. Brats bleiben Subs und wollen letztlich ebenso knien, unterworfen und dominiert werden. Aber sie wünschen sich, dass der dominante Part sich das erarbeitet, ihnen in Worten, aber vor allem in Taten zeigt, wo ihr Platz ist.

Auf der anderen Seite stehen idealerweise dominante Menschen, die gerne ihren Machtanspruch durchsetzen. Die es genießen, durch Handlungen und Worte zu zeigen, wer oben ist und wer nicht. Der Name lautet hier ich Fachjargon „Brat-Tamer„.

Brat-Tamer kommt natürlich ebenfalls aus dem Englischen. Der „Tamer“ ist der Bändiger. Also die Person, die Brat bändigen und zähmen soll. Brat-Tamer lieben die Herausforderung, die Brat ihnen stellt. Sie mögen es, ihren Anspruch auf Führung immer wieder auszukämpfen und durchzusetzen. Sie mögen sicher auch die nicht selten harschen Methoden oder Spielarten, die Brat dafür gerne benutzt sieht.

Meinen persönlichen Vorlieben entspricht das nicht. Ich möchte nicht immer kämpfen und mich immer aufs Neue durchsetzen müssen. Aber das bin nur ich. Es gibt eben Menschen, die das gerne mögen und wenn alle Beteiligten es mögen, dann ist ja alles in Ordnung.

Nun gehören Menschen, die sich als devot, Sub oder einfach allgemein als sexuell unterwürfig bezeichnen, in der Gesamtgesellschaft eher zu einer Minderheit. Innerhalb dieser Gruppe wiederum gehören Brats zu einer Minderheit und wie wir Menschen nun einmal sind, müssen sich Minderheiten immer mal wieder anhören „Du bist nicht wie wir anderen, was stimmt nicht mit dir?“

Menschen, die sexuelle Vorlieben gerne nach „richtig“ und nach „falsch“ sortieren, fragen sich und andere, ob das, was sie selber nicht mögen, denn „in Ordnung“ sei oder ob Menschen mit solchen Vorlieben „richtige“ Subs sind.

Wie eigentlich immer lautet die Antwort: solange niemandem geschadet wird und alle Beteiligten gerne mitmachen, ist alles völlig ok.

Wenn ihr als Sub gerne brav, unterwürfig, folgsam und gehorsam seid: nur zu. Findet jemanden, der als dominanter Part genau das mag und genießt es.

Wenn ihr als Sub gerne aufsässig und renitent seid und dabei gerne Widerworte gebt: nur zu. Findet jemanden, der genau das mag. Ihr müsst nur damit leben, dass ihr vermutlich zu einer Teilmenge einer Teilmenge gehört. Das macht es nicht einfacher, aber ihr habt jedes Recht zu mögen, was ihr mögt.

Wichtig ist mir zum Ende vor allem eines: Brats sind genauso „richtige“ Subs, wie alle anderen. Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ im BDSM keinen Platz haben sollten. „Richtig“ ist alles, was allen Beteiligten und Betroffenen Spaß macht und wobei sie freiwillig mitmachen. Falsch wird es erst dann, wenn jemand nicht mehr möchte, gezwungen wird oder anderweitig gegen den eigenen Willen handelt.

Ob Subs gerne gleich unterwürfig und gehorsam sind oder erst dazu gebracht werden wollen, ist dagegen eine reine Geschmackssache und muss schlicht denen gefallen, die beteiligt sind.


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Femdom vs. Maledom – Ein Vergleich

Das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung oder D/s ist für mich im BDSM das spannendste aller Spiele. Natürlich funktioniert es in alle Richtungen. Männliche Unterwerfung und weibliche Dominanz, sowie weibliche Unterwerfung und männliche Dominanz. Ja, ich weiß, es gibt auch jede Menge dazwischen und drumherum, aber ich fühle mich nicht wohl in diesem Rahmen über Dinge zu schreiben, die ich nicht aus eigenem Erleben kenne. Daher beschränke ich mich auf diese Konstellationen. Seht mir das bitte nach.

