Angst vor dem nächsten Schritt

Der Einstieg in die Welt des BDSM kann schon beängstigend sein. Dabei meine ich gar nicht den Prozess, es sich selber einzugestehen darauf zu stehen. Auch nicht den Weg überhaupt zu BDSM zu finden. Nein, ich meine den konkreten Einstieg, es dann auch live auszuleben.

Denn nach den oben erwähnten Schritten ist dieser Schritt ja dann eigentlich die logische Konsequenz: die Checkliste abhaken und sich jemanden suchen, mit dem man das auch live ausleben kann.

Aber genau an diesem Schritt verharren viele. Manche sogar Jahre lang. Aber woran liegt das?

Lassen wir mal die außer Acht, die sich bewusst entscheiden den Schritt nicht zu gehen und die BDSM nicht ausleben wollen oder bei denen die Lebensumstände entgegenstehen.

Der Schritt in diese komplett neue Welt kann einem Angst machen. Es kann sich anfühlen als laufe man blind in einen Raum, ohne zu wissen wer oder was in dem Raum ist. Manche finden das aufregend, andere sind von der Vorstellung geradezu gelähmt.

Aber solche Situationen haben wir oft im Leben. Wenn man einen neuen Job antritt, weiß man nicht was einen erwartet. Wenn man Kinder bekommt, hat man auch nur eine grobe Vorstellung, was auf einen zukommt. Selbst eine neue Beziehung ist immer ein Abenteuer und man weiß nie genau, wie sie sich entwickeln wird.

Woher also die spezielle Scheu davor, sich in die Situation zu begeben BDSM auch auszuleben?

In einigen Gesprächen habe ich als Begründung gehört, man lese ja so viele schlimme Dinge. Geschichten, die anderen Frauen passiert seien. Wahre Horrorgeschichten, was alles ganz furchtbar schief laufen kann.

In manchen Foren, wo sich Frauen untereinander austauschen, scheint es nur von solchen Geschichten zu wimmeln.

Ich will das nicht kleinreden. Es gibt diese schlechten Erfahrungen natürlich. Vielleicht gibt es sie auch gar nicht mal so selten. Ich bezweifle aber, dass es sie so häufig gibt, wie man manchmal den Eindruck bekommen kann.

Mit Berichten über schlechten Erfahrungen im BDSM verhält es sich ähnlich, wie mit schlechten Kritiken von Restaurants. Wenn man in einem Restaurant gut gegessen hat, dann setzt man sich selten hin und schreibt eine Kritik darüber, wie fantastisch das Carpaccio war oder wie lecker das Risotto.

War das Carpaccio aber schlecht und der Reis bei Risotto nicht durch, war dann der Wein noch korkig, dann ist die Chance, dass man sich hinsetzt und seinem Ärger Luft macht schon deutlich größer. Ich habe mal den Satz gehört „Wer irgendwo schlecht gegessen hat, der wird es zehn anderen erzählen. Wenn er wo gut gegessen hat, dann erzählt er es vielleicht einem oder zwei.“. Ich denke, dass fasst es ganz gut zusammen.

Schlechte Erfahrungen werden wesentlich häufiger kommuniziert und weitergetragen als gute.

Mit diesen Ausführungen meine ich beim besten Willen nicht, dass es keine Gefahren gibt. Die gibt es. Niemand sollte leichtsinnig werden und zu große Risiken eingehen. Benutzt euren gesunden Menschenverstand. Seid euch sicher was ihr wollt. Hört auf euer Bauchgefühl, ob das Gegenüber der Richtige ist. Ergreift alles an Sicherheitsmaßnahmen, die ihr für notwendig haltet, damit ihr euch gut fühlt.

In den in der Einleitung verlinkten Artikeln steht einiges darüber, was ihr beachten, tun oder nicht tun solltet. Ich rate beim besten Willen nicht zu überstürzten Schnellschüssen.

Aber, lasst euch auch nicht von der Angst regieren eine schlechte Erfahrung zu machen. Auf BDSM zu verzichten aus Angst vor einer schlechten Erfahrung ist ungefähr so sinnvoll, wie nicht mehr Essen zu gehen, weil das Essen schlecht sein könnte.

Oder anders gesagt: habt Respekt vor dem Schritt in die Realität, aber keine Angst. Verhaltet euch vernünftig, hört etwas mehr auf euren Verstand und auf euren Bauch und etwas weniger auf Horrorgeschichten von anderen.

2 Gedanken zu “Angst vor dem nächsten Schritt

  1. Hallo Eisbärdom,
    da hast Du sowas von Recht….wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Nun, für Frauen ist es natürlich gefühlt und eventuell schon ein Risiko, sich im sexuellen Bereich ins BDSM Neuland zu wagen. Und es gibt diese schlimmen Erfahrungen. Ich habe zum Glück nur einige merkwürdige gemacht, im Nachhinein kann ich darüber lachen. Aber hätte ich nicht stur weitergemacht, würde ich mir wohl den Rest meines Lebens in den Hintern beißen dafür. Mein Rat dazu: Erstmal schreiben, telefonieren. Und dann treffen , in einem Club – dann wenn es wieder möglich ist- oder an einem öffentlichen Ort mit Sicherungsbegleitung im Hintergrund. Und ganz genau auf das eigene berühmte Bauchgefühl hören…
    GLG

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