Goethe und das Dilemma Sub oder Sklavin

„Name ist Schall und Rauch“ wusste schon Goethe und schrieb es im „Faust I„. Da ist, wie so oft, eine Menge dran.

Aber keine Sorge. Wir sind hier nicht bei den Germanisten, sondern bei den Perversen. Wobei es da sicher eine große Schnittmenge gibt. Daher soll es hier also nicht um Goethe gehen, sondern um die Frage: Wie nennt sich diese Rolle des „dienenden Parts“ in einer BDSM-Konstellation?

Es gibt da viele Begriffe: Sub, Sklavin, Bottom, O, Zofe und vielleicht noch ein paar mehr die ich nicht kenne.

Zuerst einmal die gängigen Definitionen und schon die sind schwammig. Wie bei so vielem im BDSM gibt es kein goldenes Buch, in dem die allgemein gültigen Regeln stehen.

Als Sub wird allgemein eine devote Person beschrieben. Also eine Person, die Lust und Freude daran hat, sich einem dominanten Part zu unterwerfen. Die es genießt seinen Anweisungen und Regeln zu folgen.

Eine Sklavin ist einer Sub einigermaßen ähnlich in ihrer Neigung. Der wichtige Unterschied der meistens zwischen beiden gemacht wird ist, dass eine Sklavin als rechtlos gesehen wird. Wo die Sub also Möglichkeiten hat ein Veto einzulegen, Tabus zu definieren etc. hat die Sklavin diese Rechte nicht.

Manche sehen in einer Sklavin eine Weiterentwicklung einer Sub. Andere empfinden die beiden als ganz unterschiedliche Rollen.

Als Bottom bezeichnet man eine Person die in der BDSM-Beziehung den passiven Part einnimmt, dabei aber meist nicht devot ist, sondern dem in dem Fall Top genannten Partner auf Augenhöhe begegnet. Diese Rollenverteilung findet man am ehesten in Konstellationen wo es rein um SM, also Sadomasochismus geht.

Eine O wieder ist auch im allgemeinen eine Sub, die ihre Rolle aus dem berühmten Buch „Die Geschichte der O“ ableitet und häufig den dort formulierten Regeln folgt und den dort beschrieben Kleidungsstil pflegt.

Auch eine Zofe ist eher eine Spielart der oben beschrieben Rollen. Die Zofe ist oft in Kleidung von Haus- oder Zimmermädchen gekleidet. Oft ist eine Zofe nicht sexuell verfügbar oder nicht nur. Sondern dient, wie der Name andeutet, als Hilfe im Haushalt.

Ist die Verwendung dieser Begriffe nun verpflichtend und wird man aus BDSM-Kreisen raus geworfen, wenn man sie falsch benutzt? Nein. Und wenn doch, dann sind es die falschen Kreise.

Diese Begriffe dienen allerdings dazu zu kategorisieren. Und das kann hilfreich sein, wenn man ein Gegenüber sucht um sich auszuleben. Wer sich also als Sub bezeichnet wird beim Gegenüber eher die Erwartung wecken, es mit einer devoten Person zu tun zu haben. Das hilft beiden zu ahnen, was einen erwartet oder was man sucht.

Muss man sich in eine Kategorie einsortieren und dann da immer bleiben? Nein, natürlich nicht. Wer Lust hat darf auch heute eine Sub sein und morgen eine Zofe oder eine Domina. So lange das Gegenüber mitzieht ist einfach alles erlaubt. Und wenn man sich parallel mit mehreren auslebt ist ein Rollenwechsel oft noch einfacher.

Und sind diese Rollen oder Kategorien nun so in Stein gemeißelt? Auch das nicht. Daher ist die Kommunikation ganz wichtig. Wer etwas wie versteht und definiert, dass ist ganz individuell. Daher muss man darüber reden und erfragen, was genau der andere darunter versteht. Klären was Ok ist und was Tabus sind usw. Das Übliche also.

Ich persönlich habe früher gerne den Begriff Sklavin verwendet. Dabei habe ich in meinem Verständnis nie eine völlig rechtlose Frau gemeint. Das ging mit damals und ginge mir heute auch zu weit. Per Definition von weiter oben habe ich immer eine Sub gemeint. Aber der Begriff Sklavin hatte für mich etwas archaisches. Etwas von römischen Orgien und nackten Sklavinnen in Ketten. Die Vorstellung gefiel mir.

Irgendwann störte mich dann der Beigeschmack der Rechtlosigkeit selber und ich war die Erklärungen Leid, dass ich es anders meinte. So bin ich zum Begriff Sub zurück gekommen. Man könnte sagen, ich habe mich dem Mainstream gebeugt. 😉

Zum Thema Sub noch ein Gedanke der nur halb hier hin gehört, der aber mal gesagt werden muss. Es gibt weniges im BDSM, dass abturnender ist als wenn der Begriff „Subbie“ oder „Subbilein“ verwendet wird. Für mich das Äquivalent dazu, wenn sich Paare als „Mutti“ und „Vati“ ansprechen. Aber das nur am Rande.

Meine Gedanken zum Thema Sub, Sklavin oder andere Kategorien ist: Kategorien sind wichtig. Sie helfen bei der Kommunikation, denn so hat jeder eine Ungefähre Vorstellung was der andere meint. Wenn wir von einem Stuhl, einem Hocker oder einem Sessel reden, dann weiß auch jeder in etwa was gemeint ist. Das erleichtert die Kommunikation.

Ähnlich ist es bei diesen Begriffen. Dennoch sind die Übergänge fließend. Sowohl bei Hockern und Stühlen, als auch bei Subs und Sklaven. Während ich Diskussionen mit einem Küchenstuhl für sinnlos halte, empfehle ich sie im BDSM uneingeschränkt. Jeder definiert sich etwas anders. Und eine gewählte Kategorie  wie Sub oder Sklavin kann nur einen Fingerzeig geben. Sie kann nicht eine so facettenreiche Neigung wie BDSM in Gänze definieren.

Denn am Ende kommt es eben darauf an, wie man die Neigung mit Leben füllt und nicht welche Überschrift darüber steht. Und ich wette das wusste auch schon Goethe, der ja auch kein Kostverächter war.

5 Gedanken zu “Goethe und das Dilemma Sub oder Sklavin

  1. Danke für das Subbilein!
    Dem Subbilein darf man nämlich auf gar keinen Fall weh tun. Es darf auch keine blauen Flecke oder schlimmeres bekommen.
    *Ironieoff*
    Liebe Grüße

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