Wie also gesagt, funktioniert das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung selbstverständlich in alle Richtungen. Aber wie so oft, wenn man genauer hinschaut, wird es spannend. Ja, die grundsätzlichen Spielarten wie Erniedrigung, Gehorsam, Aufgaben, Rituale und Regeln können sich sehr ähneln. Schaut man aber im Detail, lassen sich viele Varianten finden, die nur in die eine, aber nicht in die andere Richtung funktionieren.

Ich finde diese Unterschiede faszinierend. Einmal, weil sie uns von Fall zu Fall viel über unsere Geschlechterrollen und unseren Umgang mit dem anderen Geschlecht verraten. Aber auch, weil ich bei manchem als männlicher Dom neidisch bin, dass mir diese Spielart nicht zur Verfügung steht.

Werden wir konkret. Ein sehr auffälliger Unterschied ist, wie Männer bei ihren Finanzen gepackt werden können. Nicht wenige devote Männer erregt es, wenn sie Geld für ihre Herrin ausgeben. Oft noch mehr, wenn sie dafür keine konkrete Gegenleistung erwarten dürfen. Von diesem Phänomen lebt eine ganze Branche unter dem Namen „Findom„. In meiner „Karriere“ als männlicher Dom kann ich die Frauen, die es erregt hat, für ihren Dom Geld ohne Gegenleistung auszugeben, an weniger als zwei Fingern abzählen.

Ich bewerte hier nicht. Tut, was euch guttut. Achtet auf euch und schaltet gelegentlich den Kopf ein. Ich finde hierbei jedoch besonders faszinierend, was das über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aussagt und über die besagten Geschlechterrollen.

Historisch gesehen, war der Mann in der Geschichte der Menschheit meist der Versorger, aber auch meist der Bestimmer in Beziehungen und Familien. Auch heute definieren viele „Männlichkeit“ mit Macht und Besitz. Ebenso, wie sich viele Männer über ihre Position und ihren Besitz definieren. Nur weil das so ist, können sie im BDSM an dieser Stelle gepackt werden. Wenn ihnen Position und Besitz genommen werden, noch dazu ohne Gegenleistung, dann erregt das Männer, die diese Spielart mögen.

Für Frauen jedoch, ist die Rolle derjenigen, die ihr schwer verdientes Geld an einen Dom abgibt, ganz offensichtlich wenig erstrebenswert. Ohne Soziologe zu sein, nehme ich an, dass für Frauen auch im 21. Jahrhundert die Vorstellung, finanziell abhängig zu sein, eine zu realistische Möglichkeit ist, um das Spiel damit sexuell reizvoll zu finden.

Vielleicht weniger eindeutig als das letzte Beispiel, aber viele devote Männer kickt, wenn sie im Alltag eingeschränkt werden, wenn sie Verbote bekommen, dieses oder jenes zu tun. Speziell, wenn es um das Ausleben von Sexualität geht. Die FLR wäre hier das extreme Beispiel, für das es keine Entsprechung im Verhältnis zwischen Maledom und Sub gibt. Devote Frauen finden solche Einschränkungen meiner Erfahrung nach seltener so erregend. Viel zu oft empfinden sie es als etwas, das sie im Alltag sowieso ähnlich erleben und es daher nicht als „heiß“ empfinden.

Ebenfalls spannend ist Folgendes. BDSM basiert ja sehr oft auf dem, was wir sonst nicht dürfen, wie zum Beispiel Ohrfeigen geben oder auf dem Verbot dessen, was wir sonst selbst bestimmen. Auch hier gibt es also offenbar große Unterschiede, aufgrund der verschiedenen Geschlechterrollen.

Ein ganz anderes Beispiel ist die Keuschhaltung. Als Femdom gibt es das Mittel des Peniskäfigs. Alleine aus anatomischen Gründen ist es leichter, die Erregung eines Mannes zu beeinflussen und zu stören, als die einer Frau. Ein Peniskäfig verhindert ziemlich zuverlässig eine Erektion und macht sie gegebenenfalls sogar schmerzhaft. Wir müssen nicht zu tief in die Biologie einsteigen, um zu sehen, dass bei Frauen Erregung anders funktioniert. Ja, es gibt Mittel diese Erregung technisch zu beeinflussen. Aber nicht so effektiv, wie bei Männern. Manche würden sogar sagen, es ist bei Frauen überhaupt nicht möglich, Erregung und auch einen Orgasmus zu verhindern.

