Warnzeichen für Doms

Neulich habe ich mich in einem Artikel mit Warnzeichen für Subs beschäftigt. Woran man als Sub erkennen kann, dass man es womöglich mit einem Dom zu tun hat, von dem man lieber die Finger lassen sollte. Oder bei dem zumindest Vorsicht geboten ist. Diese Art Warnzeichen gibt es aber auch umgekehrt. Also woran erkennt ein Dom, dass er es mit einer oder einem Sub zu tun, bei der oder dem Vorsicht geboten ist?

Oft wird diese Perspektive vernachlässigt und sie birgt aus meiner Sicht auch ein wenig weniger Gefahren, denn meist ist doch Dom „am Ruder“ und riskiert seltener die eigenen Gesundheit. Die Gefahren der emotionalen Verletzungen sind allerdings auf beiden Seiten gleich und niemand möchte natürlich enttäuscht oder verletzt werden. Daher sind manche Warnzeichen eben doch wichtig und man sollte auf sie achten.

Wichtig ist mir dennoch, dass Verhalten wie ich es beschreibe kein Fehler ist. Es mag Doms geben, die genau das suchen. Niemand ist falsch, so lange er oder sie dem anderen nicht schadet.

„Ich gehöre für immer dir“ – In der Euphorie die Neigung endlich ausleben zu können und endlich jemanden dafür gefunden zu haben, werden oft schnell große Versprechungen gemacht. Ich musste selber schmerzhaft lernen, dass man diesen Beteuerungen nicht zu schnell glauben sollte. Oft genug ebbt die Euphorie im Alltag ab, Probleme treten auf und die großen Worte sind schnell vergessen. Also Vorsicht, Verletzungsgefahr!

Braucht ständige Anleitung BDSM ist eine wunderbare Sache und D/s erst recht. Es ist schön, wenn Sub Führung sucht und Dom sie gerne gibt. Wenn es aber ausartet, dass Führung nicht nur gewollt, sondern gebraucht wird um überhaupt durch den Alltag zu kommen, dann wird es schnell kompliziert. Und vor allem auch sehr unsexy. Wenn Sub für jeden Atemzug eine Anweisung braucht, dann mag das für den Anfang ganz spannend scheinen. Auf mittlere und vor allem lange Sicht kann es aber auch sehr anstrengend werden. In dem Fall gilt es sich in Acht zu nehmen was man sich wünscht, es könnte auf Dauer zu viel sein.

Fordert ein – Es gibt Typen von Subs, männlich wie weiblich, für die ist ein Dom eher Wunscherfüller oder Erfüllungsgehilfe oder wie auch immer man es nennen mag. Wenn Sub also zwar eigentlich geführt werden will, dann aber immer klar zu verstehen gibt „jetzt mach bitte das mit mir“, dann ist Vorsicht geboten. Nichts gegen Wünsche und dagegen sie auch zu äußern. Aber zu BDSM gehört eben auch, sich auszuliefern und zu unterwerfen. Dabei gleichzeitig den Ton anzugeben geht nur schlecht.

Ist „tabulos“ oder behauptet es – Niemand ist tabulos. Wer von sich behauptet „alles mitzumachen“ lügt oder hat irgendein Problem. Tabus mangels Erfahrungen nicht einschätzen oder benennen zu können ist damit allerdings natürlich nicht gemeint. Das kann gerade bei Anfängern immer vorkommen. Aber wenn jemand beim Kennenlernen allen Ernstes behauptet völlig tabulos zu sein, dann ist schon einmal grundsätzlich Vorsicht geboten.

Verschweigt Probleme – Richtig gefährlich kann es werden, wenn Sub von vornherein bekannte oder frisch auftretende Probleme verschweigt. Sei es aus Sorge „schwierig“ zu sein oder um zu Gefallen, in dem Sub viel aushält. Dabei können Grenzen überschritten werden und Schäden entstehen, die nicht mehr wieder gutzumachen sind. Körperliche, aber vor allem auch mentale oder seelische. Wenn Sub beispielsweise auf Rapegames steht, aber frühere Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt verschweigt, dann ist die Katastrophe vorprogrammiert. Oder Sub überspielt Schmerz, will nicht als „zu weich“ erscheinen und hält so mehr aus, als eigentlich gut gewesen wäre. Die Probleme folgen unweigerlich und können eine Spielbeziehung zerstören. Hier rate ich wie immer zu ganz offener Kommunikation.

Hält sich nicht an Absprachen – Eigentlich gilt dieser Punkt für jeden zwischenmenschliche Beziehung. Es wird schwierig, wenn das Gegenüber sich nicht an Absprachen hält und wenn möglich sollte man dann Abstand nehmen. Im BDSM gibt es aber eben noch einmal ganz andere Absprachen. Dinge, die man vereinbart und die eingehalten werden sollen. Regeln, der Rahmen den man miteinander vereinbart, wie man die Kommunikation gestaltet usw. Wer sich Sub daran immer und immer wieder nicht hält, dann ist auch das für mich immer ein Warnzeichen.

Hin und her – „Ich will, nein doch nicht, doch, nein doch nicht, oder vielleicht doch?“. Man kann Sub nicht überreden. Man sollte es auch gar nicht versuchen. Es bringt nichts. Wer nicht mit Überzeugung dabei ist, sollte eben erst klar kommen. Besser kann ich es nicht sagen. Damit sind wiederum nicht die Umstände gemeint. Umstände kann man manchmal nicht ändern und muss damit arbeiten. Aber die Überzeugung sollte da sein. Sonst wird es auch hier sehr schnell schwierig.