Das ist ein Punkt, der mich schon lange sehr neidisch auf Femdoms sein lässt. Ehrlich. Das beschäftigt meine Fantasie seit Jahren und irgendwann werde ich eine BDSM-Fantasy-Geschichte schreiben, die diese „Ungerechtigkeit“ wieder gutmacht.

Wenig überraschend geht es auch im nächsten Beispiel um den Penis. Viele männliche Subs erregt es, wenn die Größe, Form oder Leistungsfähigkeit ihres Penis‘ thematisiert wird. Naturgemäß in diesem Fall nicht positiv. Eher, dass er zu klein, mickrig, enttäuschend oder unschön anzusehen sei. In meinem Leben als männlicher Dom habe ich so gut wie nie eine weibliche Sub getroffen, die es erregt hätte, wenn ich ihre Vulva oder Brüste verbal herabgewürdigt hätte. Ja, es gibt Ausnahmen. Aber sie sind eben Ausnahmen.

Auch das ist spannend, oder nicht? Im Schnitt scheinen Männer einfach ein ganz anderes Selbstbewusstsein zu haben, was ihren Penis angeht.

Ich sage ja, die Unterschiede zwischen dem, was für die eine Seite funktioniert und was für die andere, sind extrem spannend und ich hätte noch so viele Beispiele.

Eine weibliche Sub, die sich sexuell fremden Männern „zur Verfügung stellen“ soll, wird es völlig anders empfinden, als wenn ihr einem männlichen Sub sagt, er soll fremden Frauen „zur Verfügung“ stehen. Da geht es um unterschiedliche Moralvorstellungen, die wir anerzogen bekommen. Mehrere Männer und eine Frau, das ist auch in aufgeschlossenen Zeiten in der allgemeinen Bevölkerung etwas, bei dem viele mindestens die Augenbrauen heben und die Frau eher negativ beurteilen. Mehrere Frauen und ein Mann und sei er auf Knien? Deutlich weniger Menschen dürften diesen Mann moralisch verurteilen.

Es sei denn, der Mann würde dabei penetriert. Dann würde sich das vermutlich wieder umdrehen. Aber das wäre noch einmal ein ganz neues Thema. Denn ja, auch eine Anweisung zu gleichgeschlechtlichem Sex ist, für die breite Masse, sehr verschieden, wenn Sub weiblich oder männlich ist.

Ja, ich generalisiere hier. Ja, viele, die das lesen und sich in der Szene bewegen, werden denken „wo ist das Problem?“ Aber ich spreche hier von gesellschaftlichen Rollen und Moralvorstellungen. Und wären Partnertausch, Gruppensex und BDSM so wahnsinnig „normal“, dann würde das alles wohl auch viel offener gelebt.

Ich kann das Thema hier nur anreißen und das finde ich selber ausgesprochen schade. Aber ich habe das Gefühl, in diesem Thema steckt eher so etwas wie eine Bachelorarbeit. Aber wenn ich euch mit dem, was ich seit langem in meinem Kopf hin und her wälze, ein paar Gedankenanstöße geben konnte, dann würde ich mich freuen.


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Was, wenn ich plötzlich nicht mehr will?

Als Sub ist das Machtgefälle gewollt. Sub möchte gefallen und gehorchen. Das gehört zum Spiel.

Was aber, wenn Sub einer Spielart zugestimmt hat, gefallen und gehorchen möchte, es sich dann aber doch anders überlegt? Plötzlich nicht mehr will? Die Lust verloren hat oder in eine andere Stimmung geraten ist? Was dann? Darf Sub dann Nein sagen?

Natürlich!

Aber Sub will doch gehorchen und wo es doch schon eine Zustimmung gab? Muss Sub dann nicht die Zähne zusammenbeißen, weil das zum BDSM dazugehört?

Nein. Auf keinen Fall. Wer nicht mehr will, muss gar nichts tun. BDSM ist ein Spiel mit Consent (Zustimmung) und da darf man es sich jederzeit anders überlegen.

Aber wird BDSM nicht erst dann spannend, wenn es an Grenzen geht und man sich überwindet zu Dingen, die man nicht will?

Nein. Bei BDSM geht es wie gesagt um Consent. Grenzen überschreiten kann spannend sein. Aber auch da nur, wenn man es selber auch will und nicht, aus falsch verstandenem Pflichtgefühl.

Bin ich dann nicht „Wunschzettelsub„, wenn ich nicht mitmache, obwohl ich zuerst Ja gesagt habe?

Nein, auf keinen Fall. Jeder hat das Recht, es sich anders zu überlegen. Wäre das nicht so, dann wäre es kein BDSM, sondern schlicht Gewalt. Und überhaupt, was ist an „Wunschzettelsub“ so schlimm? Das wird auch nur gerne als Druckmittel gegen die verwendet, die es wagen nicht zu allem Ja und Amen zu sagen.

Bis wann kann ich es mir nun also anders überlegen?

Jederzeit. Auch mittendrin. Auch Subs sind Menschen mit einem freien Willen und gesundem Menschenverstand. Sollten sie zumindest sein.

So. Das musste mal gesagt werden.


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„Stranger Sins“

Vor ein paar Tagen ging auf RTL+ eine neue Reality-Sendung online. Seitdem kann man dort als zahlender Kunde „Stranger Sins“ sehen. Während RTL und seine Reality-Formate meistens eher nicht für seine Feinsinnigkeit und Empathie bekannt sind und die Ankündigungen in der Presse von einem Skandalformat sprachen, überrascht uns der Sender mit einem gefühlvollen, ästhetischen und dabei informativem Blick auf Sexualität.

Aber von vorne. Worum geht es? Acht Paare reisen auf eine Hacienda in Mexiko. Dort wollen sie, weitab vom Alltag, aufeinander und ihre Beziehung konzentriert, ihre gemeinsame Sexualität erforschen und weiterentwickeln. Die jeweiligen Paare haben dabei ganz unterschiedliche Wünsche und keinen Kontakt (Stand nach Folge 2) zu den anderen Paaren.

Auf der Hacienda treffen sie auf die Sexologin Lea Holzfurtner, die erfragt, in welche Richtung sich nach Wunsch der beiden, die gemeinsame Sexualität entwickeln soll. In der Folge gibt sie Tipps oder schickt die Paare zu einem Coach, beispielsweise für Tantra oder auch BDSM, damit die Paare den Weg, den sie gehen wollen, mit ein paar guten Hinweisen und manchmal auch Hilfsmitteln gehen können.

Ja, wenn man das so liest, dann hätte das ganz furchtbarer Trash werden können. Ist es aber nicht.

Denn hier wird nicht voyeuristisch auf vermeintlich „perverse“ Praktiken draufgehalten. Hier wird niemand vorgeführt. Wünsche werden ernst genommen und es wird offen kommuniziert. Bei den Paaren untereinander, aber auch mit den Coaches wird ohne „hihihi“ und „oh Gott wie peinlich“ Klartext gesprochen.

So lernen wir zuerst Alex und Gina kennen. Sie sind seit fast fünf Jahren ein Paar und Alex scheint mit der Beziehung zufrieden zu sein, wie es ist. Gina aber wünscht sich Abwechslung und dafür unter anderem einen Dreier. Während sich das Alex mit einer zweiten Frau gerade noch vorstellen könnte, ist ein zweiter Mann für ihn nicht vorstellbar.

Als zweites Paar begegnen wir Kate und Angel kennen. Ein lesbisches Pärchen, das sich laut eigener Aussage in einem Sexclub kennengelernt und seit ebenfalls etwa 5 Jahre zusammen ist. Beide wollen mehr über ihre Orgasmen lernen und darüber, wie sie sie verlängern können.

Schließlich lernen wir in Folge zwei dann Vanessa und Jakob kennen. Im Alltag gibt Vanessa den Ton an, beim Sex mag sie es aber, wenn Jakob bestimmt, was passiert. Dementsprechend wollen sie Erfahrungen in Richtung BDSM machen, wobei sie schon ein wenig für sich experimentiert haben.