Wie schon neulich bei meinem Artikel über Warnzeichen bei Subs hätten es auch mehr als sieben werden können. Nun sind es sieben für beide Seiten. Vielleicht ist das ja auch eine ganz gute Symmetrie. Vollständig sind beide Aufzählungen sicher nicht. Hoffentlich dienen beide Artikel als Denkanstoß. Vielleicht können sie BDSM-Freunden auf beiden Seiten helfen potentielle Probleme frühzeitig zu erkennen um diese entweder anzusprechen oder im schlimmsten Fall die Notbremse zu ziehen.

Auch zu diesem Artikel gibt es ein Pendant bei den KollegInnen von Deviance.

7 Gedanken zu “Warnzeichen für Doms

  1. Für mich sind beide Artikel Denkanstöße. Über manches hab ich ich mir vorher halt noch nie wirklich Gedanken gemacht.
    Danke für diesen tollen Beitrag 😘

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  2. Zum „Hin und Her“ – Ja, ich hadere mit meiner Neigung immer wieder mal. Und darüber suche ich das Gespräch mit meinem Herrn, und so lang ich mir nicht sicher bin, ob ich mich gerade mit meiner Devotion wohl fühle, ist das Hin so lange leider ein Her.

    Bin ich damit eine Frau, von der man als Dom die Finger lassen sollte, nur weil ich nicht 24/7 als sub funktioniere? Das meinst du doch hoffentlich nicht damit.

    Den Punkt fand ich nicht gut durchdacht – Unsicherheit über die Akzeptanz der Neigung ist sicherlich ein großer Fehler und macht eine Sub weniger gut bespielbar, aber das bekommt man doch zu zweit geregelt… „sollte erst klar kommen“, schreibst du ja selbst. Aber wie soll ich mit meiner Neigung als sub klar kommen, ohne vorsichtig drei Schritte vor und zwei zurück mit einem Herrn die Neigung zu erkunden und positive Erfahrungen zu sammeln? Oder anders: Was wäre die Alternative für eine hadernde sub? Keine sub zu sein? Die Zweifel zu überspielen und wie eine nichthadernde sub zu wirken, bis sie klar kommt? Nicht böse gemeint, aber da hast du bei mir einen Nerv getroffen.

    Besonders beim Lesen in bdsm-Foren und im Vergleich zu anderen subs oder Erwartungen fremder Doms kommen oft Zweifel, ob ich eine „richtige sub“ bin. Dazu hast du 2018 einen wunderbaren Beitrag geschrieben. Solche Momente des Zweifels gibt es, die werden oft von außen ausgelöst und selten von innen. Und dann hadern wir. Und dann kommt es zum Hin und Her. Jetzt, da ich lese, dass man deshalb als Dom besser die Finger von mir lassen sollte, geht das Gedankenkarussell leider auch wieder los. Und jetzt fühl ich mich schlecht, weil ich mich dafür schlecht fühle.

    Ich mache besser erst einmal Pause 🙂

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    • Tatsächlich habe ich bei dem Punkt überhaupt nicht an Praktiken und an „funktionieren“ gedacht. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen und habe es deswegen auch nicht explizit ausgeschlossen oder erklärt. Was ich meinte war, wenn sich Sub erst mit Begeisterung in eine Spielbeziehung stürzt und man sich einlässt. Dann heißt es plötzlich „ich will doch nicht“, dann wieder „doch, ich will“. Das sind Situationen in denen ich vorsichtig werde und rate, sich erst einmal selber bewusst zu werden was man will. Denn auch Dom lässt sich emotional ein und leidet dann. Ich für mich erwarte eine Sub, die sich sicher ist, dass sie Sub sein möchte. Ich kann und will sie dazu nicht überreden oder sie überzeugen. Dann kann ich mich einlassen und tue es gerne. Mit 24/7 funktionieren hat das rein gar nichts zu tun.

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  3. Dann meinen wir dasselbe: Hadern und Unsicherheit darüber, ob man überhaupt ein(e) richtige Sub ist. Meist ausgelöst von außen. Zweifel über die gesamte Neigung und Eignung als sub, die nur durch Gespräche und positive Erfahrungen lösbar sind. Das hat vermutlich jede(r) sub ab und an, und deine Warnung an alle Doms, von hadernden, unsicheren Subs die Finger zu lassen, ist für mich erschreckend zu lesen. Hadern gehört zur Unterwerfung in den allermeisten Fällen dazu.

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    • Nein, das magst Du so sehen und vielleicht ist das eine sehr feine Unterscheidung. Aber ich meine, NICHT ob man eine „gute“ oder „richtige“ Sub ist. Diese Kategorien sehe ich so nicht. Ich meine den Wunsch zu haben eine zu sein. Es ist für Dom schwierig, wenn Sub sich alle paar Tage umentscheidet und doch nicht Sub sein will. Selbstzweifel kommen vor, vielleicht auch mal, ob es die richtige Entscheidung war Sub zu sein. Aber an einem Tag Begeisterung „Ich will 24/7, ich will für immer dir gehören“ und am nächsten Tag „ich lasse das mit dem BDSM ganz sein“ ist ein Problem. Daher meine Meinung, dass Dom und Sub sich beide sicher sein sollten ehe man sich aufeinander einlässt, dass das der richtige Weg für beide ist.

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