Alle Beteiligten wirken, als wäre sie froh über die neuen Erfahrungen, würde gerne etwas lernen und gehen völlig offen mit dem um, was sie wollen und was ihre Partnerperson sich wünscht. Nun gut, Alex scheint bisher die Ausnahme zu sein. Ihm ist anzusehen, dass er eigentlich eine Wurzelbehandlung vorziehen würde. Falls er sich freut, an diesem Experiment teilzunehmen, dann hat er vergessen, das seinem Gesicht mitzuteilen.

Wir beobachten also in den ersten zwei Folgen, wie Kate und Angel von einem Tantra-Coach eine Yoni-Massage gezeigt bekommen. Weiterhin bringt ihnen Lea bei, was es mit Edging auf sich hat und ebenso wie die Massage, setzen sie beides auch gleich um. Was wir als Zuschauer dabei zu sehen bekommen, ist sicher nicht ganz jugendfrei. Aber es ist nie pornografisch oder gar unästhetisch. Im Gegenteil. Es werden zwei Menschen gezeigt, die ihre gemeinsame Lust ausleben und das, wie ich finde, in sehr schönen und respektvollen Bildern.

Vanessa und Jakob bekommen in einem Gebäude der Hacienda von der Domina Dominique Insomia einiges über BDSM und Schlagtechniken erklärt. Zuvor hatte ihnen Lea schon vorgeschlagen, dass während ihres gesamten Aufenthalts doch Jakob ALLE Entscheidungen treffen solle, was beide mit sichtlicher Begeisterung aufgenommen hatten.

Unter Dominiques Anleitung wird also ausprobiert und dabei viel gelacht. In meiner Lieblingsszene stutzt Vanessa dann doch, als Dominique sie nur mit Slip und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen über das Gelände zurück in ihr Appartement schickt. Ihrem Grinsen kann der Zuschauer dann aber entnehmen, dass auch sie Spaß hat.

Und darauf kommt es in diesem Format an. Alle Beteiligten (Stand Folge 2) haben offensichtlich Spaß daran, neue Dinge auszuprobieren. Außer wie gesagt Alex. Dass ein anderer Mann seine Frau anfasst, ist ganz offensichtlich ein Gedanken, an den er sich noch sehr gewöhnen muss. In dieser Konstellation steckt dann auch am ehesten Konfliktpotential. Denn Gina erklärt freimütig, sie habe schon mit Trennung gedroht, wenn sich an ihrer Sexualität nichts ändert. So sind die beiden das bisher einzige Paar, bei dem ein Beteiligter nur widerwillig mitmacht.

Alles in allem nehme ich diese neue Reihe als sehr lebensbejahend, respektvoll und offen war. Vor allem durch die Sexologin Lea Holzfurtner bekommt alles auch einen sehr informativen Charakter. Ist noch Luft nach oben? Klar. Mit zwei normschönen lesbischen Frauen mit großem Brüsten ist die Produktion natürlich auf Nummer sicher gegangen. Natürlich dürfte das Ganze noch diverser sein. Aber wollen wir nicht immer nur kritisieren, sondern auch einmal hervorheben: das hätte übel schiefgehen können und ist im Gegenteil (Stand Folge 2) ein angenehmes Format über Offenheit für neue Erfahrungen, respektvollen Umgang mit den Bedürfnissen der Partnerperson und gute Kommunikation geworden.

Und der Bezug zu BDSM? Ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Aber der spielerische und fröhliche Ansatz, mit dem Vanessa und Jakob reingehen ist schon sehr angenehm. Jakob lobt nach dem ersten Gespräch mit Lea seine Freundin sogar ausdrücklich, wie toll er es fand, dass sie direkt so herausgesprudelt sei mit dem, was sie wolle, dass er das so gar nicht von ihr kenne und es ihm das sehr erleichtert hätte, sich ebenfalls zu öffnen. Hach, da geht mit das BDSM-Blogger-Herz auf. Gerne mehr davon.

Dankbare Aufgaben

Aufgaben zu stellen und Aufgaben zu erfüllen, ist für viele Menschen, die BDSM leben, sehr reizvoll. Nicht umsonst sind Artikel, die sich mit dem Thema Aufgaben beschäftigen, in meinem Blog oft die mit den höchsten Zugriffszahlen.

Aufgaben faszinieren die Menschen, die an irgendeiner Art Machtgefälle Gefallen finden.

Viele suchen nach immer neuen Ideen, wie sie Aufgaben gestalten können. Wie sie das Thema spannend halten können. Denn wie immer ist auch hier Abwechslung das Salz in der Suppe.

Spannenderweise haben Menschen bei der Kombination „BDSM und Aufgaben“ sofort das Gefühl, nun würde etwas Unangenehmes und Schwieriges auf Sie zukommen. Aufgaben müssen aber nicht immer aussehen wie bei Aschenputtel, wo sinnlos Erbsen oder Linsen sortiert werden müssen, nur um die Prinzessin in spe beschäftigt zu halten oder zu piesacken.

Das kann aber auch ganz anders funktionieren.

So können, je nach Vorliebe der Beteiligten, Aufgaben auch unterstützend sein. Wenn beispielsweise Sub gerne mehr Sport machen möchte, sich aber immer schlecht selber überwinden kann, dann kann eine Aufgabe regelmäßig zum Sport zu gehen die Lösung sein.

Schreibt Sub zwar gerne, nimmt sich dafür aber im Alltag oft zu wenig Zeit, dann kann eine Wortvorgabe pro Tag eine sinnvolle und spannende Aufgabe sein.

Vielleicht trinkt Sub den Tag über zu wenig und eine Aufgabe mindestens zwei Liter am Tag zu trinken, könnte da Abhilfe schaffen.

Oder Sub muss für eine Prüfung lernen und schafft es nicht immer, sich konzentriert hinzusetzen? Auch dann kann eine Vorgabe von Dom mindestens so und so lange zu lernen, Abhilfe schaffen.

Consent, also Zustimmung, ist im BDSM zentral. Ohne ist es kein BDSM. Aber hier möchte ich das Thema noch einmal besonders hervorheben. Denn gerade bei solchen Aufgaben soll es nie darum gehen, Sub gegen den Willen zu verändern. Hier ist ganz ausdrücklich gemeint, dass diese und ähnliche Aufgaben von Sub selber gewünschtes Verhalten unterstützen oder fördern sollen.

Bleiben wir beim ersten oben erwähnten Beispiel. Es soll Sub durch die Aufgabe „mach mehr Sport“ eben gerade NICHT vermittelt werden „Du bist fett/unsportlich“. Es geht nicht darum, Sub so zu verändern, wie Dom sie oder ihn gerne hätte. Es geht darum, mit solchen Aufgaben gewolltes Verhalten durch eine weitere Motivation zu fördern.

Daher gehen solche Aufgaben auch nicht selten von der devoten Seite der Beziehung aus. Denn wenn Sub sagt „Ich würde gerne mehr Sport machen, kannst Du mich dabei unterstützen und wäre es nicht möglich mir eine Aufgabe zu stellen? Wenn ich es dann schaffe, bekomme ich vielleicht eine Belohnung, schaffe ich es nicht, eine Strafe?“, ist das etwas ganz anderes, als wenn Dom sagt „Ich finde Du solltest mehr Sport machen.“

So lässt sich durch BDSM dann das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Eine Möglichkeit, die meiner Erfahrung nach zu wenig genutzt wird.

Wenn ihr also auf der devoten Seite steht und auch bei der ein oder anderen Sache Unterstützung wünscht, sei diese Unterstützung auch eher nur symbolisch, um Euch selber etwas zu motivieren, dann sprecht es mal an. Sucht das Gespräch und schaut, ob ihr nicht gemeinsam etwas daraus machen könnt.

Aufgaben dürfen weiter auch fies sein und mehr oder weniger Spaß machen. Aber wie ich euch zeigen wollte, können sie auch sehr konstruktiv und unterstützend sein. Probiert es mal aus.


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